Alles Gute zum Einzug! Das Ballett am Rhein hat ein neues Haus: modern, maßgeschneidert, musisch, mediengerecht – und pünktlich fertig gestellt. Fazit: Die SPD und die Bauwirtschaft lieben ihren Martin Schläpfer!

Das neue Balletthaus ist fertig.

Martin Schläpfer vorm neuen Domizil vom Ballett am Rhein: Modern, dynamisch, attraktiv – und etwas SPD-lastig, vielleicht… Foto: Gert Weigelt

Sparen ist woanders, Pfusch ist woanders. Woanders werden Großprojekte in den Sand gesetzt, da werden Baustellen zum Dauerzustand, es fließen die Gelder zwischen Korruption und Mafia, zwischen Sabotage und Inkompetenz hin und her – und keiner will die Verantwortung dafür übernehmen. In Düsseldorf, im ruhigen Stadtteil Bilk, ist alles anders: Da wurde jetzt pünktlich zum avisierten Termin das neue Probenhaus fürs Ballett am Rhein fertig gestellt – wir wünschen alles Gute zum Einzug! Das Balletthaus, wie das schicke Gebäude von der Architektensozietät gmp auch offziell heißt, kann am 7. November außerdem öffentlich besichtigt werden.

Das erwartet die Besucher: Die Ballettsäle sind zwölf Meter hoch, die Administration ist im selben Haus wie die Künstler untergebracht, es gibt Möglichkeiten für physiotherapeutische Behandlungen sowie einen Aufenthalts- und Studienraum. Zwei der fünf Ballettsäle haben Düsseldorfer Bühnen-Ausmaße, sind also für dort aufführungsbezogene Proben ganz besonders geeignet. „Studio 1“ hat zudem eine Tribüne mit über 100 Sitzplätzen sowie eine theaterreife Technik mit Licht, Ton und Hängesystem für Kulissen – optimal für kleinere Vorführungen im intimen Rahmen, aber auch für „theaterreale“ Proben. Sogar das Proben von Auf- und Abtritten, das sonst in Ballettsälen oft ein Problem darstellt, wird in „Studio 1“ zum Kinderspiel: man kann dort dank simulierbarer Seitengassen ganz realitätsbezogen üben.

Das neue Balletthaus ist fertig.

Ein prächtiges neues Haus: Das Balletthaus im Düsseldorfer Stadtteil Bilk weist alle Kennzeichen zeitgenössischer Edelarchitektur auf. Und unübersehbar prangt auch das Logo vom Ballett und der Oper am Rhein, der O-förmige Kreis überm Flusszeichen, an der guten neuen Adresse. Hingehen und staunen! Foto: Gert Weigelt

Das freut nicht nur den Hausherrn und Choreografen Martin Schläpfer und seine Tänzerinnen und Tänzer vom Ballett am Rhein. Das freut auch die Ballettschule Deutsche Oper am Rhein, die ebenfalls im neuen Balletthaus beherbergt ist. Mit derzeit mehr als 50 Schülerinnen und Schülern kann sie ihren Zöglingen eine topmoderne Ausbildungsstätte bieten. Den musischen Anforderungen wurde ebenso Rechnung getragen wie der Medienkompatibilität. DVDs zu sehen, ist fürs heutzutage üblichen zügigen Arbeitstempo beim Einstudieren von Choreografien für alle Tanzschaffenden ja unersetzlich geworden!

Auch das Flair von Modernität weht unübersehbar durch die neuen Räume – ein Ansporn für die Kreativität!

Ob die Tanzböden genügend schwingen, die Heizung vorzüglich heizt, die Klimaanlage angenehm ist und die Fenster ausreichend Tageslicht bringen, wird sich im Laufe der Zeit herausstellen. Da hier aber größte Sorgfalt bei der Beobachtung des Baus herrscht, ist anzunehmen, dass eventuelle Verbesserungen auch kein Problem sein werden. Doch, ja, man könnte glatt richtig gelbgrün neidisch werden, angesichts so optimaler Bedingungen!

Das neue Balletthaus ist fertig.

Zugstangen im Ballettsaal! Ein edles modernes Design mit technischen Highlights prägt das „Studio 1“ im neuen Balletthaus am Rhein. Dagegen sehen manche Probebühnen alt aus… Foto. Daniel Senzek

Getanzt wird übrigens schon seit August in den neuen Sälen. Aber einige Wochen wollte man sich die Zeit lassen, gegebenenfalls „akut“ nachzubessern. Klug so! Jetzt ist der Startschuss gefallen und das prächtige neue Haus, das über eine Nutzfläche von ca. 3000 Quadratmeter verfügt, wurde offiziell übergeben. Das Grundstück, das zuvor der Rheinbahn gehörte (den städtischen Verkehrsbetrieben), wurde erbbaurechtlich übrigens der Projektgesellschaft überschrieben, die auch Bauherr des Unternehmens war. Als Mieter rangiert hingegen die Stadt Düsseldorf.

Erst vor einem knappen Jahr – im Oktober 2014 – war ja der erste Spatenstich fürs neue Haus. Der Neubau und die Instandhaltungskosten der kommenden 30 Jahre werden insgesamt auf rund 26 Millionen Euro veranschlagt – eine erträgliche Summe, die offenbar auch problemlos als Richtlinie gelten kann.

Wer also bis dato dachte, in der aktuellen Bauwelt in Deutschland müsse eigentlich immer irgendetwas schief laufen oder krumm tanzen, wird somit eines Besseren belehrt. Auffällig ist nur, dass hier die Politik – etwa der Oberbürgermeister Düsseldorfs, Thomas Geisel (SPD) – und die Bauwirtschaft (die in Deutschland häufig SPD-dominiert ist) sehr eng kooperiert haben. Wovon in diesem Fall die Kultur sprich das Ballett am Rhein mit allem Drum und Dran profitieren.

Und natürlich profitiert das Publikum! So bei der Eröffnungsvorstellung der neuen Spielzeit am letzten Samstag: Das abendfüllende Stück „7“ aus der gesegneten Choreografenhand von Martin Schläpfer (zur 7. Sinfonie von Gustav Mahler inszeniert) wurde heftig bejubelt und begrüßt – und „7“ war auch das allererste Ballett, das überhaupt im neuen Haus beprobt wurde.

Das neue Balletthaus ist fertig.

Es probt und tanzt sich vorzüglich im „Studio 1“ im neuen Balletthaus vom Ballett am Rhein. Foto: Daniel Senzek

Abschließend gibt es nun noch zwei Sinnsprüche für alle, die Lust haben, sich mit der Sache weiter eingehend zu beschäftigen: „Zeige mir, wie du baust, und ich sage dir, wer du bist!“ – Das erklärte einst geistreich der norddeutsche Dichter Christian Morgenstern. Und dann gibt es noch eine Widmung an alle, die sich und ihre Körper vor Ort tänzerisch-künstlerisch in die neuen Gegebenheiten einbringen, sie stammt von dem libanesischen Dichter Khalil Gibran: „Euer Haus ist euer größerer Körper!“ In diesem Sinne nochmals: Alles Gute!

Gisela Sonnenburg

Balletthaus, Merowinger Straße 88, Düsseldorf-Bilk

Am 7. November 2015 können interessierte Besucher von 13 Uhr bis 17 Uhr zu einem „Balletthaus-Rundgang“ antreten. Viel Spaß!

www.operamrhein.de

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