
Ein schöner Applaus nach einer hervorragenden Vorstellung in der Semperoper in Dresden, nach „Der Nussknacker“ in der Version von Aaron S. Watkin und Jason Beechey. Immer wieder toll! Foto: Gisela Sonnenburg
Vier der sechs großen deutschen Ballettcompagnien haben dieses Stück jetzt auf dem Spielplan: „Der Nussknacker“. Er bringt, zuverlässig Jahr für Jahr und in verschiedenen Varianten, immer wieder Farbe, Freude, Frohsinn in die Herzen. Das beliebte Ballett mit der überwältigend mitreißenden und anrührenden Musik von Peter I. Tschaikowsky wird in einigen Städten, meistens in traditionellen Inszenierungen, zusätzlich als Tourneetheater angeboten. Mit dem Aufwand an Kulissen und Kostümen, den die Opernhäuser betreiben können, werden die Tourneetruppen allerdings nicht immer mithalten können. Die Version von John Neumeier läuft zudem gleich in zwei Häusern, in Hamburg und in München, und am 29.12.25 kommt sie per Livestream in die Wohnzimmer, ins Büro, aufs Handy, wohin man es will. Insgesamt bildet der „Nussknacker“ in der Weihnachtszeit das Herz der Ballettszene. Alternativ zeigen das Ballett Dortmund und das Staatsballett Berlin ihren jeweiligen „Schwanensee“. Und ein Auszug aus „Schwanensee“ in der klassischen Version von Marius Petipa bildete soeben den unbestrittenen, tosend umjubelten Höhepunkt der erfolgreichen „Ballet Brilliance Gala“ in der Jahrhunderthalle in Frankfurt am Main. David Motta Soares vom Staatsballett Berlin und Riho Sakamoto vom Holländischen Nationalballett boten den Pas de deux des „Schwarzen Schwan“ mit dem Prinzen auf dem Ball voll Leidenschaft und Präzision, voll äußerer Perfektion und innerem Feuer. Bravi! Marianela Nunez aus London, Inès McIntosh und Maia Makhateli ergänzten zusammen mit weiteren brillanten Tänzerinnen und Tänzern die Show, deren Glamour man gern öfter und auch in anderen deutschen Städten hätte.

Was für eine Leidenschaft: David Motto Soares und Riho Sokomota auf der „Ballet Brilliance Gala“ in der Jahrhunderthalle in Frankfurt, mit dem „Schwarzen-Schwan-Pas-de-deux“. Wow! Foto: Carol Lancellotti
Die Berliner denken bei diesen Zeilen wehmütig an die Zeiten mit Vladimir Malakhov als Ballettchef zurück, denn damals gab es praktisch jede Spielzeit – in zehn Jahren, von 2004 bis 2014 – fantastisch zusammengestellte Galas mit internationalen Stars. Klassik und Moderne müssen sich auf solchen Galas mischen, damit man sieht, wie sich die Tradition und die Zeitläufte entwickeln. Das gelang Malakhov intuitiv stets superbe. Aber auch Mariana Gomez, die die „Ballet Brilliance Gala“ in Frankfurt kuratierte, hat ein feines Händchen für den Wechsel und die Abwechslung im Ballett. Und so gelang die Show, die zudem mit edlen Lichtprojektionen als Kulissen aufwartete, grandios. Weiter so!
Der Weihnachtstanz auf arte bietet in diesem Jahr aber auch so manches, das man nicht verschmähen möchte. Eine Doku, die nur in der Mediathek von arte läuft, fasst das Verletzungsschicksal von Steven McRae vom Royal Ballet in London unter dem Titel „Resilient Man“ zusammen. Unbedingt sehenswert!

Der Höhepunkt von „Le Parc“ von Angelin Preljocaj ist der fliegende Kuss, hier vom Bayerischen Staatsballett gezeigt. Foto: Nicholas MacKay
Am 21.12.25 um 23.20 Uhr (und dann noch eine Zeitlang online) lockt „Le Parc“ von Angelin Preljocaj, getanzt vom Ballett der Pariser Opéra an den Bildschirm, und es wird wirklich Zeit, dass dieser meisterliche moderne Klassiker des erotischen Balletts mal so richtig bekannt gemacht wird.
Heiligabend, also am 24.12.25, tänzelt nach der Bescherung um 23.20 Uhr die „Giselle“ aus Helsinki auf arte heran. In einer modernisierten Fassung. Man ist gespannt! Auch sie kann online nachgeholt werden, falls an Heiligabend bzw. in der Heiligen Nacht doch andere Dinge wichtiger sind.
Am 29.12.25 kommt dann – endlich auch zur Primetime – der schon erwähnte „Nussknacker“ aus Hamburg als Livestream bei arte, und zwar um 19.30 Uhr. Ein Muss!
Silvester (also am 31.12.25) wird dann nochmal richtig zugelegt: mit der fabelhaft-deliziösen „Sylvia“ von Manuel Legris (viele kennen diese Version vom Wiener Staatsballett) auf arte um 22.50 Uhr. Online wird sie bis 29.01.25 dort zu genießen sein. Auch musikalisch ist sie übrigens bemerkenswert.

Eine frühere Besetzung vom „Nussknacker“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett: Emilie Mazon als Marie, Christopher Evans als Günther, Leslie Heylmann als Louise. Das Foto stammt vom langjährigen Neumeier-Fotografen Holger Badekow
Den Nachzügler und zugleich den gloriosen Start ins neue Jahr legt dann John Neumeier im ZDFam 01.01.26 um 11.15 Uhr (Wiederholung auf 3sat) hin: mit zwei neuen Choreografien, also Uraufführungen, fürs Wiener Staatsballett im „Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker“. Gedreht wurde im Sommer unter anderem mit dem Startänzer Alessandro Frola im Museum für angewandte Kunst und in der Hofburg. Die Kostüme stammen von Neumeiers Spezi Alfred Kriemler aus der Schweiz, und die TV-Regie führt der Meister seines Fachs, Michael Beyer.
Dass es vorher in Hamburg noch eine romantisch-moderne Ballettpremiere mit Uraufführung gibt („Romantic Evolution/s“ am 07.12.25), am 21.12.25 eine spritzig-feierliche Premiere beim Bayerischen Staatsballett unter dem Titel „Waves and Circles“, und dass auch die „Carmina Burana“ beim Ballett Dortmund auf ihre Art etwas Festliches an sich hat, sollte schon bekannt sein, es wird aber gern hier nochmals darauf hingewiesen.
Und jetzt genießen Sie bitte alle den Advent – und denken Sie an Ihre jährliche Ballett-Journal-Spende!
Gisela Sonnenburg / Ballett-Journal

„La Sylphide“ in der dänischen Version von Bournonville / Anderson wird am 07. Dezember 25 beim Hamburg Ballett premieren. Matias Oberlin und Ida Praetorius tanzen in der Bildbesetzung die Hauptpartien. Foto: Kiran West
www.bayerisches-staatsballett.de

Immer wieder lockt auch das Weib, lockt der Kerl… natürlich auch zur Weihnachtszeit. So zu sehen in „Carmina Burana“ von Edward Clug beim Ballett Dortmund. Foto: Gisela Sonnenburg