Gähn! Wenn man sich an den „Sacre“ („Opfer“) von 2013 von Sasha Waltz erinnert, überkommt einen das große Gähnen. Eine Art Hausfrauentanz in Blümchenkleidern hatte die schon damals seit geraumer Zeit an Ideenschwund leidende Waltz inszeniert – banal und blass wirkte diese Version im Vergleich zu den berühmten Fassungen von Pina Bausch, John Neumeier oder Maurice Béjart. Sogar die nur mäßig gelungene Version von Mauro Bigonzetti heizte deutlich mehr ein. Beim Staatsballett Berlin – wo Sasha Waltz und der schwedische Ex-Ballerino Johannes Öhman künftig die Ballettintendanz darstellen, könnte also bald die große Langeweile ausbrechen. Das ist wohl ein neuer Trend in der deutschen Hochkultur: Weil es so viele Künstler gibt, die nicht viel können, landen einige von ihnen auch auf Schlüsselpositionen. Die Uraufführung vom „Sacre“ in Paris hingegen war 1913 ein kulturelles Leuchtfeuer und ein Skandal zugleich, weil das Stück erschütternde Avantgarde darstellte – und von den Zeitgenossen erstmal nicht verstanden wurde. An Sasha Waltz ist nun allerdings nicht viel misszuverstehen. Ihre Kunst ist in den letzten Jahren platt und eingängig geworden, war auch früher nicht immer so goldig, wie manche glaubten. An Waltz ist nun etwas anderes erschütternd: nämlich, dass sie gegen das Ballett-Journal schon 2016 einen Anwalt bemühte.
Künstler, die sich Anwälte nehmen, gibt es aber schon genug. Auch da ist Waltz nichts Besonderes.
Auch ihr Anwalt ist nichts Besonderes. Wenn man ihn von weitem sieht, wirkt er sogar eher langweilig. Darüber, wie er von nahem betrachtet aussieht, möchte ich mich hier nicht äußern.
Es reicht schon, dass man als Ballettfreund in Berlin Sasha Waltz in Zukunft des öfteren ansehen muss. Herrschsüchtig sieht sie aus. Was ja nicht heißt, dass sie das auch ist.
Ansonsten wird ein erst gestern erschienener Artikel über Sasha Waltz und Johannes Öhman, die am 26.02.2018 ihre Pläne fürs Staatsballett Berlin vorstellten, von Google unterdrückt. Sie müssen ihn hier im Ballett-Journal selbst suchen.
Bitte: Lesen, liken und für eine kenntnisreiche, meinungsstarke Ballettberichterstattung ans Ballett-Journal spenden – mehr können Sie, verehrte Leserinnen und Leser, derzeit nicht machen. Weniger sollten Sie aber auch nicht machen.
Schließlich sind nicht nur bestimmte Parteien gefährlich für die Meinungsfreiheit im Ballett.
Gisela Sonnenburg