Porzellan ist ein exotisches Material: beständig über Jahrhunderte und doch sehr zerbrechlich. Es ist nicht so flüchtig wie Tanz, aber wie beim Ballett zählen beim Porzellan bestimmte Tugenden: Anmut, elegante Linien, Dynamik. Die erste Starballerina der Ballets Russes, Anna Pawlowa aus Sankt Petersburg, wurde als bildschöne „Indische Tänzerin“ in Porzellan gegossen: bunt und erotisch, mit schwungvoller Einwärts-Retiré-Pose, den Kopf und den Rücken nach hinten gebeugt, aber die Arme beschwörend vorne anhebend. Was für eine Femme fatale! Der zweite Superstar der Ballets Russes, Vaslav Nijinsky, ging – ebenfalls farbenfroh – als graziös sich windender „Bajazzo“ in die Porzellangeschichte ein: mit schwarzer Maske, die nahtlos ins Kopfhaar übergeht. In halb sitzender, halb stehender Position charmiert dieser Mann mit dem Betrachter. Ganz so, als wolle er gleich aufspringen und auf uns zueilen. Meissen erschuf ihn, der Entwurf wird Paul Scheurich zugeschrieben. Die Mode, Tanzkünstler in edles Porzellan zu gießen, ging rasch vorbei. Aber die vorhandenen Werke erinnern an die ästhetische Bedeutung, die man sowohl dem Tanz als auch dem Porzellan vor rund hundert Jahren zuschrieb.
Heute sind Porzellanstücke mit ballettösem Bezug eher selten. Der ehemalige Startänzer und Berliner Ballettintendant Vladimir Malakhov ließ seine Tanzschuhe von KPM in Biskuitporzellan als Tischskulptur gestalten – aber das war’s auch schon. Vorbei die Zeit, da Stars und Sternchen Modell standen, um als zarte Figuren für den Hausgebrauch verewigt zu werden. Mittlerweile hat Porzellan für viele Menschen einen vor allem praktischen Nutzen. Aber seine Aura verliert es trotzdem nicht; vielmehr überträgt sie sich.
Und jeder erinnert sich an sein erstes Service. Es war knallbunt oder puristisch weiß, wurde als heiter oder elegant empfunden. Es verlieh dem Alltag Stil und Erhabenheit – und war darüberhinaus unverzichtbar nützlich. Porzellan, ob als Geschirr oder Nippes, ist aber auch ein Sinnbild schlechthin: für Zartheit und Zerbrechlichkeit. Man muss es sanft anfassen, muss damit aufpassen. Und wer es zerdeppert, ist ein Elefant im Porzellanladen, also ein Trampel. Vorsicht sei die Mutter der Porzellankiste! Wie schön, dass es das noch gibt: Achtsamkeit im Umgang mit der Welt.
Das „weiße Gold“ stammt aus einer Zeit, in der man das Feine und Vornehme bewunderte. Heute, da alles spülmaschinenfest, campingtauglich und unkaputtbar sein muss, wirkt das fast anachronistisch. Wie aus der Zeit gefallen. Und doch gehen kaum ein Frühstück, Mittagsmahl, Tee- oder Kaffeezeit und erst recht kein opulentes Abendessen ohne edles Porzellan vonstatten.
Die Branche boomt denn auch, einerseits, und nie gab es eine größere Auswahl an Tassen und Tellern, Krügen und Kannen, Schüsseln und Saucieren. Andererseits aber stehen gerade die großen Marken nicht mehr so glänzend da wie noch vor zehn, zwanzig Jahren. Billigware aus dem Ausland macht einheimischen Firmen zu schaffen, und der Geschmack der Kundschaft wandelt sich.
KPM, die berühmte Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin, feiert dennoch ein Jubiläum: Sie wurde vor 260 Jahren gegründet. Aber in der Malerei-Abteilung ist derzeit nicht viel los. Auszubildende gibt es dort aktuell gar nicht. Der Grund: Der Trend im Verkauf geht bei KPM weg von edler Buntheit, hin zum schlichten Weiß. Nur eine Modesache? Eine KPM-Mitarbeiterin tippt auf den Sparzwang: „Alle müssen jetzt etwas aufs Geld schauen“. Und Porzellanmalerei von Hand kostet nun mal. Blendend weiße Ausfertigungen der guten Stücke sind preiswerter.
200 Mitarbeiter beschäftigte KPM in 2017. Heute sind es 162. Als Umsatz gibt man zehn bis fünfzig Millionen Euro pro Jahr an, eine große Spanne. Für 2017 gab es eine konkrete Zahl: 12 Millionen Euro Umsatz. Bedenkt man aber die hohen Material- und Herstellungskosten, schrumpft die Vorstellung vom Luxusbetrieb auf solides Handwerk zusammen. Es müssen sowieso bestimmte Bedingungen erfüllt sein, damit sich eine Firma „Manufaktur“ nennen darf.
Vor allem müssen die Produkte überwiegend in Handarbeit entstehen – das ist das wichtigste Kriterium. Ob Tafelaufsatz oder Figürchen, ob ein Becher aus der „Kurland Heritage Edition 2023“, die auf 100 Stück limitiert ist, oder ob eine Büste des Komponisten Frédéric Chopin: Das Meiste entsteht unter fleißigen menschlichen Händen, nicht im Roboterzugriff. Und was auch immer gemalt ist, sei es ein Bechermotiv, eine Blumen oder ein Buchstabe, wurde von Hand gemalt. Darauf kann man sich bei KPM verlassen. Dazu verströmt der Stil des Klassizismus zeitlose Schönheit.
Die Preise tragen dem Rechnung. Für zwei Espresso-Tassen wird man knapp 200 Euro los, für einen „Kurland Suppenteller“ mit edlem Reliefrand 95 Euro. Dafür wird man die Stücke vermutlich sein Leben lang wunderbar finden.
Das „Maria Weiß“-Geschirr von Rosenthal kommt da vielleicht nicht ganz mit, aber auch dieses Dekor hat eingeschworene Fans. Die eckig abgeflachte Form mit weiß modellierter Rosenoptik wurde seit 1916 eine bezahlbare Alternative zu sehr teuren Anbietern. Benannt wurde es anlässlich einer Geburt in der Unternehmerfamilie Rosenthal: nach der frisch gebackenen jungen Mutter namens Maria. Heute kosten ein fabrikneuer Suppenteller mit diesem Dekor 32,50 Euro, ein Pizzateller 55,50 Euro.
Was in Weiß ein Traum ist, soll auch in Blau gehen. Darum gibt es von Rosenthal das Service „Maria Blue Dream“ in gebrochenem Graublau. Zwischen 24 Euro und 44 Euro kosten die Teller. An den Erfolg des weißen Originals kommt die unifarbene Linie indes nicht heran.
Porzellane von Villeroy & Boch aus dem saarländischen Mettlach erkennt man oft an ihrer Farbigkeit. Auch hier begeht man gerade ein Jubiläum: 275 Jahre vergingen seit der Firmengründung. Die Fliesenherstellung, mit der man vor allem im französischsprachigen Raum Bistros und Restaurants ausstattete, wurde allerdings 2022 geschlossen. Der Schwerpunkt liegt seither auf Geschirr.
So auf der traditionellen Rokoko-Variante „Alt Luxemburg“ („Vieux Luxembourg“) mit floralen Schnörkeln in Tiefblau auf cremefarbenen Grund. Mittlerweile erschien eine moderne „Interpretation“ dessen, die aus dem Brindille-Dekor ein schlieriges Blumendessin macht. Echte Nostalgiker lassen sich nicht beirren und bleiben beim Rokoko-Motiv. Für knapp 20 Euro gibt es eine Dessertschale, für 23 Euro eine Kaffeetasse. Für die gefühlte Ewigkeit.
Der relativ günstige Preis rührt daher, dass bei Villeroy & Boch nicht von Hand gemalt wird, sondern das Farbmuster auf die Rohware gestempelt wird. Das gilt auch für den „French Garden“, den „Französischen Garten“, der muntere Motive aus der Welt der Früchte vereint: sanftblaue Pflaumen, quietschgelbe Zitronen, mattrote Kirschen. Für knapp 100 Euro ist eine Kaffeekanne drin.
Ruft man in der Firmenzentrale von Villeroy & Boch an, ist man sicher, sich im 21. Jahrhundert zu befinden. Es meldet sich nämlich eine KI (Künstliche Intelligenz) namens „Anna“, die dreist vorgibt, „persönliche Assistentin“ des Anrufenden zu sein. Man soll ihr sagen, in welcher Sprache man mit ihr sprechen möchte. Aber ich rede grundsätzlich nicht mit Maschinen über Porzellan. In keiner Sprache der Welt.
Da ist ein Anruf bei der Konkurrenz im Weserbergland ergiebiger. Die Manufaktur Fürstenberg, die seit 276 Jahren produziert und von Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel gegründet wurde, gibt sich live viel Mühe, für die Produkte und fürs hauseigene Museum Interesse zu wecken.
Meine Fragen gelten der „Bunten Blume“, deren Ränder mit Gold von Hand bemalt werden. Die niedlichen Blümchen kommen im Siebdruckverfahren aufs Porzellan – auch noch ziemlich aufwändig. Blumenbouquets, mal in Creme, Lachs und Orange, mal in Violett, Gelb und Weinrot, suggerieren authentische Natur. Mit Liebe zum Detail erdacht, betonen sie auch verschiedene Grüntöne von Blattwerk. Die Form des Porzellans orientiert sich am Spätbarock und Rokoko, gibt in leichten Kurven der Schwerkraft nach. Für 54 Euro gibt es eine Espressotasse, für 31 Euro einen Frühstücksteller.
Die Formen entstammen der Reihe „Alt Fürstenberg“ und wurden 1750 erstmals verwendet. Der Clou: Auf den Deckeln der Schüsseln liegen liebliche Rosenknospen aus weißem Porzellan auf. Auch dieses Geschirr gibt es bemalt oder ohne Farbe, in leuchtendem Weiß. 18 Euro kosten dann ein Brotteller, 31 Euro ein Suppenteller und 79 Euro eine Schüssel (ohne Deckel). Das Zuckerdöschen mit Knospe ist für 36 Euro zu haben.
Das „Museum Schloss Fürstenberg“ spielt mit der Faszination, die Viele für Porzellan empfinden. Außer Aktionen für Kinder gibt es Ausstellungen und Events. Bis Ende Oktober wartete zum Beispiel die Schau „Lustgarten. Porzellan und Gartenkunst“ mit historischen Stücken aus dem 18. Jahrhundert zum Thema Garten auf. Vasen, Figuren und Teller zeigten barocke Festgesellschaften im Grünen, verherrlichten das Gärtnern oder feierten die Schönheit von Blumen. Vieles stammt hier aus Privatsammlungen, ist sonst kaum öffentlich anzuschauen.
Figuren aus Porzellan sollten ein Extra-Kapitel abgeben. Und zwar ein tragikomisches, denn obwohl Porzellanfiguren die Brücke vom bloßen Kunsthandwerk in die Welt der Kunstwerke schlagen, sind sie heute schon fast out. Dabei wurden sie einst nicht nur als Dekoration erfunden, sondern auch, um gute Gespräche, also inspirierte Kommunikation, anzuregen. Motto: Wer über Porzellanfiguren spricht, kann nicht dumm sein. Und wenn sich Menschen über Porzellan unterhalten, schwingen all die feinen Linien des Materials in ihren Gedanken mit.
Ereignisse, Mythen, echte und fiktive Personen, dazu ihre Geschichten, gern von Liebeständelei, bilden die Basis für die meisten traditionellen kunstvollen Figuren, die nach Modellen aus Ton geformt werden. Nach dem Tonmodell werden in Einzelteilen Gipsformen hergestellt. Dort hinein kommt die Porzellanmasse. Man lässt sie trocknen und fügt die Einzelteile zusammen. Mehrere Brandvorgänge bei bis knapp 1.500 Grad Hitze sorgen für Härte. Erst dann werden die Farben aufgetragen. Auch das ist eine Wissenschaft für sich, zumal nicht alle Farben beim Auftragen so aussehen wie später auf dem fertigen Porzellan. Die Zartheit, die so erzeugt wird, ist allerdings unübertrefflich.
China. Hier entstand die Tradition des Porzellans zuerst. Aus Kaolin, Feldspat und Quarz wurde schon 620 ein feinkeramisches Erzeugnis hergestellt, das mit seiner Nutzbarkeit und Schönheit begeisterte. Rasch gehörte es zur Alltagskultur der Oberschicht. Marco Polo, der 1254 geborene Abenteurer, erzählte nach seiner Rückkehr aus China den Europäern vom Porzellan. Dessen Herstellung war ihm aber ein Rätsel.
Tatsächlich bestrafte man im alten China Personen, die im Verdacht standen, die Geheimnisse des Porzellans zu verraten. In Europa wurde Porzellan dann nach den Porzellanschnecken benannt, mit denen es aber nichts zu tun hat. Um im Westen Verbreitung zu finden, musste Porzellan ein zweites Mal erfunden werden. Der deutsche Apotheker-Gehilfe Johann Friedrich Böttger, Jahrgang 1682, knackte hierbei die entscheidenden Punkte.
In früher Jugend täuschte Böttger vor, Gold machen zu können – und wurde diese Mär nie wieder los. Man sperrte ihn in Dresden in ein Kellerlabor, wo er seine vermeintliche Heldentat wiederholen sollte. Niemand glaubte dem Hochstapler, dass er hochgestapelt hatte – August der Starke wollte ihn zum Goldmachen zwingen. Böttger floh nach Österreich, wurde aber wieder eingefangen. Aus der Nummer mit dem Gold kam er nicht mehr raus. Und er kam nicht voran damit.
Dafür klappte 1706 etwas Anderes: Es entstand Porzellan. Ton, Quarz und Alabaster hatte Böttger zu etwas verschmolzen, das wir heute Kalk- oder Böttgerporzellan nennen. Von rotbrauner Grundfarbe, lässt es sich fein modellieren und brennen. Auf Befehl der Obrigkeit musste Böttger seinen Leibarzt in die Herstellung einweihen, für den Fall, dass er verstürbe.
Im Januar 1708 gelang Böttger erstmals die Herstellung von weißem Porzellan. Das „weiße Gold“ war damit auch in Sachsen geboren. August der Starke, der auch August der Eitle oder August der Gierige hätte heißen können, verschaffte Böttger mit der „Manufaktur für Delfter Fayence“ ein Übungsfeld. Unter schwerer Bewachung tüftelte Böttger dort weiter. Experimente mit Kaolin erbrachten gute Resultate. Und 1709 erfand Böttger auch noch eine passende Glasur. Da war er erst 29 Jahre alt – und fühlte sich verkannt, verleumdet, gehetzt.
1710 zog die Porzellanmanufaktur nach Meissen um – aber ohne Böttger. Der Erfinder wurde in Dresden weiterhin bewacht wie ein Schwerverbrecher. Dass er wirklich kein Gold machen konnte, glaubte man ihm nicht. Wer Porzellan macht, kann doch auch Gold, so die Logik. Als der Nordische Krieg viel Geld verschlang, fehlten auch noch die Mittel für die Porzellanherstellung.
Immerhin errang Böttger den Status bürgerlicher Normalität zurück. Unter der Auflage, das Land nicht zu verlassen, forschte er weiter. Es entstanden bildschöne, skulptural dekorierte Vasen und Figuren. Aber verehrt wurde Böttger nur wenig. Zu stark war Augusts Gier nach Gold. Böttger war ein tragischer Fall, er wurde chronisch krank, auch alkoholkrank, und verstarb mit nur 37 Jahren.
Seinem deutschen Erfinder brachte das „weiße Gold“ also nur wenig Glück. Aber die Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen, seit 1764 mit den gekreuzten Schwertern als Markenzeichen, bezaubert die Menschheit bis heute. In der DDR als Volkseigener Betrieb geführt, ist der Gesellschafter heute der Freistaat Sachsen – doch die Umsätze sind rückläufig.
38 Millionen Euro Jahresumsatz in 2014 schrumpften auf 27 Millionen Euro in 2020. Ein Jahr später unterhielt man in Meissen zwar noch rund 450 Mitarbeiter, dazu 40 Auszubildende. Aber der Geschmack der Reichen und Superreichen ist heute nicht mehr so exquisit, wie er es mal war. Menschen mit Geld geben immer mehr für Autos, Privatjets, Mode, Schönheits-OPs, Möbel, Personal aus – statt für vornehmen Hausputz.
Als Anlageobjekte haben Reiche heute Kunstwerke im Visier, mit denen sie spekulieren und ein Vielfaches an Gewinn hereinholen können. Da kann eine filigrane Porzellanfigurensammlung nicht mithalten: Sie ist nicht Teil eines global gepushten Marktes, auf dem es um Lügen und falsche Versprechen geht.
Eine Porzellanfigur ist eine Porzellanfigur. Nicht mehr, nicht weniger. Für manche ist sie trotzdem das Schönste und Feinste, was diese Welt zu bieten hat. Ob eine Jahreszeit, ein Monat oder eine mythologische Gestalt verkörpert wird, ob ein Reiter, eine Kutsche, eine Gärtnerin, ein Pärchen, ein Fischer, ein Pierrot oder eine Schäferin dargestellt ist, ob fein von Hand bemalt oder nur weiß lasiert – gerade die Figuren aus Meissen verströmen eine Delikatheit und Anmut, denen man nur schwer widerstehen kann.
1738 entwarf Johann Joachim Kaendler für Meissen eine Madonna, die mit barock wehenden Kleidern auf dem Erdball steht. Sie hat einen Drachen unter sich und das Jesuskind mit Kreuz auf dem Arm: als sei diese „Maria mit Kind“ eine weibliche Ausgabe des Heiligen Christopherus. 44 Zentimeter hoch, wiegt sie über vier Kilogramm. Ihr Kostenpunkt liegt heute neu bei 11.500 Euro.
Niemand kann sagen, sie sei das nicht wert. Dennoch kaufen Millionäre, für die sie ein Schnäppchen wäre, lieber einen weiteren Jaguar oder Mercedes, noch eine Yacht oder, wenn das Geld von arabischem Öl kommt, ein rassiges Pferd. Porzellan gerät ins Hintertreffen.
Pferde gehörten zeitweise auch zu den Lieblingsmotiven der Porzellanmodelleure. Weitere Klassiker sind Hunde, Vögel, auch mal Raubtiere. Mäuse, Eichhörnchen, Hamster kommen hinzu: Das Arsenal der porzellanenen Tierwelt kennt kaum Grenzen. Wenn das Weihnachtsgeschäft anrollt, prangen wieder Rentiere und Weihnachtsmänner, Engelchen und Tannenzweige auf den Tellern. Zusätzlich setzen manche Hersteller auf Damenschmuck und Christbaumdeko aus Porzellan. Wer’s mag – aber jedermanns Geschmack sind aufgebrezelte Adventsporzellane nicht.
Der jüngste Trend aus Meissen besteht allerdings in Amoretten, die „Love not war“ verkünden und knapp 4.000 Euro kosten. Magnus Gjoen kreierte sie, und da sieht man zum Beispiel einen süßen, kecken Putto eine Rakete zerbrechen.
Damit das friedliebende Meissner Porzellan seine Leuchtkraft erhält, wird es übrigens bis zu sechs Tage lang bei 1.400 Grad gebrannt. Jetzt aber bitte nicht ans Stromsparen denken. Sondern an den Wert des Fragilen, das uns zeigt, wie bedeutend die Empfindsamkeit ist. Denn die Zerbrechlichkeit des Porzellans steht für die Welt der Beziehungen und Gefühle, die nicht getreten, sondern gepflegt sein wollen.
Gisela Sonnenburg