Schwäne tanzen gegen die Hexenjagd „Schwanensee“ aus dem Bolschoi im Kino: mit Superstar Olga Smirnova gegen Gesinnungsschnüffelei und Zensur

Olga Smirnova tanzt in "Schwanensee" am Bolschoi - im deutschen Kino

Unvergleichlich schön: Olga Smirnova als Odette in „Schwanensee“ von Yuri Grigorovich am Bolschoi. Foto: Natalia Voronova

Es ist vielleicht die vorerst letzte Gelegenheit, das Bolschoi Ballett von 2022 im Kino zu sehen: „Schwanensee“ mit Starballerina Olga Smirnova läuft am kommenden Sonntag, 6.3.22, ab 16 Uhr in den deutschen Kinos, die sich „Tanz im Kino“ angeschlossen haben. Smirnova ist übrigens jene Ballerina, der während der Trump-Regierung im April 2018 die Einreise in die USA zu einem Gala-Auftritt verwehrt wurde, weil sie ein Weltstar aus Russland ist. Jetzt kommt sie in einer aktuellen Aufzeichnung der exzellenten Inszenierung von Großmeister Yuri Grigorevich auf die Kino-Leinwände in den Westen, nachdem sie häufig – etwa beim Hamburg Ballett– auch in Deutschland live auf der Bühne begeisterte. Die Ballettfans sollten unbedingt hingehen, gerade jetzt! Wer die Kunst mehr liebt als das Hinterherlaufen hinter ungebildeten politischen Positionen, ist außerdem entsetzt über sonstige Vorgänge an deutschen Theatern. Da wird eine üble Gesinnungsschnüffelei betrieben, und russische Künstler:innen sollen sich gegen ihr Herkunftsland aussprechen. Das ist jeweils ein eklatanter Verstoß gegen ihr Persönlichkeitsrecht. Niemand kann gezwungen werden, sein Herkunftsland zu denunzieren! Und beim Aalto Ballett in Essen geht man auf Druck der machtgierigen Politik vor Ort noch weiter und setzt doch glatt eine Premiere ab, weil sie zu russisch sei: Das abendfüllende Handlungsballett „Die drei Schwestern“ in der Choreografie von Valery Panov muss einer Wohltätigkeitsveranstaltung für die Ukraine weichen und wird auch keine spätere Premiere erleben. Die Pointe daran: Panov reiste 1974 nach etlichen gescheiterten Versuchen aus der Sowjetunion aus und ist alles andere als ein erklärter Anhänger des russischen Staatschefs Vladimir Putin. Die Begründung der Essener lautet denn auch so perfide wie peinlich: im Ballett würden russische Soldaten tanzen. So viel Unbildung, so viel Engstirnigkeit, so viel Hass tun weh! Das ist Entscheidungsfindung auf unterstem Niveau. Nun schrieb Anton Tschechow, dessen gleichnamiges Drama hier hätte vertanzt werden sollen, das Stück ja auch schon 1901. Putin war damals, da sind wir uns ganz sicher, noch nicht geboren. Und jetzt wird Tschechow als angeblich prorussisch verdammt? Ja, die Russen haben Kultur, eine ganz großartige übrigens. Und wir? Wir befinden uns in einer Schneise der Perversion und der gedanklichen Verblödung, wie Deutschland sie seit der Nazi-Herrschaft nicht mehr erlebt hat.

Werden nun also bald auch alle Tschaikowsky-Ballette verboten? Soll die russische Kultur ausgemerzt oder sogar zu ukrainischer Kultur umdeklariert werden? Es gibt ukrainische Nationalisten, die genau das wünschen. Da wird zum Beispiel behauptet, ein Ukrainer habe Moskau gegründet und darum gehöre Moskau eigentlich zur Ukraine. Kein Witz!

Der als großartig gefeierte Choreograf Alexei Ratmansky, dessen Gattin und einige Freunde aus der Ukraine stammen, wurde schon längst von den ukrainischen Nationalisten vereinnahmt. Er, der seine gesamte berufliche Laufbahn dem Bolschoi Ballett in Moskau verdankt, wo er ausgebildet und früher sogar in leitender Funktion beschäftigt wurde, der aber sein großes Vermögen im Westen und in den USA machte, verließ nach Kriegsausbruch einfach Proben am Bolschoi: aus Gründen der „Solidarität mit der Ukraine“.

Alsbald posteten Ratmanskys Freunde Hass-Karikaturen, die Russland den Untergang wünschen und die in Form und Qualität objektiv an die Karikaturen von Juden im Dritten Reich erinnern.

Ist das das Niveau von Künstlern, wie es sich der Westen wünscht?

Wenn Ratmansky so weiter macht, hat er vielleicht doch noch die Chance, mal eine Ballettdirektion in Deutschland zu ergattern. Hauptsache, er geht mit den Parolen der deutschen Regierung konform. Die spricht die korrupte Ukraine selig und sieht alle Schuld allein bei den Russen.

Olga Smirnova tanzt in "Schwanensee" am Bolschoi - im deutschen Kino

Odette und Siegfried in „Schwanensee“ vom Bolschoi Ballett: Sie lieben sich, aber Rotbart – der böse Zauberer – ist erbarmungslos. Und: Nein, es ist nicht Putin! Foto: Natalia Voronova

Die einschlägige Kriegsberichterstattung etwa im deutschen Fernsehen bestätigt diese einseitige Sichtweise. Vielen intelligenten Menschen fällt auf, dass da etwas nicht stimmt. Aber das sollten ehrgeizige Karrieristen nicht laut sagen!

Die heutige Politik hierzulande mag es sehr, wenn etablierte Künstler ihr huldigen statt selbständig nachzudenken. Da ist sie von Putin gar nicht mal weit entfernt. Das würden die Bedenkenträger unseres Staates aber sicher abstreiten. Ähnlichkeit mit Putin? Nicht im Traume!

Vor wenigen Wochen schienen wir noch Freunde, aber jetzt steht der Westen dem Osten unversöhnlich gegenüber. Man will auf Biegen und Brechen Russland als Schurkenstaat hinstellen – obwohl Putin bisher in über zwanzig Jahren der politischen Einflussnahme noch nie einen Auslandskrieg begonnen hat, auch keine militärische Operation gen Ausland, schon gar nicht gegen den Westen.

Deutschland steht aber jetzt als Waffenlieferant gegen die Russen unbestreitbar als Kriegstreiber da. Denn statt der Ukraine gut zuzureden, endlich das Abkommen Minsk II von 2015 zu ratifizieren und somit zu akzeptieren, dass die Nato nicht die komplette Westgrenze von Russland besetzen darf – was Russland übrigens schon 1991 bei der Entlassung der Ukraine in die Souveränität zugesagt worden war – heizt die Regierung von Olaf Scholz den Krieg noch an. Scholz ist ein Hardliner, wie ihn nicht mal Franz-Josef Strauß sich hätte vorstellen können. Was dahinter steckt? Amerikanische Dollars. Denn die deutsche und die amerikanische Waffenlobby sind ebenso unersättlich wie die auf Ausbeutung und Werbelügen basierende US-Wirtschaft.

Statt sauberem und preisgünstigem russischen Gas erhalten wir in Zukunft wohl dreckiges Fracking-Gas, das schon aus Umweltschutzgründen eigentlich keiner will. Und ohne den russischen und ukrainischen Weizen werden wir teuren und gentechnisch versauten amerikanischen Weizen einführen. Hurrah! Herrn Scholz wird es immer gut gehen.

Aber der deutsche Steuerzahler bezahlt den Größenwahn der Ukraine, sich demonstrativ gegen das russische Sicherheitsgefühl zu stellen.

Olga Smirnova tanzt in "Schwanensee" am Bolschoi - im deutschen Kino

Die klassische Pas-de-deux-Liebe zwischen Mann und Frau: „Schwanensee“ vom Bolschoi Ballett, am Sonntag im deutschen Kino zu sehen. Foto: Natalia Voronova

Nicht wenige der zum Teil blonden ukrainischen Flüchtlinge waren ja auffallend gut vorbereitet für die Flucht – und der Westen bezahlt ihnen sogar die Zugfahrten. Eine Gleichbehandlung mit afrikanischen oder südländischen Flüchtlingen ist das übrigens nicht.

Entgegen der Großzügigkeit Deutschlands gegenüber ausländischen Sendern wurde zudem schon Wochen vor Kriegsbeginn RT Germany, Putins deutsches Sprachrohr, ein Internet-Fernsehen, verboten. Der Sender hat soeben Klage dagegen eingereicht, beim Verwaltungsgericht Berlin.

Aber dass die zuständige deutsche Behörde schon vorab RT verbot, ist doch auffällig.

Der Westen bereitet offenbar seit Monaten den Krieg vor – und will Putin dafür die Schuld geben. Die extrem einseitige Berichterstattung der regierungstreuen deutschen Medien spricht dafür. Noch nie in der ganzen Geschichte der Bundesrepublik hat es eine so einseitige Kriegsberichterstattung von staatlicher Seite gegeben. Dabei hat Putin nicht mal uns angegriffen und auch keinen unserer Verbündeten.

Sondern die Russen haben immer wieder eine Erklärung der Waffenneutralität der Ukraine gefordert, zum Schutz von Russland und auch als Einhaltung eines lang gegebenen Versprechens. Aber die Ukraine, manipuliert von der Waffenlobby der USA, ist scharf auf die Dollars und Konsumgüter, die sie sich von einer Nato-Mitgliedschaft verspricht.

Die USA haben übrigens seit 2001 bereits mehr als 12 Angriffskriege begonnen.

Putin hingegen führt jetzt den ersten Angriffskrieg, der, wenn man es genau nimmt, rechtlich gesehen kein Krieg, sondern eine militärische Operation ist: ohne Kriegsgefangene und ohne das Ziel der Vernichtung. Wenn die USA einen Krieg anfangen, haben sie aber genau diese Ziele. Das ist schon ein Unterschied.

Olga Smirnova tanzt in "Schwanensee" am Bolschoi - im deutschen Kino

Die großen Schwäne im „Schwanensee“ hoffen auf Befreiung – und verbreiten Schönheit gegen die Siegerjustiz. Foto: Natalia Voronova

Faktisch ist die Ukraine derzeit ein total korrupter Staat, in dem die Bevölkerung nicht mal zum Arzt gehen kann, ohne Schwarzgeld auf den Tisch zu legen.

Sozial ist man in der Ukraine rückschrittlich, gar brutal, für Obdachlose etwa wird praktisch nichts getan.

Und kulturell? Kulturell ist die Ukraine in den letzten 30 Jahren – in der Zeit ihrer Souveränität – in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht.

An den einst berühmten Ballettakademien lehren heute pensionierte Lehrerinnen, weil für gute junge Pädagogen kein Geld da ist.

Aber der reichste Ukrainer verfügt über ein Vermögen von 7,6 Milliarden Euro. Dank weiterer Milliardäre und Millionäre steht die Ukraine derzeit auf Platz 46 der reichsten Länder der Welt.

Es kommt hinzu, dass die Ukraine jahrhundertelang zu Russland gehörte und in der Sowjetunion gefördert und keineswegs unterdrückt wurde. Und viele Ukrainer fühlen russisch – und nicht nur ukrainisch.

Aber der amerikanische Dollar lockt die Regierung von Wolodymyr Selenskyj offenbar sehr – und wir können davon ausgehen, dass die USA, was wir spätestens seit Präsident Donald Trump wissen, nicht aufhören werden, die Russen zu bedrängen und unterjochen zu wollen.

So gesehen, wehren sich die Russen jetzt relativ spät gegen eine Übermacht der Nato an ihrer Grenze. Das Märchen, die Russen würden in den Westen einfallen wollen, ist amerikanisch-ukrainische Propaganda.

Nun ist die Kommunikation der Russen in unseren Augen nicht eben optimal, es ist keine deutsche Direktheit und auch keine amerikanische Einfachheit darin zu finden. Die russische Politik argumentiert dialektisch und indirekt – Kenner wissen das. Die Unterschiede haben die Beziehungen zwischen den Staaten in der Tat stets erschwert.

Am Hof in „Schwanensee“, wo Prinz Siegfried ein melancholisches, ja unglückliches Dasein führt, herrscht übrigens auch unter der Oberfläche der Festlichkeit eine starke Dissonanz.

Und das Böse tritt blendend getarnt als Schwarzer Schwan in virtuose Aktion – schon Marius Petipa, der bedeutendste klassische Choreograf, kannte die Kämpfe von Gut und Böse und auch die Verwechslungen dabei.

Und so wird Odile, der Schwarze Schwan und zugleich die böse Tochter des Zauberers, mit Odette, der lieblichen gutherzigen Schönheit verwechselt, Siegfried glaubt Odette vor sich zu haben, und er erliegt Odiles magischen Verführungskünsten.

Olga Smirnova tanzt in "Schwanensee" am Bolschoi - im deutschen Kino

Der Schwarze Schwan, Odile, brilliert und wird mit Odette verwechselt – Olga Smirnova tanzt ergreifend die Doppelpartie in „Schwanensee“ vom Bolschoi. Foto: Natalia Voronova

Heiner Müller, dieser 1995 verstorbene geniale Ost-West-Dichter, hat immer zudem wieder betont, dass die Russen auch asiatisch, auch orientalisch sind. Sie sagen nicht jedes Mal, wie sehr der Schuh drückt.

Die Russen haben von 1999 bis 2020 fünf illegitime Ost-Erweiterungen der Nato erduldet. Und seit 2020 Nordmazedonien in die Nato eintrat, stand die Ukraine auf der Liste der Eingeladenen, in die Nato zu kommen, ganz oben. Seither stieg die Spannung zwischen den Ländern. Die Regierung der Ukraine und alle eingeweihten politischen Kräfte wussten seither: Man wird Russland, sowie die Corona-Pandemie am Abflauen ist, in den Krieg zwingen.

Denn die USA wollen unbedingt, dass die Ukraine in die Nato kommt. Sie lassen in diesem Punkt nicht locker – daran scheiterten bisher auch stets alle Verhandlungen.

Hätte Putin jetzt nicht angegriffen, wäre die Ukraine dieses Jahr in die Nato eingetreten.

Wer oder was ist die Nato eigentlich? Viele im Westen sind so ungebildet, dass sie glauben, die Nato – auch Nordatlantikpakt genannt – sei ein Verteidigungsbündnis. Das ist falsch. Die Nato ist ein Militärpakt unter amerikanischer Führung, der auch Angriffskriege durchführt.

Und nur das Gleichgewicht zwischen der Nato, Russland und China hat bisher dafür gesorgt, dass es keinen neuen Weltkrieg gab. Sollte nun aber die Nato die Oberhand erhalten – etwa, wenn Russland nach ein oder zwei Jahren Krieg gegen die Ukraine geschwächt ist – wird es einen Weltkrieg geben.

Olga Smirnova tanzt in "Schwanensee" am Bolschoi - im deutschen Kino

Rotbart, der böse Zauberer, steht da, wo man ihn nicht erwartet. Hier links im Bild – doch Siegfried hofft auf Liebe und Frieden. Foto: Natalia Voronova

Man wird im Westen Russland dafür verantwortlich machen. Aber Fakt ist: Der Westen hat Fehler gemacht, ganz horrende Fehler.

Und während in der gesamten Geschichte der Bundesrepublik die Kultur stets als Brückenschlag gesehen wurde und es noch in den schlimmsten Hasszeiten des Kalten Krieges wie selbstverständlich Gastspiele, Kulturberichte und Kulturaustausch zwischen Ost und West gab, wird die Kultur heute auf das Zusammenspiel von Klopapier und Staatssekretären reduziert – und es wird eine bodenlose Hexenjagd auf all jene Künstler:innen betrieben, die man als Repräsentanten russischer Kultur ausmacht.

Anna Netrebko, russische Starsopranistin, und Valery Gergiev, kongenialer russischer Dirigent, wurden aus Deutschland und dem Westen innerhalb weniger Tage regelrecht vertrieben.

Ihre Verträge unter anderem mit der Staatsoper Unter den Linden und der Bayerischen Staatsoper wurden einfach aufgelöst, weil diese Stars sich angeblich nicht genügend von ihrem Heimatland distanzieren. Dabei hat Netrebko immer wieder öffentlich beteuert, dass sie gegen Krieg und für Frieden ist. Es hilft ihr nichts. Faktisch will man sie und andere Stars als Galionsfiguren der russischen Kultur absägen. Cancel culture auf neue deutsche Art.

Auf Polina Semionova, Gaststar beim Staatsballett Berlin (SBB), wird wohl auch so eine dubiose Forderung zukommen, sich von Putin zu distanzieren, wenn sie ihr nicht sogar in vorauseilendem Gehorsam zuvorkommt. Spätestens kurz vor ihrem ersten „Dornröschen“-Auftritt in Marcia Haydées Inszenierung beim SBB wird das wohl der Fall sein.

Iana Salenko, ihre Gegenspielerin beim SBB, hatte sich schon gleich nach Kriegsausbruch mit der Ukraine solidarisch erklärt. Kein Wunder: Ihre Familie lebt nicht in Russland, sondern in der Ukraine.

Unwiderbringlich verloren sind jedoch Künstler:innen wie Netrebko und Gergiev für Deutschland.

Sie sind die berühmtesten russischen Kulturträger der Gegenwart, und auch Svetlana Zakharova oder Olga Smirnova vom Bolschoi in Moskau werden wir so schnell nicht wieder live in Deutschland begrüßen können.

Netrebko und Gergiev haben es nicht nötig, in Deutschland vor Gericht zu gehen. Aber wenn sie es täten, so erhielten sie von jedem deutschen Gericht Recht. Geltendes Vertragsrecht ist nicht dadurch aufzulösen, dass man erklärt, die politische Richtung des Vertragspartners würde einem nicht mehr passen.

Das ist Zensur, das ist Diskriminierung – und es ist gerade für Deutschland ganz besonders peinlich, sich auf eine solche Strategie der Kriegsführung des Westens gegen den Osten einzulassen.

Der schlechte Bildungsstand der Deutschen spielt den willkürlichen Kriegsausstattern des Scholz-Regimes aber zu. Die meisten Menschen sind schlicht zu faul oder auch nicht in der Lage, im Internet nach Abkommen zwischen den Staaten zu suchen. Ich gestehe: Ich kannte Minsk II auch nicht, bevor ich mich mit der Sache beschäftigte.

Aber der Trick des Westens, die Russen immer und immer wieder um eine schriftliche Sicherheitsgarantie bezüglich der Ukraine zu bringen, ist den Tricks von simplen Betrügern doch verdammt ähnlich.

Die westlich orientierte SZ hat denn auch schon triumphiert und gefordert, auch der Münchner Ballettdirektor Igor Zelensky müsse sich explizit von seiner Heimat Russland distanzieren.

Die SZ scheint sich mit solchen inquisitorischen Forderungen sehr wohl zu fühlen. Der Unterschied zu BILD und Spiegel ist marginal – man kann die Mainstream-Medien schon als Scholz-Medien bezeichnen, denn offenbar ist ihnen politischer Widerstand vollkommen fremd geworden.

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Ist das noch demokratisch, was da abgeht? Haben nicht alle nur Angst, selbst auch eine Bombe abzubekommen? Denn wo waren denn all die Protestler, als Putin im eigenen Land, etwa in den beiden Tschetschenienkriegen, mit Waffen hart durchgriff? Wo waren sie, als die USA sich superschlecht benahmen? Hatte hier jemand auch nur eine schlaflose Nacht wegen der Vorgänge auf Guantanamo?

Da saßen sie alle auf ihren teuren Plätzen in der Oper und scherten sich einen Dreck um angebliche Menschenrechte.

Für alle, die weniger roh und rücksichtslos sind, ist es nun eine Qual, mitansehen zu müssen, wie sich dieses Land in die Hände von rechthaberischen, rein westlich argumentierenden  Kriegstreiber:innen begibt.

Die Zeit wird die Wahrheit ans Licht bringen – schon jetzt fühlen sich viele an den Anfang des Krieges der USA gegen den Irak erinnert. Für den Weltfrieden ist das Gleichgewicht der Supermächte jedenfalls wesentlich. Und ein zu befürchtendes Übergewicht der Nato sollte allen zu denken geben.

Olga Smirnova tanzt in "Schwanensee" am Bolschoi - im deutschen Kino

Das bildschöne Plakat für „Schwanensee“ vom Bolschoi Ballett in der Besetzung vom Februar 2022 hat eine kulturhaltige historische Anmutung.

In „Schwanensee“ tanzen die Schwäne als Geiseln des Bösen: auf ihre Befreiung hoffend und auch darauf, dass die Liebe siegt und nicht der Hass. Nachhaltiger Friede fällt aber nicht vom Himmel. Was für uns im Ballett essentiell ist, darauf kann auf lange Sicht auch die große Politik nicht verzichten: auf die Balance!
Gisela Sonnenburg

P.S. Heimlich, still und leise wurde auch diese letzte Möglichkeit, die Bolschoi Ballettkunst mit „Tanz im Kino“ in dieser Saison zu genießen, kurzfristig von vielen beteiligten Filmtheatern gecancelt. Eine rühmliche Ausnahme bildet das PASSAGE Kino in Hamburg in der Mönckebergstraße. Ein Hoch auf den freien Geist, der Kultur von Hass unterscheiden kann!!!! Übrigens: Russland hat uns nicht angegriffen, aber Deutschland führt Krieg gegen Russland, für ein Land – die Ukraine – in dem die Korruption alles beherrscht und das definitiv nichts mit Demokratie in unserem Sinne zu tun hat. Und Deutschland hat im Zuge dessen noch in der ersten Woche des Krieges beschlossen, die Bundeswehr aufzurüsten, und zwar für eine Summe, mit der man alle Ballettcompagnien der Welt jahrzehntelang glücklich machen könnte: für 100 Milliarden Euro. Für ein Nato-Land ist das ein bisschen viel Vorbereitung für eine Verteidigung, oder? Und für eine Kulturnation fällt da wohl etwas wenig für die Kunst ab.

P.S. Und hier ein aktuelles, wirklich mutiges Zitat von Berlins Kultursenator Dr. Klaus Lederer (Die Linke): „Jetzt wird es vollends absurd und auch unfassbar gefährlich. Dieser Krieg ist Putins Krieg und der der russischen Führung. Kunst ermöglicht gesellschaftliche Verständigung, und ich finde es gänzlich inakzeptabel, Künstler*innen mit russischen Wurzeln jetzt in pauschale Mithaftung zu nehmen und für ihre Herkunft zu brandmarken. Was unterscheidet uns von Autokraten? Dass wir die Vielfalt als Stärke begreifen und nicht als Gefahr oder Störung der öffentlichen Ordnung, dass wir nicht nach ethnischen Kategorien handeln. Ich finde, das geht überhaupt nicht! Solidarität statt Spaltung!“

P.S.S. Zur Erklärung: Das Land Berlin ist nicht mir der bundeseigenen Stiftung Oper in Berlin – der Arbeitgeberin der Berliner Opernhäuser – identisch. Das muss man bedenken, damit man sich nicht wunder, wieso die Berliner Staatsoper Unter den Linden russische Künstler:innen rausekelt, während der Berliner Kultursenat sie gern behalten würde.

www.tanzimkino.de

www.staatsballett-berlin.de

www.staatsballett.de

www.hamburgballett.de

www.theater-essen.de

 

 

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