Das Göttliche in uns Der Höhepunkt der Saison: John Neumeier entführte für fünfeinhalb Stunden beim Hamburg Ballett in die Nijinsky-Gala 2018

Die Nijinsky-Gala XLIV war ein großer Erfolg

Elegant im dunklen Anzug mit weißem Stehkragenhemd: John Neumeier moderiert mit Witz und Kompetenz die von ihm konzipierte fünfeinhalbstündige „Nijinsky-Gala XLIV“ 2018. Welch Höhepunkt der Saison! Foto: Kiran West

Was berührt Menschen am stärksten? Zweifelsohne das aus tiefstem Innern strömende Schöpferische. Zwei genialen Kreativen – einem Choreografen und einem Komponisten – widmete John Neumeier, selbst genialer Chef vom Hamburg Ballett, seine die 44. Hamburger Ballett-Tage abschließende Nijinsky-Gala XLIV von 2018. Die Gala war unbestreitbar der Höhepunkt der Saison im Ballett in Deutschland, und die mit ihr Geehrten sind zudem aktuell Jubilare: Zum Einen Marius Petipa, der französischstämmige choreografische Titan aus Russland, dem die typische Ästhetik und auch der Humor des klassisch-russischen Balletts zu verdanken sind, und der vor 200 Jahren, nämlich 1818, geboren wurde; zum Anderen ist da Leonard Bernstein, der ukrainischstämmige amerikanische Komponist, der unter anderem das Musical „West Side Story“ schrieb und den zudem eine Künstlerfreundschaft mit Neumeier verband. Bernstein wurde vor hundert Jahren, also 1919, geboren.

Das Element des Schöpferischen – nicht des nur Interpretierenden – verbindet das Kreativwesen Menschen mit seinen Idealen, seiner Liebe, seiner inneren Herzensseite, aber auch mit seiner willentlichen und verstandesbedingten Vorstellungskraft. Insofern ist jeder Moment, der Mensch und Schöpfung zusammenbringt, ein göttlicher.

Bei der Nijinsky-Gala XLIV gab es solche Götterfunken hervorbringenden Momente zuhauf. Ob nostalgische Rekonstruktion einer Arbeit von Marius Petipa (von Alexei Ratmansky, dem Meister in solchen Angelegenheiten, von wem sonst) oder ob Neuinterpretationen durch Neubesetzungen von Werken des Hausherrn John Neumeier: ein Highlight folgte aufs nächste.

Da irritiert nicht mal, dass es in der Unterzeile des Gala-Titels „Marius Petipa und Leonard Bernstein gewidmet“ nicht, wie sonst, heißt: „Es spricht John Neumeier“, sondern „Konzept und Moderation John Neumeier“. Obwohl man auch kleine Traditionen lieb gewinnt…

„On the Town“! Starsolist Alexandr Trusch vom Hamburg Ballett unterstützt mit hohen Sprüngen und viel Know-how auch beim Flirten die Ballettschule vom Hamburg Ballett – John Neumeier. Yeah! Foto: Kiran West

Das Musical „On the Town“ von Leonard „Lennie“ Bernstein macht jedenfalls mit dem speziellen Kick den Anfang.

Der revuehafte Aufzug aus kessen Matrosen und flirtwilligen Girls in Sommerkleidchen vor Wolkenkratzer- und Abendhimmel-Kulisse war schon in „Erste Schritte“, der zweijährlichen Schau der Ballettschule vom Hamburg Ballett – John Neumeier, eine mitreißende Show. Jetzt tanzt mit Alexandr Trusch einer der „Star-Absolventen“, wie Neumeier richtig sagt, den Solo-Part: längst ist Trusch Erster Solist und absolviert Star-Auftritte nicht nur in Hamburg. Jetzt aber schlüpft er noch einmal in das Kostüm des leichtherzigen Matrosen, der mit seinen Sprüngen, seinen Pirouetten und seinem Charme jedes Mädchen zu becircen weiß.

Und weil die Musik von Bernstein kommt, zieht auch gleich der Swing, dieses hüftschwingende, schulterzuckende, vor Lebenslust vibrierende Temperament von Beginn an in das Gala-Programm ein.

Bernstein (1918 – 1990) wurde als Louis Bernstein in Masachusetts in den USA geboren, doch schon als Teenager beschloss er, sich Leonard zu nennen. Gerufen wurde er ohnehin schon „Lennie“.

Als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine vereinte Bernstein zwei Kulturen in sich, die durch den Kalten Krieg die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als Antipoden prägten – und er vereinte sie mit einer weiteren kulturellen Wurzel, der jüdischen, also mir einer der ältesten Kulturen der Welt.

Das osteuropäische und das US-amerikanische Kulturleben versuchte oft genug in jenen Jahren, die starken politischen Spanungen zu überbrücken und versöhnend, kommunizierend, mitteilend zu wirken. Das Judentum wiederum befand sich seinem Selbstverständnis nach in den Jahren von Bernsteins Jugend in der ewigen Diaspora – es war ja vor der Gründung Israels.

Hochbegabt, studierte Bernstein in Harvard Klavier und Komposition. Als junger Mann dirigierte er in Europa, so in Berlin und Wien, und neben Sinfonien und sinfonischen Dichtungen erstellte er sehr erfolgreich Musicals, darunter „In the Town“ und die „West Side Story“.

Leonard Bernstein war Dirigent, Komponist, Kosmopolit – und ein Freund von Hamburgs Ballettchef John Neumeier. Die Google-Bildersuche zeigt ihn als illustren, mit großer Geste tätigen Künstler. Faksimile: Gisela Sonnenburg / Google

Zu Lebzeiten galt er als großer Kontrahent von Herbert von Karajan. Und während Karajan als Heroe der Konservativen, auch als Held des Altmodischen und europäisch Verhafteten sowie als Vertreter eines gewissen strukturellen Despotismus galt, stand Bernstein für das wilde, freie Amerika mit all seinen unfasslichen Versprechen, das er durch eine stürmische, gar unberechenbar promiskuitive Persönlichkeit demonstrativ zu verkörpern schien.

So spiegelten die beiden Star-Dirigenten die Zerrissenheit der Welt im Kosmos klassischer Musik.

Bei allem Kult, den Karajan um sich machte, blieb er mit seinem Dirigententum indes ein rein interpretierender Künstler, während Bernstein als Dirigent und Komponist von Beginn seiner Karriere an auch mit eigenen Werken und also als Schöpfer reüssierte.

Die Nijinsky-Gala XLIV war ein großer Erfolg

Kesse Matrosen küssen süße Girls: in „On the Town“, einer Neumeier-Bernstein-Arbeit, die auf der Nijinsky-Gala XLIV den flotten Anfang machte. Foto: Kiran West

Für John Neumeier wurde Leonard Bernstein eine große künstlerische Inspiration – und ein persönlicher Freund. 1980 kam „Lennie“ nach Hamburg, um die atemberaubend spritzige, lebendige Inszenierung seiner „West Side Story“ durch Neumeier mit dem Ballett der Hamburgischen Staatsoper zu sehen. Die Tänzer hatten damals ja tatsächlich innerhalb weniger Wochen auch noch Singen gelernt, auch wenn es einige illustre Musical-Profis für die Hauptrollen gab.

Die beiden Amerikaner an der Alster beschlossen eine weitere Kooperation. Ein virulentes Werk Bernsteins war damals „Songfest“, ein Liederzyklus, der auf herzzerreißende Weise die Schönheiten, die Widersprüche, die Hoffnungen und die Ängste Amerikas durch die Vertonung von Lyrik auf den Punkt brachte. „Songfest“ war 1976 übrigens anlässlich eines Jubiläums, nämlich zum 200-jährigen Bestehen der Vereinigten Staaten, entstanden.

Gemeinsam mit der 2. Sinfonie Bernsteins, die das moderne Versepos „Age of Anxiety“ („Zeitalter der Angst“) des umstrittenen Dichters W. H. Auden zur Grundlage hatte, schuf Neumeier einen Abend, der seiner amerikanischen Heimat Tribut zollte, ohne in Blindheit gegenüber den Problemen, die aus dem amerikanischen System erwachsen, zu verfallen.

Die Einsamkeit der Menschen im harten Überlebenskampf, ihr Leiden unter der Anonymisierung in der Masse, auch ihre Versuche, dennoch miteinander zu tun haben – all das zeigt sich sowohl in „Age of Anxiety“ als auch in „Songfest“ von John Neumeier.

Letzteres erzählt allerdings auch von den individuellen Träumen und Sehnsüchten, die Männer und Frauen mental am Leben erhalten.

Doch dazu später. Es zeichnet diese Gala ja gerade aus, dass sie abwechselnd das 20. und das 19. Jahrhundert zeigt, und wie weit sich die Moderne dabei von der Klassik entfernt hat – oder auch nicht – kann bei solchem scheinbar spontanen Wechsel jeder selbst reflektieren.

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

Die vier Abgesandten der Waganowa Ballettakademie bestechen mit klassischer Grandezza! Foto: Kiran West

Zunächst berücken vier junge Damen, die frisch gebackene Absolventinnen der ehrwürdigen Waganowa Ballettakademie in Sankt Petersburg sind, mit einem Stück, das äußerst selten zu sehen ist.

Neumeier wählte es extra aus, um ein typisches Stück aus dem Spätwerk von Marius Petipa zu zeigen.

Petipa (1818 – 1910) ist der eine Doyen des klassischen Balletts, ohne den diese Kunst heute nicht mehr denkbar wäre. Dabei geht es nicht nur um ihn als Schöpfer von Körperkunst, sondern auch um den Wert seiner Ballette als Gesamtwerke, der bis heute beeindruckt. Die Musiken sind stets erlesen, und mit Peter I. Tschaikowsky und hatte er Leibkomponisten von Welt. Aber auch die dramaturgischen Kräfte, die in seinen Stücken wirken, sind unersetzlich. Die von Petipa gewählten Libretti sind hintergründig und bei aller Märchenhaftigkeit literarisch wertvoll; die Figuren, die er kreierte, sind keineswegs langweilige Stereotypen, sondern vielmehr inspirierende, oft verblüffend realistisch gezeichnete

Aus Frankreich kommend und in Sankt Petersburg reüssierend, prägte Marius Petipa als Ballettmeister und Choreograf die Tanzkunst seiner Zeit. Er hinterließ rund 60 abendfüllende Ballette, darunter die Tschaikowsky-Ballette „Dornröschen“ und „Schwanensee“. Er bearbeitete außerdem 17 weitere, ältere Ballette – etwa „Giselle“ – und kreierte dazu noch Dutzende von Operneinlagen.

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

Marius Petipa – das Ballettgenie des 19. Jahrhunderts in der Goggle-Bildersuche. Und flugs findet man auch John Neumeier im selben Bilderreigen… bei der Probe im Ballettsaal in der unteren Reihe halbrechts. Das ist kein Zufall… Faksimile: Gisela Sonnenburg

Diese Produktivität wird nur von der hochkarätigen Machart seiner Ballette noch übertroffen: Qualität und Quantität gehen bei Petipa wirklich Hand in Hand.

John Neumeier weiß übrigens süffisant zu berichten, dass Petipa nicht nur aus künstlerischen Gründen nach Russland ging. Sondern auch deshalb, weil er eine Liebschaft mit einer verheirateten Frau unterhielt und sich damit Feinde gemacht hatte.

Petipa stammte übrigens aus einer Theaterdynastie, und sein Bruder Lucien galt als einer der besten Ballerinos seiner Zeit. Aber auch er selbst stand lange auf der Bühne – er kam nicht als Ballettmeister, sondern als Tänzer nach Petersburg. Doch dazu später mehr…

Zunächst „Le Reveil de Flore“ („Das Erwachsen von Flora“) von 1894, jenes Spätwerk, das auszugsweise in astreiner Petersburger Qualität von den vier Waganowa-Mädchen getänzelt wird: Mariia Khoreva, Daria Ionova, Anastasia Nuikina und Maria Bulanova heißen sie.

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

Flora – von Mariia Khoreva mit hinreißendem Charme getanzt. Bei der Nijinsky-Gala 2018 in der Hamburgischen Staatsoper. Foto: Kiran West

Flora, die altrömische Göttin des Frühlings und der Blumen, sehr lieblich und dennoch kraftvoll-schwerelos dargestellt von Mariia Khoreva, ist hier umgeben von weiteren antiken Göttinen, ihren Schwestern: Diana, Göttin der Jagd (sinnlich-grazil: Daria Ionova), Aurora, Göttin der Morgenröte (anmutigst: Anastasia Nuikina), und Hebe, rosenwangige Göttin der Jugend (sprungstark und mitreißend: Maria Bulanova).

Optisch sind die drei Schwestern den Kostümen mit ihrem auffallenden, glitzernden Kopfschmuck nach eindeutig als Sonne, Mond und Sterne zu identifizieren, die hier den Frühling umgarnen und ihm zutanzen; die ewigen Gestirne huldigen der Macht der Lebenssäfte, der floralen Göttlichkeit, dem Erwachen der Sinne.

Es geht also insofern ums Schöpferische an sich – und dass man Lebensjahre früher nach Lenzen, also nach erlebten Frühlingen zählte, ist auch kein Zufall, wie man hier schmunzelnd feststellen kann.

Zu Beginn ruhen drei Damen sitzend am Boden, von zarten Schleiern verdeckt. Das war für die damalige Zeit schon sehr modern: drei schöne Frauen in so lasziver, geheimnisvoller Pose.

Die vierte trippelt von rechts heran – und erlöst erst eine, dann zwei der Schönheiten aus ihrem Winterschlaf.

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Im weiteren Verlauf des Balletts verliebt sich Flora, die von Apoll verehrt wird, übrigens in den sanften Zephir, Gott des Westwinds. Den beiden wird zur Verherrlichung ihrer Liebe die ewige Jugend verliehen. Aber soweit kommen wir auf der Gala nicht. Hier ist das Erwachen der Flora noch wörtlich zu nehmen, als Erwachen aus dem Winterschlaf – später geht es ja um ihr Erwachen in puncto Liebe.

Als Flora – in der Mitte sitzend – den Schleier ablegen und sich erheben darf – hat man bereits ein gutes Stück reinen Freudentanzes gesehen.

Anmut, Sinnlichkeit, Schönheit, Harmonie – die oft walzernde Musik von Riccardo Drigo unterstreicht die Eleganz der Arabesken und Attitüden, der Gleit- und Schleifschritte, der Sprünge und Pirouetten in Spitzenschuhen, schließlich auch der außerordentlich schön gearbeiten Ports de bras.

Eine gewisse Tendenz zur Asymmetrie durchzieht das Stück, choreografisch gesehen – ein typisches Kennzeichen für das Spätwerk Petipas. Und die Vielfalt der Kombinationen, in denen er die Ballerinen hier auftanzen lässt, ist wirklich modern, auch wenn die Form, derer er sich tänzerisch bedient, rein klassisch bleibt.

Yuri Bulaka hat hier, nach Ivan Khlustin, die Choreografie in Szene gesetzt. Die zauberhaften Kostüme stammen von Vladimir Ponomarev.

Das entzückende Harfensolo spielt Clara Bellegarde vom Philharmonischen Staatsorchester Hamburg. Allerdings wird bei den ballettösen Rekonstruktionen zumeist darauf verzichtet, auch die Instrumente ganz auf historisch zu trimmen. Mit einer Ausnahme auf dieser Gala – doch dazu später…

Es ist ja immer die Frage, was wirklich authentisch ist, was historisch strikt korrekt ist und was bereits frei oder zu frei erweitert oder bearbeitet ist. Einen gewissen Spielraum nutzt jeder Zeitgeschmack – und die Sehgewohnheiten ändern sich mit den Abfolgen der Mode und der Zeitläufte.

Fakt ist, dass, wie Neumeier es auch betont, Ballett eine Kunst ist, die von Mensch zu Mensch weitergegeben wird – in jüngerer Zeit zunehmend unter Zuhilfenahme von Videos, früher maximal mit Fotografien und choreografischen Aufzeichnungen als Hilfestellung. Am wichtigsten aber ist die Arbeit der Menschen im Ballettsaal.

Der Esprit der Nostalgie spielt bei historischen Rekonstruktionen immer eine wichtige Rolle. Und es ist erstaunlich, was Alexei Ratmansky, von Hause aus Tänzer und Choreograf (und zeitweise auch Direktor des Bolschoi in Moskau), anhand der sogenannten historischen Stepanov-Notationen, die Ratmansky praktisch umsetzt, alles schafft.

Lieblich und authentisch: Tiler Peck und Herman Cornejo in Alexei Ratmanskys hochkarätiger Rekonstruktion von „Dornröschen“ in der Originalversion von Marius Petipa – nach den Stepanov-Notationen erstellt. Bravo! Foto: Kiran West

John Neumeier lud nun Tiler Peck und Herman Cornejo ein, aus Ratmanskys von 2015 stammender Rekonstruktion von „Dornröschen“ für das American Ballet Theatre (ABT) den Grand Pas de deux zu zeigen. Zur Premiere gebracht wurde diese Inszenierung übrigens damals noch mit Diana Vishneva in der Titelrolle.

Tiler Peck tanzt im Engagement für das New York City Ballet, Herman Cornejo für das ABT: Wie nebenbei sieht man bei diesem Paar also auch Spitzenvertreter beider bedeutendster New Yorker Compagnien.

Oh, und dann ist es wirklich, als würden diese liebreizenden alten Fotografien von anno dunnemals lebendig!

Im fluffig hängenden – nicht stramm und steif stehenden – Tutu mit Spitzenbesatz macht Tiler Peck eine außerordentlich interessante Figur. Ihr Mieder – das Oberteil – ist absichtlich so angelegt, dass die Ballerina ein wenig gedrungen wirkt. Tänzerinnen zur Petipa-Zeit waren das nämlich zumeist.

Auch Herman Cornejo entspricht ganz der damaligen Mode. Seine Hosen betonen die Waden, und insgesamt darf er ruhig etwas „kraftmeierisch“ aussehen.

Vor allem aber besticht der Stil der Choreografie, der in manchen Details der dänischen Schule heutigen Balletts verblüffend nahe kommt.

So hat er in seinem Solo weit mehr Battus als alles andere zu springen.

Das Vorzeigen dieser Sprünge – gern schlicht auf der Diagonalen nach vorn gehalten – dient ganz offensichtlich dem Angeben mit Leistung durch Wiederholung am Stück. Herman Cornejo tanzt das allerdings so motiviert, so entzückend-erhaben, so wenig auf falsche Lorbeeren bedacht, dass man in ihm einen Darsteller eines Tänzers des 19. Jahrhunderts erkennen muss. Ganz großartig!

Seine Partnerin Tiler Peck wiederum besticht mit einem sportlich-sinnlichen Stil, der den Primaballerinen Petipas sicher durchaus nahe kommt.

Peck, die zudem eine absolute Weltklasse an Armarbeit bietet – mit so verlockenden Bewegungen, wie ich sie noch nie gesehen habe! – gewinnt nach dem ersten Paarsatz an Sicherheit und brilliert bald in den kleinen, aber feinen Posen und Kombinationen, als seien sie ihr auf den Leib choreografiert.

Sie muss ihre Beine hier ja so niedrig halten, wie es damals üblich – und möglich – war. Die Attitüden hängen höchst grazil auf 45 Grad, die Coupés liegen tief und beinahe locker an. Dennoch ergeben sich wunderschöne Linien – aber eben ganz andere als beim heutigen Ballett, wenn man so will: süffisantere – und man wird nicht müde, sie zu bestaunen.

Der Herrenpart indes ist wirklich ein wenig zu kurz gehalten, ohne Grands jetés en manege, mit vielen kleinen Krafthüpfern auf der Stelle. Ratmansky will offenbar mitteilen, dass der Ballerino damals nur solo tanzte, damit die Ballerina sich ein wenig verschnaufen kann. Hier könnte man möglicherweise im Ausdruck nachbessern und auch dem Herren mehr Repräsentanz und weniger Bescheidenheit gönnen.

Insgesamt aber wirken die beiden Nostalgie-Stars atemberaubend niedlich, putzig, adrett – das Innige, das Ballett ja bestimmt, kommt hier einfach sehr gut zur Geltung.

Die Schlusspose (die schon ein paar Mal vorher während des Vortrags zu sehen war) ist so fein gearbeitet, dass man sich in sie verlieben muss, auch wenn sie für an heutige Kost gewöhnte Fanaugen fast skurril wirkt:

Die Dame fällt nach einer Pirouette demonstrativ in den Arm ihres Herren, der sie auf der rechten Fußspitze stehen lässt und hält. Ihren Oberkörper biegt sie dabei weit ins Cambré, und zwar nicht weich und langsam, sondern ruckartig mit dem Fall. Ihren linken Fuß hat sie unterhalb der rechten Wade gestreckt angelegt. Die Arme sind auf der Brust gekreuzt, die Finger dabei besonders zierlich in Position gebracht.

Das Ganze hat den Ausdruck von Hingabe und Ergebenheit – auf eine fast barock verspielte, raffinierte Art und Weise.

Unbedingt sehenswert!

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

Jillian Vanstone und Francesco Gabriele Frola tanzen die „Dornröschen“-Version des Grand Pas de deux von Rudolf Nurejew nach Petipa – und man staunt über die großen Unterschiede zum Original. Foto: Kiran West

Zum Vergleich lässt John Neumeier dann den gleichen Pas de deux, dieses Mal aber in der Inszenierung von Rudolf Nurejew nach Petipa, also in einer aus dem 20. Jahrhundert stammenden Bearbeitung, zeigen.

Jillian Vanstone und Francesco Gabriele Frolo vom National Ballet of Canada tanzen diese ganz auf Virtuosität setzende, sogar die Retirés der Dame mit zusätzlichen Bewegungen und pointierten Posen verschärfende Choreografie.

Der akrobatische Einfluss auf das Ballett seit 1900 ist hier im Vergleich deutlich zu konstatieren. Aber auch der Zugewinn an fast übersteigertem Selbstwertgefühl, an demonstrativer Selbstbehauptung des Balletts wird deutlich.

Wie Olympiasieger präsentieren sich die Nurejew-Petipa-Tänzer, während das Ratmansky-Petipa-Paar huldvoll und ergeben tänzelt.

Das Naive, das die Petipa-Originale so rührend macht, geht unwiderruflich verloren, wenn zu viel Technik im Spiel ist.

Dafür schillert das Virtuose bei Nurejew in allen Farben, in alle Richtungen, und Expressivität in Verbindung mit Technik hat natürlich ihren eigenen Geschmack.

Es ist fantastisch, dass es beides heutzutage gibt, und es ist noch fantastischer, beides in einer Gala aufeinander folgend zu sehen!

Schon hierfür muss man John Neumeier extrem dankbar sein. Eine Hochglanz-Erfahrung für Herz und Hirn!

Dann aber kommen drei von Neumeier 1980 choreografierte Songs, sie stammen aus „Songfest“, dem schon beschriebenen Liedzyklus von Leonard Bernstein. Und auf einmal ist alle Historie Gegenwart und alle Gegenwart Historie – und es zählen nur noch diese Momente, in denen zunächst die Solistin Xue Lin mit zarten Händen und anmutigen Beinen der Liebe nachspürt.

In den rund aufeinandergelegten Händen hat sie einen imaginären Schmetterling, und als sie ihn frei lässt, hat sie schon eine enge Beziehung zu ihm geknüpft. Denn er symbolisiert für sie das Glück, die Liebe, die Gemeinsamkeit, sogar die Freiheit – und die Musik, von der ihr Song auch im Titel kündet.

Music I heard with You“ („Musik, die ich mit dir gehört habe“) basiert auf einem Gedicht von Conrad Aiken, das 1929 entstand. Es handelt vom Rückblick auf verlorenes Liebesglück; Gegenstände und Symbole des Alltags werden als Zeitzeugen beschworen.

Aiken war fast 90 Jahre alt, als er das kurze Poem schrieb, insofern passt es schön zum „Flora“-Spätwerk von Petipa.

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„Songfest“ – Konstantin Tselikov und Xue Lin tanzen hierin einen hintergründig-ergreifenden Paartanz, der ein ganz anderes Fazit erbringt als tänzerische Duette sonst… sehr spannend! Foto: Kiran West

Uraufgeführt wurde es von Neumeiers Muse und späterer Leiterin seiner Schule, Marianne Kruuse. Es war unvergesslich, wie sie mit dem imaginären Schmetterling in ihren Händen stumm kommunizierte, tanzend und sinnierend.

Aber auch Xue Lin verleiht diesem prägnanten Frauensolo eine einprägsame Signatur. Wie sie ihr rechtes Bein blitzschnell nach vorn hochwirft, es in der Luft einen Halbkreis beschreiben lässt, um dann rückwärts in die Zone der Erinnerung zu trippeln, ist unbeschreiblich schön und nachhaltig. Diese Tänzerin vermag mit ihren Beinen zu sprechen – und mit ihren superhoch reichenden Beinen hat sie eine Ausdrucksnuance, die sie auch nutzt.

Und wenn sie am Boden sitzt, die Beine nach links gehalten, und hernieder schaut, als würde sie dort ihr Spiegelbild entdecken, dann ist sie eine in eine ganze Lebensbilanz versunkene junge Frau.

Der markant-gutturale Live-Gesang von Fredrika Brilembourg ergänzt diesen Eindruck, lässt auch die Musik von Bernstein gemeinsam mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg unter Simon Hewett ein Erlebnis werden.

Bis Konstantin Tselikov für „Zizi’s Lament“ („Zizis Klage“) die Bühne entert.

Es gibt hier ja ein Bühnenbild, nämlich Büsche und eine Parkbank. Und der junge Mann schleicht sich aus einem Gebüsch auf die Szene hinaus.

Er wird kein Paar mit dem sinnierenden Mädchen werden, aber sie regt ihn an, seinerseits über sich nachzudenken und sich mit männlicher Vehemenz zu äußern. Schau her, scheint er zu rufen, so bin ich – und so und so und so. Und so eben nicht!

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

Ein Männerpaartanz vom Feinsten: Carsten Jung (rechts) und Ivan Urban (links) in „Songfest“ von John Neumeier. Sehr ergreifend! Foto: Kiran West

Das Gedicht ist kryptisch, es stammt von Gregory Coso, einem Freund des Beatniks Allen Ginsberg. Es hat sprachlich nordafrikanisches Lokalkolorit, zitiert Kamelsaft und Opium, und agiert ironisch-sarkastisch mit einer erfundenen Krankheit: „Niemals hatte ich die Lachkrankheit, / wozu also bin ich gut?“ Denn alle Männer in seiner Familie hätten die „Lachkrankheit“, nur er nicht – ob er also überhaupt als Mann was zählt?

Man mag rätseln, ob hier mit „Lachkrankheit“ die im islamischen Bereich stark verbreitete, aber ebenso stark tabuisierte Bisexualität gemeint ist (die Leonard Bernstein ebenfalls empfand und auch auslebte). Das Lachen über Homosexuelle, die verächtlich gemacht werden, und die dann als hilflose moralische Abwehr zurücklachen, wäre hier schon denkbar als geeignete Metaphorisierung. Die Bezeichnung von (verbotener) Homosexualität als Krankheit hat zudem eine lange, traurige Tradition.

Weil im Gedicht zudem von zwielichtigen „Fatimas“ im Kontext eines „Zuhälters“ die Rede ist, darf man annehmen, dass es bei „Hakhalibas Café“ um einen Männertreff geht, in dem etwa Transvestiten ihre Liebesdienste anbieten.

Der Choreografie ist all dies auf den ersten Blick nicht anzusehen. Aber auf den zweiten. Denn warum fühlt sich der junge Mann von der jungen Dame aus „Music I heard with you“ auf eine so merkwürdige Art angezogen, wenn sich dann doch recht schnell herausstellt, dass eine Beziehung unmöglich ist?

Die Vehemenz, mit der Tselikov in diesem Tanz auf der Eigenständigkeit des Individuums besteht, ist mehr als nur eine Absage an diese eine junge Frau. Der Tänzer spürt, dass in ihm grundsätzlich andere Wünsche vorhanden sind, als in dem Mädchen, dem er zunächst nachgestellt hat.

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

Am Ende der drei Lieder aus „Songfest“ tanzt ein Herrenensemble mit Carsten Jung und Ivan Urban – und die Welt steht unter Spannung! Foto: Kiran West

Der dritte Song ist dann gar ein Männer-Pas-de-deux, grandios und innig bis zum Anschlag von Carsten Jung und Ivan Urban getanzt. „To what you said“ („Auf das, was du sagtest“) lässt die beiden zunächst in Zeitlupe ein Gleichgewicht in einer Kampftanzpose finden. Sie bilden eine Skulptur, beide einander haltend und mit den Oberkörpern horizontal über den gebeugten Knien in der Luft liegend.

Aber sind es nur zwei Männer, die hier ihre Gefühle füreinander ausloten?

Es könnten auch – 1980 war ja vom Niedergang des Eisernen Vorhangs noch keine Rede – allegorische Darstellungen von Ost- und Westeuropa sein oder – Neumeier ist ja ein kosmopolitischer Amerikaner – vom östlichen und westlichen System schlechthin.

Ivan Urban ist dabei der Stärkere, der den Schwächeren im Laufe des folgenden Tanzes hält und leitet, führt und loslässt.

Gen Ende kommen weitere Tänzer auf die Bühne, in dunkelgrünen Leotards (statt in beigefarbenen wie Urban und Jung). Schließlich gehen alle langsam in eine Art Liegestützhaltung – es ist, als wollten diese Männer den Boden umarmen, ihn sich aneignen, sich ihm mitteilen.

Der Schlusseindruck ist der, dass sie bereit für Aktionen sind, und ob diese (homo)erotischer Art sind oder in anderer Hinsicht bedeutend, bleibt offen. Die Spannung, die von diesen Männern ausgeht, ist jedenfalls sehr stark – und sehr beeindruckend.

Der Stille kurz nach Ende dieses Stücks folgt ein aufbrausender, heftiger Beifall, und die Momente der Schöpfungskraft berührten ganz offenbar jeden, der diesem hochmodernen Tanz beigewohnt hat.

Die Reihenfolge der Songs wurde mit dem letzten Stück allerdings speziell für die Gala geändert. Der Song zu Walt Whitmans Poem „To what you said“ steht im Ballett „Songfest“ sonst weiter vorn.

Es handelt sich um ein Schlüsselgedicht dem Inhalt nach, um ein erst im Nachlass gefundenes Bekenntnis zur homosexuellen Promiskuität des Dichters – und seine Worte sind so eindeutig und so pointenlos, dass ich große Zweifel habe, ob es wirklich von Whitman stammt. Da ist von der Erwiderung des Kusses unter Männern die Rede – ziemlich frivol liest sich das.

Der erfolgreichste amerikanische Dichter seiner Generation lebte von 1819 bis 1892. Aber so simpel und plakativ über die körperliche Liebe zu jungen Männern zu schreiben, wie es in diesem nur 14-zeiligen Gedicht geschieht, erscheint mir aus literaturwissenschaftlicher Sicht für Whitmans Zeit kaum möglich. Es würde meiner Meinung nach auch nicht ins wortästhetische Gefüge des Dichters passen.

Leonard Bernstein indes war – verständlicherweise – ganz und gar begeistert von dem Gedicht, das seine eigene Seelenlage so glänzend beschrieb. Und für ihn war womöglich zweitrangig, ob das kleine Werk nun wirklich von Whitman stammt oder nur eine posthume Fälschung zwecks Verkauf ist. Die Thematisierung von Homoerotik ist in so einem Gedicht in jedem Fall spannend. Zumal aus historischer Sicht.

Bernstein betitelte seine Erläuterung von „Songfest“ nicht ohne Grund „Amerika – Der große Widerspruch“. Bernstein kannte die Höhen und Abstürze, die der American way of life schon damals verhieß, nur zu gut. Freiheitsversprechen wurden von Verboten und Tabuisierungen ad absurdum geführt. Was für eine Rolle spielen da noch Echtheit und Fälschung?

Merkwürdig ist ja, dass hierzulande, in Deutschland, alle glauben, einem europäischen Lebensstil zu frönen. Die stetig zunehmenden Ähnlichkeiten sowohl in der Wirtschaft und im Arbeitsleben als auch in der Politik und im Sozialen von Deutschland mit den USA scheinen sich dabei noch gut verdrängen zu lassen. Aber es wird wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis man bemerkt, dass es auch in Deutschland eine ganze Reihe von großen und kleinen Trumps gibt. Sie sind allerdings nicht gleich an der Frisur zu erkennen.

Etwas ganz anderes führt uns dann auf der Gala zurück ins 19. Jahrhundert, in die Blütezeit des russisch-klassischen Balletts. Von Trump ist dort ganz sicher noch nicht die Rede.

John Neumeier erläutert zunächst, wie Petipa vom Tänzer zum Tanzschöpfer wurde: Man hatte am Marientheater (dem Mariinsky) den Bühnenabschied einer Primaballerina vergessen und brauchte relativ schnell ein neues Ballett für diesen Anlass. Ob der begabte, heißblütige Petipa in der Lage sein würde, in nur sechs Wochen ein brandneues abendfüllendes Tanzstück zu erschaffen? Er sagte, er könne es wohl.

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

Olga Smirnova und Artem Ovcharenko – das bewährte Dreamteam vom Bolschoi zeigt „La Fille du Pharaon“ – die für den Choreografen karrieretechnisch wichtigste Petipa-Arbeit. Foto: Kiran West

La Fille du Pharaon“ entstand so 1862, „Die Tochter des Pharaon“, zur Musik von Cesare Pugni und zu einem fast haarsträubend surrealen Libretto nach einem Roman des populären Romantikers Théophile Gautier (der auch das von Heinrich Heine inspirierte Libretto von „Giselle“ schrieb). Die Pharaonentochter ist hier eine Mumie, die lebendig wird – und zwei archäologische Forscher werden im Traum zu ihren Komplizen und Rettern.

Doch das scheinbar Absurde hat bei Petipa auch schon im Erstversuch hohe literarische Qualität gehabt. Denn natürlich kann man diese Geschichte als Anspielung auf die politische Situation seiner Zeit deuten. Da gibt es Mumien und lauter lebende Tote im goldenen Prunk des Mausoleums – damit konnten nur der Zarenhof und seine Adelsvertreter gemeint sein.

Entweder man hatte am damaligen Zarenhof gar keinen Sinn für Allegorie (was unwahrscheinlich ist, denn die Leute waren belesen und gebildet) oder es war wie in der DDR, was heißt: Man verstand und genoss, gerade weil die Botschaft als Klartext verboten und zensiert worden wäre.

Die heftigsten Witze über Honecker sollen übrigens aus Stasi-Kreisen gekommen sein. Soviel zur heimlichen – nicht vorhandenen – Loyalität mit der Obrigkeit in rigiden Systemen, und im Zarenreich war es sicher nicht anders.

Die lebende Mumie Aspicia tanzt auf der Gala die elegante, hochgewachsene, feingliedrige Startänzerin Olga Smirnova, und ihren Geliebten Ta-Hor, der eigentlich Lord Wilson heißt, verkörpert der unnachahmliche Artem Ovcharenko, der ganz sicher einer der bedeutendsten Interpreten unseres zeitgenössischen Balletts ist.

Beide reisten aus Moskau, vom Bolschoi-Ballett, an. Und beide tanzten in der nunmehr vergangenen Saison in Hamburg in der „Kameliendame“ von John Neumeier – für jeden wahren Ballettfan waren das delikate Meilensteine.

Mit freiem Bauchnabel, ansonsten spärlich in Gold, Weiß und Blau gewandet, zeigt der katzenhafte Artem Ovcharenko mit sauberen Sprüngen und exakt platzierten Kniefällen Petipas Vorstellung von ägyptischer Mannesschönheit.

Alexei Ratmansky hätte sicher zu Recht einzuwenden, dass man damals noch längst nicht so hoch und sauber springen und auch nicht so schnell agieren konnte. Man konnte die Füße noch nicht so stark in Mondsichelform durchbiegen beim Strecken – und die ganze Choreografie sah mutmaßlich anders, nämlich deutlich weniger brillant aus. Dennoch handelt es sich bereits um eine Rekonstruktion, und zwar um die von Pierre Lacotte, die er 2000 für das Bolschoi erstellte. Lacotte – ein Freund und Helfer von Rudolf Nurejew – hat sehr große Verdienste in seinen Rekonstruktionen, aber dem historischen Stil fühlen sie sich nicht annähernd so verpflichtet wie die von Ratmansky.

Dafür darf man hier eine Absolutheit und Akuratesse genießen, die erst in unserer Zeit bei Tänzern möglich sind.

Apropos Absolutheit: „Schwanensee“ gilt vielen als das absolute Ballett, und John Neumeier hat noch einen weiteren Grund, den Pas de deux aus dem zweiten Akt jetzt zu zeigen: im Gedenken an die in hohem Alter verstorbene, zuvor ständige Gastballettmeisterin des Hamburg Balletts, Irina Jacobson.

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

„Schwanensee“ mal ganz klassisch, wenn auch mit originellen Zutaten im Hintergrund: Anna Laudere und Edvin Revazov auf der Nijinsky-Gala 2018. Ihre exzellenten Linien erarbeiteten sie in diesem Fall mit Irina Jacobson, zu deren Angedenken sie auch tanzten. Foto: Kiran West

Ihr Mann war Choreograf in der Sowjetunion, und als seine Witwe hielt Irina das Hamburg Ballett mit strengem, aber wohl durchdachtem Training in Schuss. Mit dem Startänzerpaar Anna Laudere und Edvin Revazov hatte sie diesen „Schwanensee“-Pas-de-deux, der traditionell Lew Iwanow choreografisch zugeschrieben wird, erarbeitet – es war ihre letzte große Aufgabe.

Neumeier ließ übrigens auch Marius Petipa bei der Choreografenangabe auf dem Programmzettel nennen, denn Alexei Ratmansky ist der Meinung, dass auch er seinen Anteil an den weißen Akten in „Schwanensee“ hat. Vermutlich agierte Petipas Assistent Iwanow nicht ganz freihändig, sondern handelte nach Anweisungen seines Chefs.

Wie auch immer: Anna Laudere und Edvin Revazov zelebrieren die Liebesannäherung zwischen der Schwanenprinzessin Odette und dem adligen Jungmann auf höchstem Niveau. Wie mit dem Lineal gezogen – so gerade – muten Lauderes Spagatsprünge unter den Händen ihres Partners an. Und wenn sie sich synchron bewegen, diese beiden, dann ist es, als würde Terpsichore, der antike Göttin des Tanzes, sie höchstpersönlich dirigieren.

Ungewohnt ist allerdings der Anblick lauter Schwäne dazu, die dem Zuschauer ständig das Hinterteil mit eine Arabeske zuwenden, und die sich in dieser Position auch noch auf dem Platz à la Promenade um sich selbst drehen müssen.

Und zwar alles, während im Vordergrund der Pas de deux der beiden Hauptpersonen stattfindet!

Zuvor und danach sind außerdem noch jeweils zwei Schwäne einem von sieben Jägern zugeordnet – dramaturgisch macht das nur bedingt Sinn, denn die Annäherung von Schwänen und Menschen ist im „Schwanensee“ an sich keine so leichte. Aber als gelte es, einen Männermangel bekannt zu machen, schmiegen sich die schönen Mädchen hier völlig vorbehaltlos an die grün bekleideten Jagdleute. Es entstehen Postkartenmotive, die indes mit dem Inhalt von „Schwanensee“ nix wirklich zu tun haben dürften.

Oder sehnen sich junge, zu Schwänen verzauberte Frauen etwa nach der Zwangsverehelichung mit einem Jäger, notfalls auch im Harem?

Ich vermute mal, dass diese seltsame inszenatorische Variante von Leonid Jacobson stammt und von Irina gelehrt wurde.

Als Experiment ist es sehenswert. Aber insgesamt stören die Unruhe und das Gedränge auf der Bühne den Eindruck des intensiven Pas de deux im Vordergrund. Und die Frage bleibt: Warum sollten sich die von den Jägern bedrohten Schwanenmädchen an ihre Peiniger anschmiegen? Und das gleich mehrfach? Jäger mit aufdringlichen Schwänen, die sich wie Revuegirls bei den Waidmännern anbiedern… eine typische, recht stupide Haremsfantasie leistete sich der Choreograf damit. Man würde es heute niemals so inszenieren, es hat wirklich etwas Frauenfeindliches.

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Heather Ogden in „Lonely Town“ aus den „Bernstein Dances“ – die Sehnsucht einer Frau in Armani. Fantastisch. Foto: Kiran West

Bei Neumeier folgt denn auch flugs etwas Modernes, das den Frauen eigene Gefühle zugesteht – und das zudem wie „Schwanensee“ von Träumerei und Sehnsucht lebt.

Gemeint ist der Pas de deux „Lonely Town“ („Einsame Stadt“) aus den „Bernstein Dances“ , den Heather Ogden und Guillaume Coté vom National Ballet of Canada so superbe interpretieren, dass man dieses Stück unbedingt zum Pflichtprogramm für Tanzstudenten ernennen möchte. Mit genau dem Video dieser Aufführung!

Der Choreograf dieses exquisiten Stücks Herzenstanz heißt selbstverständlich John Neumeier.

Und die Musik, ja, sie ist von Leonard Bernstein und ist aus den „Bernstein Dances“ im Neumeier’schen Ballettkontext bekannt.

Im engen Tanzrock von Giorgio Armani – begleitet vom markanten Mezzosopran von Fredrika Brillembourg – formuliert Heather Ogden die Ansprache an einen Mann in ihrer Fantasie.

Als dieser erscheint, gibt es ein Einvernehmen, das nachgerade nicht von dieser Welt ist – so entrückt, so ehrbar, so harmonisch. Es scheint sich um eine verbotene Liebschaft zu handeln, die nur stundenweise und nur heimlich im stillen Kämmerlein erblühen darf.

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Guillaume Coté hält Heather Ogden in „Lonely Town“ – und für einen Moment ist es in den „Bernstein Dances“ für eine einsame Frau ganz einfach nur schön. Foto: Kiran West

Doch am Ende muss er gehen – und stellt sie wieder auf den Stuhl, den sie zu Beginn schon erklettert hatte. Erneut ist es an ihr, einsam, aber selbstbewusst ihre Liebe mit einer Geste des ausgestreckten Armes in die Luft zu malen.

Wunderbar. Und so anrührend – es ist ein weiterer der vielen göttlichen Momente dieses Abends.

Darauf darf mal etwas Schmissiges folgen. Die „Birthday Dances“ kreierte John Neumeier ursprünglich für nur ein tanzendes Paar, und zwar in Kopenhagen, zum 50. Geburtstag der ihm befreundeten Kettenraucherin Königin Margarethe II. Später arbeitete Neumeier das Stück für vier Paare um – und Carolina Agüero mit Marc Jubete, Mayo Arii mit Aleix Martínez, Florencia Chinellato mit Matias Oberlin sowie Patricia Friza mit Dario Franconi zeigen mit Verve ein Infanal an Lebensenergie. Als wollten sie tanzend singen: Auf die nächsten 50 Jahre!

Vor allem Carolina Agüero tanzt hier so formvollendet und doch feminin, so herzlich und doch hochelegant, dass man das Ballett ihr zu Ehren neu erfunden wissen möchte. Solche wahrhaftigen Linien kommen von innen, auch wenn sie selbstredend zudem das Ergebnis harter Arbeit sind. Genau so muss eine Primaballerina beschaffen sein und tanzen!

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Energiefluss in Rot: Carolina Agüero (hinten) in den Armen von Marc Jubete und Mayo Arii im Arm von Aleix Martínez. So in den „Birthday Dances“ von John Neumeier zu sehen, die viel zu selten gezeigt werden. Foto: Kiran West

Das flammende Rot ihres Kostüms – das aus „Turangalîla“ stammt und von Albert Kriemler (AKRIS) entworfen wurde – zeigt Carolina Agüero zudem als Vorreiterin einer ausdrucksstarken, bewusst ins Auge fallenden Weiblichkeit auf der Ballettbühne. John Neumeier wird bei der Kreation an die starke und eigenwillige Königin Margarethe II. gedacht haben. Und wäre diese eine Ballerina und zufällig auch noch mit argentinischem Temperament gesegnet, sie sähe wohl aus wie Agüero hier!

Aber auch der gebürtige Spanier Aleix Martínez fällt hier mit solchem mitreißenden Flair ins Auge, zumal er sich mit seiner Arbeit als Titelfigur im „Beethoven-Projekt“ im übertragenen Sinne ganz wunderbar frei geschwommen hat. Wurde er denn eigentlich schon für den Benois de la Danse vorgeschlagen? Man sollte damit nicht länger warten.

Ein tolles synchron tanzendes Duo: Matias Oberlin, frisch befördert zum Solisten, und Aleix Martínez, der sich früh die Reife eines Benois-Kandidaten ertanzte. Hipphipp, hurrah! Foto: Kiran West

Schon als Louis in „Lilliom“ (2012) wusste er, eine für ihn kreierte – damals allerdings kleinere – Rolle optimal zu füllen. Und jetzt hat er seinen Drive als Ballerino vollständig entwickelt, ist in der Lage, jedes, aber auch jedes Gefühl und jeden Gedanken großartig stilisiert und dennoch zugleich ganz unmittelbar auszudrücken. Man darf sich auf die kommenden Vorstellungen mit Aleix Martínez und besonders auf das „Beethoven-Projekt“ wirklich sehr freuen.

Derweil ist jetzt in der Gala die erste Pause da – und weil draußen der Sommer ohne zu zögern regiert (keine Selbstverständlichkeit), empfiehlt sich ein kleiner Spaziergang rund ums Opernhaus.

Der zweite Teil der Nijinsky-Gala XLIV besteht dann aus einem einzigen Stück, das wie aus einem Guss erschaffen erscheint: mit der „Bernstein Serenade“ von Neumeier, die er 1993 für die damalige Nijinsky-Gala XIX kreierte. Das Stück ist aber kein easy going! Sondern es zeigt sich der harte Stoff menschlicher Beziehungen… und in gewisser Weise ist es sogar ein Vorläufer des Ausnahme-Balletts „Préludes CV“ von Neumeier.

Die Musik spiegelt deutlich Zwist und Komplikationen, und ihr atonales Thema ist zwar hintergründig, aber inhaltlich auch klassisch-tragisch im Sinne der Menschheitsgeschichte im Titel bereits benannt: „Serenade after Plato’s Symposium“.

Platons Symposium war jenes Gelage unter Gelehrten, bei dem es um die Entstehung von Mann und Frau und somit des menschlichen Geschlechts – auch im genealogischen Sinn – ging.

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Alexandr Trusch als „Love“ in der „Bernstein Serenade“ – es geht um Beziehungen zwischen Mann und Frau, wie sie seit Platon Thema menschlichen Handelns sind. Foto: Kiran West

Die Legende lautet so: Ursprünglich waren Menschen kugelrunde, mopsfidele Lebewesen, die munter über die Erde purzelten. Ihr Glück war so vollkommen, dass die Götter neidisch wurden. Vor allem Göttervater Zeus, den ständig negative Gefühle und exzessive Gelüste plagen, konnte die Zufriedenheit und happiness der ersten Erdenbürger nicht mit ansehen. Mit einem zornigen Blitz teilte er alle Kugelwesen in zwei Hälften. Seitdem sucht jedes Menschlein seine (bessere) Hälfte…

Es ist also eigentlich eine Geschichte über die Entstehung der Liebe.

Love“, die Liebe, taucht denn auch in Neumeiers Choreografie dazu als Person auf – und sie ist mit Alexandr Trusch als einen in seiner Laszivität an Béjarts Tänzer erinnernden Faun optimal besetzt.

Zu Beginn liegt er faul unterm Abendmahltafel-ähnlichen Esstisch und schlummert. Was er wohl träumt? Bestimmt von der Liebe unter den ersten Menschen…

Im Haus wird eine Party gefeiert, draußen glimmen die Sterne, und die Damen tragen festlich-erotische Roben von Giorgio Armani.

Drei Paare – darunter Madoka Sugai und Karen Azatyan – lieben und streiten, versöhnen und leben miteinander.

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Frau vertraut – Mann verhaut? Karen Azatyan trägt hier ganz sachte Madoka Sugai, im Beziehungsstück „Bernstein Serenade“ von John Neumeier. Foto: Kiran West

Irgendwann erwacht der Faun – man erinnere sich an Petipas Flora!

Doch hier balanciert die Liebe in Person erstmal langsam übern Tisch, nachdem ihr das Beobachten der Menschheit doch ein wenig langweilig wurde…

Weitere Paare streiten und versöhnen sich, es gibt wilde Paartänze, auch gemeinsam ausgeübt, und fein-filigran gezeichnete Veränderungen.

Da hat Madoka Sugai ein Solo, das sie als Spitzendarstellerin zeigt.

Da rastet Alexandr Trusch als Mister „Love“ fast aus, nachdem er allerfeinste Bewegungen mit dem sehnsüchtigen rechten Arm und dem sich selbst berührenden linken vorführte. Köstlich!

Viele Personen suchen Liebe – hier steht sie, verkörpert von Alexandr Trusch, im formvollendeten Gedränge. So zu sehen in der „Bernstein Serenade“, einem speziellen Gala-Stück von John Neumeier. Foto: Kiran West

Doch kaum hat die Liebe Wirkung gezeigt, legt sie sich schon wieder hin und schläft. Die Ironie der antiken Legende hat Neumeier also solchermaßen transformiert!

Es bleibt die Suche nach dem anderen Ich zum Liebhaben und Ergänzen der eigenen Persönlichkeit. Christopher Evans, ab kommender Spielzeit Erster Solist, hat die Ehre, die Schlusspose dieses Suchens einzunehmen: mit vorgestreckter rechter Hand.

Und wo wir gerade bei Beförderungen sind, es gibt noch weitere mit herzlichen Glückwünschen an die Betroffenen zu berichten:

Matias Oberlin und Lucia Ríos, beide aus Argentinien und beide Shooting Stars, und die Koreanerin Yun-Su Park tanzen ab 2018/19 als Solisten! Gerade Oberlin und Park, aber auch Ríos zeigten bei diesen Ballett-Tagen übrigens, welche Power und Bühnenpräsenz sie haben! Nochmals herzliche  Glückwünsche!

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Die Beförderten haben gut Lachen: Lucia Ríos, Matias Oberlin, Christopher Evans und Yun-Su Park (von links nach rechts) auf der Konfetti-übersäten Bühne nach der Gala. Glückwunsch! Foto: Kiran West

Doch zunächst mal geht es in die zweite Pause bei der Nijinsky-Gala

Und auf in den dritten Teil! John Neumeier zollt noch einmal seinen Tribut an das 1890 uraufgeführte „Dornröschen“, an Petipas und Tschaikowskys größten Ballett-Erfolg zu Lebzeiten.

Alina Cojocaru, die schöne Rumänin aus London, die das Hamburg Ballett seit 2011 regelmäßig als Gastballerina beehrt, hat den Bogen raus, eine Prinzessin Aurora in jedweder Inszenierung zu sein. Es ist ihr ein Leichtes, anmutig und unschuldig über die Bühne zu wirbeln und sich von exotischen Prinzen umgarnen zu lassen.

Karen Azatyan, Jacopo Bellussi, Dario Franconi und David Rodriguez sind die jungen Edelmänner, die mit Rosen um die süße Prinzessin buhlen und sie im „Rosen-Adagio“ jeder einmal um ihre eigene Achse drehen, während sie in der Attitude auf den Zehen steht und lächelt, lächelt, lächelt.

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Sie hat die Qual der Wahl: Alina Cojocaru als Prinzessin Aurora mit ihren Rosen-Prinzen, hier Dario Franconi (links), Karen Azatyan (in partnernder Aktion) und David Rodriguez (rechts). Marius Petipa würde applaudieren! Foto: Kiran West

Es gibt wohl kaum eine Rolle im Ballett, in der so ausdauernd gelächelt werden muss. Dabei gilt Aurora als die Prinzessin der Perfektion, der alles leicht fällt und die von vornherein so etwas wie die Idealvorstellung eines Mannes ist.

Flankiert wird sie deshalb von gleich acht hübschen Freundinnen, die mit Blumen am Kleid und im Haar im Grunde jede selbst eine Prinzessin sein könnten. Kristina Borbélyová, Sara Coffield, Yaiza Coll, Giorgia Giani, Nako Hiraki, Greta Jörgens, Lucia Ríos und Mengting You formieren hier den Mädelscorps, der „Dornröschen“ zu einem Märchen für alle jungen Damen macht, die sich das Tanzen nicht verbieten lassen wollen.

Mit einem Tanzverbot könnte nun auch das Bundesjugendballett (BJB) gar nichts anfangen. Seit 2011 existiert diese achtköpfige tapfere Jugendtruppe unter der Ägide von John Neumeier als Intendant und Kevin Haigen als künstlerischem Leiter. Etliche Generationen haben diese Brücke zwischen Studium und Beruf als Tänzer schon durchlaufen: zwei Jahre dauert die Standardmitgliedschaft.

Bald ist jedoch die Erneuerung der finanziellen Förderung durch den Bund fällig – da heißt es Daumen drücken oder auch Briefe an Monika Grütters, die zuständige Politikerin im Bundestag, schicken.

Nachdem Neumeier seinen Vertrag als Intendant vom Hamburg Ballett gerade erst verlängert hat, würde es allerdings wie ein Affront anmuten, ihm jetzt das Geld für sein Jugendprojekt zu verweigern.

Dass die jungen Leute vom BJB in Topform sind, beweist ihr Auftritt bei der Nijinsky-Gala, bei dem sie eine Mischung aus „John’s Dream“ und dem „BJB Songbook – What we call growing up“ zeigen.

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Das Bundesjugendballett passt ganz wunderbar auf die große Bühne der Hamburgischen Staatsoper, die es allerdings nur ein Mal im Jahr beehrt: zur Nijinsky-Gala. Hier in voller action! Foto: Kiran West

Rock- und Popsongs sind hier für jazzig angehauchten Live-Gesang und akustische Gitarren bearbeitet, und von Leonard Cohen über Bob Dylan bis zu Tracy Chapman reichen die Evergreens der 68er, die die musikalischen Vorlagen für dieses avantgardistische, dennoch publikumswirksame Stück liefern.

Natsuka Abe, Sara Ezzel, Charlotte Larzelere, Freja Maria Lützhoft, Marcelo Ferreira, Artem Prokopchuk, Emiliano Torres und Ricardo Urbina Reyes bilden am Stichtag der Gala das BJB – drei von ihnen, nämlich die herbe Schönheit Sara Ezzel, die zarte Charlotte Larzelere und der supertalentierte Ricardo Urbina werden ab September bei den „Großen“ im Hamburg Ballett tanzen.

Auf der Gala hotten sie ab, als gebe es kein Morgen – und die rockige Stimmung heizt ein, reißt das Publikum mit, bewirkt Jubelstürme und Gejohle wie auf einem Popkonzert. Mit Joycelyn Homadi-Sewor hat man aber auch eine hervorragende Jazz- und Rocksängerin gefunden.

Dagegen hat es herkömmliches Ballett schon fast schwer!

Allerdings nicht, wenn Silvia Azzoni und Alexander Riabko den „Don Juan“ in der Neumeier-Version tanzen, die zudem von Rudolf Nurejew angeregt wurde, der auch die Uraufführung tanzte. Wieder schließt sich damit ein Kreis auf der Gala, wobei Neumeiers Don Juan ein letztes Liebesabenteuer hat wie sonst keiner…

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Sie trägt Weiß und sie verführt ihn wie er sie… aber für ihn wird das ein tödliches Spiel: „Don Juan“ in der Version von John Neumeier, die für Rudolf Nurejew entstand. Silvia Azzoni und Alexandre Riabko zeigen, wie es geht. Foto: Kiran West

Den Federbuschen-Hut und den rot gefütterten dunklen Umhang legt Don Juan zu Beginn ab. Denn ihn erwartet ein anderes Abenteuer, als er es gewohnt ist. Ihm begegnet eine mysteriöse Frau in Weiß, die sich – wie alle Frauen – in Don Juan verliebt. Sein Pech: Sie ist ein Todesengel, verkörpert seinen Tod. Und sanft, ganz sanft, verführen Opfer und Täterin sich gegenseitig, was voll süßer Verlockungen ist. Da liegt sie horizontal auf nur einem seiner Arme, hält sich mit einer Hand von hinten an seiner Schulter fest, wirkt nahezu wie eine „schwebende Jungfrau“ in dieser Position. Doch ihre Schwäche ist nur scheinbar. Bald ruht sie auf seinem Rücken, kann ihn für sich instrumentalisieren. Und dann trägt er sie auf seinen Schultern, und ihr Körper formt ein Kreuz. Er trägt jetzt schwer an ihr. Noch etwas später ist die Sache entschieden: Reglos liegt er vor ihren Füßen, tot. Sie ist eine Herrscherin, der er nicht gewachsen war.

Azzoni und Riabko tanzen dieses Pas de deux mit aller Intensität und Selbstverlorenheit, die es erfordert. Sind doch Tod und Sterbender hier ein somnambules Paar, beide gleichermaßen voneinander wie hypnotisiert.

Der Applaus gibt ihnen Recht.

Aber dann folgt noch ein Highlight.

Alexandr Trusch als Prinz Désiré in Jeans (!) in der John-Neumeier-Version von „Dornröschen“ – das ist ein Traum, den viele teilen und der nun endlich für einige Minuten in Erfüllung geht.

Alina Cojocaru, die mit Trusch auch schon als „Giselle“ fantastische Vorstellungen bestritt, ist sein liebevolles Mädchen, seine Prinzessin Aurora.

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Alexandr Trusch als Jeans-Prinz und Alina Cojocaru als seine ausgeschlafene Prinzessin: in John Neumeiers Version von „Dornröschen“ auf der Gala. Foto: Kiran West

Wie ein roter Faden ziehen sich „Dornröschen“-Ausschnitte durch den Abend. Petipa hätte sich darüber gefreut – und die folgende Neumeier’sche Ballettszene hätte er hochinteressant gefunden. Zumal sich auch musikalisch eine unglaubliche, sehr seltene Besonderheit ergibt.

Stolz kann John Neumeier nämlich vermelden, dass der Soloviolinist Vadim Gluzman auf der Stradivariex Leopold Auer“ spielen wird, welche auch bei der Uraufführung von „Dornröschen“ im Januar 1890 in Sankt Petersburg gespielt wurde. Das Instrument ist im Besitz einer Londoner Stiftung, welche es dem Virtuosen Gluzman leiht – damit das edle Instrument der lebendigen Kunst dient und nicht in irgendwelchen Tresoren stumm bleibt.

Ach, und der Klang dieser Stradivari ist in der Tat so hell, so rein, so klar, so kräftig, dabei so anheimelnd intensiv, dass er mir unvergessen bleiben wird. Als würde er durch die Lüfte schweben und über einem stehen bleiben! Die Melodiebögen Tschaikowskys beschreiben hier ja zudem bildlich das Hochranken von Rosen, das stete Wachsen in der Natur, schließlich das Erblühen einer jungen Liebe. Dazu passt dieser himmlisch-elegante Ton, der so unverstellt und ungekünstelt wirkt, ganz hervorragend. Der Vergleich mag jetzt unpassend erscheinen, aber der Klang dieser Geige erinnert mich an die Gesangsstimme der jungen Anna Netrebko in „La Traviata“.

Als sich der Vorhang öffnet, stimmt auch das Bühnenbild bis aufs i-Tüpfelchen: Es ist ganz so, als befände man sich mitten in einer Vorstellung. Reichlich Nebel bestimmt die Atmosphäre im milden, nachtblauen Licht, und links ranken sich dornige Äste in jugendstilartigen Blauregen-Formaten an einem Aufbau empor.

Oben liegt die Prinzessin unter einem zarten transparenten Schleier.

Die Musik – für viele ist es die schönste Ballettmusik überhaupt – sorgt mit Tschaikowsky’schem Wumms für eine dramatische, aber auch erotisch aufgeladene Stimmung.

Unten tanzt der Prinz ein einsames, aber auch erwartungsfrohes Solo. Mit Cabrioles und Pirouetten. Einige stilistische Elemente aus dem „Blauen Vogel“ scheinen ihm wie in einer Tagträumerei zuzufliegen. Bis ihm der Holzaufbau auffällt. Er versucht, die Pflanzenäste empor zu steigen – umsonst. Fast bricht er sich noch die Hand oder holt sich Dornenstiche. Da entdeckt er eine Möglichkeit, eine Art Holzaufbau zu erklimmen. Flugs ist er oben. Sieht die niedliche Prinzessin, zieht ihr den Schleier vom Körper. Zu ihrem Kopf- und Fußende schlafen ihre Dienerinnen weiter. Aber das Mädchen – es will doch geküsst werden. Und nach dem Kuss – hebt Aurora ihre zarte Hand. Der Prinz fängt sie auf, liebkost sie mit seinen Lippen. Schmiegt sein Gesicht in ihren Handteller. Der Rest ist Geschichte… auch der Pas de deux, mit dem er sie verführt, nachdem er sich zunächst versteckte, um sie beim Solo zu beobachten und solchermaßen kennenzulernen. Beim Paartanz dann geht es schon handfest um Liebe, da gibt es bald keine Zurückhaltung mehr. Und schließlich küsst er sie noch einmal, aber ganz anders als beim Erwecken, er knutscht sie jetzt im Stehen, und er hat es eilig damit. Vorhang!

Schade, dass es so rasch vorbei ist… auch das waren magische Momente.

Aber nie werde ich Marianne Kruuse als Neumeiers Aurora vergessen, die so fein und doch so klug erschien, als ein Dornröschen, das nicht nur rein war, sondern auch intelligent. Marianne verlieh als Tänzerin all ihren Rollen eine ganz bestimmte Authentizität, sodass man den Eindruck hatte: Diese Primaballerina hat nachgedacht, bevor sie sich auf die Bühne stellte. Ob sie als Julia oder als „Kameliendame“, als Katharina (in der „Widerspenstigen Zähmung“ von John Cranko) oder eben als Aurora tanzte – jede ihrer fließenden Tanzgesten und Ausdrucksposen verband Gefühl mit Verstand. Das machte sie so glaubwürdig! Bis heute habe ich so etwas bei keiner Tänzerin mehr so stark erlebt.

Ganz anders funktionieren hingegen die Ballette von George Balanchine (1904 bis 1983). Er gestand Frauen mitnichten das Denken zu. Er wollte Schönheit, Schönheit, Schönheit – und verlangte Leistung, Leistung, Leistung. Er wollte Drill, keinen Eigenwillen bei seinen Tänzern. Schon gar nicht bei den jungen Damen.

Nicht zufällig begründete er, aus Sankt Petersburg über Paris nach New York kommend, das amerikanische Ballett, von dem Ehrgeiz besessen, es zum weltklassebesten zu machen. Das im Grunde längst überholte Denken im Superlativ nach dem Motto „höher, schneller, weiter!“ wurde von Balanchine im Ballett zur Leitmaxime kultiviert. Was die Ästhetik der Figuren angeht, so fügte Balanchine – ganz ein Kind seiner Zeit – noch ein „dünner!“ an.

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Von George Balanchine stammen die „Diamanten“ aus „Jewels“ („Juwelen“), die von Olga Smirnova und Semyon Chudin vom Bolschoi-Theater auf der Nijinsky-Gala 2018 mit makelloser Reinheit kredenzt wurden. Foto: Kiran West

Als ein fanatischer Anhänger der puren Stilistik erfand Balanchine zwar Handlungen und Beziehungen für seine Ballette, er ließ auch Libretti und Programmmusiken was gelten. Aber im Grunde ging es ihm nur um das Herz der Virtuosität, in viel stärkerem Ausmaß noch als Rudolf Nurejew etwa.

Der große Unterschied zwischen Petipa pur à la Ratmansky und neueren Petipa-Versionen wie der von Nurejew liegt im Grunde in der Auswirkung von George Balanchine.

Rauschhaft brillant, aber architektonisch haargenau kalkuliert sind seine Stücke. Sie abstrahieren den Geist des klassisch-russischen Balletts zu einem Surrogat aus faszinierender Eleganz und einschüchternder Imposanz.

Hätte Balanchine diesen Weg nicht beschritten – jemand anderes hätte es getan. Es ist so logisch, die Regeln des klassischen Balletts zu radikalisieren und überall, wo es gekrümmte Linien gibt, runde, halbrunde oder gerade Linien einzuführen. Das ist das Rezpet der Balanchinesken Küche: nur allerbeste Gewürze zu verwenden.

Sein „Tschaikowsky Pas de deux“ vereint denn auch den Paprika der folkloristisch inspirierten Ballettseele mit der technisch hochgerüsteten akrobatischen Welt des Bühnentanzes.

Tiler Peck und Herman Cornejo aus New York meistern diesen an Schwierigkeitsgraden kaum zu überbietenden klassischen Paartanz, als sei er eine kinderleichte Fingerübung. Und sie verbreiten eine gute Laune damit!

John Neumeier meint ja, viele Tanzhistoriker würden Balanchine als legitimen Nachfolger von Marius Petipa begreifen. Aber eine logische Radikalisierung hat mit der Weiterentwicklung einer Tradition nur bedingt zu tun.

Aus heutiger Sicht ist vielmehr John Neumeier selbst der legitime Nachfahre von Marius Petipa. Balanchine erscheint dagegen vor allem als Begründer einer stilistisch sinnvoll ausgerichteten Ballettschule – und seine Kristallisation des klassischen Balletts zu diamantener Reinheit hat zwar äußerst anregende Facetten, ist mit der Vielfalt der Petipa’schen und auch der Neumeier’schen Universen nicht zu vergleichen.

Schließlich fehlt Balanchines Kunst, um in dieser Reihe zu stehen, auch etwas ganz Wesentliches: das Herz. So mitreißend und unterhaltsam seine Choreografien auch sind, sie beeindrucken mit Coolness und Eigenständigkeit, mit Unabhängigkeit und Grandiosität. Aber nie mit Stille, Einkehr, Innigkeit, auch nie mit Rührung, Naivität oder Grandezza im Sinne der Menschlichkeit.

Man kann nicht sagen, dass ihnen das Herzliche tänzerisch wirklich abgeht – denn es sollte ja nie hinein. Aber um mit einem Petipa mitzuhalten, muss ein Choreograf doch ins Innerste zielen und dort auch treffen können. Und das geht nun mal überhaupt nicht, wenn man die Mitleidsbefähigung des Menschen so stark unterschätzt wie Balanchine.

Seine Kunst hat keine technischen, aber – bei aller Ästhetik – choreografische Mängel. Denn Choreografie ist mehr als die dekorative Inszenierung der Bezähmung von Emotionen. Es ist ja kein Zufall, dass die Handlungsballette von Balanchine überwiegend fade ausgefallen sind, während Einzelszenen daraus, die sich einem Thema voll widmen können, mit hervorragender Wirkungskraft durchschlagen.

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Noch einmal Balanchine: Der „Tschaikowsky Pas de deux“, den Tiler Peck und Herman Cornejo aus New York auf der Nijinsky-Gala 2018 mit furiosem Tempo und in allerbester Stimmung bieten, gehört zur Grundausstattung der bekannten Gala-Stücke des 20. Jahrhunderts. Foto: Kiran West

Balanchine ist ein Themenchoreograf, kein dramatischer noch lyrischer Inszenator. Er ist aber insofern ein Pionier und wird in dieser Hinsicht häufig unterschätzt. Aber ihn als zweiten Petipa zu feiern, das ginge entschieden zu weit bzw. in die falsche Richtung.

Seine Freude an glasklaren Raumkonstellationen von Körpern ist indes ein Instrument für sich, das ihm bei seiner Umsetzung möglichst glamouröser Thematiken sehr hilfreich war.

Ein exzellentes Beispiel dafür sind seine „Jewels“, seine „Juwelen“, die er 1967 kreierte. John Neumeier ließ schon Ulyana Lopatkina den glitzernden Höhepunkt dessen, den Pas de deux der „Diamanten“ auf seiner Nijinsky-Gala vorführen.

Jetzt tanzen Olga Smirnova und Semyon Chudin vom Bolschoi-Ballett dieses verheißungsvolle Stück Neoklassik, das für Gala-Auftritte quasi wie gemacht ist.

Und sie glitzert, La Smirnova! Nicht nur das Kostüm brilliert mit facettenreichem Schimmerspiel. Auch die Primaballerina, der die aktuelle US-amerikanische Trump-Regierung vor einigen Monaten die Anreise zu einem Gastauftritt verweigerte (Ballett-Journal berichtete), ist ein Juwel, das aus Klarheit und Leuchtkraft besteht.

Semyon Chudin, der seine üppigen Locken übrigens opferte und die Haare derzeit kurz und sportlich knapp trägt, ergänzt den Part mit ebensolcher Raffinesse und Souveränität. Bei ihm darf eine Frau sich als Frau fühlen, er trägt sie auf Händen und hält sie sicher, ob an einer Hand oder an beiden.

Das Paar begeistert mit seinem Vortrag, schillert es doch wie destillierter weißer Grappa der feinsten Güteklasse. Mit ebenso narkotisierender Wirkung…

Dass die Sterne im Bühnenhimmel über ihnen keineswegs wie die Kostüme kaltweiß leuchten, sondern in warmen Farben, von Gelb bis Rot, betont einerseits die Wirkung der Diamant-Tanzenden, ergänzt aber andererseits auch den Gesamteindruck um ein wenig Freundlichkeit statt Virtuosität.

Und wenn man mal darüber nachdenkt, muss man feststellen: Marius Petipa, der das Niedliche, Witzige, Putzige so sehr geliebt hat, würde sich beim puristisch radikalisierten Stil des gebürtigen Petersburger George Balanchine vermutlich im Grab umdrehen. Viel zu kalt…

Von wegen Nachfolger… da wäre Petipa, dem Begründer der russischen Klassik, der deutsch-amerikanische Selfmademan John Neumeier, der alle menschlichen Farben von Ironie bis zur Vehemenz, von Herzlichkeit bis zur Wut, von Sanftmut bis zur Trauer im choreografischen Repertoire hat, ganz klar deutlich lieb.

Es ist eben doch noch mehr als Mitgefühl, das den Menschen ausmacht, auch wenn die Identifikation mit dem anderen zweifellos als höchstes Kennzeichen emotionaler Entwicklung gelten muss.

Von daher könnte diese Gala ruhig noch die ganze Nacht weiter laufen, um den Zuschauern die Grausamkeit nicht zuzumuten, einen so schönen Abend enden zu sehen. Andererseits obsiegt das Mitgefühl mit jenen, die arg schwitzen, damit alles so gut klappt, dass man gar nicht merkt, was alles dafür nötig ist.

Spritzig und pfiffig: Das Finale mit „Candide“ und Lloyd Riggins (vorn mittig). Nach „nur“ fünfeinhalb Stunden endet diese glamourhaltige Gala, die unbestreitbar der Höhepunkt der Saison in Deutschland war. Foto: Kiran West

John Neumeier lässt darum die Techniker und die Künstler, die Garderobieren und die Musiker und überhaupt alle, die mitgewirkt haben, herzlichst bedanken – und der Applaus zeigt, dass das Publikum kapiert und ebenfalls dankbar ist.

Zumal der Erste Ballettdirigent Simon Hewett mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg dafür sorgte, dass diese Mega-Gala nicht nur mit Bühnenbildern und Lichteffekten, sondern auch mit rundum hervorragender orchestraler Live-Musik stattfinden konnte.

Nachgerade fetzig wird dann auch das Finale auf der Bühne!

Lloyd Riggins erscheint kraftvoll und clownesk – und tanzt ein prickelnd lustvolles Solo, das allen positiven Spirit des Abends auf einen Nenner zu bringen scheint.

Die weiteren Tanzkünstler gesellen sich dann gruppenweise dazu, ihr Verbeugen ist in den Tanzablauf zur beschwingten Musik zu „Candide“ von Leonard Bernstein integriert.

Hier ist noch einmal Gelegenheit, seinen Lieblingen zuzujubeln! Zum letzten Mal in dieser Spielzeit…

Man könnte ja sentimental werden. Aber würde das wirklich helfen? Besser ist es wohl, sich um seine kommenden Ballett-, Opern-, Konzert- und Musicalbesuche zu kümmern und organisatorisch tätig zu werden.

Damit das Leben so bunt bleibt, wie es sein soll!

Die "Nijinsky-Gala XLIV" 2018 war ein großer Erfolg

John Neumeier bei seinen Tänzern und Gästen auf der Bühne nach der Gala: ein über zwanzigminütiger Applaus mit stehenden Ovationen beendet die Saison beim Hamburg Ballett – das indes in ein paar Tagen noch zu einem Gastspiel nach Italien aufbricht. Aber dann: Frohe Ferien! Foto: Kiran West

An John Neumeier ergeht derweil einmal mehr der heißeste Dank für so viele Inspirationen und Anregungen, für so viel Beglückung und Entspannung. Für so viele göttliche Momente. Bis bald, liebes Hamburg Ballett!
Gisela Sonnenburg

www.hamburgballett.de

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