Die Einzigartige als Highnoon-Highlight Der Filmemacher Harold Woetzel portraitiert Marcia Haydée – Erstausstrahlung ist am Sonntagmittag auf 3sat

Marcia Haydee im Filmportrait

Marcia Haydée ist endlich ein großes aktuelles Filmportrait gewidmet: von Harold Woetzel, der sein Talent für solche Sachen bereits unter Beweis stellte. Foto: ZDF / 3sat

Bis vor wenigen Tagen tüftelte der in Ballettsachen schon versierte Filmemacher Harold Woetzel noch an der Tontechnik. Jetzt ist sein neuestes Werk fertig und wird am Sonntagmittag – sozusagen als Highnoon-Highlight – erstmals auf Sendung gehen. 3sat zeigt somit das Portrait Woetzels einer lebenden Legende: „Marcia Haydée. Verführung zum Tanz“, heißt seine Hommage, die anlässlich Marcias 80. Geburtstag, der am 18. April 2017 erfolgt, entstanden ist. Das Stuttgarter Ballett hatte Woetzel schon zu dessen 55-jährigem Bestehen gewürdigt – sein Report „Von Wunden und Superhelden“ (www.ballett-journal.de/stuttgarter-ballett-von-wundern-und-superhelden/) läuft nun nochmals, sozusagen als anwärmendes Vorspiel und zum Eintrainieren in Woetzels Ballettfernsehformate, direkt vor Marcias Portrait (www.ballett-journal.de/stuttgarter-ballett-marcia-haydee-portrait/). Der morgige Sonntag, 9.4.2017, gehört somit also von 11.05 Uhr bis 13.20 Uhr ganz dem Ballett in der Glotze!

Marcia, die seit 1961 das tänzerische Geschehen von Stuttgart aus prägt, kommt darin ab 12.35 Uhr zu ihrem Recht.

Ihr Lebensweg, vor allem ihre Zusammenarbeit mit John Cranko, wird das Thema des Filmportraits sein; die Primadonna assoluta wird sich aber nicht nur als Ballerina, sondern auch als Ballettdirektorin und Choreografin und auch mal einfach als Mensch nochmals vorstellen.

Man muss dazu sagen, dass vermutlich keine großen Geheimnisse gelüftet werden. Denn La Haydée war nie verschlossen, vielmehr ist sie eine derjenigen in der Ballettwelt, die gerne kommunizieren und sich dem Publikum auch außerhalb der Bühne zeigen.

Marcia Haydee im Filmportrait

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Woetzel wiederum ist keiner, der verbissen bohrt, sondern der leichten Herzens gerne annimmt, was man ihm bietet.

Dann macht er was draus – der in Heidelberg studierte Germanist, Sportwissenschaftler und Philosoph lehrt sonst an Universitäten und Hochschulen und hat keineswegs den Ehrgeiz, der Günter Wallraff des Balletts zu sein.

Mit seinem filmischen Portrait von Birgit Keil, die lange Zeit Marcias Kollegin und auch Konkurrentin in Stuttgart war, bewies Woetzel bereits sein feines Händchen für die flotten Grandes Dames des Balletts (www.ballett-journal.de/stuttgarter-ballett-tv-birgit-keil-woetzel/).

Aber auch die braven Sequenzen können beglücken, zumal Harold Woetzel sich bisher als höchst eloquent gerade auch im Umgang mit Archivmaterial erwies.

Und wenn es um die Best-of-Zeiten des Balletts im deutschen 20. Jahrhundert geht, dann sind Cranko und John Neumeier, Kenneth MacMillan und Maurice Béjart nicht fern. Mit diesen Mega-Choreorafen hat Haydée kreiert und mehr getan, als nur ein wenig Inspiration zu vergönnen. Sie war Bombe im Kreationsprozess, das haben alle, die mit ihr gearbeitet haben, bestätigt. Ihr Gedächtnis ist zudem fantastisch, sie erinnert sich gern auch an Anekdotisches.

Und so darf man auf bislang unbekannte Petitessen hoffen, die nun dank Woetzel offiziell und bekannt werden.

Die Kameliendame“ und „Onegin“, „Endstation Sehnsucht“ und „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Die Stühle“ und „Romeo und Julia“ in der Cranko-Version… ach, so viele Tänze und Stücke würde es ohne die unvergleichliche, die einzigartige, die lateinamerikanisch-temperamentvolle und doch so beinhart ehrliche Marcia Haydée nicht oder jedenfalls nicht auf diese Art geben.

Marcia Haydee im Filmportrait

Alicia Amatriain und Friedemann Vogel – der zusammen mit Jason Reilly die männliche Doppelspitze der aktuellen Stuttgarter Starballerini bildet – in „Onegin“ von John Cranko. Ohne Marcia Haydée ist dieses Stück getanzte Weltkulturgeschichte undenkbar! Foto: Roman Novitzky / Stuttgarter Ballett

Dass das Stuttgarter Ballett derzeit einige Probleme und Problemchen hat, die man dort vor Ort gern wegschweigen möchte (wie den drastischen Mangel an hervorragenden Primoballerini), nun ja, das hat in einem solchen Ehrenfilm vielleicht auch nicht viel zu suchen.

Darum ran an die Flimmerkiste – und verschiebt das Mittagessen auf danach! Dieser Film wird es wert sein.
Gisela Sonnenburg

Wiederholung am Sonntag, 23.4.2017, um 9.15 Uhr beim swr fernsehen! 

www.3sat.de

www.stuttgarter-ballett.de

 

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