Es ist jedes Jahr fast wie ein Wunder, dass Georges Rischette es im festlichen Grand Théâtre des kleinen, aber feinen, von Deutschland gar nicht mal so weit entfernten Luxemburg fabelhaft schafft, die Ballettwelt ins Staunen zu versetzen. Seit fünf Jahren organisieren Rischette und der Veranstalter DanceXperience die große „Gala des Étoiles“, und jedes Mal ist das anreisende Publikum aufs Neue wie verzaubert. Dieses Jahr gibt es neben glamourösen „Stammgästen“ auf der Bühne – wie den Weltkünstlern Lucia Lacarra und Marlon Dinu vom Ballett Dortmund, Iana Salenko und Dinu Tamazlacaru vom Staatsballett Berlin sowie gleich mehreren Stars vom Wiener Staatsballett – auch einige schillernde Überraschungen zu sehen. Die Superstars Marianela Nunez und Vadim Muntagirov vom Royal Ballet sind dabei, ebenso Evelina Godunova aus Seoul! Auch das Het Nationale Ballet und die beliebte Ex-Stuttgarterin Maria Eichwald sind vertreten. Und schon das Motto des Programms lässt das Herz eines jeden Ballettkenners dahinschmelzen: „A Breeze of Russian Seasons“ („Ein Hauch der Russischen Spielzeiten“) ist eine Anspielung auf das Flair der Ballets Russes ebenso wie auf die Kernkompetenz des klassisch-russischen Balletts.
Diese verbindet sich mit seriösen Namen wie Marius Petipa (dessen 200. Geburtstag soeben gefeiert wurde) und Agrippina Waganowa (die die heute geläufige Methodik des klassischen Trainings prägte). Aber die Gala hat mit Alberto Pretto von den „Trocks“ de Monte Carlo auch ein sehr spezielles, hochkarätig humoristisches Highlight sowie mit der weltweit gefeierten Sopranistin Veronika Dzhioeva und dem erfahrenen Meistermusiker Igor Zapravdin eine wirksame Unterstützung vonseiten der Live-Musik. Was für ein Fest! Wundersam.
Und das Allerbeste ist: Es gibt noch Tickets, zumal für die Sonntagsvorstellung am 27. Mai, die bereits (sehr familienfreundlich!) um 17 Uhr beginnt. Mehrere Hotels in der Nähe vom Grand Théâtre bieten bezahlbare, schöne Zimmer an – und so weit, wie manche glauben, ist Luxemburg von Deutschland aus wirklich nicht gelegen.
Wollen Sie schon wissen, was genau auf dem Programmzettel stehen wird?
Hier ein paar Stichworte, die Ihre Fantasie beflügeln werden:
„Le Corsaire“, mit Liudmila Konovalova aus Wien. „La Rose malade“, ein poesieträchtiges Stück von Roland Petit zu Musik des Spätromantikers Gustav Mahler, getanzt von der delikaten Maria Eichwald und, als ihr Partner, Alessandro Staiano aus Neapel.
Die überragende Maria Yakovleva aus Wien ist mal wieder bildhübsch als „Raymonda“ dabei, in ihrem Gepäck bringt sie den interessanten Jakob Feyferlik mit sowie den schillernden, auch als Choreografen sehr begabten Eno Peci.
Der „Fanny Elssler Pas de deux“, den die liebliche Iana Salenko und der sprungstarke, aber auch wunderbar lyrische Dinu Tamazlacaru aus Berlin interpretieren, wird indes allein schon die Reise wert sein!
Denn dieses Juwel kreierte der Vater der ätherisch-zarten Marie Taglioni, Filippo Taglioni, als Hommage an die sinnlich-leidenschaftliche Konkurrentin seiner Tochter im Reigen der ganz großen Weltballerinen des 19. Jahrhunderts. Man sollte dieses Stück wirklich nicht verpassen, zumal es im Kontext der Gala ein besonderes Gewicht erhält.
Und weiter geht es mit den historischen Glanzpartien: Die Brillanzrolle der Maria Callas schlechthin, nämlich die „Norma“ mit der Arie „Costa Diva“ („Keusche Göttin“) des Komponisten Vincenzo Bellini wird außerdem live vorgetragen von der Callas-Nachfolgerin Veronika Dzhioeva – und wird zugleich als Pas de deux erfahrbar, von Liudmila Konovalova und Jakob Feyferlik getanzt.
Achtung, auch Kontraste gibt es: Sogar HipHop ist dabei, mit Ballett assoziiert, und auch die „Flammen von Paris“, die „Dances of the Doll“ und das Stück „Kicho“ zu Musik des Tango-Papstes Astor Piazzola machen neugierig!
Lucia Lacarra und Marlon Dino stellen zudem in diesem Jahr einen exquisiten Rachmaninow-Paartanz des Choreografen Remi Wörtmeyer vor, nicht zu verwechseln mit ihrem Riesenerfolg von Xin Peng Wang in Dortmund, also bitte gucken und vergleichen!
Dass es Schirmherren erster Güte bei dieser Gala gibt, nämlich den Kulturminister von Luxemburg sowie die Exzellenzen, die luxemburgischen Botschafter von Russland und Österreich, nimmt nochmal zusätzlich für die hohe Qualität dieser Veranstaltung ein.
Und auch das Ballett-Journal wird dank seiner Korrespondentin Franka Maria Selz vor Ort sein und genießen – und natürlich berichten. Werden Sie da nun vielleicht ein wenig neidisch? Dann kommen Sie doch auch!
Wie schon gesagt: Luxemburg ist nicht am anderen Ende der Welt, und Ihr Horizont wird gewaltig wachsen, wenn Sie sich diese Ballett-Juwelen-Reise gönnen. Flüge und Hotels sind ebenso wie Tickets verfügbar, wunderbarerweise, vor allem für die Sonntagsmatinee mit guter Auswahl!
Da bleibt jetzt noch, allen, die in die „Gala des Étoiles 2018“ involviert sind, das verdiente Vergnügen zu wünschen. Und allen, die sich endlich trauen, zu diesem Gipfel des Ballettgenusses hinzureisen: Bon voyage!
Gisela Sonnenburg