Zwei Gratulationen und ein Ade Nach zehn Jahren steigt am Montag in Radebeul die letzte von Boris Michael Gruhl organisierte Gala der Tanzwoche Dresden

Galazeit in Radebeul!

Die „Goldfisch-Variationen“ vom Ballett Theater Plauen Zwickau vereinen bravourösen Ensemblegeist mit Humor… Foto: Peter Awtukowitsch

Mehr als siebzig Tänzerinnen und Tänzer, Musikerinnen und Musiker hat er zusammen getrommelt, um noch einmal ein von ihm organisiertes Fest der Tanzkunst zu zeigen: Boris Michael Gruhl, Ballett-Kritiker und -Kenner, moderiert zusammen mit Eileen Mägel von der Dresdner Palucca Hochschule die diesjährige Gala der Tanzwoche Dresden. Es ist die 25. Ausgabe der Tanzwoche, und Gruhl organisiert die illustre Gala zum letzten Mal – nach zehn Jahren der Zugehörigkeit zu dem programmatisch grenresprengenden Spektakel jenseits der üblichen Metropolen-Gala-Events. Dieses Jahr findet sie in Radebeul statt – denn auch in den kleineren Gefilden soll der Tanz blühen und gedeihen. Und so etwas kann man mit einer glanzvollen, abwechslungsreichen Gala am besten immer wieder anstoßen.

Etwa zwanzig Kurzauftritte verleihen dem Abend am Montag, 25. April, die zu erwartende Würze. Von Gauthier Dance aus dem Theaterhaus Stuttgart über die Tanzcompany der Landesbühnen Sachsen bis zum Semperoper Ballett, vom J. A. P. Julius Art Project aus Leipzig über die Staatliche Ballettschule Berlin bis zum Ballett Theater Plauen-Zwickau und vom Sorbischen Nationalensemble Bautzen über Igor Kirov aus Dresden bis zur Dresden Frankfurt Dance Company reichen die Bandbreiten des Programms.

Galazeit in Radebeul!

Gauthier Dance zeigt auf der Gala der Tanzwoche Dresden einen Ausschnitt aus der Choreografie mit dem vielleicht auf den ersten Blick kompliziertesten, beim zweiten Lesen aber ganz einfach zu merkenden Ballettnamen der Gegenwart: „Pacopepepluto“! (Denk: „Paco“, „Pepe“, „Pluto“!)  Foto: Regina Brocke

Choreografien von Marco Goecke bis Aaron S. Watkin, von Eric Gauthier bis Cindy Hammer, von Nils Christe bis Jacopo Godani werden gezeigt werden, und da das Sortiment von Klassik bis Avantgarde reicht, dürfte hier für jeden speziellen Geschmack etwas dabei sein.

Wie sagte es Goethe, auch so ein Wahl-Sachse, einmal trefflich: „Die Liebe zum Wunderbaren gehört eigentlich dem Poeten und die Lust, Schwierigkeiten zu überwinden, dem Mathematiker.“

Beim Ballett und Bühnentanz treffen sich alle: die Poeten, die Mathematiker, die Freunde des Wunderbaren und auch die Fans von Hochleistungen.

Galazeit in Radebeul!

Auf „portraits.klassik.com“ gibt es eine Art Steckbrief von Boris Michael Gruhl zu sehen – wir wünschen ihm viel Erfolg und innige Freude am Montag! Faksimile: Gisela Sonnenburg

Boris Michael Gruhl, der umtriebige und vielseitige Rezensent, wird mit Charme und Fachkompetenz durch das Programm führen, unterstützt von Eileen Mägel, der Pressefrau der Palucca Hochschule für Tanz in Dresden (deren Schüler auch etwas zur Gala beisteuern).

Man muss dieser reizenden Mischung aus erwachsener Weltkunst – etwa mit Melissa Hamilton und Denis Veginy, die einen „Dornröschen“-Pas de deux von Aaron S. Watkin zeigen – und hintergründigem Experiment – so in „Blind Date“ von Mu-Yi Chen mit den MuNo-Productions Dresden – gegenüber aufgeschlossen sein. Dann reihen sich Tradition und Moderne wie von allein im frohgemuten Wechsel wie Perlen auf eine Schnur.

Ein Highlight wird sicher Maurus Gauthier in der international beliebten Gala-Satire „Ballett 101“ von Eric Gauthier sein. Die beiden Stuttgarter Herren Gauthier sind zwar nicht verwandt oder verschwägert. Aber der virtuose und ausdrucksstarke Tänzer des Solos, der sein erstes Engagement übrigens einst beim Bundesjugendballett absolvierte, wird in seinem Auftritt das klassische Training wohl so brillant ad absurdum führen, dass man meinen könnte, Choreograf Eric Gauthier habe sein Glanzstück für den jüngeren Namensvetter erfunden.

Galazeit in Radebeul!

Ein fantastischer Kontrast zu viel zeitgenössischer Moderne auf der Gala: Melissa Hamilton und Denis Veginy vom Semperoper Ballett aus Dresden. Sie zeigen einen Pas de deux aus „Dornröschen“ – in der Choreografie von Dresdens Ballettdirektor Aaron S. Watkin. Foto: Ian Whalen

Mehr ironisch inspiriert klingt auch „IF I CAN“ von Igor Kirov, ganz ernst hingegen „human“, ein Beitrag von der Dresdner Palucca Hochschule für Tanz.

Wie auch immer: Zum Jubiläum wie zur Gala wird hiermit gratuliert – und falle das getanzte Ade so süß wie möglich aus!
Gisela Sonnenburg

Montag, 25. April 2016, 19.30 Uhr, im Theater der Landesbühnen Sachsen in Radebeul – mit anschließendem Sektempfang

Die Tanzwoche Dresden läuft noch bis zum 1. Mai 2016! 

www.tanzwoche.de

 

 

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