Tanz der Stille Frohe Ostern! Und eine schöne stille Zeit… Aber dann geht es wieder richtig rund bei den großen deutschen Ballettensembles

Ostern 2019

Ostern ist eine Zeit der Wiederkehr des Schönen und Wahrhaftigen – aber auch des Genießens der Sonne auf dem Balkon, voll Vorfreude auf die nächste Vorstellung.  Foto: Gisela Sonnenburg

Ostern ist ein Fest der Erneuerung, der Wiederauferstehung, der Wiederkehr des Schönen und Richtigen, des Lebens, der Freiheit, der Beglückung, auch des Ewiglichen. Und natürlich des Frühlings, sogar des nahenden Sommers, der mancherorts schon angekommen scheint. Auch die Ballettcompagnien erfinden sich in aller Stille heimlich neu zu dieser Zeit, um dann mit voller Kraft – die nicht nur von Ostereiern stammt – auf die Bühne zurückzukehren. Das Staatsballett Berlin macht den Anfang mit „La Sylphide“, schon am heutigen Ostermontag:

"La Sylphide" ist echt dänisch

„La Sylphide“ schwebt auch zu Ostern, hier in einer Bühnenprobe mit  Maria Kochetkova und Daniil Simkin mit dem Staatsballett Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Maria Kochetkova wird als Stargast mit dem nicht minder berühmten Daniil Simkin an ihrer Seite im Bournonville-Stil so zierlich wie virtuos auftanzen, Beginn ist bereits ganz familienfreundlich um 16 Uhr in der Deutschen Oper Berlin, und: Es gibt noch Tickets in allen Preislagen, also nix wie ran! Damit der Osterhase auch mal tanzen lernt!

Das Stuttgarter Ballett folgt dann in zwei Tagen am 24. April 2019, um mit seinem Nachwuchs-Choreografen-Programm „Aufbruch!“ zu begeistern. Das ist nun nichts für Liebhaber der puristischen Klassik, aber wer Experimentelles nicht scheut, wird hier seine Freude an den schön trainierten Tänzerkörpern haben. Zumal die Truppe gestern gleich zwei Mal mit der bewegenden „Kameliendame“ von John Neumeier zeigte, wie arriviert sie die Ballettkunst auszuüben in der Lage ist. So wurden Elisa Badenes und der blutjunge Ciro Ernesto Mansilla, der vermutlich jüngste Neumeier’sche Armand der bisherigen Tanzgeschichte, stürmisch gefeiert.

Das Dresdner Semperoper Ballett wird dann für alle Fans und Neueinsteiger ins klassische Ballett am Freitag, dem 26. April, den von Aaron S. Watkin klassisch aufbereiteten „Schwanensee“ tanzen, mit Sangeun Lee und Dmitry Semionov in den Hauptrollen. Wenn das keine Wiederkehr der ewigen Werte ist!

Das Ballett Dortmund, wo „DimaSemionov auch häufig tanzt und das derzeit noch auf einem aufregenden Gastspiel in Sankt Petersburg weilt, lädt dann am Sonntag, dem 28. April, zu seiner kunterbunten „Alice“ ein, während man sich beim Hamburg Ballett auf die am 29. April erfolgende „Anna Karenina“ von John Neumeier (mit der immer wieder überwältigenden Musik von „Schwanensee“-Komponisten Peter I. Tschaikowsky) freut: mit der Hamburger Urbesetzung alias der unvergleichlichen Anna Laudere als Titelheldin und Edvin Revazov als Graf Wronski.

Am 1. Mai erfolgen dann mit Spannung und Vorfreude erwartete Debüts: mit Xue Lin als „Anna Karenina“ und Jacopo Bellussi – anstelle von Alexandr Trusch – als Liebhaber Wronski an ihrer Seite.

Die Nijinsky-Gala XLIII erstrahlte

Edvin Revazov und Anna Laudere vom Hamburg Ballett in „Anna Karenina“ von John Neumeier – immer wieder toll anzusehen, mit Linien und Posen, die vor allem die Paartänze zu einem Augenschmaus machen. Foto: Kiran West

Das Hamburg Ballett rief übrigens ganz unorthodox ein „Anna Karenina Festival“ aus, das außer den beiden Hamburger Besetzungen im Mai auch Aufführungen mit Stargästen wie Olga Smirnova und Artem Ovcharenko vom Bolschoi Ballett, aber auch mit Svetlana Lunkina und Harrison James vom National Ballet of Canada zu bieten hat.

Fertig mit „Anna Karenina“ beziehungsweise mit der umjubelten „Ballettfestwoche“, die von dieser beendet wurde (und zwar in der Choreografie von Christian Spuck) hat hingegen das Bayerische Staatsballett.

Es darf sich darum über Ostern zeitgemäß ausruhen und die Seele wie die schönen Beine mal ausgiebig baumeln lassen, um dann am 8. Mai wieder stark in Erscheinung zu treten: mit „Spartacus“, dem Kampfballett fürs Wesentliche: Liebe, Macht, Freiheit und tragische Subversion haben dann wieder Konjunktur.

"Anna Karenina" hat Konjunktur bei Geldgebern im Ballett

„Anna Karenina“ von Christian Spuck beendete die Ballettfestwoche 2019 in München. Hier mit Ksenia Ryzhkova, bekniet von Erik Murzagaliyev. Foto/Bayerischen Staatsballett: Wilfried Hösl

Bis dahin gilt es, den Tanz der Stille in Gedanken zu genießen, auf dem Balkon bei einem Drink oder bei einem Picknick im Park. Oder Sie bringen Ihren eigenen Körper in Schwung, da ist ganz Ihre österliche Fantasie gefragt.

Grüßen Sie den Osterhasen, wenn Sie ihn dabei treffen, und sagen Sie ihm, dass er in seiner freien Zeit, die er ja bald reichlich hat, endlich mal wieder ins Ballett gehen muss.
Gisela Sonnenburg

www.staatsballett-berlin.de

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