Chaos, Ironie, Ballett, Theater, Grazie, Witzigkeit, Virtuosität, Parallelität, Kuddelmuddel – eine Frau, ein Mann, viele Frauen, viele Männer, japanische Schulmädchen als Massenbedrohung, elegante artistische Attitüden, die Suche nach dem eigentlichen Star – und sozusagen NO WAY IN NOR OUT. Das ist „Impressing the Czar“ von William Forsythe: ein Vierakter, der kein Ballett sein will und es doch mit aller Macht ist.
Uraufgeführt 1988, ist nur der zweite Akt, der schon ein Jahr zuvor entstand („In the Middle Somewhat Elevated“), bislang berühmt geworden: mit schnittigen elastischen Paartanzübungen, die modern oder besser postmodern die Mechanik der Mann-Frau-Beziehungen komprimieren, karikieren und konstruktiv kritisieren.
Das Ganze ist aber ein Konvolut mit Hintergrund! Zur Zeit – weit nach Mitternacht – tobt in Dresden noch die Premierenfeier, mit einem hervorragend gelaunten Forsythe mit schwarzer Intellektuellenbrille. Die Party ist aber entgegen so mancher Spekulation nicht wirklich Teil des Gesamtkunstwerks von Forsythe! Sonst würde sich vielleicht auch auf der Homepage des Meisters ein Hinweis darauf finden.
Forsythes Home feiert indes asiatischen Purismus und die tageshell erleuchtete Bodenlosigkeit der Ringform. Wie man sieht! Die uhrenähnliche Kreisform des Rings erinnert an die vergehende Zeit und macht eine drastische Entschleunigung notwendig. SLOW ART NOW: In der zweiten Hälfte der kommenden Woche wird zum neuen Glanzstück des Semperoper Balletts noch viel mehr stehen. Denn der Zar, der im übrigen vermisst wird, soll schwer beeindruckt sein… Vorerst muss aber der ausführliche Vorabbericht genügen, er nennt auch die weiteren Aufführungsdaten: www.ballett-journal.de/semperoper-ballett-czar/
Gisela Sonnenburg