Olympische Online-Tänze Start ist heute: Der Berliner Tanzolymp findet dieses Jahr erstmals online statt – was für die Zuschauer in aller Welt ein Vorteil ist

Der Tanzolymp geht online

Klassische Anmut beim Tanzolymp in Berlin, hier in einer 2020 im Schiller Theater in Berlin zu sehenden Szene aus „Raymonda“ von Marius Petipa. Foto: PraBesTime Productions

Ballettfans wissen es, und weitere Interessenten könnten jetzt auf einen neuen Event für  ihren Terminkalender stoßen: Jährlich treffen sich Kinder und Jugendliche aus Dutzenden von Ländern in Berlin, um in ihren Tanzkünsten zu wetteifern. „Tanzolymp“ nennt sich das Spektakel, das stets im Februar stattfindet, und es ist ein international anerkannter Wettbewerb für angehende Profis in den Bereichen Ballett, Modern Dance, Folklore und Pop Dance. In diesem Jahr ist wegen Corona alles anders: Der Tanzolymp findet erstmals online statt. „Es ist zu überlegen, ob man das Streaming künftig zusätzlich beibehält“, sagt Veranstalter Oleksi Bessmertni, der einst als Tänzer beim Bolschoi in Moskau, aber auch beim Bayerischen Staatsballett und im Staatsballett Berlin wirkte. Sein Ziel: junge Begabungen weiter zu bringen. Denn die beim Tanzolymp vermittelten Preise, Stipendien und Arbeitsverträge können aus bloßen Talenten echte Karrieren machen.

Der Vorteil der Online-Ausstrahlung auf www.tanzolymp.com liegt derweil auf der Hand: Weltweit können jetzt alle die Nachwuchskünstler begutachten. Kostenfrei. Statt sich in ein Theater aufmachen zu müssen, womöglich mit stressiger weiter Anreise, genügt es, einen Bildschirm mit Internet-Anschluss zu haben. Und schon tanzen die jungen Leute frei Haus im eigenen Wohnzimmer. Also, ein Rückschritt ist das, so gesehen, nicht.

Heute um elf Uhr vormittags beginnt die Online-Austragung. Es ist der 18. Tanzolymp in Berlin – als Scherz könnte man feststellen, dass die Volljährigkeit sich heutzutage eben mit der Internetfähigkeit bemessen lässt.

Für drei Tage, bis zum 28.2.21 (also Freitag), gilt jedenfalls: Mögen die Besten oder die Besseren gewinnen. Eine Jury, besetzt mit Koryphäen aus der Praxis des Balletts, entscheidet über die Vergabe von Medaillen und Preisen.

Der Tanzolymp geht online

Auch für solche Tanzpaare ist Raum beim Tanzolymp – es muss eben nicht immer rein klassisch oder typisch modern  sein. Und eine Prise Showflair schadet nie… Foto: PraBesTime Productions

Besonders begehrt sind Stipendien und Arbeitsverträge bei renommierten Schulen und Compagnien. Die Tanzakademie Zürich, die Ballett-Akademie München und die Schule vom Hamburg Ballett nehmen Gewinner auf, und Arbeitgeber wie der Friedrichstadtpalast Berlin, das Badische Staatsballett und das Ballet Theatro Muncipal in Rio de Janeiro bieten Engagements an.

Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 8 bis 21 Jahren haben sich – natürlich online – angemeldet, um Tänze als  Solo, Duo oder Gruppe auf Videos zu zeigen. Und zwar in den Rubriken „Klassischer Tanz“ und „Moderner Tanz“ (beides aufgeteilt in staatlich und privat Ausgebildete), in „Folkloretanz“ und „Pop Dance“.

Was es hier nicht gibt, ist „Contemporary Dance“. Diese etwas chaotische Tanzrichtung wird vom Bund mit satten Millionengeldern gefördert, aber sie setzt weniger auf Wettbewerb und Leistung als vielmehr auf oft dilettantische Experimente.

Beim Tanzolymp geht es hingegen um typische Voraussetzungen für professionelle Kunst. Die Jury achtet nicht nur auf technisch-akrobatisches Können, sondern auf Präsentation, Ausdruck, Darstellung, Musikalität.

Der Tanzolymp geht online

Hier tanzt Oleksi Bessmertni mit Maria Eichwald beim Bayerischen Staatsballett: In der „Sinfonie in C“ von George Balanchine. Foto: Charles Tandy

Online wird das diskutiert werden – auch die vierzehnköpfige Jury vom Tanzolymp tagt erstmals online. Drei ihrer Mitglieder haben zudem eine enge Beziehung zu Berlin: Iana Salenko ist Starballerina beim Staatsballett Berlin; Steffi Scherzer, künstlerische Leiterin der Tanz-Akademie Zürich, begann ihre Laufbahn in der Hauptstadt der DDR; Alexandra Georgieva leitet das Revue-Ballett vom Friedrichstadtpalast.

Auch eine Norwegerin, ein Portugiese, eine Engländerin sind dabei. Noch mehr verschiedene Nationen werden die Gewinner haben. Letztes Jahr gab es 20 Gewinnerstaaten, angeführt von Russland mit 17 Medaillen. Wer dieses Jahr gewinnt, vor allem mit welchen Darbietungen, bleibt abzuwarten – die Ballettwelt ist schlicht gespannt.

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Übrigens: Die sonst den Tanzolymp am letzten Tag abschließende Gala wird in diesem Jahr wie der ganze Wettbewerb online zu den Fans kommen. Allerdings erst im März: Avisiert ist Sonntag, der 7.3.21., die Uhrzeit ist 11 Uhr am Vormittag. Die Matinee wartet mit einigen Überraschungen auf. Damit der Glanz vom Tanzolymp keinesfalls vergessen wird!
Gisela Sonnenburg

P.S. Aus technischen Gründen hat sich der Start verzögert… Wir bleiben dran! 

P.S.S. Stand am 28.2.21: Wegen technischer Probleme wird der diesjährige Tanzolymp ohne Publikum als Online-Insiderveranstaltung zwischen den TeilnehmerInnen und der Jury abgehalten. Na, dann mal frohes Schaffen! 

www.tanzolymp.com

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