Ein Wort zu John Neumeier Das 50-jährige Hamburg-Jubiläum des Ballettgenies rückt näher, und schon wird über seine Nachfolge spekuliert

"Ghost Light" von John Neumeier in überarbeiteter Version im Live-Stream auf arte concert

John Neumeier und das Hamburg Ballett beim Applaus nach „Ghost Light“ am 10.10.20 im Festspielhaus Baden-Baden. Vom Publikum geliebt und bewundert! Videostill von arte concert: Gisela Sonnenburg

Die Kollegin Dorion Weickmann befleißigte sich vor einigen Tagen in der SZ, mitzuteilen, John Neumeier werde sich 2023 – also im kommenden Jahr – von seinem Hamburg Ballett verabschieden. Wie kommt sie nur darauf? Sicher, der zuletzt von Neumeier unterschriebene Vertrag in Hamburg endet 2023. Aber was spricht gegen eine Verlängerung? Es wäre wirklich nicht die erste, auch entgegen beschwörerischen Beteuerungen Neumeiers, er werde gehen. Die Tatsache, dass Neumeier dann 50 Jahre in Hamburg Ballettchef ist, dürfte eher gegen als für seinen Rückzug sprechen. Vor allem aber nervt Weickmann, weil sie in einem relativ langatmigem Artikel zwar den Choreografen Christopher Wheeldon als Neumeiers Nachfolger vorschlägt, für eine solche Thronfolge aber null Anhaltspunkt nennen kann. Dass die Hamburger Premiere des Wheeldon-Balletts „A Winter’s Tale“, nach Shakespeares „Ein Wintermärchen“ geschaffen, seit zwei Jahren wegen der Corona-Pandemie in der Pipeline der Hamburgischen Staatsoper steckt, dürfte nun kein Hinweis auf einen Wechsel in der Amtsabfolge sein. Zumal die Hamburger Premiere, so die Corona-Götter es gestatten, in diesem Sommer, am 19. Juni 2022, endlich stattfinden wird. Aber auch das ist kein Indiz dafür, dass Wheeldon Neumeiers Job übernimmt. Zumal es sich bei seinem „Wintermärchen“ um keine neue Kreation handelt. Wheeldon hat übrigens noch nie beim Hamburg Ballett kreiert, ebenso wenig wie Yuri Possokhov, Alexei Ratmansky und David Dawson, von denen man sich das auch mal vorstellen könnte. Denn das Hamburg Ballett ist tänzerisch fraglos das am besten bestückte in Deutschland.

Stattdessen aber möchte Weickmann gern die Ballettpädagogin Gigi Hyatt als „Kuratorin“ in einer Doppelspitze beim Hamburg Ballett sehen. Nun, Gigi spricht – im Gegensatz zu Wheeldon – deutsch und hat – ebenfalls im Gegensatz zu Wheeldon – eine starke Hamburger Karriere im Lebenslauf anzubieten: zunächst als Ballerina, jetzt als Leiterin nicht der dortigen „Ballettakademie“, wie Weickmann schreibt, sondern der Ballettschule des Hamburg Balletts John Neumeier, wie sie richtig heißt.

Insofern ist Hyatt absolut geeignet für eine weitere Direktionsstelle, vielleicht auch als Co-Directrice, die dann sowohl auf die Reinheit des Neumeier-Stils im Tanz als auch auf die Vermittlung von Inhalten nach außen, zum Publikum, achten kann.

Aber soll und will Gigi Hyatt eine „Kuratorin“ der Neumeier-Ballette werden? Ich kenne sie und bin mir ziemlich sicher, dass ihr Kuratoren-Konzepte am hübschen Allerwertesten eher vorbeigehen. Vielleicht wäre Frau Weickmann eher selbst gern die Kuratorin beim Hamburg Ballett, für was auch immer?

Warum schlägt sie Gigi Hyatt nicht als Ballettintendantin bzw. als Ballett-Cointendantin vor? Das wäre ein Wort, und es wäre ein gutes!

Die Werkstatt der Kreativität reüssiert.

Gigi Hyatt, die Pädagogische Leiterin der Ballettschule vom Hamburg Ballett – John Neumeier moderierte auch schon mal einen ballettösen Abend im Ernst Deutsch Theater. Foto: Kiran West

Aber da ist noch was, das Weickmann in ihrem Eifer ganz vergessen hat:

Seit langem ist der Hamburger Startänzer, Choreograf, Ballettmeister und stellvertretende Ballettdirektor Lloyd Riggins von John Neumeier als sein Nachfolger vorgesehen.

Riggins hat selbst schon lange vor 2015 deutlich bekundet, dass er zwar von sich aus nicht scharf ist  auf den arbeitsintensiven Posten, dass er aber gern sein Bestes geben werde, um Neumeiers Wunsch zu erfüllen.

Seither paukt Lloyd Riggins wie kein anderer lebender Mensch die Werke des genialen Ballettschöpfers, und ob man nun Riggins-Fan ist oder nicht – man kann ihn nicht einfach aus der Thematik „Neumeier-Nachfolge“ ausblenden.

Chopin Dances von Jerome Robbins beim Hamburg Ballett

Lloyd Riggins gilt seit über einem Jahrzehnt als Kandidat für die Neumeier-Nachfolge  beim Hamburg Ballett. Foto: Kiran West

Frau Weickmann sollte sich also eines Besseren besinnen und aufhören, Nebelkerzen zu zünden.

Christopher Wheeldon wiederum muss man erstmal fragen, ob er für eine solche nicht eben leicht zu nehmende Position wie die beim Hamburg Ballett überhaupt nach Deutschland ziehen würde.

Er ist als freier Choreograf international heiß begehrt und gut beschäftigt – und ist im Nebenjob auch noch stellvertretender Leiter vom Royal Ballet. Die Entscheidungen, die dort gefällt werden, trägt zwar der Londoner Ballettchef Kevin O’Hare, und ob dieser nun in Wheeldon einen Nachfolger sieht, ist ebenso unklar wie die Antwort auf die Frage, ob Wheeldon sich beruflich überhaupt so stark verändern will, dass es ihn an die Elbe zieht.

Wheeldon choreografiert nämlich ausgesprochen gern sowohl beim Royal Ballet als auch beim New York City Ballet. Mit beiden Compagnien verbindet ihn eine Menge: beim Royal Ballet, sozusagen seiner künstlerischen Heimstatt, wurde er zum Ballerino ausgebildet. Er tanzte dort und kehrt, nachdem er seine fulminante erst tänzerische, dann choreografische Laufbahn vom New York City Ballet aus weit voran gebracht hatte, gern noch zeitweise nach London zurück.

Beim Hamburg Ballett hat Wheeldon aber eben noch nie choreografiert, und sein „Wintermärchen“ ist auch das erste Stück, das er dort einstudiert. Uraufgeführt wurde das gute Stück, das zahlreiche Anklänge an Neumeiers choreografischen Stil enthält, bereits 2014 in London im Covent Garden, also beim Royal Ballet.

"Alice im Wunderland" hat eine böse Herzkönigin

Das Liebespaar lässt sich nicht auseinander bringen: Hier tanzen Ksenia Ryzhkova und Jonah Cook, beide hier noch beim Bayerischen Staatsballett, in „Alice im Wunderland“ von Christopher Wheeldon. Foto: Wilfried Hösl

Das deutsche Publikum kennt Wheeldon aus München vom Bayerischen Staatsballett, wo es seine „Alice im Wunderland“ und seine „Cinderella“ zu sehen gibt – und von den bejubelten Galas, in denen etwa Lucia Lacarra und Matthew Golding den exzellenten, auch ergreifenden Paartanz „After the Rain“ von Wheeldon tanzen.

2006 gründete Wheeldon die Truppe „Morphoses / The Wheeldon Company”, die er später an die jetzige Chefin vom Miami City Ballet, Lourdes Lopez, abgab. Er hat also schon Erfahrung auch in Bereichen jenseits des Ballettsaals.

Verbindet ihn das stark mit Neumeier?

Es gibt einige Gemeinsamkeiten:

Wie Neumeier ist Wheeldon Träger des „Prix Benois de la Danse“, und wie Neumeier ist er außer als Choreograf von abendfüllenden Handlungsballetten auch für brillante kurze Stücke, gerade auch im Zeichen der Pas-de-deux-Kunst, berühmt. Wie Neumeier ist er außerdem schwul und, wie Neumeier, fest verpartnert.

Wheeldons neoklassischer Stil, zwischen dem von George Balanchine und der avantgardistischen Moderne angesiedelt, aber immer einem hohen Grad an Ästhetik frönend, ist durchaus sichtbar von Stil und Werk von John Neumeier beeinflusst.

Aber sind das schon ausreichend Gründe für die Hamburger, ihn zu holen, und sind das genügende Motive, um von New York City und der ganzen Welt fest nach Hamburg zu kommen?

Neumeiers Spätwerk, MahlersSpätwerk

Lebenswege – mal steinig, mal rutschig, mal schön steil bergauf! Hier eine Treppe aus dem Park Planten un Blomen, nahe der Oper in Hamburg. Foto: Gisela Sonnenburg

Hamburg sei das Tor zur Welt sagt man. Böse Zungen ergänzen: aber eben nur das Tor. Aus der weiten Welt der internationalen Choreografie nun ausgerechnet den nicht nur schönsten, sondern auch schwierigsten Posten zu übernehmen, den das zeitgenössische  Ballettuniversum möglicherweise in absehbarer Zeit zu besetzen hat, erfordert viel Mut und auch viel Lust auf wirklich harte, zudem vielfältige Arbeit.

Nicht nur das Hamburg Ballett mit rund 60 hervorragenden Tänzer:innen und einem stattlichen weiteren Stab will geführt werden. Auch die angeschlossene Ballettschule untersteht – trotz seiner Leitung durch Gigi Hyatt – auch dem Ballettintendanten.

Dann ist da noch das Bundesjugendballett, das mit seiner Millionenförderung vom Bund auch finanziell ein Faktor ist.

Und auch die kooperative Angliederung an die Hamburgische Staatsoper, die sich womöglich mal in „Staatsoper Hamburg“ umbenennen will, muss lebendig erhalten werden.

Schließlich gibt es die Beziehungen zur örtlichen Hamburger Politik sowie zu den gerade im reichen Hamburg nicht ganz unwichtigen Sponsoren und Mäzenen.

Die Pflege des Neumeier’schen Werkes sollte zudem ein Hauptpunkt des Aufgabenkreises des alten und neuen Ballettchefs sein – und in Zukunft werden weitere Education- und Bildungsprogramme sicher auch neue Publikumskreise heranholen wollen.

Die John Neumeier Stiftung, die ein eigenes Museum anstrebt, wird da wohl auch eine Rolle spielen.

All diese Dinge zu überblicken und zu lenken, ist eine Mammutaufgabe.

Wird sie künftig von einer Person allein zu meistern sein?

Überhaupt: Will man die Struktur der Führung durch eine Person beim Hamburg Ballett beibehalten?

Oder will man auf demokratischere Gremien setzen?

Will man mehr Teamwork auch auf der Entscheidungsebene? Oder will man nur eine Doppelspitze, wie Weickmann es vorschlägt?

Beim Staatsballett Berlin erlitt das Prinzip „Doppelspitze in der Ballettintendanz“ Schiffbruch. Das lag allerdings auch an der geringen Eignung beider Kandidat:innen für ihre Aufgaben.

Und wie wäre es nun in Hamburg mit einem Trio? Christopher Wheeldon, Gigi Hyatt und Lloyd Riggins ergäben vielleicht genau das richtige?

Aber wird dabei bedacht, dass John Neumeier außer seinen Funktionen beim Hamburg Ballett noch eine weitere Funktion innehat, in der sonst niemand in der Ballettwelt mit ihm konkurrieren kann? Er ist nämlich auch einer der gleichberechtigten Geschäftsführer der Hamburgischen Staatsoper.

Damit trägt er mehr Verantwortung, als ein Choreograf oder Chefchoreograf jemals in der Kulturgeschichte der Menschheit zu tragen hatte.

Turangalila bedeutet göttliches Liebesspiel.

John Neumeier, Chef und Chefchoreograf vom Hamburg Ballett, hat noch viele weitere Funktionen  inne. Kann ihn eine Person ersetzen? Können es zwei? Fotoportrait: Steven Haberland

Da nun die Verwaltungsapparate und die Geschäftsbereiche der Opernhäuser in Deutschland stark im Wachstum begriffen sind und sich auch selbst immer wichtiger und ernster nehmen, scheitern bereits einige Ballettchefs an diesen Strukturen, die jedoch typisch für die zeitgenössische Staatskultur sind. Und das ohne, dass sie auch noch zeitgleich Geschäftsführer sind. Plötzlich haben dann andere Menschen das Sagen als die, die Chef sind.

Tamas Detrich etwa bekam, kaum ein paar Monate im Amt als Stuttgarter Ballettintendant, eine gewiefte und erfahrene Geschäftsfrau aus dem Hausbetrieb zur Seite gestellt. Weil er allein mit dem nicht-künstlerischen Bereich seiner Aufgaben nicht gut zurecht kam. Und künstlerisch blieb Detrich von Reid Anderson, seinem Vorgänger, so stark abhängig, dass dieser ihm einen arbeitsrechtlichen Skandal einbrockte.

Auch beim Staatstheater Karlsruhe, wo Bridget Breiner die Nachfolge von Birgit Keil antrat, dehnt sich die Macht des im Hintergrund leitenden Bereichs immer weiter aus, sodass der Ballettmanager Florian König als Stellvertreter von Breiner zusätzlich für Aufgaben eingespannt wurde.

Und vom Ballett Dortmund weiß man seit langem, dass der bisherige Ballettdirektor Xin Peng Wang, der neuerdings als Ballettintendant seinen Vertrag mit dem Land Nordrhein-Westfahlen hat, sich vor allem der künstlerisch-choreografischen Seite der Position mit Hingabe widmet – und sich ansonsten mehr oder weniger auf den Ballettmanager Slava Tütükin und den Geschäftsführer Tobias Ehinger verlässt. Und das ist noch nicht alles.

Acht nicht-künstlerische Mitarbeiter:innen im Leitungsteam vom Ballett Dortmund sind bekannt, um das staatliche Ballett mit 24 Tänzer:innen und weiteren 12 Tänzer:innen im NRW Juniorballett zu wuppen. Die Zahlen sprechen schon auch für sich: Eine Leitung ist nicht mehr nur ein simples Leiten und Führen, sondern hat mit zahllosen Fachgebieten zu tun, die sich teils überlappen, sich teils von den Interessen her diametral entgegen stehen.

"Der Traum der roten Kammer" beim Ballett Dortmund

Ein Aufstand des Militärs entmachtet die Dynastie, der Pao Yü entstammt. Xin Peng Wang zeigt das mit tänzerischen Mitteln in „Der Traum der roten Kammer“ beim Ballett Dortmund. Videostill: Gisela Sonnenburg

Diplomatie und vielseitiges Wissen ist da gefragt, dürfte man meinen. Oder auch nur ein starker lenkender Arm?

Die Welt, auch die Tanzwelt, entwickelt sich rasend schnell weiter, und alle wollen mithalten. Da bleibt zum Atemholen kaum Zeit – und um lange die Richtung auszudiskutieren, in die es überhaupt gehen soll, auch nicht. Das sagen die Einen.

Ist das gute alte Autokratenmodell mit dem einen Führer oder der einen Führerin an der Spitze im Ballettbetrieb also doch am besten?

Oder haben die Anderen Recht, die eine Mischung aus Menschen mit verschiedenen Talenten, Sichtweisen und Erfahrungen in der Leitung eines staatlichen Balletts vereint sehen wollen?

Gibt es da Möglichkeiten, Kompromissmodelle zu erarbeiten?

Kommen wir zurück zu Christopher Wheeldon. Ein Interview mit ihm ist in meinem Beitrag über sein Werk „Fool’s Paradise“ hier im Ballett-Journal zu lesen. Wheeldon ist außerordentlich intelligent und kreativ, sehr gebildet und anscheinend auch kein Psychopath, was in dieser Welt der Superreichen, die die Kunst am liebsten selbst und en detail bestimmen würden, schon sehr viel Gutes ist.

Ein Ballettchef muss heutzutage ein wandelndes Bollwerk sein, um die Kunst zu verteidigen.

Ein Dreiteiler zu zeitlosen Themen mit Tiefgang.

Sommernachtstraumatisch, wunderschön: „Fool’s Paradise“ von Christopher Wheeldon beim Wiener Staatsballett, hier mit Olga Esina und Roman Lazik. Wer will, darf sich an die Elfenwelt von John Neumeier erinnert fühlen. Foto: Wiener Staatsballett / Michael Pöhn

Das zeigen nicht zuletzt die missglückten Versuche der aus dem nicht-künstlerischen Bereich kommenden stellvertretenden Ballettintendantin vom Staatsballett Berlin, Christiane Theobald, die mit einer ans Absurde grenzenden Offenheit für lobbyistische und zensierende Ideen dem Ballett mehr Schaden zufügt als es weiter zu entwickeln.

Theobald hat lediglich den Heimvorteil, sie mischt seit den 90er-Jahren mit im Ballettgefüge Berlins, aber, wie gesagt, auf der nicht-künstlerischen Seite. Ob sie schlicht nicht genügend Feingefühl hat, um die Truppe zu leiten?

Auch Bettina Wagner-Bergelt, vormals beim Bayerischen Staatsballett stellvertretend auf Chefebene tätig und dann kurz in Wuppertal beim Tanztheater Pina Bausch als wandelnde Katastrophe statt als Koryphäe erscheinend, kam deutlich von der nicht-künstlerischen, nicht-kreativen Seite – und musste wohl schon darum im Amt einer Tanzchefin bald als Niete gelten.

Nicht jede:r, die oder der nicht selbst getanzt hat, ist ein Serge Diaghilev!

Christopher Wheeldon hat beides: die Tänzerkarriere und die kreative Künstlerseele. Und: Auch er ist kein Anfänger mehr – er hat sowohl künstlerisch als auch mit der Gründung einer eigenen Company Erfahrung.

Seit 1993 – damals war Wheeldon erfolgreicher Ballerino – lebt er aber in New York City.

Wheeldon hat zwei Staatsbürgerschaften (die britische und die amerikanische) und ist zudem mit dem Yoga-Lehrer Ross Rayburn verehelicht. Er ist als Choreograf international gefragt und oft gespielt. Was aber könnte ihn reizen, jetzt bald nach Hamburg zu übersiedeln?

Das – ironisch gesagt – gute Wetter an der Alster?

Oder die Tatsache, dass die internationale Ballettwelt ebenso wie die Stadt Hamburg in erster Linie weiterhin Werke von John Neumeier sehen möchten?

Egal, wer die Nachfolge von Neumeier gestalten wird, über eines sollte man sich im Klaren sein: John Neumeier gebührt für sein absolut überragendes, hochkarätiges Werk viel Dank, sehr viel Dank. Auch wenn man mittlerweile seine großen Schöpfungen vor zuviel Überarbeitung schützen sollte – insgesamt spendete John Neumeier Inspiration, Hoffnung, Kraft und Schönheit wie kein zweiter lebender Künstler.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier - unübertrefflich

Ehekrach im Elfenwald: Alina Cojocaru und Christopher Evans in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier. Foto vom Hamburg Ballett: Kiran West

Wer zu diesem Gefühl der Dankbarkeit nicht fähig ist, sondern – und sei es von Berufs wegen – sein eigenes Ego voranstellen will, der sollte auf keinen Fall dieses Zepter übernehmen oder es auch nur stellvertretend halten wollen.

Denn die Hauptaufgabe wird eben nicht darin liegen, ein- bis zwei Mal pro Jahr ganz neue Werke zu präsentieren. Die Hauptaufgabe wird in der Pflege und Lebendigerhaltung der grandiosen Stücke von John Neumeier liegen – und dabei muss der- oder diejenige der Zuständigkeit nach dann auch noch geschäftstüchtig sein, um dem knallharten Geschäftsmann Neumeier die bestmöglichen Konditionen für die Lizenzen abzuringen.

Da macht er den Job doch am besten noch ein paar Jahre selbst!
Gisela Sonnenburg

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