Was kann es Schöneres geben als ein Stelldichein zu einer Gala? Zumal, wenn diese vor Esprit nur so funkelt? Edward Clug und Annabelle Lopez Ochoa, beide seit Spielzeitbeginn als Artists in Residence gewissermaßen in der neuen Führungsspitze beim Ballett Dortmund, stellen sich am Wochenende bei der 41. Internationalen Ballettgala vor. Sie zeigen hochkarätig besetzte Juwelen, viele davon aus ihren eigenen choreografischen Schatzkästlein. Am Samstag und am Sonntag werden darum Stars wie Herman Cornejo aus New York, Ksenia Shevtsova und Jakob Feyferlikaus München, Anna Tsygankova aus Amsterdam, der Meisterballerino Javier Cacheiro Alemán aus Dortmund sowie in Deutschland sonst selten zu sehende Stars wie Asami Nakashima aus Maribor und auch Fiona McGee und Cohen Aitchison-Dugas aus Berlin auf der Bühne stehen. Moderieren wird wieder in bewährter Weise der Kammersänger Hannes Brock. Zum Entrée gibt es sogar einen Auszug aus der kommenden Uraufführung im Oktober von Edward Clug zu sehen: Das erste Stück aus der „Carmina Burana“ namens „O Fortuna“. Das Ballett Dortmund erhält hier Unterstützung von seiner Nachwuchstruppe, dem NRW Juniorballett.
Clug lässt aber auch seine wild gewordenen Spitzentanzballerinen aus „Ssss“ auftanzen, und zwar mit dem Ensemble aus Maribor, vom Slowenischen Nationaltheater, an dem er künstlerisch als Choreograf sozusagen erwachsen wurde. Sein „Cluster“ zur einfallsreichen Crossover-Musik von Milko Lazar wird dann auf der Gala vom Maribor-Dortmunder Tänzermix interpretiert.
Edward Clug steht für ideenreiches modernes Ballett.
Zuletzt erntete er mit seiner Kreation „Ein Sommernachtstraum“ mit dem Staatsballett Berlin viele Lorbeeren, auch hier im BALLETT-JOURNAL. Puck als Transelfe, eine Riesenheuschrecke und zahlreiche vom Ensemble beim Tanzen getragene Melkeimer machen das Stück zu einer bunten, hintergründig vergnüglichen Angelegenheit.
Ganz klassisch kommt hingegen der „Dornröschen“-Pas de deux in der Petipa-Version einher, getanzt von der eleganten Primaballerina Anna Tsygankova, die als Gast in Dortmund schon heimisch ist und die dieses Mal mit Semyon Velichko von Het Nationale Ballet aus Amsterdam anreist.
Ein weiterer Superstar ist Herman Cornejo – und er hat sich einen Tango zur Originalmusik von Astor Piazzola selbst auf den berühmten Leib choreografiert. Man darf gespannt sein!
Zwei weitere Klassikstücke werden ganz sicher mitreißen: Marius Petipas „Satanella“ und Agrippina Vaganovas „Diana & Acteon“. Vaganova ist als Pädagogin, die das klassische Tanztraining, wie wir es seit rund hundert Jahren kennen, schuf, in aller Munde – als Choreografin hielt sie sich dezent im Hintergrund, und es ist sehr schön, dass sie hier mit ihrem Meisterstück aufgeführt wird.
Besonders neugierig dürfte das Publikum aber auf die fünf zu sehenden Stücke von Annabelle Lopez Ochoa sein, denn von ihr war bislang in Dortmund und auch sonst im deutschen Sprachraum nicht wirklich viel zu sehen. Sie bringt Tänzerinnen und Tänzer vom Ballet Hispánico aus New York mit, hat aber auch schon mit den Dortmunder Ballerinen und Ballerinos Tänze einstudiert.
Das Schlusslicht „One for All“, das den Gemeinschaftssinn beschwört, glitzert in ihrer choreografischen Handschrift zu Jazzmusik vom Feinsten – von Dizzy Gillespie – und zum Funkelektropop von Funky Lowlives.
Aber auch das vorletzte Stück könnte maximal begeistern: „Frida“, auch von Lopez Ochoa, über die mexikanische Malerin Frida Kahlo wird von den beiden Stars aus Amsterdam getanzt.
Die künstlerische Gesamtleitung der Gala mit dieser prickelnden Mischung obliegt übrigens Jas Otrin, dem neuen Dortmunder Ballettintendanten, der mit diesem Programm seinen fabelhaften Einstand gibt. Alle guten Wünsche und ein herzliches TOITOITOI!
Gisela Sonnenburg
Alle obigen Plakatmotive stammen vom Ballett Dortmund.