Auch außerhalb von Deutschland dreht sich der Globus der arrivierten Ballettwelt stetig um sich selbst. Zwei bereits mit satten Ehren dekorierte, international bekannte Heroen der choreografischen Künste erhalten jetzt weitere Auszeichnungen. Beide Ehrungen haben einen jeweils adligen Hintergrund. So wurde dem US-amerikanischen Choreograf William Forsythe – dessen oft auf schwierige Tanztechnik ausgerichtete Werke schräg bis virtuos und mal tiefsinnig, mal banal daher kommen – soeben der mit umgerechnet 590.000 Euro dotierten Kyoto-Preis 2024 in Japan zugesprochen. Jährlich wird dieser, eine Art asiatischer Nobelpreis, aber von einer in Kyoto ansässigen Firma gestiftet, für überragende Leistungen in Wissenschaft oder Kunst verliehen, seit 1985. Im Jahr 2015 erhielt ihn übrigens der Hamburger Ballettintendant John Neumeier, als erster Tanzkünstler. Im November 24 wird nun die feierliche Preisverleihung an Forsythe, 74, in der Stadt Kyoto sein: in Anwesenheit des japanischen Tenno. Schneller waren die Royals in England: Wayne McGregor, 54 Jahre jung, wurde von seiner Majestät, King Charles III., zum Ritter geschlagen.
Seit 2006 ist McGregor Hauschoreograf des Royal Ballet in London. Er wurde bekannt für zackig-emotionale Neuerungen im Tanz, vor allem in der Kunst des Pas de deux. Sein Werk „Chroma“ war viele Jahre auf großen Galas in aller Welt zu sehen.
Während von Forsythe noch kein Statement bekannt ist, kommentierte McGregor seine Ehrung bereits: „Ich fühle mich sehr geehrt und bin all den Menschen dankbar, die mich über 33 Jahre lang in der Kunstform gefördert haben, die ich liebe: im Tanz.“
In London gibt es eine gewisse Tradition, Ballettstars mit der Ritterschaft zu bedenken. So wurden der Begründer des Ruhms des englischen Balletts, Frederick Ashton, 1962 und der ebenfalls britische Choreograf Kenneth MacMillan 1983 von Queen Elisabeth II., der Mutter von Charles, zum Ritter geschlagen. Die richtige Anrede mit dem Titel lautet „Sir“.
So hat die Ballettwelt einen Sir und einen steuerfrei Begünstigten mehr.
Wir gratulieren beiden frisch Ausgezeichneten auf das Herzlichste!
Gisela Sonnenburg