Im Osten Krieg Ballettkompagnien wie das Staatsballett Berlin bestehen aus Mitgliedern verschiedenster Nationen: Russen, Belarussen, Ukrainer tanzen gemeinsam – das soll so bleiben

"All Our Yesterdays" sind pazifistische Ballette

Jacopo Bellussi und das Herren-Ensemble vom Hamburg Ballett in den „Soldatenliedern“ von John Neumeier, zu sehen in „All Our Yesterdays“ Die Aktualität solcher Szenen ist massiv gestiegen. Foto: Kiran West

Wenn man das Staatsballett Berlin im Hinblick auf seine internationale Mischung untersucht, entdeckt man einmal mehr, dass die Kunst keine Grenzen kennt. Primaballerina Iana Salenko wurde in der heutigen Ukraine geboren, ihre Kollegin Ksenia Ovsyanick kommt aus Weißrussland. Der absolute Gaststar der Truppe ist Polina Semionova, gebürtige Russin, als Moskowiterin. Auch Nikolay Korypaev stammt aus Russland, wie Alexander Abdukarimov. Es gibt Kasachen und Armenier, Moldawier und immer wieder Ukrainer:innen und Russ:innen. Und viele Angehörige weiterer Staaten. Niemand von ihnen will Krieg. Sie wollen tanzen, mit ihrer Kunst eine Brücke für den Frieden bilden. Aber sie haben momentan keine Chance, das zu bewirken, was sie wollen – wie wir alle, die wir ohne Krieg leben und leben lassen möchten. Seit heute morgen führt Russland gegen die Ukraine Krieg. Dabei haben viele auch im Westen Angst vor einem noch größeren Krieg, Angst davor, dass verschiedene Staaten ihre jahrzehntelang angehäuften Waffen zum Einsatz bringen werden.

Aktuell hält uns der neue Krieg in Atem.

Die Ukraine hat ihre Flughäfen auf der Krim und im Donbass geschlossen.

Die diplomatischen Beziehungen zu Russland wurden abgebrochen.

All das ist kein Geburtstagsgeschenk für das Choreografengenie John Neumeier vom Hamburg Ballett. Er wird heute 83 Jahre alt, und wir wünschten, wir könnten ihm unsere herzlichen Glückwünsche fröhlicher übermitteln.

Arshak Ghalumyan tanzt und choreografiert mit persönlicher Note.

„Static Time“: Im Moment, in dem der Tod siegt, bleibt die Zeit stehen… Arshak Ghalumyan und Dominic Hodal tanzten in Nacho Duatos Berliner Stück im Abend „Duato / Kylián“ beim Staatsballett Berlin. Foto: Fernando Marcos

Was auf uns zukommt, ist derzeit nicht abzusehen.

Internationales Ballett funktioniert im ständigen Austausch, lebt von der Durchlässigkeit aller Grenzen.

Wir hoffen, dass sich der Konflikt zurückschrauben lässt. Aber wir wissen auch, dass Hoffnung nicht immer realistisch ist.

Künstler:innen, die in der Ukraine arbeiten, ihre Basis aber im Westen haben, reisen aus.

Pläne, die Ost-West-Grenzen wie gewohnt zu überschreiten, werden ausgesetzt.

Im Westen tanzt zurzeit die Moderne

Auch „Dust“ von Akram Khan, zu sehen in den „New London Moves“ beim Ballett Dortmund und auf den Ersten Weltkrieg referierend, hat unfreiwillig eine weitere Aktualität erhalten. Foto: Leszek Januszewski

Der langsam aufkeimenden Erleichterung, die Corona-Pandemie fände bald ein Ende, folgt der horrende Druck:

Beginnt heute der Dritte Weltkrieg?

Wir müssen trotzdem vor allem Menschen bleiben.

Diskriminierungen müssen ausgeschlossen werden.

Doch wir haben Angst, dass unsere Ballettgemeinde sich spaltet oder kleiner wird.

Lasst das nicht geschehen! Tanzt, und tanzt für den Frieden!
Gisela Sonnenburg

www.staatsballett-berlin.de

"All Our Yesterdays" sind pazifistische Ballette

Könnte er doch mit seinem Tanz den Krieg bannen! Aleix Martínez in den „Soldatenliedern“ von John Neumeier, aus dem  Stück „All Our Yesterdays“.  Foto: Kiran West

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