Vom Wissen um die Liebe Das Hamburg Ballett zeigt nach zehnjähriger Abstinenz wieder seinen absoluten Liebestrip: „Sylvia“ von John Neumeier, ein zeitlos-modernes Ballett zu romantisch-opulenter Musik

„Sylvia“, hier mit Madoka Sugai in der Titelrolle: John Neumeier kreierte 1997 diese großartige Fantasie über die erotische Selbstsuche einer außergewöhnlichen Frau. Foto: Kiran West

Dummheit besteht vor allem aus Mangel an Respekt vor dem Wissen. Sylvia, die Titelheldin in John Neumeiers abendfüllender Reflexion über die erotische Liebe und all ihre Spielarten, ist nicht mit Dummheit geschlagen. Sie ist neugierig bis über ihre eigenen Grenzen hinaus und erforscht mit allen Sinnen das Refugium derer, die geliebt und begehrt werden. Jenseits des altbackenen Originallibrettos der 1876 in Paris uraufgeführten „Sylvia“ schuf Neumeier 1997 ebenfalls in Paris seine liebevoll die Liebe diskutierende eigene Version: zur Urmusik von Léo Delibes und mit einer erlesenen Ausstattung von Yannis Kokkos, den Neumeier scherzhaft seinen „Komplizen“ in Sachen Ästehtik nennt. Und allein schon die Kostüme sind viele Augenblicke wert! Selten sieht man so zeitlos-elegante, dennoch spritzig-witzige  gewandete Damen und Herren auf der Bühne. Das berühmte dunkelrote, schulterfreie Ballkleid von Silvia könnte mustergültig für das moderne Abendkleid des 20. und 21. Jahrhunderts an sich stehen und es mit seiner textilen Personifikation einer liebeshungrigen Dame für alle Zeiten adeln.  Die Choreografie von Neumeier, dem hier übrigens von Eduardo Bertini assistiert wurde, unterstützt diesen Eindruck – und macht aus den Tänzer:innen wandelnde superbe Kunstwerke, die dennoch so wenig überkandidelt anmuten, als seien sie für die Präsentation einer Prêt-à-porter-Kollektion entworfen.

Hier ist nichts gestelzt und doch ist alles ästhetisch miteinander verbunden. Die scheinbaren Brüche im Libretto und der Inszenierung harmonisieren auf den zweiten Blick aufs Schönste miteinander!

Mit Jagd ist hier die Liebesjagd gemeint, und auch wenn die vor allem mit Schönheit bewaffneten Frauen auf der Bühne den Bogen (nicht) überspannen, so geht es doch immer nur um die Lust und das Leben.

Welch bezaubernder Rausch der Liebe und der Suche nach ihr!

Im Untertitel benennt Neumeier das Stück als „Drei choreografische Gedichte über ein mythisches Thema“. Denn ein Handlungsballett im klassischen Sinn ist es nicht. Und doch ist es auch keine Collage, sondern verbindet die verschiedenen Szenen und aktähnlichen drei Teile durch die Entwicklung der handelnden – liebenden – Personen.

Für die Eröffnung der neuen Saison könnte man sich kein eleganteres Ballett wünschen. Und dabei ist es schon die dritte Spielzeit, die von der Corona-Pandemie betroffen ist. Höchste Zeit also, wieder wirklich viel ins Opernhaus zu gehen!

Zumal man sich im Publikumsbereich unter lauter maskierten Geimpften, Genesenen und Getesteten wirklich sicher fühlen darf, die einzuhaltenden Abstände tun ein übriges.

Also bitte: Tief durchatmen und los!

"Sylvia" spannt den Bogen im Ballett von John Neumeier

Die Nymphen und ihre Göttin Diana (Anna Laudere, vorn) in „Sylvia“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett: tolle Frauen! Foto: Kiran West

Zu Beginn spannt eine schöne Frau einen Bogen. Der Pfeil, den sie abschießt und der ins gelbe Zentrum einer Zielscheibe trifft, stammt nicht von ihr. Die Göttinnen und weiteren Gottheiten haben hier nämlich ihr Domizil: „Der heilige Hain der Diana“ ist der Spielort vom ersten Teil des Stücks.

Diana ist die Jagdgöttin, und ihr dienen die schönen Frauen, die wir im sportlichen Leder-Dress agieren sehen.

Mit Anna Laudere bei der Eröffnungsvorstellung für die neue Saison hat Diana ein wunderschön wildes, kämpferisch-starkes Profil.

Und den Ausdruck unantastbarer Weiblichkeit noch dazu. Überhaupt sind die Göttinnen und Götter hier frappierend menschlich – aber wohl wie in der Antike unsterblich, was das Einzige ist, um sie von ihren Geschöpfen, den Menschen, zu unterscheiden.

Das gilt auch für Götterkollege Eros.

"Sylvia" spannt den Bogen im Ballett von John Neumeier

Christopher Evans als elegant-verspielter Eros in „Sylvia“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Und auch die anderen Tänzer wollen endlich wieder los auf die Bühne! Foto: Kiran West

Dass dieser Liebesgott hier mit weißer Augenbinde, ebenso weißen Plüschflügeln, einem roten Rucksack und einem geradezu niedlichen Pfeil-und-Bogen-Set auftritt, ist eine Hommage an die Revue und das komödiantisch-heitere Theater, in dem die Figur des Amor traditionell seit Mozarts Zeiten („Les petits riens“) seinen großen Auftritt hat.

Hier ist der schalkhafte Verliebtheitsmacher, ein Verführer per se, aber wandelbar, er kann sich verkleiden und in jede Rolle schlüpfen – und er macht immer eine gute Figur dabei.

Mit Christopher Evans ist Eros zudem ein gut gebauter Athlet, ein Held, der sicher noch viel mehr kann als nur menschliche Herzen verwirren. Aber muss er überhaupt mehr können?

Der Tanz von Eros schürt jedenfalls die Neugierde auf den weiteren Stückverlauf.

Das besteht vor allem aus Beziehungsgeflechten, die im antik-modernen Flair des Stücks durchaus etwas Überzeitliches an sich haben.

"Sylvia" spannt den Bogen im Ballett von John Neumeier

Sie springt wie eine Göttin, aber sie ist eine Nymphe: Sylvia (Madoka Sugai) in John Neumeiers gleichnamigem Ballett in Hamburg. Foto: Kiran West

Da ist die Titelfigur Sylvia, bei der Wiederaufnahme von der jungen Starballerina Madoka Sugai getanzt. Hui, sie ist ein heißer Feger, diese Sylvia, das Ledermieder und die Hotpants stehen ihr vorzüglich!

Ihr Spitzentanz mutet an, als sei sie mit diesen speziellen Schuhen auf die Welt gekommen, und im Hain der Diana wirkt das darum gar nicht fremd, sondern sehr organisch. Wer sich so anmutig bewegt, scheint durch den Wald zu schweben, warum also nicht auch auf den Zehenspitzen?!

Eine andere überwältigend schöne Sylvia, die ich in Hamburg gesehen habe, war Caroline Aguero, und tatsächlich war die Nymphe und Dienerin der Jagdgöttin ihr wie auf den Leib choreografiert. Große Armbewegungen, elegante Arabesken und Pas de deux von höchst erotischer – von „Eros“ abgeleitet – Anmutung sind in Erinnerung.

Auch Heather Jurgensen war etwas Besonderes Sylvia, Ende der 90er-Jahre war das, relativ kurz nach der Hamburger Einstudierung des Stücks.

Auf der DVD, die im Handel erhältlich ist, tanzt indes eine Pariser Besetzung, nämlich Aurélie Dupond, die Sylvia. Mit Manuel Legris bildet sie darin ein unvergessliches Paar! Die Aufnahme stammt von 2005, während bei der Uraufführung 1997 Monique Loudière die Titelpartie verkörperte.

Es ist fantastisch zu sehen, wie sich Ballerinen, die sonst Prinzessinnen und Mädchennaturen verkörpern, in eine sportiv-dynamische Nymphe verwandeln.

Diese Sylvia sei ja zudem wie eine Schwester von Penthesilea, schreibt John Neumeier selbst über seine Bühne gewordene Fantasie. Das Ballett „Sylvia“, 1876 mit einem ziemlich verschmockten Libretto in Paris mit der Musik von Léo Delibes uraufgeführt, markiere den Abschied von Sylphen und Elfen, von Wilis und Nebelschwaden, wie sie das romantische Ballett verlangte.

Sylvia, ein Neubeginn für immer – und zugleich die Erfindung der Klassik im Ballett. Von Neumeier choreografisch interpretiert heißt das: Die Klassik leitet übergangslos zur Moderne über.

Den jagenden Frauen, die anmutig und grazil über die Bühne pirschen, steht eine muntere Schar junger Herren entgegen. Eros, der Gott der Liebe, steigt höchstpersönlich herab und verlustiert sich in Dianas Reich. Was soll nur daraus werden?

Im Grunde ist das die leitende Frage in jeder Szene hier.

Sylvia, die Titelheldin, ist zwar die beste Schützin und liebste Nymphe ihrer Herrin Diana. Aber vor der Liebe ist auch sie nicht gefeit.

"Sylvia" spannt den Bogen im Ballett von John Neumeier

Alexandr Trusch als verliebter Schäfer Amintas in „Sylvia“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Foto: Kiran West

Der Schäfer Aminta steigt ihr nach. Und es funkt zwischen den beiden. Sylvia aber hat Standesdünkel und verleugnet Aminta. Sie soll mit einem Schäfer geflirtet haben? – Niemals!

Alexandr Trusch tanzt in der aktuellen Wiederaufnahme-Premiere den Aminta, diesen verschossenen, nicht aufgebenden, lauschenden und heimlich schauenden Schäfer. Er muss sich zunächst verschmähen lassen, aber aufgeben kommt für ihn nicht in Frage.

Diana ist das fast egal, seufzt ihr Herz doch für den hübschen Endymion. Er fiel nur leider in einen ewigen Schlaf.

Jacopo Bellussi tanzt den somnambul und wie verzaubert auftretenden Endymion. Oh, wie gut kann man Diana da verstehen! Mit seinen intensiven Bewegungen, die nie einfach nur irgendwie ausgeführt werden, sondern immer sichtlich von innerer Emotion und Intention getragen sind, vermag er unwiderstehlich in den Bann zu ziehen.

Verfällt die Göttin einem dem Schlaf und somit einer anderen Welt Verpflichteten?

Noch hat nun niemand Mitleid mit Diana. Aber mit Sylvias Verehrer Aminta! Eros in Gestalt eines anderen Hirten erbarmt sich seiner, und er verwandelt sich erneut, in den blenden schönen Orion. Ha, und als solcher – muskulöser als Adonis und lieblicher als jedes Maiglöckchen – will er nun die heiße Sylvia verführen, damit sie mal sieht, wie es ist, wenn einem das Herz gebrochen ist.

So ganz uneigennützig scheint seine Mitleidstat nicht zu sein!

"Sylvia" spannt den Bogen im Ballett von John Neumeier

„Sylvia“ mit Madoka Sugai und dem Hamburg Ballett – exquisit und erotisch. Foto: Kiran West

Der zweite Teil besteht denn auch aus der süßen Rache des Liebesgottes. Sylvia erblüht zur begehrenden Frau, fühlt die Schärfe des Triebes in sich, ohne zu wissen, wohin mit all den neuen Gefühlen. Amors Pfeil hat sozusagen getroffen, bevor er abgeschossen wurde.

Und Sylvia probiert „Im Reich der Sinne“ alles aus, was sich ihr anbietet. Orion alias Eros hat sein Vergnügen mit ihr. Bacchus übernimmt das Regime, Lust und Rausch vereinen sich. Erinnerungen an Diana und an Aminta überwältigen Sylvia. Und sie flaniert weiter durch ein imaginäres Zirkuszelt aus Liebesabenteuern.

Sie tanzt mit einer mysteriösen, ebenfalls überwältigend schönen Dame auf einem Ball. Ist es nicht Diana im Frack? Was für ein edles Frauenduo!

Sylvia versucht sich aus, findet sich selbst, verliert sich wieder – und das Spiel beginnt von vorn. Das Leben, ein einziger luxuriöser Liebestaumel… ohne all das, was reale Liebe ausmacht: Verantwortung füreinander zu übernehmen, Versprechen einzuhalten, Fürsorge auszuüben, füreinander einzustehen.

Diese Liebende kostet nur vom Nektar der Blüten, ohne die Blumen zu säen, zu pflegen und zu ernten. Sie hat diese göttliche Bestimmung, es ist ihr Glück und Unglück zugleich. Sie kann das Glück nicht halten, sie kann es nur genießen – und ziehen lassen.

Wird sie sich jemals weiterentwickeln?

Jahre später, im Winter, spielt dann der dritte Teil. Aminta, der Verleugnete, kehrt in den heiligen Hain zurück. Die Geister des Waldes tanzen für ihn. Schon das ist den Vorstellungsbesuch wert!

Tatsächlich trifft Aminta erneut auf Sylvia. Wush! Es müssten alle gehört haben: Solch einen Knall gibt es wirklich selten, wenn zwei Liebende nach langer Zeit wieder aufeinandertreffen.

Und jetzt ist Sylvia bereit für die Liebe. Sie hat genügend Wissen gesammelt, sie hat das Entscheidende verstanden: Liebe ist nicht nur für den kurzen, lustvollen Moment. Liebe beinhaltet die Bereitschaft zur Verschmelzung zweier Schicksale – und das will erstmal ausprobiert werden!

John Neumeier an seinem 80.

Auf einer Nijinsky-Gala in Hamburg waren diese Gäste mit dem absolut aufwühlenden Pas de deux  zu sehen: Laetitia Pujol und Manuel Legris in „Sylvia“ von John Neumeier. Foto: Kiran West

Dieser Pas de deux des Wiedersehens gehört zum Feinsten, was die Ballettgeschichte hervorgebracht hat. John Neumeier hat sich selbst bisher sowieso stets übertroffen, wenn er in Annäherungen und Hebungen, in Windungen und Abwendungen die komplizierte Beziehung zweier ungleicher Partner formuliert.

Hier hat er eine Konstellation geschaffen, die nachgerade ebenso brillant wie hoch kompliziert ist. Die Story geht nämlich so:

Ach, wie sehr streben die Liebenden zueinander! Und oh weh, wie stark sperren sie sich trotzdem aus sich heraus gegen den anderen!

Die Ambivalenz der Liebe findet hier ihre absolute tänzerische Formulierung.

Es wird wohl keine Liebschaft für alle Zeiten werden können zwischen Sylvia und Aminta. Aber die Momente der Vereinigung sind süßer als alles, was die beiden sonst so erlebt und erfahren haben.

Und es ist durchaus ernst gemeinte Liebe, wenn auch nicht für die göttliche Ewigkeit. Einer trage des anderen Last.… das hatten sie schon im ersten Teil, bei ihrem ersten großen Pas de deux mal ausprobiert. Jetzt muss es weitergehen.

Alle konnten es damals sehen. Dennoch wollte die hochgestellte, der Göttin nahe stehende Sylvia den schönen, aber einfachen Hirten Aminta zum Schweigen über ihre Liebe verurteilen.

Madoka Sugai als „Sylvia“ – ein nicht unkompliziertes Girl! So war sie auch schon in einem Auszug aus dem Stück auf der 221. Ballett-Werkstatt von John Neumeier zu sehen. Foto: Kiran West

Na, das ging doch gar nicht! Unglaubwürdig wurde Sylvia dadurch, im Rückblick erscheint sie unreif – und sie empfand das selbst wohl auch.

Verwirrt lief sie damals durch die Reihen ihrer Gefährtinnen, der Gefolgschaft Dianas, und nur der hilfreiche körperliche Dienst an der badenden Göttin brachte sie wieder zur Besinnung.

Und doch strafte sie die Liebe Lügen. Als Aminta sich ihr erneut näherte, vor den Augen von Chefin Diana im Badetuch (sie trug das Badetuch um die Hüften wie eine Strandläuferin), erteilte Sylvia ihm eine Abfuhr: eine stumme Ohrfeige.

Alle waren geschockt. Wie konnte sie sich so verhalten? Die wilde Sylvia, eine vorbildliche Liebende war sie nicht gerade. Aber eine schöne!

Erst jetzt, gen Ende des Stücks, ist alles anders. Jetzt ist Sylvia älter, hat ihren Erfahrungsschatz – und weiß zu lieben und nicht nur zu begehren.

Die einzig wahre, große Liebe leuchtet Sylvia entgegen und zerrinnt, das ist das Tragische an ihrer Figur, ihr doch von Sekunde zu Sekunde in den Fingern.

Sie muss Aminta verlassen, nachdem sie ihn genossen hat wie ein Kolibri eine große Blüte. Es ist wie ein innerer Zwang. Vielleicht kann sie ihm nicht genügend vertrauen. Vielleicht ist ihre Berufung aber auch stärker als die Liebe zu ihm.

Und weg ist sie! Aminta verliert sie ein zweites Mal, nur wurde er dieses Mal nicht um seinen Lustgewinn geprellt. Wenigstens etwas, Erinnerung mag ein sanfter Trost sein für einen ewigen Verlierer.

Aminta trägt hier ja nicht umsonst ein ähnliches Kostüm wie Rudolf Nurejew und seine Nachfolger als Selbstmörder in „Le jeune Homme et la Mort“ von Roland Petit. Die Latzhose mit nur einem Hosenträger – anscheinend kennzeichnet sie nicht nur den kreativen Bohemien, den handwerklich begabten Lebemann, sondern eben auch den Loser.

Doch auch Eros, in Signalrot, trägt so ein Gewand! Hoffnung für alle, die nur einen Hosenträger haben…

Und er ist der Verführer, der Sylvia in ihrem dunkelroten Abendkleid in die Welt der sinnlich-eleganten Liebe entführt.

Die Musik von Delibes, romantisch opulent aufgeladen, feiert das wie einen Schöpfungsakt!

Markus Lehtinen wird das Philharmonische Staatsorchester Hamburg am Pult von diesem Höhepunkt zu weiteren leiten.

Ist es das, was auch Diana wollte?

Doch die liebende Diana, die Göttin, die dem ewig Schlafenden verfiel, hat es auch nicht leicht.

Sie tanzte im ersten Teil mit dem geliebten Endymion, als Dreamteam der ganz anderen Art.

Anna Laudere und Jacopo Bellussi – man schaut so gern auf diese beiden Ausnahmetalente.

Er mit geschlossenen Augen, somnambul, ganz unbewusst. Sie mit vor Lust geschlossenen Augen, sehnsuchtsvoll, verliebt ohne Ende.

Was für ein getanzter Kuss, wenn sie sich am Boden umeinander winden, die Körper aufrichten und im geschmeidigen Bewegungsfluss aufregende Figuren und Posen bilden. Wenn sie im Stehen, im Suicide Wheel, in der Hebung wie im Bewegungsfluss entgegen der Schwerkraft vereint sind.

Und dann: Ganz hoch lässt Endymion seine Göttin sich strecken! Wenn sie mit beiden Füßen wieder auf dem Boden steht, hält er sie im Nacken fest, damit sie ihm nicht entfleucht.

Trost und Zärtlichkeit, Hingabe und Eleganz bestücken diesen Paartanz.

Doch auch sie sind ein zu ungleiches Paar, als dass die Liebe alles richten könnte.

"Sylvia" spannt den Bogen im Ballett von John Neumeier

„Sylvia“ und all die anderen erotischen Nymphen, hier angeführt von Anna Laudere als die (Liebes-)Jagdgöttin Diana. Was für ein Wiedersehen beim Hamburg Ballett! Foto: Kiran West

Das Wissen um die Liebe kann diese keineswegs verewigen.

Diana bleibt schlussendlich allein, neuer göttlicher Aufgaben harrend.

Und man wird John Neumeier und dem Hamburg Ballett für soviel Liebreiz, Akkuratesse und Virtuosität beim tänzerischen Besingen der Liebe danken müssen.
Gisela Sonnenburg

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