Neubeginn im Sauseschritt Christian Spuck stellt als künftiger Ballettintendant vom Staatsballett Berlin seine Pläne vor: charmant und im Deep Dive

Christian Spuck beim Staatsballett Berlin

Christian Spuck bei seiner ersten Pressekonferenz beim Staatsballett Berlin: konzentriert, visionär, mitreißend. Foto: Gisela Sonnenburg

Besser könnte die Stimmung, die Christian Spuck, derzeit noch Ballettdirektor in Zürich, nach Berlin mitbringt, nicht sein. Seine persönliche Ausstrahlung ist so angenehm und unkompliziert, so souverän und doch natürlich, dass man fast kaum glaubt, es mit einem Künstler zu tun zu haben. Spuck kann sprechen wie sonst nur hochkarätige Moderatoren oder Professoren. Fragen beantwortet er charmant und sachkundig ­­– und lieber ausweichend elegant als zu dominant. In wichtigen Dingen ist er stark, klar, transparent, nachvollziehbar. Sein Lächeln hat zwar viele Facetten, weiß aber ein Maximum an Sympathie einzufordern. Kurz: Er ist auch als Person eine Leuchtfigur des modernen Balletts. Heute stellte Spuck im Parkettfoyer der Deutschen Oper Berlin seine Pläne vor: für sein neues Amt als Intendant vom Staatsballett Berlin (SBB) allgemein und insbesondere für die kommende Spielzeit 2023/24. Dabei wird sich der gefeierte Choreograf schon Mitte April (am 14.4.23) mit einer mit Spannung erwarteten Premiere ganz konkret dem Publikum zeigen: Die „Messa da Requiem“, das große Verdi-Requiem, das in Zürich entstand, ist ein ernsthaftes, mit Chor und Musikern harmonierendes, tänzerisches Gesamtkunstwerk. Mit melancholisch-tragischen Passagen ebenso wie mit hoffnungstiftenden. Vielleicht ist es eines der besten Werke von Spuck überhaupt. Aber Spuck kann noch mehr, er kann vor allem auch große Handlungsballette mit literarhistorischem Hintergrund.

Verdi und seine Messa da Requiem als Tanzevent.

Grablegungen, Trauer – Zusammenhalt der Bleibenden. So zu sehen in „Messa da Requiem“ von Christian Spuck, hier mit einem Bild vom Ballett Zürich. Foto: Gregory Batardon

Darum erwartet die Berliner ab dem 20. Oktober 23, dem Datum seiner zweiten Berliner  Premiere, ein Spektakel, auf das man große Stücke setzen darf: Die Uraufführung von „Bovary“ nach „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert wird vermutlich die beste vorhandene moderne Balletttradition bereichern. Musik von Camille Saint-Säens, György Ligeti und Thierry Pécou wird die dramatischen Vorgänge begleiten. Emma Ryott, die längst durch Spuck und andere bewährte Erfolgsdesignerin für Ballettkostüme, wird die Tänzer mit Noblesse einzukleiden wissen, und auch ein weiterer Erfolgsgarant ist mit an Bord: der Dramaturg Claus Spahn, der schon für die sensationelle „Anna Karenina“ von Spuck das Libretto schrieb. Er,  früherer ZEIT-Redakteur, kommt zwar nicht fest zum SBB. Aber für das abendfüllende Tanzstück über die unglückliche Emma Bovary wird er an den Erfolg von „Anna Karenina“ anzuknüpfen suchen. „Rausch und Einsamkeit, Genusssucht und Selbstverschwendung“ wird vorab versprochen – und möglicherweise werden Thema und Umsetzung das Zeug zum neuen Kultstück beim SBB haben.

"Anna Karenina" hat Konjunktur bei Geldgebern im Ballett

Auch das ist ein Stück von Christian Spuck, nämlich „Anna Karenina“, hier mit Matthew Golding und Ksenia Ryzhkova vom Bayerischen Staatsballett. Foto: Wilfried Hösl

Eineinhalb Jahre lang hat sich Christian Spuck, Jahrgang 1969, gebürtig in Marburg, ausgebildet in Stuttgart, welterfahren und weltoffen, auf seinen neuen Posten vorbereitet. Er hat die Zeit genutzt, um sich viele Vorstellungen, Proben, Trainings der Berliner Tänzer anzusehen – und auch, um ein tragfähiges Konzept für dann sein SBB zu entwickeln.

Die Klassik wird darin nicht verschwinden. Aber sie wird – erstmals seit Jahrzehnten – nicht mehr die tragende Säule in Berlin sein. Das wird insofern aber sanft aufgefangen, als der choreografische Stil von Spuck unverkennbar geprägt ist vom klassischen Tanz. Er kann Spitzenschuhchoreografie ebenso wie neoklassische Pas de deux und Gruppentänze. Seine Art der modernen  Aufbereitung reiht sich nahtlos ein in die Traditionen eines John Cranko oder John Neumeier. Damit ist Spuck als weise fortführender Tanzentwickler, nicht als provozierender Rebell, absolut haltbar.

Auf in ein neues Ballettjahr!

Marijn Rademaker mit Alicia Amatriain in „Leonce und Lena“, einem kongenialen Frühwerk von Christian Spuck. Foto: Stuttgarter Ballett

Ob er sein frühes Lustspiel „Leonce und Lena“ nach dem Büchner-Drama wohl auch mal in Berlin einstudieren wird? Er kann es nicht versprechen. Denn: „Lieber möchte ich erstmal Neues kreieren.“ Das klingt natürlich gut, vor allem, wenn man befürchtet hat, Spuck könne nach mehr als zehn Jahren Dasein als Ballettchef in Zürich ein wenig ausgepowert sein. Das Gegenteil scheint der Fall: Spuck sprüht nur so vor Ideen und Elan.

Mit Charme und im Deep Dive trägt er seine Vision vor, und sie ist eine, einfach schon deshalb, weil sie fasslich macht, wie das SBB künftig sein wird.

So soll die Truppe auch mal an anderen Orten als nur im Opernhaus auftreten. Wo genau, wird noch nicht verraten, weil die Verhandlungen noch laufen. Aber man wird natürlich neugierig.

Ebenfalls neugierig ist man auf die Arbeiten eines weiteren in Berlin mehr oder weniger neuen Choreografen: Spuck engagierte den Spanier Marcos Morau als „Artist in Residence“. Morau war nie Tänzer und sieht sich selbst auch eher als bildenden Künstler. Aber gerade das macht seine Arbeit so spannend. Er schlägt Brücken zu anderen Kunstformen, mischt abstrakte Moderne mit surrealen Visionen. Für Berlin wählte er Musiken von Gustav Mahler – deren Schwere und zugleich Süße wird moderner denn je wirken.

Die Initiative zur Kooperation ging übrigens von Morau aus, fiel aber bei Spuck, der ihn seit langem aus der Ferne bewunderte, auf sehr fruchtbaren Boden. Vom zeitgenössisch ausgerichteten „Tanz im August“ mag ihn mancher her kennen, aber in Reims inszenierte Morau auch schon seine Version von Tschaikowskys „Dornröschen“. Sie lief als Livestream letztes Jahr auf arte.tv.

Wer das jüngste kommende Werk von Morau sehen möchte: Ende April 23 wird vom Ballett am Rhein in Düsseldorf Moraus Version vom „Sacre du Printemps“ uraufgeführt.

Der gebürtige Katalane, der in Barcelona und in New York Fotografie, Bewegung und Theater studierte, wird auf jeden Fall für neuen Wind im Berliner Repertoire sorgen. Und Spuck hat den schwer zu besetzenden Spielbereich der Avantgarde damit schon mal gut abgedeckt.

Christian Spuck beim Staatsballett Berlin

Marcos Morau wird fürs Staatsballett Berlin ein Stück mit Musiken von Gustav Mahler kreieren – jenseits der allzu bekannten Pfade. Foto: Gisela Sonnenburg

Drei weitere Uraufführungsabende werden mit Hilfe von Morau und weiteren, sehr renommierten Choreografinnen und Choreografen in Berlin entstehen. Das sind flotte Ansagen – aber in Sachen Leistungsfähigkeit auch bei verschiedensten Tanzstilen hatte das SBB ja noch nie Probleme.

So wird am 9. Dezember 23 ein Abend mit zwei Stücken von weiblichen Choreografen premieren. Die vom Nederlands Dans Theater kommende Spanierin Sol Léon wird sogar erstmals allein choreografieren, ihr sonst als Partner agierender Co-Choreograf Paul Lightfoot übernimmt lediglich die Gestaltung des Bühnenbilds. „Stars like Moths“, „Sterne wie Motten“, heißt originellerweise der Titel. Poesie und Hintersinn werden sich, wie bei Léon üblich, mutmaßlich mischen. Der zweite Akt dann gibt dem Vergnügen seinen Programmtitel: „2 Chapters Love“ („Zwei Kapitel Liebe“) von Sharon Eyal setzt die Zusammenarbeit mit dieser Selbstwiederholungskünstlerin fort, die zwar bei vielen Ballettfans – so bei mir – auf harschen Widerstand stößt, die aber anderen, die sich gern berieseln und behämmern lassen, großen Spaß bereitet. Spuck sagt, er war erst skeptisch, dann aber begeistert. Was soll man machen, man kann ja nicht immer einer Meinung sein.

„Half Life“ von Eyal, das seit Jahren beim SBB läuft, bleibt denn auch weiterhin auf dem Spielplan, zusammen mit „LIB“ von Alexander Ekman, dessen amüsanter  jüngster Berliner Gig („Cacti“) allerdings leider vom Silbertablett fiel.

William Forsythe macht Kunst im Museum.

William Forsythe in Kunstaktion – und er hat an diesem etwas anderen Selfie natürlich auch selbst das Copyright. Christian Spuck holt Forsythe zum Staatsballett Berlin. 

Mit William Forsythe zog Spuck jedoch einen weiteren Titan an Land: Drei Stücke von Forsythe werden ab dem 16. Februar 24 einen knallmodernen, knallanspruchsvollen, knallscharfen Abend ergeben. Forsythe wird selbst anreisen und bei der Einstudierung vermutlich Hand anlegen und die Stücke an die Tänzer vor Ort anpassen.

Wenn man bedenkt, dass bis vor kurzem das Semperoper Ballett in Dresden Forsythes Stücke weltbest tanzte, dann diese Tradition aber abbrach, ist es umso besser, dass Berlin die Herausforderung annimmt und womöglich eine allfällige Forsythe- Renaissance einläutet. Warten wir es ab!

Für die Zeit ab dem 28. April 24 besorgen sich Experimentierfreudige dann schon mal bitte die Tickets. „Overture“, das Titelstück, das dann premiert, hat nichts mit Alexander Ratmanskys etwas süßlichen „Ouvertüren“ zu tun, sondern kommt als getanzte Berliner Visitenkarte von Marcos Morau. Wir sind also hoch gepannt! Zumal es Spuck gelang, als weitere Choreografin die international heiß begehrte, sehr einfallsreiche Crystal Pite zu gewinnen. Ihr „Angels‘ Atlas“ wird Berlin vielleicht zusammen mit Moraus Stück zu einem Mekka der absoluten Tanzmoderne machen.

Lesen Sie hier, was nicht in BILD oder SPIEGEL steht! Und spenden Sie bitte! Journalismus ist harte Arbeit, und das Ballett-Journal ist ein tapferes Projekt ohne regelmäßige Einnahmen. Wir danken Ihnen für Spenden mit weiterhin tiefschürfender, umfassender Informierung. 

„Next Generation“ heißt denn auch ab 11. Mai 24 vielversprechend das, was woanders „Junge Choreografen“ heißt: auf freiwilliger Basis dürfen SBB-Tänzer choreografieren und tanzen, und zwar nicht im großen Haus, sondern in der deutlich kleineren Nebenspielstätte „Tischlerei“. Was aber vielleicht den Mut, Neues zu wagen, evoziert. Man hofft dabei aus meiner Perspektive auf Novitäten von Alexander Abdukarimov. Also los!

Und weil es 2024 auch noch ein Jubiläum beim SBB gibt, das dann seine ersten zwanzig Jahre hinter sich hat, gibt es sogar eine erfreulicherweise von Christian Spuck selbst moderierte Gala am 7. Juli 24!

Allerdings reicht das Budget wohl nicht für Stars aus aller Welt, dafür aber wird das SBB mit seinen mindestens 79 Tänzer:innen selbst das Programm gestalten. Man traut Christian Spuck und seinem Team eine erquickende Dramaturgie auch einer Gala rundweg zu.

"From Berlin with Love II"

Solistin Evelina Godunova verlässt Berlin. Wir wünschen ihr alles Gute und hoffen, sie bei Gelegenheit woanders tanzen zu sehen. Fotoquelle: Facebook

Zu den Tänzern: Spuck entließ zwar 21 Mitglieder des Corps de ballet, stellte aber 22 neu ein. Einige Solisten wie Evelina Godunova müssen bedauerlicherweise gehen, dafür hat Spuck Stellen im Solobereich bewusst frei gelassen: „als Ansporn für die Ensemble-Mitglieder“. Er will, dass die nachrückenden Solistinnen und Solisten von der Company hervorgebracht werden und nicht dieser von vornherein  aufgedrückt werden. Das leuchtet ein, auch wenn der Abschied von manchen Talenten schwer fallen mag.

Im Ballett ist das ob der kurzen Vertragslaufzeiten ohnehin ein Dauerproblem, sorgt aber auch für rege Erneuerung der vorhandenen Tanzkraft.

Die Namen von Marian Walter (Kammertänzer) und Dinu Tamazlacaru (zuletzte Gast-Primoballerino), Daniil Simkin und Alejandro Virelles sucht man vergebens – regulär tanzen sie nicht mehr beim SBB.

Aber Polina Semionova bleibt verehrte Gastballerina.

Ballettmeister Tomas Karlborg wechselt ins Künstlerische Betriebsbüro.

Eva Dawaele und Alexandre Simoes bereichern das Ballettmeisterteam.

Michael Banzhaf als Referent des Intendanten und Petra Konerding als Assistentin unterstützen Christian Spuck.

Christian Spuck beim Staatsballett Berlin

Christian Spuck und seine „rechte Hand“, Referent Michael Banzhaf, früher Solist beim SBB, auf der Pressekonferenz am 28. März 23. Foto: Gisela Sonnenburg

Vor allem aber dankt er der scheidenden kommissarischen, langjährigen Stellvertreterin des Berliner Ballettchefs, Christiane Theobald. Sie hieß Spuck willkommen und stand ihm bei der Einarbeitung mit Rat und Tat zur Seite.

„Das war sehr toll, und das habe ich auch schon ganz anders erlebt“, sagt Spuck, dem vor seinem Dienstantritt in Zürich der damalige dortige Noch-Ballettboss Heinz Spoerli tatsächlich ein Hausverbot aussprach.

Hoffen wir, dass derlei Konfliktpotenzial in Berlin dem Ballett erstmal fern bleibe!

Immerhin gestaltet sich der Auftritt Spuck wie ein Neubeginn im Sauseschritt, und das ist wirklich mitreißend.

"Dornröschen" von Marcia Haydée jetzt auch in Berlin

Elisa Carilla Cabrera als Fliederfee, hinter ihr Alexander Abdukarimov (Kater): beim Schlussapplaus nach „Dornröschen“ von Marcia Haydée beim SBB. Foto: Gisela Sonnenburg

Das beliebte, bunte Familienballett „Dornröschen“ von Marcia Haydée bleibt zudem im Spielplan, ab 9. November 23 ist es wieder zu erleben, auch im vielfach gepriesenen Sound-Dirigat von Robert Reimer – und das, obwohl am selben Abend „2 Chapters Love“ in der Staatsoper Unter den Linden premieren.

Faul kann man das SBB also immer noch nicht nennen, auch wenn mit rund 80 Vorstellungen das angestrebte Quantum von um die 100 Aufführungen pro Saison noch nicht erreicht wird.

Christian Spuck beim Staatsballett Berlin

SBB-Geschäftsführerin Jenny Mahr und Christian Spuck bei der ersten Pressekonferenz von Spuck in Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Man muss aber auch anmerken, dass durch die Corona-Pandemie das Publikum teilweise noch zögerlich ist und oftmals erst kurzfristig seine Tickets kauft. Lieber sind den Ballettmachern, für die jede Vorstellung ein immenser Aufwand bedeutet, natürlich langfristiger Interessierte.

Ab dem 24. April 23 (für die Mitglieder des Freundeskreises ab dem 17. April 23) startet der Vorverkauf für die kommende Saison – man kann also bestens planen.

Auch mit Patrice Barts mehr als nur bewährter, vielmehr vergötterter „Giselle“-Version in schönster romantisch-klassischer Stilart gibt es ab dem 8. März 24 ein Wiedersehen.

Die Staatliche Ballett- und Artistikschule Berlin, die sich selbst langsam an ihren neuen Namen zu gewöhnen scheint, darf dann ab dem 25. Mai 24 wieder auf die Bühne, dieses Mal in der Deutschen Oper Berlin.

Die Probleme der Schule, in einem nicht vorhandenen Gesamtkonzept kulminierend, sollte man nicht vergessen, auch wenn sich bei solchen Gelegenheiten die pure Tanzfreude ihren Weg bahnen wird. Wie übrigens auch zeitnah am 29. März 23 in der Staatsoper Unter den Linden.

Staatliche Ballettschule Berlin feiert 70-jähriges Bestehen

Die begabten Schüler der Staatlichen Ballettschule Berlin beim Applaus für „Better, Faster, Stronger“ von Giorgio Madia auf der Schul-Gala 2022. Foto: Gisela Sonnenburg

Für Spuck ist es ein Ziel, die Zusammenarbeit mit der Schule wieder zu intensivieren. Er erinnert sich an seine Zeit als später Schüler der John Cranko Schule in Stuttgart: Die Auftritte mit der Company waren begehrte, motivierende Highlights für die Jungkünstler. Diese Erfahrungen will er auf Dauer den Berliner Tanzstudenten nicht verwehren, auch wenn sich wegen deren Schulplanung mit Abitur die vorhandenen Zeitfenster für Proben sehr knapp gestalten.

Wieder eingeführt werden, zum Glück für alle, die mit Ballett auch Wissen verbinden, die „Einführungsmatinéen“ fürs Publikum, die auf die Premieren vorbereiten.

Auch Einführungen unmittelbar vor den Vorstellungen wird es wieder geben. Wenn sie gut gemacht sind, ist das eine Wohltat sogar auch für die Tanzkünstler und Musiker, weil ein Teil des Publikums dann einfach besser folgen und reflektieren kann.

Christian Spuck beim Staatsballett Berlin

Christian Spuck weiß, was er will und was nicht. Ein großer Vorteil eines Ballettchefs! Foto von der Pressekonferenz im März 23: Gisela Sonnenburg

Bekanntlich übertragen sich solche Schwingungen der Gedanken und Gefühle im Theater ganz gut, sei es über den Atem, die Körpergerüche (grundlegende Duftstoffe, nicht zu unterschätzen) und natürlich auch über den Applaus.

Mit „Ballettgesprächen“ unter Künstler-Beteiligung und der „Forum Diskussionsreihe“ werden die Zuschauenden des weiteren auch intellektuell bei der Stange gehalten.

Die neue Hausdramaturgin vom SBB, Katja Wieland, wird hier viel zu tun haben, was ihr hoffentlich Freude bringt, die sie weiterzugeben vermag. Herzlich willkommen bei den Berliner Ballettfans!

Training zum Zuschauen wird es aber auch weiterhin geben, ebenso das mit rund 200 Veranstaltungen wirklich phänomenal fleißige Kinder- und Jugendlichen-Projekt „Tanz ist KLASSE!“ Hier dürfen junge Leute in die Ballettsäle und sich tänzerisch kreativ austoben. Vielleicht fehlt ein wenig das Theoretische, was zum Ballett und zum Tanz und gerade zum Kreieren eben auch gehört – aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Christian Spuck beim Staatsballett Berlin

Maren Dey leitet die Abteilung Marketing und Kommunikation beim SBB. Sie weiß, warum das neue Blau vom SBB so anregend ist. Foto: Gisela Sonnenburg

Die neue Kennfarbe vom Staatsballett Berlin ist ein sanftes, leicht gebrochenes Graublau – es wirkt anheimelnd, ohne ins Kitschige zu driften. Wie ein wortloses, wohltuendes Versprechen begleitet es ab jetzt alle Eigenpublikationen des SBB.

Natürlich werden viele Fans die Cranko-Dauerbrenner „Onegin“ und „Romeo und Julia“ vermissen, und ob in absehbarer Zeit mal wieder einer der vorhandenen „Nussknacker“ die Berliner Ballettbühne betreten wird, ist abzuwarten; immerhin wird darüber verhandelt.

Neue aufwändige Klassikproduktionen scheut der künftige Hauptstadtballettboss allerdings. Sie binden ihm zu viel Zeit und Kraft, die bis auf weiteres in abwechslungsreiche moderne und ebenfalls hochkarätige Programme gesteckt werden sollen.

Dafür kommt mit Christian Spuck ein versierter Choreograf mit Schwung und eigenem Profil, mit ernsten Absichten und viel gutem Willen nach Berlin.

Christian Spuck beim Staatsballett Berlin

Ein Mann, ein Wort: Christian Spuck wuppt Berlin – und wird das Staatsballett Berlin in eine neue Ära führen. Foto: Gisela Sonnenburg

„Ich habe Lust, neue Schritte zu gehen“, sagt Spuck, und er klingt absolut glaubhaft: entflammt und enflammend.

Das haben die Stadt und das Ballett wirklich verdient!
Gisela Sonnenburg

P.S. Die erste Premiere war dann doch eine Riesenenttäuschung: https://ballett-journal.de/staatsballett-berlin-christian-spuck-messa-da-requiem/

www.staatsballett-berlin.de

ballett journal