Von Desaster-Demis bis Demian Hätte man sich Demis Volpi und das Desaster vom Hamburg Ballett sparen können? Ja! Jetzt wird sein Opfer Azul Ardizzone als Heldin gefeiert, aber es gibt weitere Enthüllungen

Demis Volpi contra Azul Ardizzone

Azul Ardizzone und Louis Musin vor dem dunklen Vorhang in der Hamburgischen Staatsoper nach „Romeo und Julia“ von John Neumeier. Foto: Gisela Sonnenburg

Hätte man nur auf mich gehört. Im Gegensatz zu allen anderen, die sich zu Demis Volpi vor 2024 öffentlich äußerten, habe ich schon 2011 angesichts seiner brachialen Version vom Kindertanzstück „Karneval der Tiere“ das kalte Grausen bekommen und das auch geschrieben: 2011 in der Tageszeitung junge Welt und 2022 im Ballett-Journal (https://ballett-journal.de/hamburg-ballett-am-rhein-demis-volpi/ ). Auch Volpis „Salome“ beim Ballett Stuttgart weckte meinen Argwohn, denn das darin verbratene Frauenbild strotzte nur so vor klischeebeladenem Hass auf alles, was weiblich ist (https://ballett-journal.de/stuttgarter-ballett-salome/) . Volpis Düsseldorfer „Giselle“ schließlich dichtete typisch patriarchal-männliche, für Frauen tödliche  Verhaltensweisen mal eben so einer Lesbe an. Nicht gerade frauenförderlich. Und sein altes Erfolgsstück „Krabat“  besteht bekanntermaßen vor allem aus Kulissenschieberei (https://ballett-journal.de/stuttgarter-ballett-krabat/ ). So einer sollte das Erbe des Genies John Neumeier – der in seinen Stücken voller Empathie stets sowohl die männlichen als auch weiblichen Figuren mit Leben erfüllt – beim Hamburg Ballett antreten? Wer analytisch denken kann, ahnte: Das wird nicht gut gehen.

Und so war ich skeptisch. Aber mich hat niemand gefragt. Obwohl sonst keiner aus der Peripherie vom Hamburg Ballett das Werk von John Neumeier so gut kennt und so viel dazu publiziert hat wie ich. Nachweislich. Aber schließlich wohne ich nicht in einer Blankeneser oder Zehlendorfer Villa und bin auch sonst nicht nennenswert mit der Oberschicht verwandt oder verschwägert.

Die Befragten hingegen hatten nicht genügend Grips, um zu sehen, was für ein negatives Menschenbild Demis Volpi vermittelt. Von dort zum dissoziativen  Verhalten in der Realität ist es nicht weit.

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Dass Volpi nun ausgerechnet die Schwächste aller Hochbegabten, die Ballettschülerin Azul Ardizzone, am stärksten malträtierte, wird ihm jetzt zum Hamburger Stolperstein werden.

Vermutlich handelt es sich dabei um einen Beutezug. Denn Azul Ardizzone wurde von John Neumeier 2023 als seine neue Julia für „Romeo und Julia“ entdeckt; auch in dieser Saison und auch gerade heute steht die erst 17-Jährige mit Louis Musin als ihrem Romeo auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper.

Der Spiegel macht Azul in seiner kommenden Ausgabe, die morgen erscheint, zu seiner Heldin. Richtig so! Denn Demis Volpi hat das junge Mädel offenbar ganz besonders gequält und herabgesetzt, ja zu vernichten versucht.

Dabei war sie wohl fast als Geschenk von John Neumeier für seinen jungen Nachfolger gedacht. Denn wie Volpi kommt Azul aus Argentinien. Gerade sie so niederzumachen, bedeutet, dass er die jüngste Muse Neumeiers quasi in den Dreck stoßen wollte.

Weil Demis Volpi auch beim Ballett am Rhein, wo er zuvor wirkte, alle Spuren seines Vorgängers, des hoch angesehenen Choreografen Martin Schläpfer, verwischte und kein einziges von dessen Stücken auf den Spielplan setzte, muss man sowieso von einem auf Verdrängung abzielenden Charakter ausgehen.

Auch beim Hamburg Ballett hat Demis Volpi vor, die Neumeier-Stücke auf dem Spielplan von acht (in dieser Saison) auf nur noch fünf (Volpis Plan für 2025/26) zu schrumpfen.

Mit Azul Ardizzone nun wollte er wohl beweisen, dass er auch die Nachwuchspflege des Tanztitanen Neumeier durchkreuzen kann.

"Romeo und Julia" von Neumeier: Applaus

Festlich stehen sie da: Das Hamburg Ballett und Dirigent Markus Lehtinen nach „Romeo und Julia“ von John Neumeier beim Applaus. Foto: Gisela Sonnenburg

Wie im Spiegel richtig steht, erlitt Azul einen Tag vor der Wiederaufnahme von „Romeo und Julia“ im Mai diesen Jahres fast einen Zusammenbruch, als sie Demis Volpi im Saal während der Probe sah. Grund: Er hatte ihr – in Gegenwart von Gigi Hyatt, der Leiterin der dem Hamburg Ballett angeschlossenen Ballettschule – in seinem Büro so stark zugesetzt, dass sie in Tränen ausgebrochen ist und sich auch danach stundenlang kaum beruhigen konnte. Das Gespräch ging über das, was bei einem Gespräch über die Zukunft einer Tänzerin erlaubt ist, wohl hinaus. Demis Volpi „begründete“ offenbar über alle Maße, warum er die junge Azul, die vom Publikum bereits wie ein Star behandelt wird, nicht ins Hamburg Ballett engagieren wolle.

Was nicht im Spiegel steht: Angeblich hatte Demis Volpi für dieses Gespräch in seinem Büro die Tür abgeschlossen, damit das weinende Mädchen nicht fliehen könne. So etwas wiederum ist Freiheitsberaubung, auch wenn es sich nur um etwa 15 Minuten gehandelt hat. Hat Volpi die junge Ballerina vorsätzlich klein gemacht, um ihr Schaden zuzufügen?

Die Traumatisierung wurde bei der Probe, bei der Azul fast zusammen brach, offenbar. Sie konsultiert jetzt auch regelmäßig psychologische Hilfe.

Dabei hatte auch diese Büroszene noch ein Vorspiel, welches auch nicht im Spiegel steht:  Azul Ardizzone wurde schon beim Gastspiel von „Romeo und Julia“ in Venedig im Januar 2025 vor der Aufführung von Demis Volpi empfindlich „zusammen gefaltet“. Er soll unmittelbar vor ihrem Auftritt ernsthaft Zweifel an ihrem Talent geäußert und ihr Können als sehr wenig eingeschätzt haben. Für ein relativ unerfahrenes Mädchen ein großer Schock.

Es zeichnet Azul Ardizzone aus, dass sie dennoch auf der Bühne beste Leistungen zeigt und sowohl technisch als auch im Ausdruck sogar absolut schwierige Passagen vorzüglich bewältigt.

Dass Demis Volpi sie für die Kameras in Venedig herzlich in den Arm nahm, muss sie in ein Wechselbad der Gefühle getaucht haben und es ihr erschwert haben, über diese Dinge zu sprechen.

Jetzt hat Azul Ardizzone die höchste Aufmerksamkeit. Gebt auf sie acht!

"Romeo und Julia" 2025 beim Hamburg Ballett

Stürmisch bejubelt: Azul Ardizzone und Louis Musin (mittig vorn) mit dem Hamburg Ballett beim Schlussapplaus nach „Romeo und Julia“ von John Neumeier in der Hamburgischen Staatsoper. Foto: Gisela Sonnenburg

Und gebt auch auf die weiteren Opfer von Volpi acht. Bevor er in Hamburg nicht mehr gesehen wird, könnte der Skandal um ihn noch den einen oder anderen Nachschub erhalten.

Am Sonntag gibt übrigens um 11 Uhr wieder eine Ballett-Werkstatt: Demis Volpi ist angekündigt, denn es soll um seinen „Demian“ gehen – und Restkarten sind online erhältlich. Ob er wohl wirklich kommt?
Gisela Sonnenburg

P.S. Tatsächlich erschien Demis Volpi am Sonntag für seinen Vortrag mit getanzten Beispielen auf der Bühne – und hielt Buhrufe und kritische Zwischenrufe mit ausgeruhten Blicken lässig aus, obwohl man zunächst den Eindruck eines Tumultes hatte, so heftig wurde er ausgebuht. Immerhin hatte Volpi dank der Negativ-PR im Spiegel endlich mal ausverkauftes Haus bei seiner Ballett-Werkstatt. Wobei ein Teil des Publikums wohl gehofft hatte, John Neumeier werde das Ruder wieder übernehmen. Der war hingegen am Vorabend bei der Wiederaufnahme seines Stücks „Illusionen – wie Schwanensee“ im Nationaltheater in München anwesend und wurde auch auf dem anschließenden Empfang dort gefeiert.

www.hamburgballett.de

 

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