Ankunft in der neuen Zeit Fast wie eine zweite Premiere: „Dornröschen“ von Marcia Haydée mit zahlreichen Debüts beim Staatsballett Berlin

Stimmung beim Schlussapplaus: David Motta Soares (vorn links) und Haruka Sassa (vorn mittig) mit dem Staatsballett Berlin nach „Dornröschen“ am 10.11.23 in der DOB. Foto: Gisela Sonnenburg

Beim Ballett „Dornröschen“ erhebt sich immer die Frage, wie weit und inwiefern diese Titelheldin von der Realität entfernt ist. Ist sie eine Märchenfigur durch und durch oder trägt sie auch ganz reale menschliche Züge? Wer die brillant funkelnde, dabei mädchenhaft anmutige Haruka Sassa sieht – die vorgestern abend ihr Debüt als Dornröschen beim Staatsballett Berlin (SBB) in der Deutschen Oper Berlin (DOB) gab – weiß: Es handelt sich bei dieser Prinzessin Aurora um ein kindhaftes Wesen, dessen Werdegang wie eine lange Reise ist, wobei es  durch einen schicksalhaften Glücksfall in das eigentliche Leben zurück kehrt. Alles an ihr ist nicht nur mädchen-, sondern auch märchenhaft: die sorglose Kindheit, die gute Fee, die sie beschützt, die böse Fee, die sie ins Koma schickt, der hundertjährige Schlaf und schließlich der schöne Prinz, der sie errettet. Doch alles ist zugleich psychologisch real: Das langsame Erwachsenwerden, das plötzliche Lieben. Marcia Haydée verlässt sich in ihrer Inszenierung, die sie 1987 in Stuttgart mit der Neuinterpretation der Rolle der bösen Fee Carabosse vor allem für den vielseitigen Startänzer Richard „Ricky“ Cragun schuf (ihren ehemaligen privaten Partner), ganz auf die Entwicklung, wie sie das traditionelle Libretto und auch die Musik vorgeben.

So ein bombastisch gemachtes „Dornröschen“-Ballett lebt von der Musik. Peter I. Tschaikowsky schuf sie für die Uraufführung in Sankt Petersburg 1899 – und seither haben all die verzierten Walzer und pathetischen Donnerklänge niemals ihren Reiz verloren. In Berlin reüssierte zuletzt die betont musikalische, zudem absolut geschmackvolle, aber auch humoristische Inszenierung von Nacho Duato, sicher eine der besten „Dornröschen“-Inszenierungen weltweit überhaupt. Sie wurde zudem ebenfalls in Piter, also in Petersburg, erstmals aufgeführt.

Die eigentliche Hauptfigur, mit David Motta Soares (vorn mittig, rollengemäß nicht lächelnd) glänzend neu besetzt, ist hier die böse Fee Carabosse. Beim Applaus mit dem Staatsballett Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Die Grundlage von all diesen klassisch inspirierten „Dornröschens“ bildet die Choreografie von Marius Petipa, der das Ballett gewissermaßen bei Tschaikowsky in Auftrag gab und den Tonmeister  nach seinen Vorstellungen komponieren ließ.

Der hundertjährige Dauerschlaf, der darin nicht nur die Prinzessin, sondern den ganzen Hofstab befällt, war eine satirische Spitze gegen den Zarenhof.

Die Buntheit der Welt, der Kampf des großherzigen Guten gegen das beleidigte Böse und der allmächtige Triumph der Liebe formierten eine Utopie, wie sie wohl nur das Genie Petipa kreieren konnte.

Marcia Haydée hingegen hat vor allem ein Interesse: Die böse Fee rollentechnisch so richtig stark zu machen. Das gelingt mit der jüngsten Neubesetzung beim Staatsballett Berlin besser denn je: David Motta Soares ist ein fulminant exotisches Hexenwesen, divenhaft, herrschsüchtig, hartnäckig. Und trotzdem über alle Maße faszinierend, mit dominantem Charme, mit hinreißender Passion. Niemals kalt, niemals eklig. Jeder Blick aus feurigen Augen, jedes Verziehen des blutroten Mundwinkels, jedes Winken mit der grazilen, dennoch kräftigen Hand und erst recht jeder große, tollkühne Sprung versichern einem, dass hier das Böse in seiner schönsten Reinkarnation tanzt, ganz so, als regiere die dunkle Macht mit Recht das Weltgeschehen.

Stark auch beim Applaus, hält zudem die ganze Aufführung hindurch in Schwung: David Motta Soares als Carabosse in „Dornröschen“ von Marcia Haydée beim SBB. Applaus-Foto: Gisela Sonnenburg

Die Bandbreite, die Motta Soares allein in den letzten Wochen an Rolleninterpretationen zeigte, ist enorm. Eben noch war er der stürmische Liebhaber der Madame „Bovary“ in Christian Spucks umstrittener Uraufführung. Und jetzt begeistert er als Herrscher aus der Finsternis, als eine Art transvestitischer Teufel, gemacht, um die Dummheiten und Eitelkeiten der Menschheit aufblühen und zu ihrem Ende führen zu lassen.

Das Spiel mit langen Umhängen und auch mal mit dem mächtigen schwarzseidenen Bühnenvorhang gehört zur Rolle. David Motta Soares beherrscht es ebenso wie die Choreografie und das szenische Miteinander. Endlich hat Berlin wieder einen Ballerino, der das Zeug zum Superstar hat! Geboren in Brasilien, ausgebildet in Moskau an der Staatlichen Akademie für Choreografie und am Bolschoi bereits ins richtige Bühnenlicht gesetzt, vereint er lateinamerikanisches Temperament mit der disziplinierten Schule des klassischen Tanzes.

Die russische Raffinesse und das Vermögen zu großen Bewegungen ergeben einen prägnanten Stil, den der geschmeidige, wohlproportionierte Körper als Grundlage hat, um Gefühle, Gedanken, Aktionen auszudrücken. Das bildhübsche Gesicht erlaubt ein klares Spiel der Emotionen. Und im Partnern ist er so gut, dass er dafür 2015 in Moskau beim Russian Ballet Competition sogar eine Goldmedaille erhielt.

Sein Widerpart in Haydées „Dornröschen“ ist die gute Fee, die Fliederfee.  Aber, ach! Während Elisa Carrillo Cabrera bei der Berliner Premiere 2022 eine gütige, aktive, glaubhaft ästhetisch-magische Fee abgab, versagt Vera Segova bei ihrem Debüt so weit, dass man sie teilweise nur als Kleiderständer fürs Kostüm mit zart wehenden Ärmchen wahrnimmt. Sie weiß offenbar gar nicht, was sie da tanzt. Lyrisch, aber völlig beliebig, walzert sie vor sich hin, wirft die Beinchen hoch, als täte sie es aus Langeweile, und sie blickt dabei mit Vorliebe in die Reihen der Scheinwerfer über ihr, als käme aus dem Schnürboden irgendeine Art von Hilfe.

Dornröschen in neuer Besetzung in Berlin

Ein Memo-Bild aus dem Archiv: Großer Jubel beim Applaus für Sarah Mestrovic als Fliederfee (links), Arshak Ghalumyan als Catalabutte (mittig hinten) und das Liebespaar, getanzt von Ksenia Ovsyanick und Marian Walter nach „Dornröschen“ von Nacho Duato am Tag der deutschen Einheit 2017. Foto: Gisela Sonnenburg

Im Stück aber soll sie selbst die Gottheit des Guten verkörpern, sie soll Freude am Geben haben, an der tatkräftigen Schaffung von Harmonie für ihre Umwelt. Das schafft Segova, die wie Motta Soares in Russland ausgebildet wurde, leider gar nicht. Ihre Linien entsprechen zwar formal den Vorgaben des Vaganova Instituts in Sankt Petersburg, wo sie ihr Examen machte. Aber inhaltlich bietet sie keinerlei Rollengestaltung an. Da ihre Partie hier die zweite tragende Rolle ist, ist so ein Verlust an Darstellung fürs Publikum bitter.

Einer der Höhepunkte der Inszenierung, und zwar der Kampf von Gut und Böse um die Seele des Prinzen vorm dem Schloss-Tor, das zur schlafenden Aurora führt, verpufft ohne starke gute Fee in seiner Wirkung. David Motta Soares alias Carabosse kämpft mit einer Illusion, nicht mit einer Gegnerin. Was irgendwie auch toll aussieht, aber nicht der Handlung in „Dornröschen“ entspricht. Und die Fliederfee wirkt wie eine Statistin, die sich zu häufig auf die Bühne verirrt hat.

Man fragt sich, wer hier nach welchen Kriterien besetzt und gecoacht hat.

Wehmütig denkt man an Sarah Mestrovic zurück, die heute eine Ballettschule hat, in der „Dornröschen“-Inszenierung von Nacho Duato 2015 in Berlin aber aufblühte und die bestmögliche Fliederfee aller Zeiten zu verkörpern schien. Sie war wirklich traumhaft in dieser Partie.

Die neue Zeit aber hat keine Mädchen wie Mestrovic mehr. Die neue Zeit ist geprägt von Leistungsdruck und Starsystemen, vom Pokern mit bekannten Namen und vom Leben mit falschen Erwartungen. Ein Künstler muss dennoch die richtigen Erwartungen erfüllen und ungeachtet der Sehnsucht der Politik nach dumpfer Aggression und brutaler Machtergreifung widerstehen können.

Zum Glück für Berlin sind im Ballett auch solche Kräfte vorhanden. Etwa mit Haruka Sassa.

Carabosse (Dvid Motta Soares) , Prinzessin Aurora (Haruka Sassa) und das Staatsballett Berlin beim Applaus nach „Dornröschen“ von Marcia Haydée. Foto: Gisela Sonnenburg

Sie ist das zweite Highlight des Abends: als virtuoses Mädchen namens Prinzessin Aurora, also als „Dornröschen“. Die gebürtige Japanerin tanzte die Berliner Aurora schon bei ihrem Debüt am letzten Freitag ganz famos. Mit jeder Geste verkündet sie Lieblichkeit, Liebreiz, erotische Anmut, ohne im Overkill des Ich-will-schön-und-begehrenswert-sein zu versinken, wie es manchmal Ballerinen von Format passiert. Sie wurde in Houston, USA, ausgebildet, und tanzte zunächst in Tokio und – längere Zeit – in Dortmund, dann in Stockholm und in Oslo, um schließlich diese Saison beim Staatsballett Berlin anzukommen. Christian Spuck hat sehr gut daran getan, sie zu holen.

Als Teenager ist diese Aurora neugierig und spritzig, ein aufgewecktes junges Ding, das um seinen Preis – immerhin ist sie Königstochter – weiß und sich nicht an den erstbesten der vier um sie werbenden Prinzen aus fernen Ländern verschenken will.

Ein bisschen Chauvinismus schwingt mit, wenn man bedenkt, dass Haydées vier Prinzen vor allem kostümmäßig Folklore-Kennzeichen tragen – in der Anmutung ungarisch, russisch, hunnisch, mongolisch – der Prinz, der dann das Rennen macht, aber rein höfisch-westlich  gewandet ist. Benannt sind die vier werbenden Prinzen, die hier immer mal wieder auftauchen und miteinander viele schöne Sprünge zeigen dürfen, von Haydée nach den vier Himmelsrichtungen. Von Petersburg aus gesehen, müsste der Prinz des Nordens finnisch sein und so weiter. Aber wo genau dieses Dornröschen angesiedelt ist, steht ohnehin nicht fest.

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Dafür ist alles bonbonbunt und zuckersüß.

Die Delikatheit der originalen Stuttgarter Ausstattung von Jürgen Rose erreicht die Berliner Machart nicht, aber die Kostüme sind den Designer Jordi Roig hervorragend abwechslungsreich gelungen. Im ersten Akt schon triumphiert der Barock in hübschen Ausformungen, mit Perücken, Blumen – Rosen! – und Schleifen allüberall. Aurora trägt ihre Grazie betonenden Rosenaufdruck auf dem Tutu, und die Märchenfiguren im dritten Akt sind putzig wie Puppen und Stofftiere im Schaufenster vom KaDeWe.

Nur das Bühnenbild ist bei genauem Hinsehen nicht ganz überzeugend. Dort, wo der höchste Punkt im Hintergrund sein müsste, nämlich mittig, damit die gute Fee dort am Ende gut sichtbar und weit oben residieren kann, klafft eine Lücke. Dafür ist eine geschwungene Schlosstreppe vorzüglich auf einen Prospekt aufgemalt. Direkt vor ihr geht jedoch eine ohne jede Schönheit steil und kantig sich aufrichtende Treppe nach rechts ab. Noch mehr unschöner Stilbruch geht eigentlich nicht.

Dafür sind die Vor- und Umhänge der Carabosse in Rot und Schwarz ganz vorzüglich anzuschauen. Und wenn der Könner David Motta Soares damit herumwirbelt, so ist das sogar ein Augenschmaus für sich. Romantisch, kraftvoll, mysteriös wirkt sein gestischer Tanz mit den Stoffmengen – schon ein Grund allein, sich diese Besetzung anzusehen.

Schön anzusehen: Das Liebespaar aus „Dornröschen“ beim Schlussapplaus mit dem Staatsballett Berlin. Links hinter dem Prinzen: Vera Segova als Fliederfee. Foto: Gisela Sonnenburg

Ein weniger überzeugendes Argument wäre der neue Berliner Prinz Martin ten Kortenaar. Der gebürtige Kanadier, in Toronto ausgebildet, tanzte bereits für Ted Brandsen in Amsterdam und verkörperte einen der edelmütigsten Helden des zeitgenössischen Balletts, nämlich Tristan in „Tristan + Isolde“ von David Dawson.

Aber in der Deutschen Oper Berlin hatte bei seinem Debüt als Prinz Désiré deutlich Ladehemmung. Vielleicht war es die Nervosität – sie kann auch den besten Tänzer manchmal umhauen. Vielleicht wurde er aber auch nicht richtig in seiner Partie geschult. Denn so ein gewinnender Prinz zu sein, wo das eigentliche Spiel von zwei zickigen Damen – den Feen – entschieden wird, ist nicht ganz einfach.

Und so vergaß dieser Prinz das Flirten mit seiner geliebten Aurora, er strahlte einfach nur vor sich hin, froh, auf der Bühne zu sein und keinen technischen Fehler zu machen. In der Tat sind seine Sprünge berückend schön, leichtfüßig, hoch, auch voll männlicher Kraft. Aber der Ausdruck fehlte überwiegend und gerade im Verliebtheitsspiel eben fast ganz.

Zunächst schien es sogar, dass sich ein Prinz Siegfried aus „Schwanensee“ ins Stück verirrt habe. Das sehnsüchtige Schmachten à la Weltschmerz und die suchende Lust auf Neues beherrscht ten Kortenaar nämlich vorzüglich. Und wenn er mit seinen Freunden auf der Jagdgesellschaft von melancholischen Anwandlungen befallen wird, so stimmt das durchaus neugierig. Aber schon der Anblick von Aurora in einer von der Fliederfee heraufbeschworenen Illusion macht ihn im zweiten Akt nicht genügend verliebt, um seinen Kampf um sie zu verstehen.

Er ist fortan ein willenloser Spielball zwischen den Kräften der Natur, zu denen hier auch die beiden wichtigen Feen gehören.

Als Edelsteine tanzen feenhafte Wesen im dritten Akt in „Dornröschen“ von Marcia Haydée beim Staatsballett Berlin. Schlussapplaus-Foto: Gisela Sonnenburg

Es gibt ja noch eine Riege weiterer Feen, die bei der Taufe Dornröschens im ersten Akt auftanzten, deren Bedeutung im Stück aber weithin bedeutungslos ist.

Die Begleiter der Carabosse hingegen – am Boden akrobatisch-elastisch entlang wuselnde Ungetüme – entsprechen nur dem Tanzklischee solcher Kreaturen, ohne die Virtuosität zu erreichen, die ihnen Nacho Duato in seiner „Dornröschen“-Version auf den Leib schrieb.

Der behutsame Kuss des Prinzen zur Befreiung Auroras ist hingegen perfekt sanft und non-sexistisch inszeniert. Und als die junge Frau nach hundertjährigem Schlaf zu sich kommt, lässt der Prinz ihr etwas Zeit, sich zu besinnen, bevor er ihr einen formvollendeten Handkuss in Zeitlupe verpasst. Wunderbar!

Das Hochzeitsfest nimmt dann den furiosen dritten Akt ein, und die Tanznummern, die hier vorgeführt werden, bilden jede für sich ein kleines Universum.

Schneewittchen darf mit sieben Ballettschülern antanzen, Ali Baba mit vier weiblichen Edelsteinen. Oh, und was für ein Ali Baba da begeisterte!

Furios: Kalle Wigle, hier neben der Ballerina Luciana Voltolini als Saphir, sprüht als Ali Baba Funken! Foto vom Schlussapplaus aus der DOB nach „Dornröschen“: Gisela Sonnenburg

Kalle Wigle, ebenfalls im Debüt am Freitag, verströmte die Power eines Corsaire oder Ali: so energetisch aufgeladen und vor Erotik sprühend. Was für eine wunderschöne Überraschung! Der gebürtige Schwede, der in Stockholm und London ausgebildet wurde, ist – wie Haruka Sassa und Martin ten Kortenaar ganz neu in Berlin und ein sehr guter Griff von Christian Spuck. Bravo!

Dagegen haben es der gestiefelte Kater mit samtzartem Kätzchen, Prinzessin Florine mit dem Blauen Vogel sowie Rotkäppchen und der Wolf etwas schwer. Aber wenn sich der Wolf beim Verbeugen als Schelm erweist und erst das Rotkäppchen ins Aus jagt, um sich dann heuchlerisch freundlich zu stellen, ist wieder ein Scherz mit Hintersinn mehr erfunden.

Der Grand Pas de deux des in glitzerndes Cremeweiß gekleideten adligen Liebespaares bildet dann den seriösen Kontrast zu all den kunterbunten Märchenfiguren. Paartänze und Soli wurden mit erlesener Souveränität dargeboten – und ob man sich in „Dornröschen“ oder in einem anderen Ballettmärchen befindet, spielt zu diesem Zeitpunkt fast keine Rolle mehr.

Es triumphiert die Liebe in Form des großen Pas de deux – mit freihändigem Fisch und quirligen Pirouetten, mit glücklichem Lächeln und weltversöhnlichem Impetus.

Mit Dirigent Robert Reimer (zweiter von links vorn) beim Schlussapplaus: das Staatsballett Berlin nach „Dornröschen“. Foto: Gisela Sonnenburg

Eine vorzügliche Gruppen-Mazurka rundet das Hochzeitsfest ab, und obwohl man zur Musik von Tschaikowsky, gespielt vom Orchester der DOB unter der wie immer sehr feinen Leitung von Robert Reimer glatt nochmal drei Stunden zuschauen könnte, ist es doch auch spannend zu sehen, wie Carabosse ihr unendliches Spiel des Bösen fortsetzt.

Sie befindet sich vorn rechts an der Rampe, zwischen Publikum und Tanzenden – und man ahnt, dass ihre Kraft noch lange nicht verbraucht ist. Dieses Dornröschen kann sich also nicht in totaler Sicherheit wiegen, kaum dass es vom Dauerschlaf erlöst und verheiratet ist.

Das Böse schläft nie.

Das ist Marcia Haydées Botschaft, die sie mit allem Schmelz und Charme des Balletts zu uns schickt. Und Goethe-Fans können beruhigt sein: Carabosse ist ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Märchenhaft.
Gisela Sonnenburg

www.staatsballett-berlin.de

„Schneewittchen“, die nächste Märchenheldin, getanzt von Filipa Cavaco, mit den sieben „Wichteln“, wie die Zwerge hier heißen, von der Staatlichen Ballettschule Berlin. Foto vom Schlussapplaus nach „Dornröschen“ in der DOB: Gisela Sonnenburg

 

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