Es ist für beide Stuttgarter Damen eine Rückkehr und doch ein Neuanfang: Maria Eichwald, einst Primaballerina beim Stuttgarter Ballett und immer noch ein aktiv tanzender, leuchtender Stern am internationalen Ballettgalahimmel, und Daniela Lanzetti, ehemals Halbsolistin beim Stuttgarter Ballett und jetzt ausgebildete Ballettlehrerin, werden ab Montag, dem 13. September, die John Cranko Schule als pädagogische Kräfte bereichern. Eichwald wird in den Profiklassen lehren, Lanzetti – die in Mailand ihre ersten Bühnenerfahrungen machte – wird die Vorschule an der Ballettschule unterrichten. Alles Gute für die beiden – und natürlich auch für ihre Schüler- und Studentenschaft! Außerdem gibt es eine Vertragsverlängerung aus Stuttgart zu vermelden: Der aktuelle Ballettintendant Tamas Detrich erhielt einen Vertrag bis 2028. Für die relativ lange Vertragslaufzeit wird sein Gekungel mit einem nicht gerade umweltschonend agierenden Autokonzern als Sponsor der Lockdown-Streams nicht gerade schädlich gewesen sein. Die engen Verbindungen zwischen Wirtschaft und Politik in unserem Land sind ja nicht neu.
Eine in dieser Hinsicht unbelastete neue Kraft erhält das Semperoper Ballett in Dresden: Susana Riazuelo erlernte das Ballett in Caracas und London und beendete ihre Ausbildung zur Tänzerin an der American School of Ballet in New York City. Als Solistin wirkte sie in Berlin an der Deutschen Oper, beim Aterballetto in Italien, in Lyon und in Madrid, etwa bei Victor Ullate, wo sie dann auch als Ballettmeisterin begann.
Als Gasttrainerin sammelte sie Erfahrung in Berlin, beim Nederlands Dans Theater in Den Haag und beim Pina Bausch Tanztheater in Wuppertal. Damit ist sie stilistisch offenbar vielseitig bewährt. Außerdem hat Susana Riazuelo ihr Talent und ihre Neigung zum Bühnenbild entfaltet und arbeitet gelegentlich auch als Bühnenbildnerin. Ein Hoch auf die vielseitigen Frauen!
Zumal Dresden mit der gestrengen Olga Kostritzky, die auch als Ballettlehrerin gearbeitet hat, eine weitere Ballett-Domina – also Ballettmeisterin – im festen Angebot hat. Sie hat schon an der American School of Ballet in New York unterrichtet, wo sie auf den Unterricht der Jungs spezialisiert war und dafür neue Formate ersann. Sie hat für das Ballett in Novosibirsk unter Igor Zelensky geschuftet sowie für die Choreografen Christopher Wheeldon und Benjamin Millepied gearbeitet. Für ihre Arbeit in New York erhielt sie auch schon einen Preis. Und in Dresden hat sie seit Jahren immer mal wieder im Ballettsaal gastiert. Olga Kostritzky ist bekannt und wohl auch berüchtigt für ihre extreme Detail-Arbeit – und somit soll sie im Reigen der Dresdner Ballettmeister:innen sicher für mehr als nur für Ordnung sorgen. Damit die geraden Linien noch schöner werden!
Vom Semperoper Ballett steht übrigens noch bis zum 15. Juli 2021 die Gala „A Collection of Short Stories” online, bemerkenswert darin vor allem der Herren-Pas-de-deux „Faun(e)“ von David Dawson.
Ob es zum Ende der Pandemie hin oder auch danach noch weitere Bemühungen um die Aufrechterhaltung einer Stream-Kultur gibt, steht leider in den Sternen. Da die Theater sicher lieber möglichst viele Eintrittsgelder einsammeln, stehen die Chancen für kostenlose Streams – diesen Luxus konnten wir ja seit März 2020 bei vielen Companys im In- und Ausland genießen – nicht so gut. Und ob man bezahlpflichtige Streams wird durchsetzen können (und das überhaupt will), weiß ebenfalls nur Fortuna, die Göttin des Glücks und des Schicksals.
Fortune wünschen wir nun allen genannten Inhaber:innen neuer Verträge – dient der Tanzkunst und erfüllt die Aufgaben mit Fleiß und Klugheit, mit Disziplin und Temperament, mit Leidenschaft, aber auch mit Redlichkeit.
Das gilt natürlich auch für die neuen Ersten Solist:innen in Dresden, nämlich für Kanako Fujomoto und Julian Amir Lacey. Kanako Fujomoto stammt aus Japan und wurde an der John Cranko Schule in Stuttgart ausgebildet (da schließt sich hier ein Kreis), sie gewann unter anderem beim Youth America Grand Prix und tanzt seit 2008 beim Semperoper Ballett unter Aaron S. Watkin.
Ihr Kollege Julian Amir Lacey ist zwar Amerikaner und kommt von der American School of Ballet in New York (und wieder schließen sich zwei Kreise), er kam aber mit dem Elevenprogramm der Palucca-Hochschule für Tanz nach Dresden. Seit 2013 tanzt er beim Semperoper Ballett und fiel von Beginn an in vielen Stücken positiv auf.
Ganz viele herzliche Glückwünsche!
See you in Stuttgart and Dresden next season!
Gisela Sonnenburg