Blumen und Bravos Die gestrige „Gala des Étoiles“ im Grand Théatre in Luxemburg strotzte nur so vor Energie, Glanz und auch Novitäten

„Le Corsaire“, ein Glanzstück so vieler Galas, so auch hier, bei der „Gala des Étoiles“ 2ß18 in Luxemburg: mit dem neuen Supergala-Star Young Gyu Choi vom Het Nationale Ballett und Liudmila Konovalova vom Wiener Staatsballett. Foto: Christian Kieffer

Ha! Das kleine, elegante Luxemburg macht vor, wie es geht: So und nicht anders schmiedet man ein Gala-Programm mit internationalen Stars zu einem mehr als nur gelungenem Abend, der mitreißt, bewegt und nicht eine Sekunde langweilt. Yeah, das kann Ballett, das kann Opernkultur, das kann nur die höchste Qualität, hier in betont charmant-witziger Verpackung: DanceXperience mit Georges Rischette und seinen illustren Gästen lässt die Wangen vor Begeisterung glühen – und man präsentiert seine Stars und Sternchen wie kostbare Juwelen. Die „Gala des Étoiles“ 2018 im Grand Théatre mit dem diesjährigen Untertitel „A Breeze of Russian Seasons“ (mehr als nur ein Hauch von Russland) punktet zudem mit dem Illusionisten Laurent Beretta als Conférencier, mit einem brandneuen Stück von Eno Peçi, mit gesungenen Highlights durch die wunderbar reife Diva Veronika Dzhioevaund natürlich mit so vielen Stars des Balletts, wie es in rund zwanzig Pretiosen in einem Programm nur möglich ist. Ha! In Luxemburg tanzt man – und ganz Europa guckt hin und staunt!

Laurent Beretta kann eine Zeitung zerreißen – und dann doch wieder als Ganzes unverseht vorzeigen. Begleitet von Igor Zapravdin am Piano, fühlt man sich ganz schnell wie in einer anderen Welt.

Der Prolog gehört dem Nachwuchs. Die zwölfjährige Laura Domingues zeigt, was sie kann – und der etwas ältere Sergiy Golovin von der Jugendkompanie der Wiener Staatsoper tanzt bereits eine Variation aus den „Flammen von Paris“ wie ein Erwachsener.

Das reizvolle Experiment, Ballett und Hiphop zu verschmelzen, hat mit Kendra Horsburgh (aus Luxemburg) und Francesco Daniele Costa (vom Wiener Staatsballett) sogar eine hintergründige Nuance: Als würden beide Tanzarten aus einer Wurzel entspringen, schälen sie sich in „Pink and Blue“ auseinander. Kendra war hier auch Co-Choreografin, mit Alessio Di Stefano.

„Raymonda“ steht schön, elegant und stark mit Maria Yakovleva und Jakob Feyferlik da. Vom Wiener Staatsballett! In Luxemburg, bei der „Gala des Étoiles“ 2018. Foto: Christian Kieffer

Dann geht es richtig los.

Die Musik aus „Spartacus“ von Aram Khachaturian stimmt ein, aufs Russissche, aufs Existenzielle, aufs Freiheitliche – und dann zelebrieren Maria Yakovleva und Jakob Feyferlik vom Wiener Staatsballett einen „Raymonda“-Pas de deux mit Schmelz und Verve. Sie haben etwas Anlaufschwierigkeiten im Miteinander, aber das gibt sich schnell – Menschen sind keine Roboter, aber diese hier sind großartige Künstler – und dann zaubern sie diese spezielle, schwebende Atmosphäre, die nur „Raymonda“ hat und die keinen Hauch von Wehleidigkeit kennt, aber dafür viel Poesie und klare Leidenschaft.

Danach setzt Eno Peçi (auch vom Wiener Staatsballett) noch einen drauf – und tanzt ein sprungfertiges Solo aus „Raymonda“. Mit den Klavierauszügen der Partitur von Alexander Glasunow (der bei Choreograf Marius Petipa nach Tschaikowskys Tod die Nachfolge als bevorzugter Ballettkomponist antrat), die Zapravdin am Piano exzellent interpretiert, stimmt auch der akustische Hintergrund auf den Punkt.

Dann folgt ein Schmankerl, das allein schon die Reise wert sein sollte: Iana Salenko und Dino Tamazlacaru vom Staatsballett Berlin zeigen den „Fanny Elssler Pas de deux“ von Filippo Taglioni. Der Vater der Spitzenschuhgöttin Marie Taglioni hatte wohl auch mal Appetit auf etwas mehr Sinnlichkeit, als seine ätherische Tochter sie anbieten konnte, und generös und souverän kreierte er so diesen Paartanz für die österreichische Konkurrentin seiner Tochter.

Sagenhaft:Iana Salenko und Dinu Tamazlacaru im „Fanny Elssler Pas de deux“ in Luxemburg. Wow! Foto: Christian Kieffer

Vor allem Dinu Tamazlacaru tanzt dieses Adagio voller Gefühl und mit leisen Anklängen ans Melancholische. Vor allem aber drückt er ein übermenschlich großes Begehren höchst stilvoll aus, und wenn er seine Traumfrau am Ende nach etlichen raffinierten Halterungen und Hebungen vermissen muss, weil sie vor ihm gen Bühnenhorizont entflieht, so bleibt ihm dort das projizierte Bild der Elssler, um es weiterhin zu begehren.

Ach, was für eine spätromantische Idee einer Femme fatale!

Auch hier beweist Musikmeister Zapravdin am Klavier nicht nur seine Fingerfertigkeit, sondern auch seine Fähigkeit, im Einklang mit den Tänzern Gefühle wie aus dem Garten Eden zu produzieren. Bravo!

Danach gleich noch ein Highlight, und damit überdies die Entdeckung eines neuen Supergalans für internationale Galas:

Young Gyu Choi vom Het Nationale Ballet – ein Superstar und wie gemacht für Galas! Hier als bravouröser Sklave auf Nurejevs Spuren in „Le Corsaire“ auf der „Gala des Étoiles“ 2018 in Luxemburg. Foto: Christian Kieffer

Liudmila Konovalova (vom Wiener Staatsballett) und Young Gyu Choi (von Het Nationale Ballet) passen so gut und auf so hohem Niveau zusammen, dass man sie immer wieder zusammen sehen möchte. Hier brillieren sie mit dem berühmten Pas de deux der Medora und des Sklaven in „Le Corsaire“, und selten werden die Sprünge und Pirouetten dieses Schmachtfetzens so exzellent und doch passioniert vorgetragen.

Daraufhin muss etwas Elegisch-Langsames kommen, ein Stück, das rührt, aber nicht mit virtuoser Technik staunen macht.

Mit „La Rose malade“, der „kranken Rose“ (die mitunter auch als „sterbende Rose“ – „The Death of the Rose“ – übersetzt wird) von Roland Petit ist da ein optimales Stück dieser Machart gefunden. 1973 kreierte Petit dieses kleine Meisterwerk zum Adagio aus der Zehnten Sinfonie von Gustav Mahler. Maja Plisetzkaja hat es getanzt – und es ist eine Zierde für jede große Ballerina, die sich traut, ihr Innerstes im Tanz ihrer Fußspitzen zu offenbaren.

Maria Eichwald ist eine dieser ganz großen Künstlerinnen, die – zudem mit großer Bescheidenheit und ohne Allüren – eine solche choreografische Partitur zum Leben zu erwecken weiß. Alessandro Staiano aus Neapel (wo übrigens auch die Ballettschule exquisite Jungtänzer zu bieten hat) ist ihr souverän-neugieriger Kavalier, in dessen Armen die Rose am Ende stirbt: im Cambré, über seine Knie, auf denen er hockt, ausgebreitet – und der ganze Tanz ist bis zu diesem Punkt ein zarter, dennoch unnachgiebiger Totentanz. Gärtner und Blüte, Jüngling und Röslein – die Rollen sind klar verteilt, aber die Erotik, die Sexualität eines jungen Mannes, der von einer älteren Frau fasziniert wird, spielt hier ebenfalls mit hinein.

Dieses superbe Spiel vom Leben und vom Sterben noch zu toppen, ist schier unmöglich!

„La Rose malade“ mit Maria Eichwald in den Armen von Alessandro Staiano – ein delikates Stück von 1973 von Roland Petit, zu sehen auf der „Gala des Étoiles“ 2018 in Luxemburg. Foto: Christian Kieffer

Schade, dass Roland 2011 starb und diese Besetzung nicht mehr miterleben kann. Sie hätte ihn zutiefst erfreut!

Evelina Godunova vom Universal Ballet Seoul als nachfolgende Interpretin lässt sich dennoch nicht unterkriegen. Sie kommt aus Seoul und tanzt in Luxemburg ein kurzes, knackiges, ultraspritziges Solo: „Laurencia“ zu Musik von Alexander Crain, in der Choreo von Vakhtang Chabukiani.

Es folgt eine Symbiose aus Opernkunst und Ballett, selten, aber umso schöner und hier exklusiv zu genießen:

Veronika Dzhioeva vom Opernhaus Novosibirsk, eine weltweit bekannte und gerühmte Sopranstimme, singt die Paradearie der Callas zu den Live-Klängen vom Klavier von Igor Zapravdin.

„Casta Diva“ – die keusche Göttin, die der Liebe verfiel und ihr Keuschheitsgelübde brach – ist hier der musikalische Anlass für einen neoklassischen Tanz. Bellini (der Komponist) meets ballet – und Liudmila Konovalova und Jakob Feyferlik brillieren in einem Pas de deux, der scheinbar keine Grenzen hat.

Alberto Pretto von den „Trocks“ als „Sterbender Schwan“ – er ging unter die Haut, als bessere Frau… auf der „Gala des Étoiles“ 2018 in Luxemburg. Foto: Christian Kieffer

Nur der „Sterbende Schwan“, dieser Dauergast auf klassischen Galas, muss da noch hinzukommen. Ha, aber hier fliegt er in ungewöhnlicher Gestalt an: Alberto Pretto von den „Trocks“ flattert und bibbert und trippelt und neigt sein Haupt, als sei er eine russische Primaballerina und kein Mann, der in einer Travestietruppe Klassik tanzt.

Auch hier weiß das Klavier von Zapravdin ohrschmeichlerisch zu helfen und den Klangteppich stets bereit zu halten.

Nach der Pause wärmen Beretta und Zapravdin mit schelmischen Kartentricks zu Musik von Erik Satie die Stimmung wieder an.

Und dann kommt mit „Subject (L)“ die neue Kreation von Eno Peçi.

Er hat sich seit 2009 schon einen sehr guten Namen als Choreograf gemacht, er probiert aus, ohne seinen Stil preis zu geben – und mit wunderschönen, aber keineswegs oberflächlichen Stücken zum diesjährigen Wiener Opernball holte sich der zudem zum Ehrenbotschafter Albaniens Ernannte auch noch jenen Ritterschlag, den es in der österreichischen Kulturmetropole braucht, um zum Beispiel auch mal als Ballettdirektor in Frage zu kommen. Wir drücken ihm die Daumen!

Eno Peci, Choreograf und Tänzer, hier mit Maria Yakovleva – beide vom Wiener Staatsballett – in seinem neuen Stück „Subjekt (L)“ auf der „Gala des Étoiles“ in Luxemburg. Foto: Christian Kieffer

Sein neues Stück über das Individuum mit Big-Ego-Größe ist fast ein Anti-Ballett, ein Anti-Pas-de-deux und heißt im Untertitel denn auch „Duo“.

Das Bild einer Sonnenfinsternis – als hintersinniges Gegenbild zum ewigen Vollmond im klassischen Ballett – prangt am Bühnenhorizont. Die Primaballerina Maria Yakovleva steht davor und schaut und schaut und schaut.

Ein Text ist zu hören, er stammt von dem englischen, in den USA tätig gewesenen Religionsphilosophen Alan Watts über das Spektrum der Liebe als oftmals unverhofft treibende Kraft.

Der Paartanz hier ist aber eine ironische Mischung aus der Modernität einer Paarbeziehung und der Vereinzelung, der Menschen in einer zerstörten Welt anheim gegeben sind.

Watts ging es um die Befähigung der Menschen, der Natur nicht nur Kraft und Potenz zu rauben, sondern ihr auch rücksichtsvoll und intelligent zu begegnen, um langfristig miteinander kooperieren zu können.

Dieser pathetische, fast rätselhafte, jedenfalls bedeutende Text von Alan Watts, der in „Subjekt (L)“ eingesprochen wird, handelt von der Liebe und der Natur. Und von den Menschen! Faksimile: Gisela Sonnenburg

Er starb übrigens 1973, in dem Jahr, in dem Petit seine „kranke Rose“ schuf. Mit Peçis Kreation schließt sich ein Kreis, denn hier steht die Sonnenfinsternis – die im übrigen nie mehr aufzuhören scheint – nicht für ein global einfach zu vermarktendes Event, sondern für den Untergang der Natur schlechthin.

Ohne Sonne, ohne Liebe keine Wärme, auch nicht für die Menschen – diese Warnung illustriert das Duo.

Die verrückten Pläne der NASA, eine angebliche genetische Elite der Menschheit auf fremden Planeten als Ersatz für die Erde anzusiedeln, findet hier zum Glück kein Gehör.

Und so tanzen Yakovleva und Choreograf Peçi in rasant-gleitenden Bewegungen die Problematik, angesichts einer zerstörten Natur eine wahrhaftige Liebesbeziehung aufzubauen.

Nostalgische alternative Musik (Gesang, eine akustische Gitarre) hält ein Flair von Lagerfeuerromantik aufrecht, ohne, dass sich die Normalität des Menschen im Umgang mit der Natur jemals wieder einstellen kann.

Schließlich bricht alles unvermittelt ab. Die Kraft der Dunkelheit, der Sog ins Nichts, ist stark.

Und als die Musik von vorn beginnt, stehen beide da, Ballerina und Ballerina – und starren in die Sonnenfinsternis.

Ein sehr bewegendes neues Werk!

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Und in der programmatischen Nachbarschaft mit Petits „kranker Rose“, aber auch mit Pas-de-deux-Klassikern wie aus „Le Corsaire“, wird es auf dieser Gala optimal präsentiert.

Merci!

Lost and Found“ von Trevor Hayden bleibt da vergleichsweise fade gegen, auch wenn Francesco Daniele Costa (ebenfalls, wie das tanzende Paar vor ihm, vom Wiener Staatsballett) die kleine Nummer mit sehr viel Power darbietet. Ein junger Mann findet darin einen roten Hut – und tanzt damit, liebestrunken und offenkundig in die Besitzerin des Hutes schwer verliebt.

Nun stehen rote Kopfbedeckungen bei weiblichen Wesen spätestens seit der Ausdeutung des Märchens „Rotkäppchen“ durch C. G. Jung symbolisch für die Menstruation. Der Choreograf weiß das vermutlich nicht und kreiert aus Unbildung (Pardon) heraus einen etwas albernen Liebestanz, der nolens volens den Touch des Unziemlichen oder schlicht Perversen erhält.

Politisch deuten lässt sich dieser kleiner Hoppsasa-Tanz jedenfalls nur schlecht – bei einer roten Revolutionsmütze wäre das vielleicht noch möglich, aber ein roter Hut taugt außer als billiger Blickfang auf der Bühne nun mal zu so gar nichts.

Sei’s drum: Das Sinnentleert-Fröhliche feiert hier Urständ, passend zu einer Welt, in der sich so viel Schauriges grotesk als Klamauk präsentiert, dass man auch mal alle Fünfe gerade lassen sein kann.

Aber es ist schon deutlich besser, wenn Choreografen nicht nur was von Dekoration verstehen, sondern auch einen echten Bildungshintergrund haben! Oder sich entsprechend Ratgeber nehmen, wie etwa Marius Petipa und Jules Perrot es taten.

Von Perrot stammt denn auch eigentlich die Pariser Urchoreografie zu „La Esmeralda“, der Ballettversion von Victor Hugos Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“. Marius Petipa hat es später in Russland überarbeitet – aber die auf der Gala gezeigte Version entstammt der Fassung von Nikolai Beriozov.

Evelina Godunova aus Seoul und Young Gyu Choi aus Amsterdam brillieren hier, was das Zeug hält – sie sind zweifelsohne ein neues Dreamteam für Galas, die dem Klassik-Touch frönen.

Heißa, da wird das Tambourin von Evelina mit heißblütigem Charme geschlagen, und auch mit der Fußspitze trifft sie es akkurat und dennoch nicht ohne Lust hoch in der Luft.

Zweifelsohne hat er das Zeug zum Superstar: Young Gyu Choi vom Het Nationale Ballet, hier im Kostüm als Sklave für „Le Corsaire“. Foto (Ausschnitt): Christian Kieffer

Ihr Partner weiß sie aber auch exzellent anzufassen und zu heben, zu halten und ihr Sicherheit zu geben.

Eine pure Freude, die beiden zu beobachten!

Um da nun überhaupt noch drauf zu antworten, muss die Travestie das ihrige tun. Und Alberto Pretto serviert mit kühlem Lächeln hochpräzise den „Grand Pas Classique“, den Victor Gsovsky 1949 schuf, ebenfalls für die Pariser Oper, in der auch „La Esmeralda“ uraufgeführt wurde.

Es zeichnet diese Gala aus, dass ihre Einzelstücke so viele Bezüge zueinander aufweisen!

Elisabeth Platel und Sylvie Guillem haben im übrigen Triumphe mit diesem Glanzstück von Gsovsky gefeiert – und auch Pretto aus Monaco vermag es. Sind Männer nicht ohnehin die besseren Frauen?!

With a Chance of Rain“, mit einer Hoffnung auf fruchtbaren Regen – und somit wieder mit starkem Naturbezug – geht es weiter.

Der britische Trend-Choreograf Liam Scarlett schuf dieses Stück 2014, zur Klaviermusik von Rachmaninow, und von furios bis elegant gereichen hier die Posen und Formen, in denen sich die Paartänze entwickeln.

Liudmila Konovalova und Jakob Feyferlik, begleitet vom nimmermüden Igor Zapravdin, finden hier als Paar zurück zur alten Liebe, die als Utopie und Illusion taugt – und die von Umweltzerstörung dennoch böse Ahnung hat.

Irreversible Verwüstungen fruchtbarer Landschaften, die der Mensch durch Stauseen und Flussumlenkungen evoziert hat, gibt es übrigens mittlerweile in Spanien ebenso wie in Indien oder im Iran. Chemikalien, die in Flüsse geleitet werden, tun ein übriges – und es ist fraglich, ob es überhaupt jemals genügend regnen kann, um die verlorenen Pfründe der Natur wieder herzustellen.

„With a Chance of Rain“ tanzen Liudmila Konovalova und Jakob Feyferlik in Luxemburg die Choreo von Liam Scarlett. Foto: Christian Kieffer

Da darf Veronika Dzhioeva noch einmal ihre starke Stimme erheben und mit Igor Zapravdin den alten Zauber von „La Spagnola“ beschwören.

Ein Happy End ist dann zumindest auf der Gala erlaubt, und so tanzen, nein, so schweben Iana Salenko und Dinu Tamazlacaru wie ein Herz und eine Seele durch den Grand Pas de deux aus dem „Nussknacker“, wie ihn Nacho Duato nach Marius Petipa choreografiert hat.

Die Musik von Peter I. Tschaikowsky erinnert auch vom Band noch einmal daran, was wir Komponisten wie ihm zu verdanken haben.

Und mit allen schicken Variationen und Pirouettenwundern, mit allen Sprung- und Hebefiguren inklusive Fisch feiert sich hier noch einmal das Leben selbst, zumal die Liebe, die einzig wahre, sich hier hochleben lässt.

Bravo! Und Blumen! (Noch gibt die Natur sie reichlich her. Noch.)

Das Finale ist ein groß angelegtes Aufmarschieren aller Künstler, deren glückliche Gesichter davon künden, dass für dieses Mal der Weltuntergang noch verschoben wurde und Terpsichore sich mit ihrer Kraft der Liebe zum Tanz hervorragend durchsetzen konnte.
Franka Maria Selz / Gisela Sonnenburg

 

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