2018 – die Zahl schreibt sich flüssig, lässt sich gut aussprechen und wird hoffentlich für alle Ballettfans und solche, die es werden wollen, ein voller Erfolg! Los geht es vorm Fernsehbildschirm, gleich am 1.1. um 11.15 Uhr, mit oder ohne Kater: mit dem ZDF und dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, das mit zwei aufregenden, an historischen Stätten aufgezeichneten, solchermaßen premierenden Tanzeinlagen aufwartet. So kommt Ballett endlich mal wieder ins populäre Programm, auch wenn so mancher Langschläfer die Wiederholung auf 3sat (am 6. Januar um 20.15 Uhr) bevorzugen wird. Der gebürtige Mailänder Davide Bombana choreografierte hierfür ein Stück für vier Paare, also acht TänzerInnen, vom Wiener Staatsballett, darunter die hoch elegante Primaballerina Maria Yakovleva, der temperamentvolle Mihail Sosnovschi und die stark aufstrebende Alice Firenze, und zwar zum Walzer „Rosen aus dem Süden“ von Johann Strauss (Sohn). Außerdem kreierte Bombana für die beiden extravaganten Wiener Solisten Rebecca Horner und Roman Lazik einen Paartanz zur Stephanie-Gavotte von Alfons Czibulka. Ein köstlicher Auftakt fürs neue Jahr, und ein guter Grund, die Tradition vom Neujahrskonzert zu loben.
Aber auch beim Hamburg Ballett gibt es gleich am ersten Tag des Jahres eine Vorstellung, und zwar das „Weihnachtsoratorium I – VI“ mit Aleix Martínez und Yaiza Coll. Das Ehepaar Anna Laudere und Edvin Revazov vom Hamburg Ballett wird dann indes in Mailand an der Scala mit einem fulminanten Auftritt das Jahresende gefeiert haben: in den Hauptrollen der Silvester-Vorstellung von „Die Kameliendame“ von John Neumeier, als Gaststars beim dortigen Ballettensemble.
Das Staatsballett Berlin und sein Publikum müssen derweil wegen des Wasserschadens auf der Bühne der Deutschen Oper Berlin tapfer sein und können und sich erst am 3. Januar für den gemeinsamen Jahresbeginn sehen – und zwar nicht zu einer Aufführung, sondern bei einer öffentlichen Bühnenprobe vom „Nussknacker“, die Choreograf und Ballettintendant Nacho Duato moderieren wird. Beginn ist um 20 Uhr, und der Einlass ist freundlicherweise für Inhaber von Tickets für die Vorstellung am 3.1. trotz Rückerstattung der Ticketgelder kostenfrei. Auch sehr aufregend!
Es wurde in Berlin übrigens bereits Anzeige erstattet – denn die Flutung der Bühne durch die Sprenkleranlage an Heiligabend war möglicherweise kein technisches Versagen, sondern menschliches, und zwar in schlimmster Hinsicht: Man vermutet Sabotage, also ein willkürliches Aufdrehen der Sprenkleranlage. Ein Racheakt für eine Kündigung? Man muss abwarten, was die Ermittlungen ergeben. Bis dahin aber bitte weiter ins Ballett gehen!
Und zum richtigen Zeitpunkt fernsehen… am 6. Januar gibt es nach der Neujahrskonzert-Wiederholung auf 3sat nämlich nochmal das Wiener Staatsballett: mit der sehr schönen Aufzeichnung von 2014 von „Schwanensee“ in der Fassung von Rudolf Nurejew (22.45 Uhr). Die liebliche Olga Esina und der markante Vladimir Shishov tanzen die Hauptrollen (hier mehr dazu: www.ballett-journal.de/tv-termine-schwanensee-nurejew/)
Eine Wiederaufnahme erwartet in München nach der Jahreswende die Freunde vom Bayerischen Staatsballett, und auch sie wird für Aufregung im anregenden Sinne sorgen, allerdings erst am 11. Januar: mit „Don Quijote“ in der Version von Ray Barra. Wer die Dezember-Premiere vom Hamburg Ballett („Don Quixote“ von Rudolf Nurejew) oder auch die DVD mit dieser Inszenierung beim Wiener Staatsballett (mit Maria Yakovleva, Denys Cherevychko und Mihail Sosnovschi) noch im Gedächtnis hat, der wird sich einen Vergleich vielleicht nicht entgehen lassen wollen.
Zwei Tage später, am 13. Januar, präsentiert sich das Stuttgarter Ballett mit einer Premiere: „Begegnungen“ ist sie übertitelt, und sie besteht aus zwei modernen Klassikern, aus „Dances at a Gathering“ von Jerome Robbins und aus „Initialen R.B.M.E.“ von John Cranko. Während das erste Stück weltweit getanzt und immer wieder neu von verschiedenen Ballerinen und Ballerinos interpretiert wird, ist das zweite Stück ursprünglich eine ganz persönliche Arbeit Crankos gewesen, eine Referenz an seine Musen Richard Cragun, Birgit Keil, Marcia Haydée und Egon Madsen, deren Vornamen mit den Initialen im Titel gemeint sind. Das Stuttgarter Ballett pflegt die Weitergabe der Choreografie von Generation zu Generation – man darf auf die Neubesetzung mit Adhonay Soares da Silva, Elisa Badenes, Alicia Amatriain, Friedemann Vogel und Moacir de Oliveira gespannt sein.
Am 20. Januar lockt dann eine öffentliche Probe zum Ballett Dortmund, wo in der „LCC-Ballettreihe“ der „Dialog: Alice“ mit der neuen Arbeit des Choreografen Mauro Bigonzetti vertraut machen wird. Bigonzetti ist übrigens auch vielen bekannt von der hervorragenden DVD „Caravaggio“ mit dem Staatsballett Berlin. Also hin!
Schlusslicht im Januar ist das Semperoper Ballett, das am 31.1. mit „Impressing the Czar“ eine seiner anspruchsvollsten Arbeiten wieder aufnimmt. Bis dahin müssen Dresdner Ballettfans allerdings in ballettöser Hinsicht abstinent bleiben oder mit anderen Compagnien fremdgehen, wenn sie tolles Ballett live on stage wollen.
Weitere Aufführungstermine und Info-Links stehen im „Spielplan“ hier im Ballett-Journal – und nochmals sei allen Leserinnen und Lesern ein höchst angenehmes, möglichst gesundes und rundum glückliches neues Jahr gewünscht, mit so vielen bezaubernden Ballettvorstellungen und so vielen erhellenden Lektüren hier im Ballett-Journal wie nur möglich!
A H A P P Y N E W B A L L E T Y E A R !
Gisela Sonnenburg