Wunderzeiten Das Stuttgarter Ballett feiert das 20-jährige Dienstjubiläum seines Intendanten Reid Anderson – mit dem Film von Harold Woetzel: „Von Wundern und Superhelden“

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Reid Anderson als junger Mann – zu sehen in Harold Woetzels Film „Von Wundern und Superhelden – 55 Jahre Stuttgarter Ballett“. Videostill: Gisela Sonnenburg

Das heimelige schwäbische Stuttgart hat dieses Jahr gleich zwei Jubiläen des Balletts: Man feiert 55 Jahre Stuttgarter Ballett – und 20 Jahre Reid Anderson als Ballettintendant. 1969 kam der heutige Chef vom Stuttgarter Ballett als 19-Jähriger direkt aus London, von seiner Ausbildungsstätte, nach Stuttgart. Es lagen Eis und Schnee, und er kannte sich nicht aus. Irgendwie fand er ins Theater. Im Entrée des Bühneneingangs sah alles so aus wie heute noch, erzählt er: mit massiven hölzernen Sitzbänken, die an Kirchengestühl erinnern. Anderson wurde in Stuttgart aufgenommen – und einer der wichtigsten Tänzer des dortigen Ballettwunder-Machers John Cranko. Bis zu seinem frühen Tod 1973 gab Cranko in insgesamt zwölf Jahren dem Tanz in Deutschland maßgeblich Auftrieb. In der einfühlsamen swr-Doku „Von Wundern und Superhelden – 55 Jahre Stuttgarter Ballett“ des balletterfahrenen Filmemachers Harold Woetzel schildert Anderson nun seinen beruflichen Weg. Da der eng mit Cranko verbunden ist, springt dabei wie en passent ein Portrait des bedeutenden Choreografen bei raus – Woetzel hat 99 von 100 Punkten.

Zeitweise entspricht der Film des 1953 geborenen Semantikers einer eigenen Wunderzeit, weil er einen so charmant in die Vergangenheit zu entführen weiß.

Die Hauptdelikatesse der Doku ist dabei das eingebrachte Archivmaterial: John Cranko in der Kantine, beim Arbeiten im Ballettsaal, John Cranko nach den Vorstellungen mit seinen Stars. John Cranko auf Tournee. In den USA, in der Sowjetunion, in Japan.

Man muss nur die Durststrecke vom Anfang des Films, in der Demi Volpis Katastrophenpremiere „Salome“ vom Sommer 2016 ausgiebig gelobt wird (vermutlich ein abgepresster Wunsch der Presseabteilung vom Stuttgarter Ballett), durchhalten.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Reid Anderson auf der Bühne – beim Festakt zum 70. Dienstjubiläum seiner Choreologin Georgette Tsinguirides. Videostill aus Harold Woetzels swr-Film: Gisela Sonnenburg

Dabei fällt einem auf, dass Volpi sich ganz offenkundig beim blutrünstigen Tanztheater von Altmeister Johan Kresnik bedient. Bei ihm, der seit Jahrzehnten mit Blut und anderem Deftigen auf der Bühne arbeitet, hat Volpi allem Anschein nach so richtig abgekupfert. Es fiel ihm wohl selbst nix ein. Allerdings fehlt dem oberflächlichsten aller Erfolgschoreografen, also Volpi, die inhaltlich sehr befriedigende, sozialkritisch motivierte Substanz des Meisterkünstlers Kresnik.

Leider ist Kresnik kein Jungspund mehr und derzeit schwer zu erreichen; ich würde ihn aber glatt bitten, mit mir eine „Salome“-Vorstellung zu besuchen, um die Einzelheiten des Raubbaus an seinem Werk zu klären.

Der arme Harold Woetzel aber, der im Gegenzug eine aktuelle „Onegin“-Vorstellung filmen und senden durfte (eine Sensation!), muss dafür Volpis Sexkitsch in den Himmel loben. Oder verlor er vor lauter Liebe zum Stuttgarter Ballett das Maß und die Distanz? Der Schund, den Volpi sich ausdachte, fällt jedenfalls sichtlich steil gegen die Aufnahmen von Cranko-Choreografien ab.

Man schluckt hart und guckt trotzdem hin. Und dann lohnt es sich auch: Am Rest des Films hat man so richtig seine Freude.

Am Mittwoch, den 20. Juli 2016, läuft dieses heimliche Cranko-Portrait im swr Fernsehen – und wer es irgendwie einrichten kann, der sehe es sich bitte an!

Ich empfehle Ballettfans, die den swr nicht empfangen können, sogar eine Anreise nach Stuttgart. Und wer etwa im auch bei Marcia Haydée beliebten Althoff Hotel am Schlossgarten (zwischen Bahnhof und Oper gelegen) absteigt und sich somit auch mal etwas Luxus leisten kann, macht aus der Nacht eine klitzekleine private Ballettgala. Glamour hat Woetzels Film allemal!

Ein Jahr lang begleitete Harold Woetzel für diesen Film die Stuttgarter Tänzer mit der Kamera.

Reid Anderson ist dabei sein ständiger Gefährte gewesen – und immer wieder landete der Filmemacher auch bei der entzückenden Choreologin Georgette Tsinguirides.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Georgette Tsinguirides – auch ihr Zuhause ist das Theater, ist der Ballettsaal. Zu ihrem Dienstjubiläum, das streng genommen das dritte Jubiläumsereignis in diesem Jahr beim Stuttgarter Ballett ist, erschien auch ein Buch. Videostill aus Harold Woetzels Film „Von Wundern und Superhelden“: Gisela Sonnenburg

Nach über siebzig Jahren im Dienst beim Stuttgarter Ballett ist sie immer noch mit verantwortlich für die Einstudierungen der Cranko-Stücke mit den jungen Tänzerinnen und Tänzern.

Cranko, der aus Südafrika über London nach Stuttgart kam, schickte Georgette einst selbst nach England, damit sie das damals brandneue Beneshment Notation System dort erlerne.

Seither notiert Georgette unermüdlich Ballette. Und arbeitet, ebenfalls unermüdlich, am lebenden Objekt, den Tänzern.

„Wir machen es nicht für uns, sondern für ihn“, sagt sie, im Angedenken an John Cranko. Das ist die Einstellung in Stuttgart, um das Erbe des großen Übermeisters am Leben zu erhalten. Tsinguirides hat daran maßgeblichen Anteil.

Sie ist schon so etwas wie die gute Seele vom Stuttgarter Ballett, und dass gerade die ganz jungen Tänzer so gern mit ihr arbeiten, liegt sicher nicht nur an ihrem Erfahrungsschatz, sondern auch an ihrem freundlich bestimmten Naturell. Woetzel hat das mit seiner Kamera gut eingefangen.

„Ein Weltwunder der Natur“ darf Reid Anderson denn auch auf offener Bühne bei der Feier von Georgetts Dienstjubiläums – siebzig Jahre Stuttgarter Ballett! – über die rüstige, aber zierliche kleine Frau sagen.

Und die Fans jubeln dazu!

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Reid Anderson in „Der Widerspenstigen Zähmung“ von John Cranko – so zu sehen in Harold Woetzels swr-Doku „Von Wundern und Superhelden“. Videostill: Gisela Sonnenburg

Anderson gesteht über derweil über sich selbst: „Hier bin ich aufgewachsen“ – und damit meint er das Stuttgarter Opernhaus.

Eine andere Lebenssphäre als das Theater sei für ihn gar nicht vorstellbar: „Das hier ist nicht meine zweite Heimat geworden, sondern meine Heimat.“

Dabei sammelte er erste Erfahrungen als Ballettchef in seiner ersten Heimat Kanada, wo er geboren wurde. Er kehrte dann aber ins Schwabenland zurück – als versierter Chef und nicht, wie 1969, als Berufsanfänger.

Die großen Zeiten, die Wunderzeiten, des Stuttgarter Balletts fallen aber eindeutig in die Cranko-Ära.

Legendäre Tänzer wie Birgit Keil und Heinz Clauss – bei Proben sieht man sie hier unbefangen und doch so hoch künstlerisch arbeiten.

Reid Anderson erklärt dazu, wo Cranko im Ballettsaal meist gesessen habe, wie er dort agiert habe. Oh, und wie er die unvermeidliche Zigarette hielt, sieht man auf den alten Filmaufnahmen.

Zur Rauchsucht der 60er und 70er Jahre sei anzumerken, dass die Tabaklobby es viele Jahrzehnte lang geschafft hat, den medizinischen Beweis der gesundheitlichen Schädlichkeit von Tabakrauch zu unterdrücken. Noch in den 80ern hieß es von Ärzteseite aus: Es sei nicht sicher, ob ein Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs bestehe.

Vermutlich lag das auch daran, dass viele Ärzte selbst Kettenraucher waren.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

John Cranko – immer wieder kommt der Film „Von Wundern und Superhelden“ auf ihn zurück – mit Recht! Videostill: Gisela Sonnenburg

Heute weiß man aber – und das sei allen rauchenden Ballettfreunden ans Herz gelegt – dass Rauchen nicht nur Lungenkrebs, sondern eine Vielzahl von auch tödlichen Krankheiten hervorbringt – und insgesamt einen völlig unsinnigen Eingriff in den Stoffwechsel, also in die Lebensfunktionen, bedeutet. Je früher man damit wieder aufhört, desto besser; spätestens ab 40 Jahren aber wird es kritisch mit dem Rauchen, weil der Körper dann die Substanzen wie Teer in der Lunge kaum noch abbauen kann.

John Cranko hatte davon keine Ahnung. Er schmökte fröhlich vor sich hin… und war eine gesellige, äußerst charismatische Person dabei.

„Wissensdurstig war er“, sagt Woetzels schöner Text aus dem Off: „mit einem Lachen voller Wärme!“

Die Bilder beweisen das. Es ist schon spannend zu sehen, wieviel von der Persönlichkeit Crankos sich von einfachen Aufnahmen übermittelt.

Auch die lebende Legende Birgit Keil kommt zu Wort. Sie ist heute Ballettchefin in Karlsruhe, und Harold Woetzel drehte über sie ja bereits auch schon einen Film. Insofern schließt sich das neue Werk zu einer Reihe an.

Keils Gatte, Vladimir Klos, auch einst ein Erster Solist bei Cranko, erklärt dann mit stark verjüngtem Gesicht die Zugkraft von Crankos großen Balletten damit, dass sie Handlungsballette seien. Das ist sicher nicht falsch. Aber es gibt auch stinklangweilige Handlungsballette, wenn auch nicht von Cranko.

Anders formuliert wird ein Schuh daraus: Die wichtigsten Ballette Crankos sind seine drei großen Handlungsballette. Zwei davon entstanden nach Vorlagen von Shakespeare. „Romeo und Julia“ und „Der Widerspenstigen Zähmung“.

Im Archivmaterial befragt ein Journalist Cranko dann auch nach seiner Liebe zu Shakespeare als Brite: Und der Tanzmacher bejaht, freudig erregt, dass man ihn verstehen will.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Marcia Haydée in Crankos Ballett „Die Befragung“ – ein Ausschnitt bereichert den Film „Von Wundern und Superhelden“ von Harold Woetzel. Videostill: Gisela Sonnenburg

Marcia Haydée. Marcia Haydée! Sie hat auch einige tolle Auftritte in diesem Film. „Wir waren Crankos Kinder“, sagt sie schlicht. Und er habe alle geliebt. Man glaubt ihr. Es muss wie in einer Großfamilie gewesen sein, damals.

Später hört man dann, dass Reid Anderson auch bei Cranko lebte, auf Schloss Solitude in Stuttgart, im prächtigsten Umfeld, das die Metropole zu bieten hatte.

Zum Dank versteckten die Tänzer auch mal Crankos Zigarettenkippen, wenn die Feuerwehr, die von der Sucht des Choreografen wusste, den Ballettsaal filzen wollte. Denn es war bekannt, dass der verehrte Herr Ballettboss gern mal einen trank und außerdem sowieso ständig rauchte – allen Konventionen und Verboten zum Trotz. Man kann auch nicht sagen, dass er dadurch irgend jemand anders als sich selbst geschädigt hätte.

Und Cranko hatte nicht mal ein Büro. Ein Ballettdirektor ohne Büro! Statt dessen hielt er Hof in der damals noch winzig kleinen Kantine – die er zuqualmte und schon durch seine Anwesenheit zur Künstlerkneipe machte.

Und er war beliebt, der Funken sprühende John Cranko! Bei seinen Tänzern wie außerhalb des Theaters. Er verstand es, persönlich wie durch seine Kunst, die Menschen zu begeistern und für sich einzunehmen. Soviel Charme konnten die Schwaben einfach nicht widerstehen. Und so wurden sie durch Cranko zu Ballettfans – bis heute gehört in Stuttgart das Ballett zum öffentlichen Alltag und selbstredend zur Hochkultur.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

John Cranko mit zwei Tänzern auf der Probe. Rechts John Neumeier. Was für eine Atmosphäre aus Neugier und Kontaktfreude! So zu sehen in Harold Woetzels Film „Von Wundern und Superhelden“, der für den swr gedreht wurde. Videostill: Gisela Sonnenburg

Übertroffen wird das Ansehen des Balletts heute in Deutschland nur noch in Hamburg, dank John Neumeier.

Und wo lernte Neumeier, wie man mit den deutschen Bürgern umgehen kann? Genau. In Stuttgart. Bei Cranko.

Fotos zeigen den jungen Neumeier auf Proben und am Flughafen.

Und natürlich wird auch über „Onegin“, Crankos wichtigstes Stück, gesprochen. Neumeier, der 2014 sein Onegin-Stück „Tatjana“ schuf, war bei den Proben anwesend.

„Ich bin mit ‚Onegin’ groß geworden“, erklärt da der liebenswerte Superballerino Friedemann Vogel. Er tanzt diese Titelrolle ganz besonders gerne – und ganz besonders gut: „Obwohl ich Cranko nie kennengelernt habe, ist er mir unheimlich nah.“ Dass Vogel vor allem als internationaler Gaststar reüssiert und vergleichsweise selten in Stuttgart auftritt, verschweigt Woetzel höflich.

Da ist zu befürchten, dass auch das dem schädlichen Einfluss des Stuttgarter Pressebüros zu schulden ist. Es tut einer Sache aber nicht gut, wenn man so wichtige und auch bekannte Aspekte verschweigt. Und schließlich kann auch Reid Anderson stolz darauf sein, wenn „sein“ Zögling Friedemann Vogel heute einer der gefragtesten Stars des Balletts in der ganzen Welt ist.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Friedemann Vogel als „Onegin“, tanzend im swr – eine Sensation! So zu sehen in „Von Wundern und Superhelden“ von Harold Woetzel. Videostill: Gisela Sonnenburg

Die Aufzeichnungsbrocken mit Vogel aus „Onegin“, die man zu sehen bekommt, begeistern denn auch völlig.

Wie er sich der Rolle des melancholischen, aber triebhaften Dandys hingibt, ist einmalig – und man kann nicht genug davon bekommen!

Man wünscht Harold Woetzel das Jawort vom Stuttgarter Ballett wie auch von einem der wichtigen Produzenten, um den kompletten „Onegin“ aus dem Stuttgarter Opernhaus auf eine handelsübliche DVD zu bannen.

Natürlich mit Friedemann Vogel! Und mit Alicia Amatriain! Das wäre dann wirklich ein feines Geschenk für die internationalen Ballettomanen, von deren starkem Interesse auch das Stuttgarter Ballett ja nun mal lebt.

Auch Alicia Amatriain, die Primaballerina, spricht deutsch, wie ihr Chef Anderson und ihr Kollege Vogel. Und auch sie bedauert, dass sie zu jung ist, um Cranko noch leibhaftig erlebt zu haben. „Ich fühle mich schon sehr glücklich, dass ich diese Chance habe, die Crankos zu tanzen.“

Na, und sie macht es ja auch wunderbar!

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Der Ballerino Nikolay Godunow feierte mit „Onegin“ – als Fürst Gremin – seinen Bühnenabschied. So zu sehen in Harold Wotzels Doku für den swr „Von Wundern und Superhelden – 55 Jahre Stuttgarter Ballett“. Videostill: Gisela Sonnenburg

Aber auch andere Tänzer, die nicht ganz so weit strahlen, sind interessant. Nikolay Godunow, ein Moskowiter in Stuttgart, tanzt hier als Fürst Gremin in „Onegin“ seinen Bühnenabschied. Backstage wird das dann unter der Kollegenschaft mit einem T-Shirt gefeiert. „Stuttgarter Ballett“ steht drauf, und das aufgedruckte Foto zeigt eine Tanzszene. Ach ja, Ballettleute sind schon bescheiden!

Dann zeigt Reid Anderson auf die großen Kisten für die Tourneen. Sie sind wirklich groß und muten an wie Umzugskisten für eine Riesenfamilie. Aber all die Kostüme – sie brauchen halt Platz!

Und Anderson erklärt, dass er selbst als junger Tänzer zwar Shakespeare im Original gelesen hat, aber nie Puschkins Versroman „Eugen Onegin“. Als er es endlich tat, schon als reifer Mann, musste er weinen.

Das ist interessant. Denn während sonst die Literatur das Ballettverständnis vorbereitet, war es bei Anderson genau umgekehrt. Das Ballett bereitete sein Literaturverständnis vor. Ob er seither öfters Puschkin liest?

Sein Job wird ihm nicht allzu viel Zeit dazu lassen. Aber regelmäßig bespricht er sich mit Marcia Haydée.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Marcia Haydée als junge Frau bei einer Probe. Sie war John Crankos wichtigste Muse – und kann heute sehr gut sein Flair vermitteln, wenn sie sich an ihn erinnert. Videostill aus Harold Woetzels Film „Von Wundern und Superhelden“: Gisela Sonnenburg

Auftritt Marcia Haydée im Treppenhaus des Opernhauses. Man sieht einen metallenen Siegerkranz im Hintergrund an der Treppe, der stark an das Emblem, das Jürgen Rose für den Bühnenvorhang von „Onegin“ entwarf, erinnert. So brannte der legendäre Bühnenbildner ein Stück vom Stuttgarter Opernhaus in die international getanzte Produktion ein.

Und jetzt zum Punkteabzug für Harold Woetzel. Nicht so schlimm ist, dass er sich bei Reid Anderson und William Forsythe einmal vertut – Anderson tanzte den Apoll in Forsythes Orpheus-Abend, nicht die Titelrolle. Aber, und das wiegt ein bisschen schwerer: Die aktuellen Probleme beim Stuttgarter Ballett bleiben aus der Doku komplett außen vor.

Da ist diese unsäglich rückschrittliche Presseabteilung, die einen speziellen Presseverteiler nur für Lokaljournalisten hat. Was rein rechtlich wettbewerbswidrig ist und jederzeit vor Gericht verklagt werden kann. Denn auch die Journalisten in Hamburg und Berlin haben selbstverständlich das Recht, frühzeitig zu erfahren, wenn eine Primaballerina von der Stuttgarter Politik zur Kammertänzerin ernannt wird. Es gibt da den auch rechtlichen Grundsatz der Gleichbehandlung, was Medien betrifft – und generell zwei Verteiler zu führen, verstößt krass dagegen.

Die Stuttgarter Pressedame Frau Arnold hat aber noch andere Fehler. Sie kennt zum Beispiel die Bedeutung von Pressefotos nicht. Und sie weiß auch nicht, dass eine grottenschlechte Dramaturgie nichts mit Hochkultur zu tun hat.

Von dieser Misere mal abgesehen, hat Stuttgart weitere, für das Publikum fasslichere Probleme.

Da ist der mittlerweile berühmt-berüchtigte Stuttgarter Männerschwund.

Gleich drei bedeutende männliche Solisten gingen in letzter Zeit fort. Marijn Rademaker, Alexander Jones, Daniel Camargo. Evan McKie ging schon früher.

Es fehlt an gleichrangigem Ersatz.

Nun kürte man flugs den fotografierenden Tänzer Roman Novitzky zum Ersten Solisten. Er ist aber nur mittelmäßig gut.

So etwas ist ein Anfang vom Ende einer Ära, möchte man meinen.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Tamas Detrich, avisierter Nachfolger von Reid Anderson, kommt auch zu Wort – er ist ebenfalls in Stuttgart für Stuttgart ausgebildet worden, wie so viele Stars des Balletts. So zu sehen in „Von Wundern und Superhelden“ von Harold Woetzel. Videostill: Gisela Sonnenburg

Reid Anderson wird seinen Laden also vermutlich mitnichten im Tiptop-Zustand an seinen avisierten Nachfolger, den langjährigen Ballettmeister Tamas Detrich, übergeben können. Und Detrich wiederum wird vermutlich nicht die Möglichkeiten haben, hochkarätige Tänzer im Nu heranzuziehen oder an Land zu bekommen.

Also: Warum laufen die tollen Superstars, die in Stuttgart für Stuttgart ausgebildet wurden, davon?

Reid Anderson schweigt dazu. Harold Woetzels Film schweigt dazu auch. Aber man möchte es wissen.

Das zweite Problem in Stuttgart: Das Opernhaus ist renovierungsbedürftig – und niemand weiß, wie und wo und wann man im Falle einer Sanierung den laufenden Betrieb in befriedigender Weise gewährleisten soll.

Auch hier kommen nicht eben leckere Zeiten auf Tamas Detrich, auf das Ballett und auf das Publikum zu.

Auch hier wird – vornehm, aber dumm, von offizieller Seite zumeist geschwiegen.

Glücklich schwelgt man darum nur in der Vergangenheit, die so zu einer Wunderzeit von ganz besonderem Ausmaß wird.

Und wenn Marcia Haydée sich in Woetzels Film an den großen Überraschungserfolg der Truppe in New York erinnert, dann ist alles andere für ein paar Minuten schnell vergessen.

Die kulturliebenden Zuschauer in der Met erkannten nämlich auf Anhieb, dass es sich bei Crankos „Onegin“ um ein Meisterwerk und bei den Tänzern vom Stuttgarter Ballett um Weltklassedarsteller handelte.

Standing ovations, Gejohle und Gebrülle bis zur Ekstase waren die Effekte. Das Publikum machte Show für die Tänzer! Es war einmalig schön, für alle, die dabei gewesen sind.

Für die Stuttgarter Ballettkünstler kam damit der große Auftrieb. Endlich nahmen alle ernst, was sie machten. Denn:

„You can make it here, you can make it anywhere.“ Gilt das eigentlich auch heute noch so für New York? Man weiß es nicht. Damals, das waren eben andere Zeiten. In jeder Hinsicht.

Harold Woetzel folgte der heutigen Truppe redlich auch ins Ausland, bis nach Tokio, zum Gastpiel dort. Reid Anderson erinnert sich dann an 1973, dem Todesjahr Crankos, als man ebenfalls in Japan gastierte.

Die Japaner sind ausdauernde und emphatische Ballettfans. Die Vorfreude der Zuschauer und der Künstler aufeinander ist entsprechend groß.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Das Haar einer Primaballerina: Alicia Amatriain lässt sich beim Schminken und Frisieren filmen. Toll. Und Harold Woetzel findet mit „Von Wundern und Superhelden“ die Poesie auch im kleinsten Theaterwinkel. Videostill: Gisela Sonnenburg

Alicia Amatriain, die Primaballerina assoluta sozusagen, wird beim Schminken und Frisieren gefilmt. Ganz unprätentiös. Und sie erzählt aus ihrer Kindheit, von ihren Anfängen in Stuttgart.

Mit 14 Jahren kam die gebürtige Spanierin an die John Cranko Schule. Nach vier Jahren wechselte sie in die Compagnie. Und machte Karriere. Auf der Bühne zu sein, sagt sie, sei ein wundervolles Gefühl. „Man fühlt sich wie zuhause.“

Der schöne Friedemann Vogel führt aus, dass einen mitunter gerade Kleinigkeiten besonders erfreuen würden. Er ist ja ein Romeo par excellance, und ihn glücklich verliebt auf der Bühne lachen zu sehen, ist an sich schon ein Highlight.

„Das ist eine Universalsprache, der Tanz“, sagt Reid Anderson dazu.

  1. Im Libanon gab es ein großes Festival, das Stuttgarter Ballett war dabei. Cranko erklärt im Interview, wie wichtig ihm das ist: „Das libanesische Kunstpublikum ist sehr, sehr erzogen in dieser Beziehung.“
Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

John Cranko glücklich mit Russenmütze in Moskau, UdSSR. Das waren noch Zeiten! Wunderzeiten! Das Ballett verband die beiden Weltenhälften im Kalten Krieg. Videostill aus Harold Woetzels Film „Von Wundern und Superhelden“: Gisela Sonnenburg

1972: eine Tournee in die Sowjetunion. Woetzel sagt fälschlich „Russland“. Ein oft gemachter Fehler. Also die SU. Moskau. „Das strengste Ballettpublikum der Welt“, sagt Woetzels Text. Cranko mit Russenmütze, freundlich, sich freuend, denn alles ging gut. Man liebte sein Ballett auch dort.

„Das war eine Liebesaffäre“, sagt Marcia Haydée, „wo auch immer man mit dem Stuttgarter Ballett hinging, war es wie eine Liebesaffäre.“

Richard Cragun, der zeitweise Marcias Mann war, erzählt, wie es ist, vor Menschen zu tanzen, die sich noch nicht viel mit dem Ballett aus dem Westen beschäftigen konnten. Auch toll.

Denn gerade „Onegin“ sorgte – und sorgt bis heute – überall für Erfolgswellen schier ohne Ende!

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Der schöne Friedemann Vogel tanzt und probt und fliegt durch die Weltgeschichte – und ist doch in seiner Kunst ganz stark geerdet. Videostill aus „Von Wundern und Superhelden“: Gisela Sonnenburg

Die musterhafte Profi-Partnerschaft von Alicia und Friedemann wird dann von beiden leichthin erklärt. Sie kennen einander, seit sie Teenager waren. Von der Schule. Von der Ballettschule. Sie tanzten viele große Partien erstmals zusammen. Und sie kennen sich so gut, dass sie sofort sehen, wenn der andere ein Problem hat. Dann helfen sie sich gegenseitig, selbstredend, ohne Umschweife.

„Eine gute Partnerin ist das A und O“, sagt Friedemann. Alicia darf das als sehr großes Kompliment annehmen.

Dann stehen die Fans in Japan Schlange, um Interviews und eine Umarmung zu ergattern. „Sie sind unheimlich treu“, sagt Friedemann, der ja auch außerhalb des Stuttgarter Balletts sehr oft als Gastsolist durch die Weltgeschichte tourt und von daher gute Vergleichswerte hat.

Zurück in die Wunderzeit. John Cranko lebte auf Schloss Solitude. „Er war so etwas wie ein Popstar des Balletts“, sagt Woetzel. Stimmt. So fuhr er einen roten Mercedes, und sein vornehmer Hund, der Dalmatiner Artus, war immer mit dabei. Auch Tänzer wohnten mit dem Choreografen auf Solitude – und man hatte so einen Hauch von gehobener Boheme um sich.

Cranko fühlte sich seinen Tänzern verbunden: „Sie verstehen, was ich meine.“ Es ginge ihm nicht ums bloße Gehorchen, sondern darum, dass er als Tanzschöpfer verstanden werden wollte. Natürlich ist die gemeinsame Kreation dann viel einfacher, ja ein Genuss.

Er sei nicht krank gewesen, erzählt Anderson dann zu den letzten Stunden von Cranko. Doch plötzlich atmete er nicht mehr.

Das Flugzeug, aus den USA kommend, stoppte in Irland. Cranko, von gelegentlichen Anflügen starker Depressionen geplagt, die er als Kettenraucher, Trinker und Tablettenkonsument stets unterdrückte, war tot. So schnell ging das. Schrecklich. Zwei Monate vor seinem 47. Geburtstag. Seine Stars saßen im selben Flieger, man kehrte von einem Gastspiel heim. Eigentlich ist es auch ein Stück weit poetisch, auf der Heimreise zu versterben. Man geht dann in ein anderes Zuhause.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Auch das baute John Cranko auf: ein Internat für ballettbegabte Kinder. Videostill aus Harold Woetzels Film „Von Wundern und Superhelden“: Gisela Sonnenburg

Crankos Ballettkinder stürzten in tiefe Trauer. Und hätten am liebsten sofort einen neuen „Papi“ bekommen. Aber es war niemand da. Glen Tetley, der intellektuelle Choreograf, kam, traf aber nicht so den Nerv der rührigen Stuttgarter. Nach zwei Jahren ging er wieder. Marcia Haydée übernahm das Ruder, mehr aus Gruppenzwang, als aus Machtwunsch. Immerhin wurde sie eine „Mami“ für die Truppe.

Heute gilt Reid Anderson vielen als „Papi“, während die leiblichen Eltern oft weit weg sind, wenn man als Teenager eine Profi-Ausbildung in Stuttgart anfängt und als Twen die ersten Bühnenerfolge hat.

Das Erbe Crankos bewahren. John Neumeier würdigt im Film Marcia Haydée als „heroisch“, denn sie selbst war, als sie sich dieser Aufgabe widmete, in ihrer besten Zeit als Primaballerina. Da bindet man sich nur ungern Direktionsaufgaben ans Bein.

Andere Ballerinen beginnen später mit dem Direktorat.

Sue Jin Kang, die heute in Korea Ballettdirektorin ist, wird von Woetzel 2001 als Neumeiers „Kameliendame“ vorgestellt. Es ist sehr toll, die wenigen Sekunden hier zu sehen.

Ein kurzer Auszug aus der „Endstation Sehnsucht“, das Neumeier 1983 ebenfalls mit Marcia in Stuttgart kreierte, wie 1978 schon die „Kameliendame“, zeigt auch Sue Jin Kang. In gewisser Weise war sie Marcias Nachfolgerin als Tänzerin: Beides Frauen von stark erotischer Wirkungskraft.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Marcia Haydée, mit Maurice Béjart probend – so zu sehen in „Von Wundern und Superhelden“ im swr. Videostill: Gisela Sonnenburg

Marcia holte während ihrer Direktionszeit Maurice Béjart als Gastchoreograf. Sie holte auch William Forsythe und Uwe Scholz. Reid Anderson tanzte „Bills“, also Forsythes „Orpheus“. Das war was sehr Modernes. Es wurde ein Instrument auf der Bühne zertrümmert, man mag an Jimi Hendrix denken.

Es gab also auch damals neue Höhepunkte beim Stuttgarter Ballett, wenn auch deutlich kleinere als unter Cranko.

Haydée kreierte aber auch selbst, und ihr „Dornröschen“ ist bis heute ein Knüller. Ein Auszug zeigt Jason Reilly, den Fabelhaften, als böse Fee Carabosse. Ha! Ho! Einmalig. Man muss es gesehen haben! (Ausführliche Rezensionen dazu von 2015 hier im ballett-journal.de)

Auch der Aufbau der Profi-Schule, den Cranko in Angriff nahm, wird vom Film gewürdigt.

„Man muss bedenken, dass von hundert Kindern am Ende vielleicht zehn als Berufstänzer auf die Bühne kommen“, sagt John Cranko: „Und das müssen wir hier in Deutschland jetzt aufbauen.“

Es ist ihm geglückt, wie es auch John Neumeier in Hamburg geglückt ist. Stars gehen aus den beiden Schulen hervor. Und viele sehr gute Tänzerinnen und Tänzer.

Sonst ist dieses Feld in Deutschland noch im Werden… im Werden… im Werden…

Das Internat in Stuttgart mit seinen bescheidenen Zimmerchen brachte aber wirklich bis heute etliche Superstars hervor. Alicia Amatriain und Friedemann Vogel nicht zuletzt!

Ein Blick in die Ballettsäle mit den Kindern zeigt: Leben für die Bühne! Das ist schon dort die Haltung. Das erste Ziel: Sein kindliches Seelenheil als Zwerg in „Dornröschen“ zu finden! Und dann? Dann heißt es: weiter machen! Bis zu „Romeo und Julia“!

Dieses Denken vermittelt sich den Kindern der Schule ganz automatisch.

Über den Tellerrand des Balletts hinaus zu sehen und als Künstler kritisch auf die Welt zu gucken, lernen sie aber mitnichten.

Das bleibt wohl kommenden Generationen im Ballett vorbehalten, den geistigen Rahmen der Erziehung deutlich zu erweitern. Statt immer nur auf Steigerung der körperlichen Leistungen zu setzen.

Das ist übrigens ein globales Problem, kein spezifisches in Stuttgart. Aber anderswo gibt es Ansätze, diese Situation zu verbessern. In Stuttgart mitnichten. Man hat ja das Cranko-Erbe. Darauf ruht man sich ein bisschen aus.

Und feiert die aktuellen Stars. Irgendwann werden sie zu alt zum Tanzen sein und die Bühne verlassen Aber noch darf man sie bejubeln. Und als Comic-Figuren fotografieren lassen.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Jason Reilly ist sowieso ein Wunder für sich, tanzt er doch seit dem Weggang vieler anderer erstrangiger Kollegen die Hauptrollen rauf und runter und runter und rauf beim Stuttgarter Ballett. Hey, toll! Videostill aus Harold Woetzels Film „Von Wundern und Superhelden“: Gisela Sonnenburg

Jason Reilly, Startänzer seit Jahren, ist da als „Capt’n Fantastic“ aufgemacht.

Andere haben ebenfalls recht simple Fantasy-Kostüme an.

Etwas kindlich mutet das Stuttgarter Ballett mitunter an.

Und wenn Harold Woetzel verkündet, die besten Choreografen der Welt wollten mit dem Stuttgarter Ballett arbeiten, dann vergisst er zu erklären, warum hier nur John Neumeier ein Beispiel ist.

Christopher Wheeldon, Wayne MacGregor, Alexei Ratmansky, David Dawson – sie alle choreografieren woanders, nicht in Stuttgart.

Dafür hat man die Hauschoreografen in Stuttgart.

Die zweite und dritte Garde von denen fühlt sich wohl hier. Sie sind alle „Kinder“ von Reid Anderson. Nur will man ihr tänzerisches Geblubber nicht sehen. Christian Spuck, begabt, aber kein Genie, verließ Stuttgart und ist nun in Zürich Ballettchef. Flaschen wie Demis Volpi und andere choreografierende Tänzer, denen die Konzepte fehlen, bleiben im warmen Nest bei Anderson sitzen.

Die große Ausnahme ist Marco Goecke, ein ambitionierter und fähiger Choreograf, den Reid Anderson zu Recht entdeckt und groß gemacht hat.

Er hat eine prägnante eigene und auch entwicklungsfähige Körpersprache gefunden, die vielschichtig genug ist, um auch langfristig zu begeistern.

Und er arbeitet auch mit anderen Compagnien, trotz seines Status als Hauschoreograf von Anderson.

Harold Woetzel drehte einen einfühlsamen Film über das Stuttgarter Ballett.

Als Reid Anderson nach Deutschland kam, mit 19, war hier alles zugefroren: Das Stuttgarter Opernhaus mit See im Sommer, zu sehen in Harold Woetzels Film „Von Wundern und Superhelden“. Videostill: Gisela Sonnenburg

Dennoch drückt die Frage: Stuttgart, quo vadis?

Genau das bleibt offen, bei allen Festivitäten des Stuttgarter Balletts anlässlich des Dienstjubiläums von Reid Anderson. Vorstellungen, Gespräche, die Film-Preview von Woetzels Werk – all das schafft es nicht, die Probleme zu verdrängen oder gar zu lösen.

Trotzdem: Ganz herzlichen Glückwunsch!
Gisela Sonnenburg

„Von Wundern und Superhelden – 55 Jahre Stuttgarter Ballett“ läuft am Mittwoch, 20. Juli 2016, um 23.40 Uhr im swr Fernsehen (spät, aber nicht zu spät!). Wärmstens anempfohlen!

Stuttgarter Ballett – Termine: siehe „Spielplan“

www.stuttgarter-ballett.de

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