
Jacopo Bellussi und Alina Cojocaru im zweiten Teil von „Epilog“ von John Neumeier. Foto vom Hamburg Ballett: Kiran West
Für das Hamburg Ballett ist es schon fast Routine: Im Oktober eines jeden Jahres geht es auf zum Gastspiel nach Baden-Baden (Deutschland) ins Festspielhaus, und bis 2030 mindestens wird dieses im Rahmen des Festivals „The World of John Neumeier“ stattfinden. Dieses Jahr zeigt Neumeiers ehemalige Truppe dessen jüngste Kreation, die tänzerische Autobiografie „Epilog“, sowie „Die Möwe“, Neumeiers großartiges Tschechow-Ballett. Russisch geprägt ist auch das Gastspiel des Stuttgarter Balletts in Washington (USA): „Onegin“ von John Cranko nach Alexander Puschkin, eines der bedeutendsten Ballette des 20. Jahrhunderts, wird dort gezeigt. 30 Jahre lang waren die Stuttgarter nicht in der amerikanischen Hauptstadt zu sehen, jetzt aber gleich mit sieben Vorstellungen. Zurück in Stuttgart, geht es russisch und mit Gästen weiter: In „Anna Karenina“ nach Leo Tolstoi von John Neumeier werden Edvin Revazov (Hamburg Ballett) und Jacopo Bellussi (ehemals Hamburg Ballett) alternierend die männliche Hauptrolle tanzen. Als dritte Gruppe Reisender bereiten sich die Tänzerinnen und Tänzer vom Bayerischen Staatsballett vor: auf ihr Gastspiel in Barcelona (Spanien) mit „Giselle“ in der Version von Peter Wright nach Jean Coralli, Jules Perrot und Marius Petipa. Klassik ist halt immer wieder wie ein Joker, und das klassische Ballett beweist, dass echte Qualität nicht untergeht.

Die Ballet Brilliance Gala lockt mit Stars wie David Motta Soares aus Berlin, Maya Makhateli aus Amsterdam und Ines Macintosh aus Paris zu einem furiosen Programm, prall gefüllt mit viel Klassik und etwas Moderne, so wie es die meisten echten Ballettfans lieben. Nur am Sonntag, den 30.11.25! Tickets: hier! Foto: PR
Highlights gibt es aber auch weitere für jene vom Stammpublikum, die zuhause bleiben. So zeigt das Hamburg Ballett in der zweiten Oktober-Hälfte in der Hamburgischen Staatsoper „Die Möwe“ und „Die kleine Meerjungfrau“, und zusätzlich wird das neue Format „Eintauchen ins Ballettzentrum“ alias eine Führung durch das von Arbeit am lebendigen Körper geprägte Ballettzentrum Hamburg – John Neumeier ausprobiert. Viel Erfolg!
Das Staatsballett Berlin (SBB) schwingt sich sogar zu einer Uraufführung auf, ganz knapp noch im Oktober – am 31.10.25 – positioniert. Wer vorab wissen will, was sich hinter dem Titelschlagwort „Wunderkammer“ verbirgt, kann dieses entweder hier im Ballett-Journal nachlesen oder / und am 19.10. zum SBB zu einem „Premierengespräch“ mit Choreograf Marcos Morau pilgern. Und zwar ins ehrwürdige Schiller Theater, das derzeit der liebliche Ersatz-Spielort für die Komische Oper Berlin ist.

John Neumeiers „Anna Karenina“ (Miriam Kacerova) auf der Probe. Ihr Blick ist hungrig nach Liebe… Foto vom Stuttgarter Ballett: Roman Novitzky
Auch das Ballett Dortmund bereitet eine Premiere vor: Die bereits musikalisch aufregende „Carmina Burana“ in der Choreografie von Edward Clug – und nach der Originalpartitur von Carl Orff. Premiere ist am 18.10.25, und am 7.10. gibt es eine Öffentliche Probe, am 12.10. eine Matinee. Worauf sollte man sich freuen, wenn nicht auf diesen glänzend-modernen Balletttanz?
Das Semperoper Ballett in Dresden hingegen holt tief Luft und tanzt seinen modern ausgelegten „Schwanensee“ von John Inger, zudem – gen Ende des Monats – die köstlich schräge Tanzsatire „Wonderful World“ von Kinsun Chan und Martin Zimmermann. Die Vorbereitungen zur November-Premiere (am 8.11.25) laufen aber schon: „Wings and Feathers“ heißt sie auf Englisch, und sie vereint ein Frühwerk des britischen Choreo-Stars Akram Khan („Vertical Road“) mit einer Arbeit von Stephanie Lake („Colossus“), die in Europa noch nicht bekannt ist, in Kanada und Australien aber sehr wohl.

David Motta Soares vom Staatsballett Berlin scheint zu fliegen, wenn er über die Bühne springt – und am 30.11.25 landet er punktgenau bei der Brilliance Ballet Gala in Frankfurt/Main. Eine schöne Gelegenheit, der Mainmetropole einen Besuch abzustatten! Tickets: hier! Foto: PR
Und wer es richtig toll haben will, plant auch schon mal einen Ritt nach Frankfurt am Main, denn dort steigt am Sonntag, dem 30.11.25, in der Jahrhunderthalle die „Ballet Brilliance Gala“, in der unter anderem Stars wie David Motta Soares vom SBB, Ines Macintosh vom Ballett der Pariser Opéra, Leo Dixon vom Londoner Royal Ballet und Maya Makhateli von Het Nationale Ballet auftreten. Hier brilliert die Klassik, wie der Titel schon erahnen lässt, mit Tänzen aus „Le Corsaire“, „Don Quixote“ und „Esmeralda“, wobei „Romeo & Julia“, „Carmen“ und zwei zeitgenössische Stücke nicht zu kurz kommen. Olé? Olé!
Gisela Sonnenburg
www.bayerisches-staatsballett.de