Rassismus, Missverständnis oder falsche Beschuldigung? Hexenjagd auf Berliner Art: Beim Staatsballett Berlin wird in Sachen Rassismus ermittelt – aber nicht vom Staatsanwalt

Rassismus beim Staatsballett Berlin

Chloé Lopes Gomes, fotografiert von Steffen Jänicke für den „Spiegel“ (Ausschnitt): Sie hat hier eine nicht wirklich gute Handhaltung für Ballett. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Rassismus ist kein Kavaliersdelikt. Falsche Beschuldigung aber auch nicht. Zwischen diesen beiden Extremen schwankt die aktuelle Befindlichkeit einer Truppe, die sich in Zeiten, in denen es der Hochkultur schwer gemacht wird, kaum noch als einheitliches Staatsballett begreifen kann. Das Staatsballett Berlin (SBB), von Interimsintendantin Christiane Theobald (Spitzname intern: „Frau Doktor“) geleitet, ist zerrissen: in solche Mitarbeiter, die ihre Vorgesetzten gern des Rassismus beschuldigt sehen, und in solche, die in der angeblich aufklärerischen Hauptakteurin Chloé Lopes Gomes die hysterische Anführerin einer Hexenjagd erkennen. Fakt ist, dass Chloé Lopes Gomes etlichen Fachleuten im Publikum als unzureichende Corps-Tänzerin auffiel. Es besteht sogar der Verdacht, dass sie nicht trotz, sondern nur wegen ihrer schwarzen Hautfarbe eingestellt wurde: Damit das Staatsballett Berlin den kulturpolitischen Ansprüchen des Berliner Senats an „Diversity“ genügt. Denn die Einstellung der dunkelhäutigen Gruppentänzerin erfolgte in den Monaten nach der offiziellen Wegweisung hin zur „Diversity“ als Zielvorgabe durch den Berliner Kultursenat. Das war noch während der mittlerweile gescheiterten Doppelintendanz Öhman / Waltz. Dass der Vertrag von Lopes Gomes jetzt nicht verlängert wurde, war angesichts ihrer mangelhaften Leistungen indes keine Überraschung. Eine Kollegin von ihr beschreibt sie als „oft müde und unkonzentriert“, eine andere schlichtweg als „faul“. Zudem soll sie des öfteren während der Vorstellungen in der Seitengasse unbeherrscht auf Französisch vor sich hin geschimpft haben. Was erstens auf psychische Auffälligkeit hinweist und zweitens andere Tänzerinnen bei der Arbeit störte. Eine Stellungnahme dazu verweigert Lopes Gomes.

Warum aber erntet dieses offenkundig überforderte Mädchen so viel Mitleid und Sympathie?

Seit einem ziemlich einseitig recherchierten Artikel im „Spiegel“, der die Möglichkeit, dass Chloé Lopes Gomes lügen könnte, nicht mal in Betracht zieht, steht die Tänzerin als Heldin da, mehr noch: als Aufklärerin nach dem Motto, so gehe es wirklich im Staatsballett zu.

Sie wurde mit einem Schlag berühmt, was ihr mit Balletttanzen vermutlich nie gelungen wäre.

Sogar das Foto, das im „Spiegel“ groß von ihr abgedruckt ist, beweist schon, dass ihr Talent nur mäßig ist. Ihre linke Hand hängt da schlaff in der Gegend herum statt anmutig bis in die Fingerspitzen geführt zu sein. Auch die linke Hand ist in keine gute Position gebracht. Und ihr linkes Bein, als Standbein, wirkt nicht richtig durchgestreckt – im klassischen Ballett ist das nicht haltbar.

Das ist den Reportern, die sie zum Opfer ernennen, aber egal. Die „Spiegel“-Autorin etwa kennt sich sowieso nicht ganz so gut aus und nimmt mal eben an, Gruppentänzerinnen würden reihenweise und synchron Fouettés und „Ballons“ auf der Bühne drehen. So etwas muss man für das Fachpublikum nicht kommentieren.

An die psychische Verfassung der von Lopes Gomes lauthals beschuldigten Ballettmeisterin – deren Namen alle Insider der internationalen Ballettwelt und auch alle aufmerksamen Ballett-Journal-Leser kennen, denn nur sie ist Spezialistin für die klassischen Damen-Gruppen beim SBB – denken Viele jedoch nicht.

Wie fühlt es sich wohl an, wenn man über zwanzig Jahre lang hervorragende Arbeit geleistet hat und dann von einem den Anforderungen nicht entsprechenden Mädchen ausgerechnet des Rassismus beschuldigt wird?

"La Sylphide" ist echt dänisch

Bühnenprobe zu „La Sylphide“ mit Daniil Simkin (vorne) und dem Staatsballett Berlin. Auf Synchronizität bei den Bewegungen kommt es oft im Damen-Corps an. Foto: Gisela Sonnenburg

Vielleicht ist es der Ballettmeisterin gar nicht klar, dass es vielleicht ein Fehler war, sich bisher nicht öffentlich zu äußern. Denn es hatte ja Gründe, warum sie Chloé Lopes Gomes öfters als andere Ballerinen korrigieren und schelten musste. Das gehört zur Arbeit einer Ballettmeisterin – und belastbare Tänzer sind dafür dankbar, wenn ihnen Aufmerksamkeit und Korrektur zuteil werden.

Klassisches Ballett ist nun mal wie Leistungssport. Die Auslese findet auch während des Berufslebens statt. Mit Rassismus kommt man da nicht weit. Worauf geachtet wird, sind sportliche und künstlerische Leistungen, die für Außenstehende unerreichbar wirken.

Darum ist es so lächerlich, generell die Ballett-Branche als unsensibel in diesem Punkt darzustellen. Im Ballett zählen Leistung und Qualität, Disziplin und Aufopferungsbereitschaft. Haut- und Haarfarbe sind hingegen egal. Das sagt einem weltweit jede und jeder, die oder der mit Profis arbeiten oder gearbeitet haben.

Das Publikum hat schon eher Ressentiments, was zumeist am Faktor der Gewöhnung liegt. Zunehmend werden dunkelhäutige Ballettstars darum akzeptiert – auch ohne staatliche Umerziehung. Quoten-Schwarze wären da ein harscher Eingriff, aber sicher noch eher akzeptabel als eine blindwütige Hexenjagd auf Rassismen, die zwar nicht fassbar sind, deshalb aber als „Alltagsrassismen“ irgendwie dingfest gemacht werden sollen.

Problematisch ist im Ballett aber, bei uns wie auch etwa in Amerika, die mangelhafte staatliche Förderung des Nachwuchses. Professioneller Ballettunterricht ist teuer – und solange Schwarze weniger verdienen als Weiße, werden sie ihre Kinder nicht ins Ballett schicken können.

Die staatliche Förderung des Ballettnachwuchses ist in den USA wie in den europäischen Staaten aber viel zu begrenzt. Eine systematische Förderung wie in Russland gibt es sogar überhaupt nicht!

In Deutschland bilden Schwarze zudem keine Mehrheit, weder bei der Bevölkerung noch bei den Hobbytänzern noch bei den Ballettstudenten. Von daher ist der Anblick tanzender Schwarzer sowieso immer noch ungewohnt.

Doch mit zunehmender Globalisierung kommen immer mehr nicht-weiße Jungen und Mädchen ins Ballett, das ist international so, auch in Deutschland, und das ist gut so.

Das Landesjugendballett Berlin probt

Victor Goncalvez Caixeta war zwei Jahre lang der Stolz der Staatlichen Ballettschule Berlin – und wurde vom Mariinsky Theater in Sankt Petersburg engagiert. Foto: Gisela Sonnenburg

Wenn man das fördern möchte – bitte! Her mit Förderprogrammen für begabte Ballettkinder! Her mit Aufklärungsprogrammen für Eltern, die glauben, ihr Kind würde im Ballett schwul oder eine Prostituierte. Her damit!

Da liegen nämlich die wirklichen Diversity-Probleme unserer Gesellschaft: In den abnormalen, die eigenen Kinder in ihrer Entwicklung behindernden Vorstellungen von religiös oder kleinbürgerlich geprägten Eltern.

Darum kommen die meisten Schwarzen oder auch türkischstämmigen Tänzer im deutschen Ballett aus dem Ausland: um mit ihrem Talent einen sozialen Aufstieg hinzulegen. Migranten in Deutschland haben hingegen oft Vorurteile gegen die disziplinierte Körperkunst.

Dabei schaffen es Manche mit dunkler Haut an die Spitze einer renommierten Truppe.

Schauen wir mal ein Stück weiter nach Süden. Nach München. Zum Bayerischen Staatsballett.

Dort gibt es gleich zwei männliche Stars, die dunkelhäutig sind: Yonah Acosta, dessen sanfter kubanischer Café-au-lait-Farbton den meisten Kostümfarben edel schmeichelt, und Osiel Gouneo, dessen tiefschwarzer Afro-Teint in manchen Rollen nachgerade eine Sensation ist, etwa als Puck in John Neumeiers „Sommernachtstraum“.

Es ist nicht bekannt, dass sie sich im Profi-Ballettbetrieb mal diskriminiert gefühlt hätten.

Wer nun schon allein das Wahrnehmen ihrer Hautfarbe als rassistisch bezeichnen will, sollte unbedingt seinen IQ überprüfen lassen. Vielleicht liegt da eine Schwäche vor.

Denn selbstverständlich darf und muss man über die Verschiedenheiten von Menschen sprechen, was nicht heißt, dass man diese Unterschiede unter allen Umständen auf der Bühne zeigen will. In einem klassischen Corps de ballet etwa tragen alle Damen die gleiche Frisur, das gleiche Kleid, das gleiche Diadem etc. – hier ist es eine Frage des Geschmacks, ob man die natürliche Hautfarbe belassen oder alle ähnlich sehen möchte.

Wenn man eine historisierende Inszenierung hat und den Gesamteindruck der Gleichheit der Damen betont wissen will, ist ein Verzicht auf helle Körperschminke unlogisch.

"La Bayadère" mit Elisa Carrillo Cabrera in der Hauptrolle

Ein ballet blanc in einer historisierenden Version: Das Corps vom Staatsballett Berlin als weiße Schatten aus „La Bayadère“ in der Staatsoper Unter den Linden. Es müssen nicht alle kalkweiß sein. Aber ein dunkler Teint fällt halt auf. Wenn die Tänzerin schön tanzt – kein Problem! Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Man kann aber auch stolz darauf hinweisen, dass man nun endlich eine schwarze Tänzerin im Ensemble hat. Dann sollte sie das Schminken natürlich unterlassen.

Was ist nun eher rassistisch – das Ausstellen der schwarzen Hautfarbe oder ihr Überschminken? Man kann wirklich darüber streiten.

Eines geht aber nicht: Nur die allgemeine Unzufriedenheit von einigen Tänzerinnen und Tänzern zum Maßstab zu nehmen.

Tänzerinnen und Tänzer haben nämlich ein Grundproblem: Sie sind oftmals überwiegend körperlich ausgebildet, und wer Tänzer privat kennt, weiß, dass sie enorme Bildungslücken in allen nur denkbaren Bereichen haben. Was durch ihre einseitige Ausbildung von Kindesbeinen an nur nachvollziehbar ist.

Das einzusehen, sind sie aber nicht immer in der Lage. Und entscheiden sie immer richtig, was gut für sie ist?

Chloé Lopes Gomes wollte sich für das „ballet blanc“ nicht weiß schminken und hatte davon einen gravierenden Nachteil. Sie fiel dadurch nämlich im ansonsten hellhäutigen Ensemble der Damen vom SBB krass auf, obwohl sie meistens ganz hinten tanzte.

Wäre sie ein großes Talent, hätte ihr das Auffallen durch die Hautfarbe genützt. So aber fiel vor allem auf, wenn sie nicht im Takt tanzen konnte und das Bein nicht hoch genug in eine waagerechte Arabeske bekam.

Die Ballettmeisterin setzte sie nicht ohne Grund zumeist ganz hinten ein.

"Schwanensee" von Patrice Bart - beim Staatsballett Berlin

Schwäne mit Grazie, die Hautfarbe ist nebensächlich: Das Staatsballett Berlin nach „Schwanensee“ in der Deutschen Oper Berlin. Schlussapplaus-Foto: Gisela Sonnenburg

Und wäre die junge Künstlerin nicht schwarz gewesen, man hätte darüber vielleicht schon früher mal gespottet. Jawohl: gespottet!

Künstler sind nämlich keine Psychopathen, denen man Kritik unbedingt vorenthalten muss. Künstler, auch Künstlerinnen, müssen Kritik abkönnen – interne wie externe.

Und Spott ist übrigens auch erlaubt in der deutschen Demokratie. Spott, Satire, Humor und Kritik sind mitnichten generell menschenentwürdigend oder herabsetzend oder demütigend oder beleidigend. Sie sind erlaubt und müssen ausgehalten werden!

Wer das nicht kann, der sollte nicht Profitänzer werden. Hier wird viel kritisiert, vor allem bei den Proben durch die Vorgesetzten. Das liegt nicht daran, dass alle Ballettmeister schikanöse Typen wären, sondern daran, dass der Mensch an sich ein Phlegma hat und überstarke körperliche Anstrengungen am besten erbringt, wenn er dazu ein bisschen getriezt wird.

Das ist im Leistungssport genau dasselbe!

Für höfliche Floskeln wie „Würden Sie freundlicherweise das Bein anheben?“ würde niemand eine atemberaubend schöne Arabeske hinbekommen.

Und wer in einer Leistungskunst zu wenig Leistung zeigt, wird erst recht getriezt. Damit hat er die Chance, sich zu verbessern, und es gibt Fälle, in denen das gelingt.

Am schlimmsten wird es darum zumeist von Tänzern empfunden, wenn sie von der Ballettmeisterin ignoriert werden.

Solange aber kritisiert wird, solange ist Hoffnung!

Das wissen sogar Superstars. Egal, welche Hautfarbe sie haben.

Stuttgart ist eine Reise wert

Jason Reilly tanzt den „Bolero“ mit dem Stuttgarter Ballett – seine Hautfarbe ist auch in den anderen Hauptrollen keine Frage wert, sondern einfach schön. Nur als böse Fee „Carabosse“ in Marcia Haydées „Dornröschen“ muss er sich grellweiß schminken, wie jeder, der die Partie tanzt. Bisher war das nie ein Problem. Warum auch? Das Make-up gehört eben oft zum Kostüm. Foto: Stuttgarter Ballett

Besonders viel Hoffnung gibt es, wenn Talent und Fleiß und das berühmte Quäntchen Glück zusammen kommen. Dann hat auch das Publikum Glück und kann sich an außerordentlich schön tanzenden Ballettmenschen erfreuen.

Beim Stuttgarter Ballett sind mit Jason Reilly und Adhonay Soares da Silva zwei der örtlichen absoluten Stars definitiv nicht hellhäutig, und mit Rocio Aleman gibt es eine glutäugige, braunhäutige Mexikanerin als Solistin.

Von Rassenwahn bei einem ihrer Ausbilder oder Chefs hat man aber nie etwas gehört.

Tamas Detrich, der Stuttgarter Ballettintendant, würde entsprechende Anwürfe wohl ebenso wie sein verdienter Vorgänger Reid Andersen nicht bereitwillig akzeptieren.

Es zeugt von einer gewissen Schwäche und Unsicherheit, dass „Frau Doktor“, also Christiane Theobald, die Situation in Berlin nicht besser meistern kann als mit kleinen Zugeständnissen.

Aber gucken wir mal weiter durchs Land: Beim Semperoper Ballett tanzt und ballettmeistert mit Marcelo Gomez ein nicht-weißer Superstar aus den USA (der dort wegen angeblicher sexueller Übergriffe ging), und mit Houston Thomas ein Afroamerikaner, der zudem seit Jahren auch choreografiert.

Beim Hamburg Ballett gibt es mehrere rotbraune Jungs, wie David Rodriguez und Ricardo Urbina. Natürlich kann man sich fragen, warum John Neumeier, der dortige Ballettchef, seit Jahrzehnten keinen neuen schwarzen Star aufbaute. Mit Ronald Darden hatte er im vergangenen Jahrhundert einen schokobraunen Solisten.

Aber ist das nicht auch ein Stück weit künstlerische Freiheit? Tänzerinnen und Tänzer werden unter anderem nach Statur und Körpergewicht, nach Gesicht und Ausdruck ausgewählt. Irgendwer fällt da immer durch, wenn sich Hunderte bewerben und nur zehn Positionen besetzt werden können. Fakt ist, dass bereits in den Ballettschulen Schwarze in der Minderheit sind.

"Höhepunkte" beim Stuttgarter Ballett

Erotik am Limit: Elisa Badenes und Adhonay Soares da Silva in „Petite Mort“ von Jiri Kylián im Programm „Höhepunkte“ (als Live-Stream hieß es „Angels and Demons“) beim Stuttgarter Ballett. Foto: Roman Novitzky

Es fällt außerdem auf, dass es oftmals Männer sind, die als Dunkelhäutige ins Profiballett gehen. Eltern haben anscheinend weltweit oft Bedenken, ihre Töchter im Beruf soviel Körper zeigen zu lassen: Sie lassen sie erst gar nicht in die Profiausbildung.

Aber auch beim Staatsballett Berlin sind Chloé Lopes Gomes und Gregor Glocke, der schon ein Jahr länger als Lopes Gomes im Ensemble tanzt, nicht die einzigen Farbigen.

Die Primaballerina Elisa Carrillo Cabrera stammt aus Mexiko und hat einen schönen rotbraunen Hautton. Seit 2007 tanzt sie in Berlin.

Mag sein, dass sie sich zu Beginn ihrer Berliner Karriere nicht immer optimal gefördert fühlte. Aber Rassismus?

Rassismus ist nicht beliebig umdeutbar. Rassismus ist nicht weich und überall vorhanden. Vorurteile, die latent sind, brechen früher oder später auf und werden sichtbar. Sie müssen bekämpft werden – aber nicht mangels falscher oder überzogener Anwürfe.

Natürlich kann man im Nachhinein jede Ungerechtigkeit, die einem im Berufsleben widerfuhr, mit Vorurteilen oder Ressentiments bei den Vorgesetzten begründen, und wenn es sich anbietet, auch mit „Alltagsrassismus“. Aber ist das immer zutreffend?

Vielmehr ist zutreffend, dass der rot-rote Berliner Senat eine gnadenlose Umwandlung der Kulturszene wünscht. Weg vom „Elitären“, weg von der Hochkultur – hin zu lauten Clubs mit viel Alkoholgenuss für Touristen, hin zu Massenevents und zur Party „für alle“.

So rangieren derzeit Clubbetreiber neben Theaterbetreibern, um Corona-Hilfen des Landes Berlin aus dem Kulturbudget zu erhalten. Die Solo-Selbständigen, also Künstler und Kreative, lässt man hingegen am ausgestreckten Arm verhungern.

Der Grund mag die erwünschte Kommerzialisierung der Stadt sein. Gefördert wird, was Geld bringt. Pop über alles!

Durch die Corona-Pandemie hat die Vermassung der Kultur allerdings einen Stopp erhalten. Die von Klaus Lederer geplante Öffnung einiger Grünanlagen in Berlin für Massenparties musste verschoben werden.

Rassismus beim Staatsballett Berlin

„Kunst und Kultur für alle?!“ – Wenn das mal kein falsches Versprechen ist. Auf der Homepage von „Diversity Arts Culture“ wird behauptet, man setze sich für mehr Teilhabe von Minderheiten am Kulturbetrieb ein. Aber die Förderung von talentierten Kindern steht nicht auf dem Programm. Nur die Gängelung von Erwachsenen. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Aber die Zersetzung des klassischen Balletts zu Gunsten zeitgenössischer Techno-Tänze ist in Berlin unter Öhman / Waltz erschreckend weit gekommen.

Die Stigmatisierung des klassischen Balletts als „rassistisch“ passt da nur allzu gut ins Bild.

Handfeste Rassismen konnte Lopes Gomes aber trotz reichlich Zuspruch bisher nicht nachweisen. Und einen Vorfall, den sie zunächst schilderte, hat es nach offizieller Darstellung dann doch gar nicht gegeben. Es ging um die Requisiten-Ausgabe bei einer Probe.

Alles in allem fühlte sich Lopes Gomes schikaniert, was sich indes schon aus der Tatsache erklärt, dass ihre Leistungen mangelhaft waren und sie darum oft getadelt werden musste.

Ist sie nun Opfer oder selbst die entscheidende Täterin?

Auf meine ihr zugesandten Fragen antwortete sie einfach gar nicht. Offenbar kommuniziert sie nur mit solchen Journalisten, die sich leicht von ihr überzeugen lassen.

Aber manchmal genügt in einem Ballettensemble schon die Äußerung von Unzufriedenheit, um eine Schar ebenfalls unzufriedener Mitläufer hinter sich zu bringen. Tänzer verbringen ihre langen Tage fast komplett in Gruppen. Da ist der Herdentrieb Teil des Berufes.

Und Unzufriedene gibt es gerade in Corona-Zeiten und gerade dann, wenn Kündigungen sprich Nichtverlängerungen der Verträge drohen, überall.

Erinnerung an bessere Zeiten: Nacho Duato und das Staatsballett Berlin, mit Polina Semionova und Ivan Zaytsev vorn, beim Schlussapplaus der Premiere im April  2018 in der Staatsoper UdL. War das SBB damals nicht divers genug? Foto: Gisela Sonnenburg

So vermengen nicht wenige Tänzer vom Staatsballett Berlin – und zwar vor allem solche aus den niedrigeren Gehaltsklassen – ihre Ängste, den Arbeitsplatz zu verlieren, mit dem Trubel, der gerade um die junge Tänzerin Lopes Gomes gemacht wird.

„Es wird einem leider immer wieder bewusst, wie austauschbar man ist“, teilt da ein SBB-Tänzer im Kontext der Sache ergriffen mit.

Natürlich, es ist nicht so toll, nur ein Tänzer von vielen zu sein. Der Leistungsdruck ist hoch, die Konkurrenz ist hoch, es gibt nur Jahresverträge, man kommt beruflich nicht so voran, wie man möchte. Und das Leben ist nicht gerecht. Ganz klar: Profi-Gruppentänzer zu sein ist hart.

In gewisser Weise ist es also ähnlich wie in vielen anderen Firmen, by the way.

Nur: Mit Rassismus hat das überhaupt nichts zu tun.

Und wenn nun manche Ensemble-Tänzer behaupten, Chloé sei eine gute klassische Tänzerin, dann weiß man, warum Balletttänzer aus den staatlichen Compagnien nur selten Kritiker werden.

Dass sie oft schlechte Ballettlehrer werden, erklärt sich allerdings jetzt auch.

Wie sich die immer stärker beschuldigte Ballettmeisterin fühlt, das sollte allerdings niemandem egal sein. Leider redet darüber niemand.

Denn es wird jetzt „intern“ beim Staatsballett Berlin ermittelt, was bedeutet: Keiner kontrolliert, was da an Mauscheleien geschehen mag.

Im Grunde wäre eine staatsanwaltliche Untersuchung der Sache wohl besser.

"Schwanensee" geht auch ohne viel Bühnenbild

Hier tanzten neben den Tänzerinnen vom Staatsballett Berlin auch Studentinnen der Staatlichen Ballettschule Berlin, zu sehen beim Schlussapplaus nach „Schwanensee“ im Januar 2018. Eigentlich ziemlich divers – und toll gecoacht! Foto: Gisela Sonnenburg

Denn es ist eine Berliner Unart, dass der Senat seit einiger Zeit glaubt – in Sachen Staatlicher Ballettschule war es ebenso – die Öffentlichkeit sei aus Personalproblemen am besten herauszuhalten. Das Gegenteil ist der Fall: Außenstehende haben einen klareren Blick als die in Verträgen gefangenen arbeitsrechtlichen Kontrahenten.

Also: Hat die Ballettmeisterin gemobbt, schikaniert und rassistisch diskriminiert oder ist das der überzogenen Empfindsamkeit einer in ihrem Traumberuf scheiternden Ballerina zuzuschreiben?

Glaubt diese nun selbst an ihre Erzählung vom Rassismus oder übt sie eiskalte Rache aus?

Dass keine Strafanzeige gegen Chloé Lopes Gomes erging, ist derweil verwunderlich.

Denn der Vorwurf des Rassismus wiegt gerade an einem Opernhaus viel zu schwer, als dass man ihn allein einem „Diversity“-Kommando überlassen sollte.

Außer der besagten Ballettmeisterin wurde übrigens auch ein männlicher Ballettmeister beschuldigt, und zwar, weil er Witze über Asiaten gemacht haben soll.

Das ist typisch für Hexenjagden: Es gibt mehr als eine „Hexe“. Und mehr als eine Unzufriedene, die gerne in den Chor der Denunziation mit einstimmen.

So banal der Anwurf der Witze auch ist – es musste auf Biegen und Brechen ein weiterer Täter her. Damit man die „Struktur“ vom Staatsballett anzweifeln kann.

Diversity-Denunziation ähnelt eben manchmal dem „Hexenhammer“.

Nun handelt es sich ausgerechnet um einen jüdischen Ballettmeister, dem hier wegen seines Humors ein Rassismus gegenüber Asiaten angehängt werden soll.

Man fragt sich, warum sich in den zurückliegenden Jahren niemand konsequent über ihn beschwert hat. Lachten einfach alle immer mit?

Ehrlich: Ich habe auch schon über Witze gelacht, die mich betreffen, und ich habe keinen Schaden dadurch genommen!

Die Zähmung von John Cranko amüsiert

Yonah Acosta (rechts) in „Der Widerspenstigen Zähmung“ mit Ivy Amista im schönsten Geschlechterclinch. Niemand musste bei der Besetzung in München wegen Rassismus über Hautfarben diskutieren! Foto vom Bayerischen Staatsballett: Wilfried Hösl

So weit ist es in Deutschland schon wieder: Scherze und Satiren gelten als anrüchig und sollen tabuisiert oder gar verboten werden.

Aber was ist das für ein Rassismus-Begriff, der so gänzlich humorlos daherkommt und sich damit jenseits der rechtlichen Grenzen bewegt?

Artikel 5 GG garantiert mit der Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland jedem das Recht auf humoristische Äußerungen. Auch im Ballettsaal.

Es gäbe ja sonst auch keine Blondinenwitze, keine Ostfriesenwitze, keine Türkenwitze, keine Taxifahrerwitze, keine Politikerwitze, keine Frauenwitze, keine Männerwitze, keine Schwulenwitze und keine Chinesenwitze, wenn diese verbale Freiheit nicht gewährleistet wäre.

Im Ballettsaal, wo physisch und psychisch hart gearbeitet wird, sind Witze oftmals einfach deshalb wichtig, weil sie zum Lachen reizen und entspannen. Witze sind aber meistens albern und geschmacklos. Witze sind keine Urteile, sondern psychologische Tricks. Sie lockern die  menschliche Atmosphäre auf.

Aber: Witze gehen immer auf Kosten von irgendwelchen Gruppen. Witze sind nie politisch korrekt, sondern beinhalten immer einen Regelverstoß. Sonst wären es ja keine Witze.

Natürlich wäre es nicht okay, wenn der betreffende Ballettmeister täglich dieselben Witze zu Lasten derselben Person macht. Aber könnte man dann nicht einfach darüber reden?

Wieso steht jetzt gleich ein Umerziehungstrupp des Senats bereit?

Die Masche hat System. Wie so Vieles, kommt sie aus den USA. Dort gibt es schon lange professionellen Fahnder von Diskriminierung, die im Vollzeitjob dem Rassismus auf der Spur sind.

Elfen und Liebe im Sommernachtstraum

Geschminkt und trotzdem schön schwarz: Osiel Gouneo als eleganter Puck in einer typischen akrobatischen „Nummer“ in der Elfenwelt vom „Sommernachtstraum“ von John Neumeier. Foto vom Bayerischen Staatsballett: Wilfried Hösl

In den USA gab es aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg eine rechtlich rassistisch geprägte Gesellschaft. Menschen mit schwarzer Hautfarbe durften nicht mal in Bussen die Sitzplätze einnehmen – und wurden so ziemlich überall ganz legal benachteiligt.

Eine solche Historie der Diskriminierung Schwarzer gibt es in Europa nicht. In Deutschland wurden Juden, Kommunisten und Unangepasste ausgegrenzt, in KZs interniert und ermordet. Aber eine rechtlich sanktionierte Diskriminierung von Dunkelhäutigen gab es nie.

Die Politik in Europa ist derweil fest in den Händen der entsprechenden global operierenden Lobby. Was in den USA Arbeitsplätze schafft und zusätzlich eine Gängelung der Bevölkerung ermöglicht, soll es auch hier geben.

Das Niveau der vermeintlichen Aufklärung lässt derweil zu wünschen übrig.

Und in der Hochkultur eines Opernhauses, eines Staatsballetts, ist sie da durch Workshops nötig? Wenn man  Kritik am Staat auf der Bühne verhindern will, dann offenbar schon. Demnächst wird an den Theatern vielleicht kein Witz mehr gemacht, von dem sich irgendjemand beleidigt fühlen könnte. Ob es für Weltliteratur wie Shakespeare Ausnahmen geben wird? Oder wird kurzerhand überall geändert und gekürzt?

In Berlin gründete der Kultursenator Klaus Lederer im April 2017 eine Quasi-Zensurbehörde namens „„Diversity Arts Culture“. Dieses selbsternannte „Projektbüro“ glänzt auf seiner Internet-Site mit banalen Scheinwahrheiten.

Zum Thema Tanz findet sich ein Interview mit einem schwarzen freien Tänzer. Er darf ausführlich von seiner „Hassliebe“ zum Ballett erzählen, die er nicht aus Gründen der Diskriminierung empfindet, sondern weil ihm die stilisierten Bewegungen des Balletts nicht genügend Freiheit vermitteln.

"Ghost Light" von John Neumeier beim Hamburg Ballett

„Ghost Light“ von John Neumeier mit David Rodriguez (rechts) und Matias Oberlin im Beziehungsclinch. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Beim Hamburg Ballett allemal spannend. Aber Rassismus in den eigenen Reihen hätte hier wohl keine Chance. Foto: Kiran West

Nachgerade anklagend trägt er da vor, in Deutschland würde man mit Tanz vor allem Ballett verbinden. Das ist erstens eine Fehleinschätzung. Und zweitens: Naja, mit klassischer Musik verbindet man auch am meisten Mozart und Beethoven. Muss man die nun deshalb in den Spielplänen schwächen und abschaffen?

Aber die Diversity-Fahnder finden es wichtig, im Dienst der Politik der Kultur auf die Finger zu schauen.

Sieben Vollzeitstellen schuf Lederer damit. Die Damen und Herren, die Workshops und Beratungen durchführen, stehen Kultureinrichtungen hilfreich zur Seite, wenn diese von einem „diversitätsorientierten Veränderungsprozess“ betroffen sind.

Das klingt, als seien hierzulande alle Kulturschaffenden eigentlich heimliche Nazis.

Wäre unsere Kultur ohne die Helden des Herrn Lederer rettungslos im Rassismus verloren?

Das Merkwürdige ist, dass keine Gegenwehr kommt. Das liegt an den total willkürlich gewordenen Geldvergaben des Staates und des Landes an die Kulturschaffenden. Alle, die hier am Tropf hängen, kriechen vor der Macht der Politik, Posten und Gelder zu vergeben.

Das entspricht nicht der Freiheit künstlerischer Wettbewerbe.

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Menschen, die objektiv nicht besonders bekannt sind und nur wenig leisten, werden aus unerfindlichen Gründen im Bereich zeitgenössischer Tanz Jahre und jahrzehntelang gefördert, während andere, die einfach nicht so gut ins politische Konzept passen, nichts erhalten.

„Diversity“ als Staatsziel lässt sich da gut als Deckmäntelchen benutzen, um Missliebige nicht zu fördern. Sie sind halt nicht „divers“ genug!

Und obwohl gerade die Kultureinrichtungen in Deutschland der Intoleranz so stark entgegenwirken wie kein anderer gesellschaftlicher Bereich, sollen ausgerechnet sie nun darüber belehrt werden, was Rassismus ist und wie sie ihm begegnen.

„Empowerment“, „Ermächtigung“ – so lautet eines der Schlagworte, denen sich Lederers Diversity-Projekt verschrieben hat. Es kommt aus den USA und bedeutet: Bisher Benachteiligte sollten dazu befähigt werden, mit Chancengleichheit am Wettbewerb teilzunehmen.

Aber dann müsste man endlich die Förderung begabter Kinder in Deutschland in Angriff nehmen, oder? – Weit gefehlt. Der Senat und seine „Aufklärer“ wollen die Mehrheit gängeln, nicht Talente fördern. Darum steht von der Förderung des Nachwuchses speziell aus den unteren Schichten gar nichts im Programm. Darum geht es hier auch nicht wirklich um Chancengleichheit – es geht nur um die Umschulung der vorhandenen Angestellten.

Gehirnwäsche für die Kulturschaffenden also? – Könnte man so sagen.

So ist denn auch die Definition von Kunst und Kultur, die „Diversity Arts Culture“ verbreitet, fatal. Sie lautet:

Kunst und Kultur für alle?!“ Nein! Kunst und Kultur sind nicht für alle da, sondern nur für jene, die sich für sie interessieren. Sie machen ein Angebot, sich mit Bildung und geistiger Erziehung Dingen auf einer mentalen Ebene zu nähern. Sie sind definitiv nicht für jede und jeden da. Dann wäre Kunst nicht Kunst und Kultur nicht Kultur.

Wieso auch? Die meisten Menschen gehen lieber ins Fußballstadion oder in den Techno-Club als ins Theater oder in die Oper. Das ist auch in Ordnung. Aber nicht in Ordnung ist es, deshalb Kunst und Kultur nun so zu verändern, damit sie „für alle“ interessant sein sollen.

Klassisches Ballett, eine Nischenkunst, passt da natürlich überhaupt nicht ins Schema. Darum wurde Vladimir Malakhov, der sehr erfolgreich in Berlin klassisches Ballett als Ballettintendant vertrat, von der Berliner Politik abgesägt.

Vladimir Malakhov und Diana Vishneva beim Applaus nach ihrem Auftritt mit Hans van Manens Parodie "The old Man and Me". Wowowow! Foto: Gisela Sonnenburg

Vladimir Malakhov und Lucia Lacarra sowie Diana Vishneva – das ist Weltelite des Balletts, in „Malakhov & Friends“ in Berlin war zu sehen! Foto vom Applaus: Gisela Sonnenburg

Und obwohl danach kein Intendant wieder so viel Weltklasse nebst entsprechendem Erfolg mit dem Staatsballett Berlin hatte, macht die Politik keinen U-Turn. Sondern betreibt weiterhin eine Kulturpolitik, die das Scheitern als Programm hat. Insofern war es kein Zufall, dass die Intendanz Öhman / Waltz schon in ihrem zweiten Jahr so richtig schön absackte und sang- und klanglos aufgelöst wurde.

Jetzt agiert ihre Stellvertreterin Christiane Theobald , „Frau Doktor“, mit dem Elan der Ewigdrängelnden. Lange schon stand sie stramm in der zweiten Reihe des Erfolgs. Aber hat sie ein Programm fürs Staatsballett Berlin?

Und wo bleibt eigentlich der First-class-Nachwuchs beim SBB?

Mit Mikhail Kaniskin verabschiedete sich im August einer der großen Berliner Primoballerinos mit einer großen Gala, und mit Dinu Tamazlacaru wird im Sommer 2021 der nächste Superstar gehen. Kammertänzer Marian Walter tanzt zwar hübsch in Prinzenrollen und auch als „Onegin“, aber weitere tänzerische Großtaten erwartet eigentlich niemand mehr von ihm.

Es gibt keinen Anwärter außer vielleicht Alexei Orlenco auf eine Position als Erster Solist.

Und bei den Damen? Die Startänzerinnen Polina Semionova und Iana Salenko sind nicht mehr jung. Yolanda Correa ebenfalls nicht, und Ksenia Ovsyanick war ihrem Profil nach immer eine reife Tänzerin. Evelina Godunova steht in der Warteschleife der Beförderung, aber eine typische Nachwuchstänzerin ist auch sie nicht.

Und das Ensemble ist teilweise zwar wirklich sehr gut, aber eindeutig für Ensembletänze ausgesucht.

Alicia Ruben und Tabatha Rumeur haben zwar in Soli bewiesen, dass sie mehr können. Aber sie werden nicht systematisch zu Solistinnen aufgebaut, wie es notwendig wäre.

Fazit: Es wurde großzügig verabsäumt, Tänzerinnen und Tänzer mit klassischem Profil heranzuziehen, die künftige Stars beim SBB sein könnten.

Dieses Problem haben andere deutsche Compagnien nicht.

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Eine letzte Arabesque, und bald verweht „Giselle“ (hier: Madison Young), nachdem sie Albrecht, der ihr das Leben nahm, das Leben schenkt. Wahre Großmut! Und ein fantastisches Rollendebüt in München! Foto vom Bayerischen Staatsballett: Emma Kauldhar

In München beim Bayerischen Staatsballett debütierten just in dieser Spielzeit ganz junge Tanzkräfte wie Madison Young in den Hauptrollen von „Giselle“.

Beim Stuttgarter Ballett und auch beim Hamburger Ballett kann man sich vor Nachwuchstalenten sogar kaum retten. Dort könnte fast jede, fast jeder, die oder der im Ensemble tanzt, bei entsprechender Betreuung auch als Solist/in oder sogar Star reüssieren.

Das ist nicht nur eine Frage der technischen Befähigung, sondern vor allem der Bühnenpersönlichkeit.

Nur Tänzerinnen und Tänzer, bei denen selbst kleine Gesten wie das Heben des Armes eine Sensation an Ausdruck und Schönheit sein können, haben das Zeug zum Star.

BERLIN BLUTET AUS, WAS DIE KLASSIKKOMPETENZ IM BALLETT ANGEHT.

Ist das Absicht, lässt man die klassische Schiene beim Staatsballett Berlin auf diese Weise einfach auslaufen?

Es riecht jedenfalls schon komisch, wie in Berlin mit Macht unbedingt eine Diskreditierung des klassischen Balletts erreicht werden soll.

Und ist es wirklich Zufall, dass erst Lederer sein Diversity-Projektbüro gründete und dann eine nicht sehr begabte Schwarze ins Ensemble vom Staatsballett Berlin geholt wurde, die, kaum, dass man sie kündigte, einen Skandal lostritt?

Merkwürdig ist auch der fehlende Widerstand dagegen.

Ist es wirklich Rassismus, wenn eine schlechte Tänzerin öfters korrigiert werden muss als die anderen?

Ist es wirklich Rassismus, wenn eine Profi-Tänzerin aus dem Corps sich mit weißer Schminke weniger auffallend machen soll?

Ist es wirklich Rassismus, wenn man einen Witz über eine bestimmte Ethnie macht?

Selbstverständlich nicht. Scherz und Satire unterstehen in Deutschland einer starken Meinungsfreiheit.

Eher stellt sich doch die Frage, ob Chloé Lopes Gomes sich der Verleumdung oder der üblen Nachrede sowie der Anstiftung dazu schuldig gemacht hat.

Oder wurde sie sogar aufgehetzt? Es wäre in diesem Fall wirklich interessant zu wissen, wie sie zum „Spiegel“ kam.

Es wäre außerdem zu begrüßen, dass die betroffene Ballettmeisterin mal ihr Schweigen bricht und sich endlich verteidigt.

Sie hat im Rahmen ihres Persönlichkeitsrecht darauf einen Anspruch, und sie sollte davon Gebrauch machen. Nur sie kann zügig Klarheit in die Dinge bringen.

War am Ende alles ein Missverständnis? Hat sich in manchen Tänzern derart starker Frust aufgebaut, dass sie jetzt kollektiv überreagieren?

Für die Vorgänge von Hexenjagden wäre das typisch.

Oder ist es sogar so, dass Diversity-Detektive hinter den Kulissen schon mal aktiv waren?

Nur zur generellen Erklärung:

Die Beschäftigten von großstädtischen Opernhäusern und staatlichen Ballettcompagnien bestehen in Deutschland traditionell zu einem sehr hohen Anteil aus Ausländern.

Ebenso hat die vermehrte Beschäftigung von homosexuellen Männern dort eine Tradition.

Rassismus und Homophobie mögen in manchen deutschen Parteien eine Rolle spielen.

Aber in deutschen Opernhäuser und Ballettcompagnien sind sie wirklich nicht zuhause.

Es ist ein Skandal, dass das niemand aus der Branche jetzt laut sagt – denn alle wissen, „was für ein Spiel gespielt wird“, wie es eine Berliner Tänzerin mir gegenüber bezeichnete.

Das Spiel heißt: Die Regierenden üben fortan zunehmend Zensur aus, indem sie mit „Diversity“-Truppen in die Kultur einfallen. Um Kreativen, die sich dem Mainstream nicht genügend anpassen, ihre Arbeit wegzunehmen.

Das Leben ist wenig romantisch.

"Jewels" von George Balanchine - immer begeisternd

Erinnerung an glanzvolle Abende: Der famose Dirigent Robert Reimer wächst hier von links ins Bild, während Polina Semionova und Alejandro Virelles – hinter Polina: das große Nachwuchstalent Alicia Ruben – mit dem Staatsballett Berlin den Applaus genießen. Schlussapplaus-Foto aus der Deutschen Oper Berlin nach „Jewels“: Gisela Sonnenburg

So oder so ändert das Ergebnis der laufenden „Ermittlungen“ des Staatsballetts in eigener Sache nichts daran, dass sein langsamer Untergang besiegelt scheint.

Die Ernennung einer neuen Ballettchefin oder eines neuen Ballettchefs zögert die Politik denn auch seit Monaten hinaus. Hauptsache, divers?

Könnte man nicht Conchita Wurst auf Ballett umschulen? Oder ist sie auch schon wieder zu individuell für den Berliner Zirkus der Massenkultur? Gibt es nicht einen dunkelhäutigen Transvestiten oder einen japanischen Drag King, der den Job machen möchte?

Oder soll einfach wieder nur – wie bei der gescheiterten Sasha Waltz – die private Verbindung zur SPD oder auch mal zur Linken ausschlaggebend sein?

Die Zukunft gehört in Berlin wohl den weniger Begabten – aber dafür dürfen die dann keine Witze im Ballettsaal machen.
Gisela Sonnenburg

www.staatsballett-berlin.de

www.staatsballett.de

www.hamburgballett.de

www.stuttgarter-ballett.de

www.semperoper.de

 

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