Das Ballett der Superlative Unkaputtbar: „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier, gestern live beim Hamburg Ballett – und mit neuer Besetzung endlich als DVD/BluRay im Handel

Sensationell: Alexandr Trusch als Philostrat in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett – jetzt auch als Ballettfilm im Handel erhältlich! Foto: Kiran West

Sie ist da, da, da! Die heiß ersehnte DVD/BluRay „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare in der Version vom Tanzmagier John Neumeier und seinem Hamburg Ballett liegt bestellbereit da, im Online-Shop vom Hamburg Ballett. Gestern gab es zudem noch eine vollständige Live-Vorstellung des Stücks: zum Abgleichen oder auch nur pur Genießen. Und irgendwie ist es schon vor der Vorstellung so, als liege ein wundersamer Zauber über dem Abend. Man muss für solche Stimmungen natürlich eine Antenne haben. Aber der Vorhang leuchtet schon beim Einlass in einem Petrolblau, das direkt aus der Märchenwelt kommt. Märchenhaft ist es ja auch, dass die 46. Hamburger Ballett-Tage 2021 trotz der pandemischen Umstände stattfinden können. John Neumeier, der Chef vom Hamburg Ballett und eine lebende Legende, sitzt ruhig vorne rechts im Zuschauersaal, während seine Stimme höflich vom Band kommt. Die Ansage erinnert daran, dass wir uns mitten im Corona-Zeitalter befinden und Hygienemaßnahmen unverzichtbar sind. Aber auf der Bühne findet die Kunst statt, die höchste Kunst, die Menschen sich ersonnen haben. Die Musik kommt vom Tonträger in dieser Aufführung, doch das fällt kaum auf. Gerade bei einem szenisch so intensiven Stück wie „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier in der Ausstattung von Jürgen Rose liegt der Fokus sowieso auf dem Optischen. Da kann man auf den Zusatzgenuss des Live-Orchesters auch mal verzichten, zumal zwei der verwendeten drei Musiken hier immer vom Band kommen, schon aus technischen Gründen. Es zeigt sich so oder so, was man eigentlich schon wusste: Insgesamt ist Neumeiers „Ein Sommernachtstraum“ das Ballett der Superlative überhaupt. Nirgendwo sonst lacht man so herzhaft und auf so viele verschiedene Arten, nirgendwo sonst wird man so stark poetisch berührt und nirgendwo sonst wird man derart rückhaltlos ins Lieblich-Neckische, ins  Freundliche an sich hineingerissen.

Das gilt auch für die jüngste Besetzung mit Anna Laudere in der Doppelrolle als Hippolyta und Titania, wie sie sich ebenfalls auf der neuen DVD / BluRay-Aufzeichnung vom Hamburg Ballett finden lässt.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Das Cover hat Poster-Qualität: Anna Laudere triumphiert als Titania in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Erschienen sind die DVD und BluRay bei cmajor, erhältlich sind sie direkt beim Hamburg Ballett. 

Die silberne Scheibe ist, das sei vorab gesagt, ein Fest für sich! Solange der Vorrat reicht, sollten frau und man sie sich holen, sie verschenken und vor allem immer wieder selbst ansehen. Sozusagen als Vorbereitung auf den nächsten Live-Ballett-Besuch, denn ersetzen kann so ein tolles Video eine Live-Vorstellung natürlich nicht.

Es handelt sich übrigens um keine normale Aufzeichnung, sondern um das Ergebnis eines dreitägigen Drehs. Der fand zwar auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper statt. Aber an keinem Tag gab es einen Durchlauf des gesamten Stücks, sondern die einzelnen Szenen wurden geprobt und gedreht wie bei einer Verfilmung.

Myriam Hoyer, die Regisseurin, konnte so ihre Kameraleute optimal platzieren und die jeweils besten Einstellungen einholen.

Man hat von daher eine sehr gute Sicht auf die Dinge, also aufs Bühnengeschehen – und Nahaufnahmen und Totale wechseln einander in sinnvoller Weise ab, ebenso die Perspektiven, aus denen die Kameras auf die Tänzer:innen schauen. Das ist ausgeklügelte, professionelle Arbeit, und das Ergebnis wirkt umso überzeugender, desto mehr Mühe man sich mit der Aufzeichnung gemacht hat. Bravo!

Dass die Inszenierung nebst Ausstattung von 1977 stammt, ist übrigens kaum zu fassen, so frisch und lebendig wirkt sie. Die modernen Anteile in diesem Ballett sind immer noch modern – und die klassischen Szenen sind so zeitlos-schön arrangiert, dass man nicht mal im Traum (weder im Sommer noch im Winter) darauf käme, sie als überholt oder veraltet zu empfinden.

Ballett und Film, das geht auch so: Am Samstag, den 3. Juli 2021 tanzt Laura Tiffany Schmid im denkmalgeschützten Kult-Kino Babylon in Berlin, live als Vorspiel zum Stummfilm „Madame Dubarry“ von Ernst Lubitsch. Der Clou: Die nächtliche Veranstaltung, die erst um Mitternacht beginnt, ist inklusive Film kostenfrei! Na, also: Nix wie hin bzw. ein Ticket zur Personalisierung hier online reserviert! Nur 140 Plätze sind zu vergeben. Mit Live-Musik von der Orgel! Foto: Peter Wiesmeier (Laura Tiffany Schmid)

Neu ist dennoch der Anfang von Neumeiers „Ein Sommernachtstraum“, der schon 2019 geändert und nun nochmals überarbeitet wurde.

Ursprünglich hob sich der Vorhang – und gab den Blick frei auf ballettöse Näherinnen, die mit der Fertigstellung einer opulenten seidenen Brautschleppe beschäftigt sind.

In der Version von 2019, damals mit Alina Cojocaru als Hippolyta bestückt, schreitet die Braut langsam von links vorne auf die Bühne. Das ist insofern inszenatorisch nicht ganz stimmig, als Hippolyta hier zwar im Begriff ist, die Herzogin von Athen zu werden. Aber sie ist keine Pionierin. Es ist der Tag vor ihrer Hochzeit. Und sie kam nicht von allein in diese vornehme attische Welt. Sie wurde als Braut dorthin gebracht.

In der aktuellen Inszenierung ist es, live wie auch im Ballettfilm, so:

Der Vorhang hebt sich – und die Braut steht allein auf der Bühne. Das macht Sinn!

Tatsächlich ist Hippolyta zu Beginn des Stücks und sogar in dessen erstem Teil, dem Prolog, eine sehr einsame Person. Sie ist die Fremde, die noch niemanden näher kennt, mit der noch niemand viel zu tun haben will, und im Grunde ist sie – bis auf den Kreis ihrer Freundinnen, die sie mitbringen durfte – eine geächtete Außenseiterin in der eingespielten, wie ein System funktionierenden Welt bei Hofe.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Die Träumerin des Abends: Anna Laudere als Hippolyta in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Foto: Kiran West

Anna Laudere spielt das fantastisch. Noch nie hat man eine so unschlüssig-unglückliche Braut im prunkvollen Ornat gesehen! Was eigentlich der schönste Tag in ihrem Leben sein sollte, bahnt sich anscheinend als großes Abenteuer an. Was wird diese Frau in Athen erwarten?

Die Mythologie sagt uns übrigens, dass Hippolyta die Tochter einer Amazonenkönigin und des Kriegsgotts Ares war. Also von recht aggressiven Eltern abstammend. Wurde unsere Hippolyta nach dieser Halbgöttin benannt? Ist sie es selbst? Wir wissen es nicht, Shakespeare hält sich da bedeckt. Aber es gilt, was wir auf der Bühne sehen: Eine reiche, gesellschaftlich hochgestellte, dennoch einsame und auch etwas ängstliche junge Frau.

Die Ouvertüre bricht ab, mit einem lang gehaltenen Ton. Anna Laudere als Hippolyta hebt die Schleppe ihres Kleides am Saum hoch, sie prüft die schöne Stickerei, fast entsetzt von so viel Vornehmheit. Passt das überhaupt zu ihr? Dieser hochedle Prunk, der den Stil bei Hofe in Athen ausmacht?

Diese Braut hat wirklich keine Ahnung, was auf sie zukommen wird. Sie kennt den Bräutigam Theseus, den Herrscher, nicht wirklich, aber eben doch schon gut genug, um zu sehen, dass er ein Schürzenjäger zu sein scheint: jemand, der keinen Flirt auslässt.

Christopher Evans sprang gestern für den immer noch verletzten Edvin Revazov ein, um die Partie des Theseus / Oberon zu tanzen. Mit Bravour!

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Christopher Evans als Oberon mit Anna Laudere als Titania: fabelhaft, anmutig, dennoch stark und souverän. Foto vom Hamburg Ballett aus „Ein Sommernachtstraum“: Kiran West

Er ist weniger emotional als andere in diesen Rollen, dafür ein autarker Herrscher, mit großer Überlegtheit, was wirklich sehr gut zu den beiden Anführerrollen passt. Dieser Oberon weiß, was er tut – und dieser Theseus weiß es auch.

Doch zunächst steht all das noch in den hier roségold glänzenden Sternen. Für Hippolyta ist die Zukunft ungewiss und keineswegs von fabelhaften Aussichten geprägt.

Gedankenvoll geht sie zum Spiegel. Es ist ein hochformatiger Standspiegel, und dieser Moment, da die weibliche Hauptfigur hineinschaut, ist ein Zitat eines anderen berühmten Neumeier-Balletts: aus „Die Kameliendame“, die in ihrer ersten Version 1978 entstand, also ein gutes Jahr nach „Ein Sommernachtstraum“ in seiner Urfassung.

Damit endet die Stille. Sanft erhebt sich Mendelssohns Melodie, die er als Leit-Motiv für seinen „Sommernachtstraum“ erfand.

Und das Leben beginnt. Die Bühne füllt sich mit Personen, die beschäftigt sind: Näherinnen fürs Brautkleid und der Hofmaler (sehr begabt und leichtfüßig: Illia Zakrevskyi) fürs Brautbild; einige Gärtnergehilfen, zudem der Schatzmeister (schick: Lasse Caballero), und auch einige Lakaien treten auf.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Solche Handwerker gibt es nur im „Sommernachtstraum“ von John Neumeier: Marc Jubete, Artem Prokopchuk, Pietro Pelleri, Lizhong Wang und Marià Huguet in Aktion. Foto: Kiran West

Eine Handwerkertruppe erscheint und dient sich als Festunterhaltung an; zwei junge Damen und Herren von einiger Bedeutung wissen offenbar noch nicht, was sie wollen und wohin sie gehören.

Alles wird überwacht und dirigiert vom Zeremonienmeister Philostrat, der hier als Aufseher der Lustbarkeiten rangiert. Seine Partie ist eine Doppelrolle mit Puck in der Elfenwelt, von der Hippolyta bald träumen wird.

Alexandr Trusch ist eine Sensation als Puck, schon seit Jahren. Geschmeidig und flexibel, schelmisch und egozentrisch, eingesponnen in eine Aura aus Mondlicht und Geilheit gelingt es ihm, die Grenzen zwischen Sinnlichkeit und Feenwelt zu sprengen.

Auch in der Verfilmung ist das so zu sehen: faszinierend und berückend, hingebungsvoll, perfekt im Timing – und definitiv von absoluter Weltspitzenklasse!

Aber auch als Philostrat ist Trusch bemerkenswert: mit spiraligen Sprüngen, geraden Balancen und unendlich vielen Pirouetten und Pirouettchen in einem himmelblauen Outfit. Dazu eine aufrechte Haltung und Lust am Dirigieren: Als könne ihn kein Wässerchen trüben…

Ein Blick in den Trailer zur DVD und BluRay „Ein Sommernachtstraum“: Der Spitzenklasse-Ballerina   Alexandr Trusch als Puck, hier mit Zettel, der zum Esel wurde, grandios von Marc Jubete verkörpert. Hui, der Spaß ist jetzt auch zuhause zu haben! Videostill: Gisela Sonnenburg

Nur die arme Hippolyta behandelt er fast lieblos. Die Braut ist neu am Hof und noch nicht besonders angesehen. Respekt – den muss sie sich in dieser Männerwelt offenbar erst verdienen. Alle behandeln sie etwas merkwürdig. Sogar ihr Verlobter scherzt in ihrer Gegenwart mit anderen Frauen, als sei sie Luft. Das wünscht man keinem Mädchen kurz vor der Eheschließung!

Dennoch lässt er ihr eine rote Blume und den Brautschmuck als Gaben bringen – und das funkelnde Geschmeide, vor allem aber die duftende Blume besänftigen die unsichere junge Frau.

Das macht Anna Laudere mit wenigen, aber effizient eingesetzten Spielmitteln deutlich. Man fühlt so mit ihrer Hippolyta!

Ihr erstes Solo ist dann der vollendete Ausdruck ihrer gemischten Gefühle. Sie fand da ja noch einen Brief, geschrieben von dem hübschen Lysander, dem Gärtner, an die schöne Hermia, die er liebt. Die beiden wollen sich demnach bald im Wald treffen und nächtens entfliehen. Denn der Vater von Hermia – der hier im Ballett nicht auftritt – ist ein Despot, der die Ehepartnerwahl seiner Tochter nicht akzeptiert. Der Gärtner ist ihm halt nicht gut genug.

So nicht, sagte sich Stückeautor William Shakespeare um 1600 – und es entspinnt sich szenisch, im Theaterstück und erst recht im Ballett, eine wundersame Mischung aus Traum und Realität zur Rettung der Liebe.

Lucia Lacarra als Hippolyta

Lucia Lacarra schlummert hier als Hippolyta in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier, und zwar auf einer Bühnenprobe in München. Eine schon historische Pose! Foto: Charles Tandy

Brief und Rose (früher war es eine rote Mohnblüte, seit einigen Jahren ist es eine Rose) führen direkt ins Reich der Träume: Neumeier lässt Hippolyta auf einer beweglichen, preußisch-blauen, goldverzierten Liege einschlafen: die duftende Blume in der Hand, den innigen Brief an den Busen gepresst.

Viele berühmte Ballerinen aus dem In- und Ausland ließen sich schon willig in dieser Pose fotografieren: in Rückenlage im femininen cremefarbenen Flattergewand dekorativ drapiert, die schönen Füße gekreuzt.

Lucia Lacarra, die in München beim Bayerischen Staatsballett die unangefochtene Primaballerina und eine Erbauung als Hippolyta war, ist eine dieser Unvergesslichen.

Svetlana Zakharova und Nicolai Tsiskaridze als Elfenherrscherpaar in John Neumeiers „Ein Sommrnachtstraum“, 2004 am Bolschoi-Theater in Moskau. Foto: Bolschoi

In Russland setzte der Superstar Svetlana Zakharova am Bolschoi Theater in Moskau einen Meilenstein als Hippolyta-Titania: Sie war die erste Ballerina mit ausgesprochen langen Beinen, die diese an sich für eine kleine, zierliche Tänzerin kreierte Rolle tanzte.

Jetzt knüpft Anna Laudere in Hamburg daran an. Auch sie ist relativ groß für eine klassische Tänzerin, und auch sie hat unendlich schöne, ausdrucksstarke und vor allem lange Beine.

Es ist berückend, wie viel die Choreografie an Spielraum lässt, wie sanft sie ihre Facetten funkeln lässt, gerade in verschiedenen Besetzungen.

Ich erinnere mich noch an die erste Besetzung der Doppelrolle der Hippolyta-Titania von der Uraufführung in Hamburg am 10. Juli 1977: an Zhandra Rodriguez, diese zarte, drahtige, kurzhaarige Person.

Sie prägte die gedankenvollen Balancen der angehenden Herzogin und die sexy schlängelnden Bewegungen der Elfenkönigin Titania, auch die schier unfasslich biegsamen Posen und die Hebefiguren in beiden Partien.

Anna Laudere ist dagegen ein Traum aus hochgewachsener weiblicher Schönheit. Mädchenhaft-schüchtern wirkt sie, wenn sie ihre Schultern hochzieht; elegant-weiblich ist sie, wenn sie ihr Selbstbewusstsein zeigen darf.

Es ist ihrer hohen Körperbeherrschung zu verdanken, dass sie die für eine kleine Tänzerin gemachten Tänze dennoch so grandios zu absolvieren weiß.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Streit im Elfenwald: Titania alias Anna Laudere, Oberon alias Christopher Evans und Puck alias Alexandr Trusch in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Foto: Kiran West

Die DVD/BluRay hat übrigens eine silberne Scheibe mit Zusatzmaterial: John Neumeier erklärt dort seine Herangehensweise sowohl ans Stück als auch an die Situation, mit Tänzer:innen zu arbeiten, die wegen der Corona-Krise rund sechs Monate nicht vor Publikum auftreten durften.

Neumeier erklärt auch die drei Handlungsebenen des Stücks, von denen jede ihre eigene Musik hat: die berühmte, berauschende Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy zu „Ein Sommernachtstraum“ ist dem höfischen Geschehen gewidmet; die schwebenden Orgelklängen von György Ligeti gehören in die Feenwelt; die witzig-populistischen Verdi-Melodien auf der Drehorgel sind den Handwerkern zugeeignet.

Jede Handlungsebene hat hier außerdem ihren eigenen Kostümstil.

Auf der Bonus-Scheibe ist auch zu sehen, wie die Bühnenvorbereitungen für die Aufzeichnungen laufen – und wie der Chef vom Hamburg Ballett der Primaballerina Anna Laudere höchstpersönlich die Haarsträhnen zurecht zupft.

Die aktuelle Hippolyta darf nämlich etwas zerzaustes Haar haben, was zu ihrer Naturhaftigkeit passt: Dem gediegenen Athener Stil ist sie noch nicht untergeordnet.

Und dann geht es richtig los. In der Hamburgischen Staatsoper hält man oft an dieser Stelle den Atem an, wenn der erste Akt beginnt.

Er führt in einen ganz eigenwilligen Kosmos: Es ist die schönste Welt der Elfen und Feen, wie man sie sich modernerweise vorzustellen vermag. Heller Nebel füllt die Sphäre, blaues Licht leuchtet zwischen grün glitzernden Olivenbäumen, die buschig gewachsen und selbst wie verzaubert wirken.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Anna Laudere als Titania – elegant, sexy, souverän selbst im Bühnenschlaf. Foto vom Hamburg Ballett: Kiran West

Hippolyta sieht sich in dieser Traumwelt selbst als Königin der Feen, als Titania besetzt. Und sie hält – anders als die unglückliche Braut in Athen, die sie in der Realität ist – nicht den Mund, sondern streitet sich heftig mit ihrem Gatten, dem Elfenkönig Oberon.

Der scheint indes am längeren Hebel zu sitzen: Er pfeift seinen dienstbaren Geist, den Puck, heran – und weiht ihn in die Geheimnisse einer roten Zauberblume ein. Es ist die Rose aus Hippolytas Armen.

Wenn man sie über den Augen eines schlafenden Wesen schüttelt, verliebt sich dieses in den ersten, den es beim Erwachen sieht.

Was für ein Zauber!

Was für eine freche Außerkraftsetzung aller Regeln der menschlichen Seele! Und erst recht aller Regeln menschlicher Kalkulationen!

Liebe auf Befehl – mit dem erstbesten Wesen, das einem nach dem Erwachen aus tiefem Schlaf unterkommt.

Oberon demonstriert die Wirkung an einem Elfenpärchen. Hui, die beiden können dann kaum voneinander lassen…

Ob man selbst ein solches Abenteuer erleben möchte?

Aber spannend ist die Sache schon!

Vor allem für die Umstehenden. Oberon und Puck lachen sich eins ins Fäustchen, tänzerisch, denn Puck soll Titania einen derben Streich spielen. Da sind doch diese Handwerker, die sich nebenberuflich – oder auch aus Berufung – als Schauspieltruppe verdingen. Sie haben einen deftig-kräftigen Anführer, Zettel genannt.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Noch ein Blick in den DVD-Trailer: Die Handwerker proben schon… so zu sehen in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Videostill: Gisela Sonnenburg

Marc Jubete tanzt den Zettel – und dann den Esel, in den er verzaubert wird – mit so viel Schmiss, dass man ihn schmerzlich vermissen wird, denn er verlässt das Hamburg Ballett im Sommer. Wir wünschen ihm alles Gute! Und vielleicht kehrt er ja eines Tages zu dieser superleistungsstarken Company an die Alster zurück, wie es schon Andere vor ihm gemacht haben.

Karen Azatyan zum Beispiel, der auf der DVD/BluRay den Offizier Demetrius tanzt – mit einer Liebe zum Detail, die nachgerade fesselnd für die Zuschauer:innen ist.

Seine Partnerin im Tanz ist Hélène Bouchet als Helena, die auch gestern als Helena die Szenerie mit Pep und Komik aufmischte. La  Bouchet war selbst schon die Hippolyta-Titania, und es ist sehr interessant zu sehen, wie sie jetzt ihre komödiantische Seite herauskehrt. Top!

Gestern abend tanzte Félix Paquet ihren Demetrius, und im Zusammenspiel mit Hélène Bouchet ergab das ein höchst unterhaltsames Paar.

Die Lacher hat dennoch Marc Jubete als Zettel ungebrochen auf seiner Seite.

Puck verwandelt ihn im Auftrag von Oberon in einen Esel. Der Esel gilt als besonders potent, als besonders vital beim Liebesspiel – und das auch noch mit einem besonders großen Penis. Der Esel als Sexprotz!

Und genau in dieses Mischwesen soll Titania, die zarte Feenfrau, sich verlieben…Oberon hat seine grausamen Seiten. Er will, dass Titania sich möglichst nie wieder zänkisch zu ihm verhält. Das Stück Leben und Lieben mit dem Esel soll ihr eine Lehre sein.

Dennoch kann Oberon auch freundlich sein. Helena zum Beispiel, die niedliche Brillenträgerin aus Athen, tut ihm Leid: Sie liebt Demetrius, den Offizier, mit dem sie verlobt war, bis er sich für Hermia zu interessieren begann. Demetrius, der Hermia heimlich in den Wald gefolgt war, wird wiederum dort von Helena gesucht.

Oberon ordnet an, Helena zu helfen: Puck soll ihren Demetrius verzaubern, sodass er beim Erwachen Helena vorfindet und sich wieder in sie verliebt.

Aber wie es so ist: Fehler treten auf den Plan.

Hier erwischt Puck den falschen Mann – und verzaubert Lysander mit der Wunderblume.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Trubel nach Blumenzauber im Elfenwald: Madoka Sugai, Jacopo Bellussi, Félix Paquet und Hélène Bouchet tanzen im „Sommernachtstraum“ von John Neumeier die beiden Paare, die vollkommen durcheinander sind. Foto: Kiran West

Dieser wird in der gestrigen Live-Besetzung ebenso wie auf der DVD/BluRay hervorragend von Jacopo Bellussi getanzt: so smart und präzise, so voll Passion und Gegenwärtigkeit, dass man seinem Tanz wirklich nicht widerstehen kann. Dazu kommt deutliches Schauspiel mit dem ganzen Körper. Was für ein kraftvolles Liebespaket als Gärtnerbusche!

Ivan Liska, einstiger Ballettchef in München, der die Partie des Lysander 1977 in Hamburg mit Neumeier kreierte, muss sich überflügelt sehen. Und darf doch stolz darauf sein, die Vorlage für soviel Brillanz und Herz, soviel Lyrik und doch Dramatik mit in die Welt gesetzt zu haben.

Tatsächlich könnte man sich Bellussi auch toll als Oberon vorstellen, und auch Alexandr Trusch, by the way, wäre ein hervorragender Oberon. Aber wer würde dann Lysander und Puck tanzen?

Dabei hat das Hamburg Ballett derart viele begabte Nachwuchstänzer:innen, dass man sich fast nicht entscheiden könnte.

Es will mal deutlich gesagt sein: Allein schon die Feenwelt mit ihren Sprüngen und raffinierten Drehkombinationen, ihren Hebemanövern und Synchrontänzen ist eine Herausforderung für sich. Und so präzise wie die jetzige Generation tanzte noch nie ein Corps de ballet diesen Part. Es ist einfach ein Supergenuss!

Woanders könnte vielleicht fast jede:r diese:r jungen Künstler:innen ein veritabler Star werden, so denkt man. Und doch bilden sie eine Einheit auf der Bühne, eine von kollektivem Denken geleitete Gruppe, in der es nicht darum geht, die anderen auszustechen.

Diesen Geist des Zusammenhalts spürt man.

Die Nijinsky-Gala -Höhepunkte

Rückblick auf eine Nijinsky-Gala, wie sie auch jetzt wieder ansteht:  Hélène Bouchet in den Armen des damals frisch gebackenen Ersten Solisten Jacopo Bellussi – in „Ein Sommernachtstraum“ während der Nijinsky-Gala 2019 beim Hamburg Ballett. Wunderbar! Foto: Kiran West

Wenn dann, wie gestern, eine zu weit geworfene Handwerker-Requisite – ein Tuch – in den Orchestergraben fällt, zeigt gleich ein Tänzer – Aleix Martínez – an, was los ist. Dann hat er allerdings „Text“ mit anderen zu tanzen, kann sich also der Rettungsaktion nicht weiter widmen. Aber Alexandr Trusch als Puck hat gerade keinen Gruppentanz – und saust zur „Unfallstelle“, guckt, springt runter, angelt sich das Tuch und klettert wieder hoch. Na, das gibt Szenenapplaus, aber hallo!

Und es war nicht der erste und nicht der letzte spontane Applaus. Das ist etwas, das bei der Verfilmung zwangsläufig fehlt: Was für eine wunderschöne Stimmung beim „Sommernachtstraum“ auch durch das Mitwirken des Publikums durch den Applaus entsteht. Das ist einfach immer wieder einfach toll und jedes Mal wieder erlebenswert.

Man lacht, man weint, man applaudiert – so muss Theater sein!

Spontan und offenherzig darf man da schon sein. Und gern ein Stück weit sensibel – gerade darum ist Ballett in dieser verrohten Welt ja so wichtig: weil es sensibilisiert und die mentalen Poren öffnet.

Das gilt auch für die Rolle der Hermia im „Sommernachtstraum“. Sie weiß, was und wen sie will, sie ist für ihr Alter reif und gefestigt – und doch will ihr der eigene Vater das Leben verderben, indem er ihre berechtigte Liebesheirat untersagt.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Ein bezauberndes Quartett: Madoka Sugai, Jacopo Bellussi, Félix Paquet und Hélène Bouchet als die sogenannten Liebhaber-Paare in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier. Foto vom Hamburg Ballett: Kiran West

Als dynamische Hermia brilliert – auch in der Filmaufzeichnung – Madoka Sugai, die jüngste Starballerina vom Hamburg Ballett.Und es gibt nichts an ihr zu bemäkeln, sie tanzt mit Lebhaftigkeit und Akkuratesse, mit unendlich schönen Sprüngen und glaubhaftem Spiel. Mal ist sie hingebungsvoll glücklich – in den tänzerischen Armen von ihrem Lysander – und dann wieder tragisch-kämpfend um ihr Lebensglück. Eine schöne Rolle!

Und zunächst ist Hermia ja die junge Dame, die von beiden Kavalieren im Wald begehrt wird.

Aber das ändert sich, nachdem Puck statt Demetrius den jungen Gärtner Lysander mit der Zauberrose bezaubert hat. Plötzlich sind beide Galane scharf auf Helena, und die arme Hermia muss sich von ihr nachgerade mobben lassen.

All das ist tänzerisch-akrobatisch rasant umgesetzt, im Laufe der Jahrzehnte noch verfeinert und detailreich abgestimmt worden, sodass man eigentlich aus dem Lachen und Mitfühlen gar nicht mehr herauskommt. Aber es geht noch döller…

Da ist ja auch Titania, die voller Entzücken über den arglosen Zettel alias Esel herfällt. Die Eleganz der Feenfrau und die im Ballett auch noch anmutige Deftigkeit des tierischen Handwerkers ergeben ein kunterbuntes, munteres Paar.

www.ballett-journal.de/hamburg-ballett-kevin-haigen/

Lucia Lacarra als Titania genießt hier das Spiel mit Cyril Pierre als Zettel – „EIn Sommernachtstraum“, damals beim Bayerischen Staatsballett. Foto: Wilfried Hösl

Sie umklammert ihn mit ihren fantastischen Beinen, er hebt und wirbelt und wirft sie durch die Luft, sie reiben sich im Liebesspiel aneinander – die ursprünglich auch faszinierende nach vorn gerichtete Roll-Lage dieses getanzten Koitus ist mittlerweile durch entsprechende Posen im Stehen ersetzt worden.

Und nur eine kleine Sache fehlt mir im aktuellen Elfenwald: Es ist der Handstand aus der Rückenlage, den Puck ursprünglich mit großer Virtuosität und sogar Laszivität absolviert hat. Nur wenige Pucks konnten das, aber wenn, war es immer ein Hochgenuss.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier - das Lieblingsballett vieler

Hier eine andere Besetzung: Titania (Hélène Bouchet) mit ihrem Lieblingself, hinter ihr Oberon (Edvin Revazov) und anbei natürlich der Puck (Alexandr Trusch, unbedingt preisverdächtig in dieser Rolle, wo ist der Prix Benois de la Danse aus Moskau für ihn!) Foto vom Hamburg Ballett aus „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier: Kiran West

Alexandr Trusch hat vor einigen Jahren dieses akrobatische Meisterstück noch mit Bravour geleistet – mittlerweile aber macht auch er, wie die meisten Puck-Darsteller (derer es weltweit schon deutlich mehr als zwei Dutzend geben dürfte), an dieser Stelle eine Brücke rückwärts. Er vollzieht also ein Hochkommen aus der Rückenlage über die gymnastische Position der Brücke. Auch schön. Aber der Handstand aus der Rückenlage war ein schier unglaubliches Bubenstück, das hervorragend zum virilen Charakter der Puck-Figur passte – wenn es wohl auch im Probenprozess sehr aufwändig und für die Wirbelsäule nicht eben gesund ist.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Die Handwerker aus dem „Sommernachtstraum“ von John Neumeier: Lloyd Riggins, Marc Jubete, Aleix Martínez, Pietro Pelleri, Marià Huguet, Lizhong Wang und Artem Prokopchuk. Lachtränengarantie ist erteilt! Foto vom Hamburg Ballett: Kiran West

Es turnen aber noch ganz andere Gesellen durch die Feenwelt: die Handwerker. Shakespeare erfand sie als Parodie auf die Akademiker, die immer alles besser wissen wollen als der Rest der Menschheit. Und tatsächlich: Mit einer absurd-tragischen Geschichte, die vor grotesken Details nur so strotzt, wollen sich diese sechs Jungs plus der Mann an der Drehorgel – den gestern Lloyd Riggins, also Neumeiers Stellvertreter, spielte –  Meriten verdienen.

Man kommt ja schon bei den Handwerker-Proben im Wald kaum noch aus dem Lachen heraus. Da werden Spitzenschuhe an einen jungen Mann verteilt, weil er die Damenrolle im Stück übernehmen soll – und es ist ein Spektakel ohnegleichen, wie Artem Prokopchuk die störrischen Waffen einer Ballerina begutachtet, anzieht und mit Stampfschritten auf den Zehenspitzen in Besitz nimmt.

Im Ballettfilm tanzt Borja Bermudez diese Partie: etwas weicher, zärtlicher, könnte man sagen, aber ebenso hübsch grotesk.

Hätte dieser Flut genannte Handwerker seine Kumpels nicht, was würde ihm wohl auf Spitzenschuhen passieren! Er würde sich kopheister die Beine brechen… aber seine Kollegen halten ihn ja, solange, bis er selbst stehen kann. Schon das ist ein Schauspiel für sich!

Und nicht nur stehen wie eine Dame muss er lernen – laufen, tanzen, springen, all das ist hier so ultrakomisch, dass die Travestietruppe „Les Ballets Trockadero de Monte Carlo“ fast langweilig dagegen erscheint.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Hochzeit und finales Glück: Anna Laudere, Christopher Evans und das Ensemble vom Hamburg Ballett aus dem „Sommernachtstraum“ von John Neumeier. Foto: Kiran West

Wenn dann das ganze Stück der Handwerker auf der Hochzeitsfeier bei Hofe in Athen zu sehen ist, dann bleibt einfach kein Auge trocken. Ich habe es in über 40 Jahren nicht geschafft, hier keine Lachtränen zu weinen!

Die Szene ist die skurrilste, anrührendste, tragikomischste, liebenswerteste, absurdeste, lieblichste, also wirklich ultrabeste Parodie auf Theater, die es nur geben kann.

Endlich kann man sie sich in voller Länge ins Wohnzimmer holen. Fantastisch.

Möglicherweise können Psychiater jetzt ihre Praxen schließen, denn es gibt diese unglaubliche Komik für daheim als Allheilmittel gegen Depressionen und Psychosen aller Art. Das ist nun scherzhaft gesagt, aber die Wirkung, die sich von Neumeiers „Sommernachtstraum“ überträgt, trifft genau den Lebensnerv: Poesie, Humor, Liebe – sind das nicht die Ideale, nach denen wir Ballettfans so unendlich streben?

Auf der DVD/BluRay tanzt übrigens Edvin Revazov den Theseus-Oberon, und er hat dabei eine stark männliche Autorität, die ihm gerade auch im Schlussakt schauspielerisch hilft.

John Neumeier präsentiert die neue Spielzeit

Hélène Bouchet, Ivan Urban und Alexandre Riabko (vorn) vom Hamburg Ballett tanzten 2011 „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Riabko, hier als Puck zu sehen, gab später auch einen vorzüglichen Oberon ab. Die Blume musste Oberon hier noch hoch aus der Luft greifen. Foto vom Hamburg Ballett: Holger Badekow

So oder so steht Oberon hier neuerdings am Ende der wilden Nacht nicht mehr auf der Liege von Hippolyta, deren Kopfende nach links gerichtet ist (so wie über 40 Jahre lang), sondern sowohl Revazov als auch Evans stehen nur noch hinter der Liege, die jetzt nach rechts ausgerichtet ist – und sie können somit die von Puck nach hinten zu Oberon geworfene Blume leichthin greifen, viel leichter als in der Originalversion, in der das allerdings Ballerinos wie Ivan Urban oder Alexandre Riabko als Oberon – und beide waren vorzügliche Machos in der Partie – stets prima gelang. Das Spektakuläre verpufft dadurch ein wenig, weil Oberon nicht mehr erhöht steht, dennoch ist man gespannt darauf, wie es weitergeht.

Der langsam endende Sommernachtstraum der Hippolyta, der zudem in der sagenumwobenen Johannisnacht spielt, hat zudem nicht nur auf die Träumerin heilsame Auswirkungen.

Es finden am Ende dank der Zauberblume auch die Richtigen zu Paare zusammen, also Hermia und Lysander sowie Helena und Demetrius – und sie kommen so abgerissen und zerzaust bei Hofe an, dass klar ist: Hippolyta hat nicht nur geträumt, sondern auch Recht mit ihrem Traum. Sie hat wahrgesehen – das ist keine Geistertat, sondern vielleicht so etwas wie Telepathie.

Als Theseus die Schöne weckt, tut es ihm bereits Leid, dass er sie am Vortag so schlecht behandelte. Und ihr Charme, ihre offene Art, ihr Lächeln – wecken in ihm offenbar die größte Liebe, zu der er fähig ist.

"Ein Sommernachtstraum" von John Neumeier jetzt auch als DVD und BluRay

Versöhnung und Entdeckung der Liebe: Anna Laudere als Hippolyta und Christopher Evans als Theseus in „Ein Sommernachtstraum“ von John Neumeier beim Hamburg Ballett. Foto: Kiran West

Ihr Versöhnungs-Pas de deux , bei dem sie ihre Liebe entdecken, ist von bedeutungsvoller Schönheit und wird nur noch getoppt von der schlussendlichen Versöhnung zweier Liebender im Epilog: Oberon verzaubert Titania mit der Blume – und die wilden, heißblütigen Waldgeister lieben sich wie am ersten Tag.

John Neumeier und das Hamburg Ballett und alle, die an der DVD/BluRay mitgewirkt haben, sind zu bedanken: endlich, endlich, endlich kann man all das Wundersam-Erbauliche so oft sehen, wie man möchte!

Die Live-Vorstellungen sind dennoch immer etwas Besonderes. Das Publikum der 46. Hamburger Ballett-Tage applaudierte jedenfalls so innig und verbunden an John Neumeier und seine Crew, dass man fühlte: Hier ist Kultur nicht irgendein Begeisterungszirkus.

Hier geht es um wahre Werte: um Zusammenhalt, Gerechtigkeit und Niveau. Das zählt!
Gisela Sonnenburg

Sind 15 Stunden Arbeit zuviel oder zuwenig für so einen Beitrag? Bitte unterstützen Sie das Ballett-Journal und stehen Sie dazu, dass Sie es gerne lesen! 

www.hamburgballett.de

 

 

 

ballett journal