Hinter den Kulissen des Balletts – Teil I Ein neues Buch über Rudolf Nurejew hat die Anmutung von Enthüllungen: Jan Stanislaw Witkiewicz schrieb es

Offenheit über Nurejew tut gut

So schlicht sieht es aus, das neue, aufregende Buch über Rudolf Nurejew, das im Verlag Theater der Zeit erschienen ist. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Es gibt ja so viele schlechte Bücher. Auch über Tanz. Aber Jan Stanislaw Witkiewicz hat den Bogen raus, wie man zwar nicht perfekt, aber doch spannend und sachlich richtig Bücher über Ballett schreibt. Jetzt hat er wieder zugeschlagen, in seinem deutschen Leib-und-Magen-Verlag „Theater der Zeit“ aus Berlin. Sein Sujet ist dieses Mal nicht ein noch lebender Künstler aus der Malakhov-Riege vom Staatsballett Berlin. Sondern: Rudolf Nurejew persönlich. Der ungekrönte König des Balletts, dessen Ruf von umwerfender Ausstrahlung und gnadenloser Tanzkunst ungebrochen ist und mit jedem Klick auf youtube, der ihm gilt, wieder aufgefrischt wird, wird hier, in „Rudolf Nurejew. Die Biographie“ sogar neu entdeckt. Man kann von daher gar nicht genügend Bücher und Dokus über ihn bekommen, auch wenn die BBC-Dokumentation „From Russia with Love“ meiner Meinung nach unangefochten die Nummer Eins in dieser Riege ist.

Aus ihr zitiert Witkiewicz denn auch, leider ohne sie auch nur einmal zu benennen. Das ist unfair und auch der größte Schwachpunkt dieser ansonsten profunden Analyse von Rudis Leben und Wirken: Witkiewicz gibt keine einzige seiner vielen fertig vorgefundenen Quellen an, sondern er schreibt zusammen, als handle es sich bei seinen Kapiteln um schnell zu fabrizierende Lexikonbeiträge.

Lediglich jene alten Leuten, die Nurejew noch selbst kannten, die einst mit ihm arbeiteten, die dennoch nicht zu Ruhm kamen und heute absolut nichts mehr zu verlieren haben, nennt Witkiewicz mit Namen, und er ist gebührend stolz auf sie, als seine neu gefundenen Informanten.

Das Vorwort von Vladimir Malakhov enttäuscht allerdings; es enthält Fehler und dümpelt seicht an der Oberfläche vor sich hin. Wenigstens hilft Malakhovs Name auf dem Cover, dieses insgesamt sehr gute Buch bekannt zu machen.

Darin bröckelt das Image des Wunderknaben Rudolf Nurejew, der eben nicht stets gut drauf oder immer nur ein Mann von Welt war.

Hinter den Kulissen des Balletts, so erfährt man, geht es manchmal gar nicht menschlich, vielmehr recht martialisch zu.

Offenheit über Nurejew tut gut

Er war ein heißer Hund, der Star Rudolf Nurejew, der aus ärmsten Verhältnissen seinen Weg nach oben fand. Blick ins Buch von Jan Stanislaw Witkiewicz: Gisela Sonnenburg

Da wird sich gegenseitig herabgesetzt und gedemütigt, nur um die Spannung für den nächsten Bühnenauftritt zu halten. Und bitte immer nur geduldig lächeln und still halten, auch wenn der Chef noch so schlechte Laune hat!

Schließlich lässt sich aus emotional aufgeladener Erregung immer was machen auf der Bühne – nur die Angst und die Nervösität sind hier die dunklen Bestien, die alles in den Orkus ziehen.

Das sagt Witkiewicz nicht so ausführlich, aber man kann es anhand seiner Schilderungen so beobachten. Die Einblicke in die Ballettsäle und Bühnenräume, die er dank ungewöhnlicher Interviews gewährt, sind außerordentlich.

Er beginnt und endet mit Nurejews Sterben. Dessen HIV-Infektion war ausgebrochen, es gab damals noch keine langfristig wirksamen Medikamente – und allein die Willenskraft ließ Rudolf Nurejev noch seine letzte Premiere in der Pariser Oper erleben: „La Baydère“ in seiner Inszenierung.

Als ihn sein Arzt nach den Ovationen und mit einem sitzend auf der Bühne entgegen genommenen Orden nach Hause fuhr, wussten beide, dass Nurejew bald sterben würde. Dennoch kämpfte er, wie er im Leben gekämpft hatte – und überlebte diverse Fieberkrisen, ohne allerdings zu neuer Lebenskraft zu finden. Er wurde schwächer und schwächer, hatte schon bei den „Bayadère“-Proben oftmals nur noch flüstern können und die Premiere im Liegen von einer Loge aus erlebt.

Als Nurejew starb, war er allein und niemand weiß, wie seine letzten Momente wirklich für ihn waren.

Offenheit über Nurejew tut gut

Er sprang und spielte beim Tanzen besser und ausdrucksstärker als die anderen: Rudolf Nurejew bei seiner Lieblingstätigkeit, zu sehen im Buch von Jan Stanislaw Witkiewicz. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Aber sein Leben war randvoll mit Erlebnissen und Erfolgen, mit Erfolgen und Erlebnissen. Er lebte auf der Überholspur! Nurejew galt als „Tiger“, als jemand, der niemals locker ließ, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte – und der damit auch durchkam.

Dabei kam er, im Gegensatz zu den meisten Ballerinen und Ballerini von heute, aus gar nicht gesegneten familiären Verhältnissen.

Die Familie war bitterarm, Rudi wurde während einer Zugfahrt auf der Höhe des Baikalsees geboren, er hatte oft kein Geld für Schuhe als Kind, verkaufte sauberes Wasser oder Altpapier und hauste mit seiner Familie sowie einer weiteren in einem Einraumhaus ohne Toilette. Seine Eltern waren im übrigen Moslems, was sein Dasein als Tanztemperament nicht gerade erleichterte.

Über den Volkstanz in der Schule kam Rudolf zum Ballett – sein Talent war unübersehbar, und nach einer gesehenen Ballettvorstellung an Silvester fing er als Bub jenes Feuer, das bis zu seinem Tod in ihm glühte.

Aber Nurejew musste gegen Ressentiments wie auch gegen die eigenen Unzulänglichkeiten hart ankämpfen. Doch zunächst standen ihm die Körperfeindlichkeit und Intoleranz der Eltern im Wege. Sein eigener Vater schlug ihn laut Witkiewiczs Recherchen, wenn er ihn beim Tanzen erwischte – und erst Alexander Puschkin, der legendäre Ballettlehrer, der auch Michail Baryshnikow prägte, gab Rudolf ein Zuhause, verlässliche Maßstäbe und die Chance, etwas aus sich zu machen.

Wie Nurejew sich entwickelte, innerlich und äußerlich, wie er mit dem dänischen Star-Ballerino Erik Bruhn die große Liebe traf und diese trotz Gegenliebe schon 1966 ein sehr trauriges Ende nahm, wie Nurejew Menschen und Kollegen für sich benutzte, aber auch aufbaute – all das ist wirklich gut und glaubhaft beschrieben.

Da mussten mitunter die Tanzpartnerinnen seinen Part mitlernen und ihm dann bei den Auftritten soufflieren. Kaum zu glauben! Aber es gab damals noch keine Videomitschnitte, die heute unverzichtbares Arbeitsmaterial für alle sind, die mit Ballett professionell zu tun haben.

Und auch die Konstante „Zeit“ wie „Probenzeit“ war knapp, weil Rudi ein Tausendsassa war, zum Jetset gehörte und kreuz und quer durch die Weltgeschichte zu Auftritten und Partys hechtete.

Natürlich war er rücksichtslos darauf bedacht, selbst stets am besten zu wirken, sowie er die Bühne betrat.

Dass er dennoch ein toller Tänzer war, liegt darin begründet, dass er ein Ausnahmemensch und Ausnahmekünstler war.

Normalerweise stören die Big Egos in den Ensembles – zumal solistische Künstler mit einer solchen Veranlagung nicht selten leistungsmäßig stark nachlassen, wenn ihr Erfolg gerade richtig anläuft.

Das war bei Rudi anders. Sein Ehrgeiz, künstlerisch immer noch besser zu werden und die Welt in immer größeres Erstaunen zu versetzen, ließ nie nach. Und auch, wenn er sich allzu gern vom High-Society-Glamour blenden ließ, um heimlich doch ziemlich einsam zu sein – in seiner Kunst und in seinen Ansprüchen war er unerbittlich auch mit der eigenen Person.

Selbstredend steht Nurejew für eine bestimmte Epoche des Balletts. Heute würde man einen solchen Ballettboss nicht mehr wollen. Zumal er als Choreograf zwar hoch interessant, aber keineswegs so genial wie als Tänzer war.

Der diktatorische Impetus, den das russische Zarenreich dem Ballett aufgedrückt hat, war damals aber noch sehr lebendig. War er doch von Generation zu Generation einfach nur weiter gereicht worden – „Erneuerung“ in den Ballettsälen hieß stets nur, dass die Leute, die Chefs wie die Tänzer, ausgetauscht wurden.

Offenheit über Nurejew tut gut

Noch ein Blick ins Buch: In einer klaren Sprache wird Nurejew ohne Beschönigung dargestellt, ohne dass das seine Leuchtkraft mildert. Man kann ihn nur besser verstehen. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Nurejew brachte auf andere Weise neue Aspekte in die Ballettwelt: Er tanzte so unverhohlen erotisch, wie es sich vor ihm nur Vaslav Nijinsky, Leonid Massine und vielleicht noch Jean Babilée zugetraut hatten.

Witkiewicz scheint diese Tänzer nicht zu kennen – das ist ein weiterer Schwachpunkt seines Werks: Ihm fehlen Grundkenntnisse der Balletthistorie – und Sätze im Buch wie „Er war auf jeden Fall der erste Tänzer, der ein Geschlecht hatte“ sind auch in Bezug auf Nurejew so anmaßend wie dümmlich, so übertrieben wie überflüssig.

Aber im Kern stimmt natürlich, dass die auch unterschwellige Betonung des Sexuellen in jedweder noch so kleinen Geste und Mimik, erst recht aber in den großen Sprüngen und Pirouettensensationen zur Schau gestellte Lüsternheit Nurejews Stil bestimmte.

Und natürlich auch die Begeisterung seines ihn weltweit frenetisch feiernden Publikums!

Ach, was waren das für Zeiten, als die Leute noch vor Glück bei den Vorstellungen beim Applaus schier ausrasteten, ohne dabei in Fanatismus zu verfallen!

Die Kritiker waren indes stets streng mit Nurejew, und tatsächlich war er als Choreograf durchaus leicht anfechtbar.

Aber deshalb wurde niemand diskriminiert, soweit man weiß, man setzte sich mit Kritik auseinander oder ignorierte sie.

Und man versuchte nicht, wie es heute nicht ganz selten der Fall ist, Kritiker vor die Tür zu setzen.

Es gab so etwas wie Respekt vor den einzelnen Berufsgruppen. Etwas, das es heute vielleicht nicht mehr gibt.

Denn das Elitebewusstsein im Ballett hat sich derart radikalisiert, dass Tänzer ernsthaft zu glauben scheinen, ihr Publikum – überwiegend Nicht-Tänzer – sei im Grunde nur dann etwas wert, wenn es ihnen möglichst viel Beifall und Geschenke bereitet.

Wer Kritik von Außenstehenden aber nicht akzeptiert, sondern immer nur die der vorgesetzten Chefs und Kollegen, köchelt künstlerisch zwangsläufig im eigenen Sud.

Da stimmt dann etwas nicht mehr im Gefüge von Kunst und Gesellschaft, und Ballettomane in aller Welt sollten sich vielleicht verstärkt fragen, ob sie das System Tanz, so wie es derzeit ist, so noch wollen. Zumal Talente wie Nurejew es heute ganz sicher nicht mehr in die Profi-Ausbildung oder in die Truppen schaffen.

Heute kann man eher von einer Zuchtauswahl sprechen, und kleine Körpergrößen, ungeeignete Einwärtsdrehungen der Beine, Veranlagung zur Molligkeit und vieles weitere gelten heute bereits als Negativ- und Ausschlusskriterien, ungeachtet der Ausstrahlung, des Temperaments und auch der Willenskraft, die ein junges Tanztalent vielleicht aufzuweisen hat.

Dass nun Kinder aus der Unterschicht – wie Nurejew es unzweifelhaft war – aufsteigen in den edlen Olymp des „reichen“ Balletts, geschieht zumindest in Europa auch kaum noch.

Die Oberschicht macht sich mit ihren Sprösslingen auf den geförderten Plätzen der Schulen breit, und am liebsten zeugen die Tänzer selbst ihren Nachwuchs.

Offenheit über Nurejew tut gut

In der deutschsprachigen Ausgabe von Wikipedia kann man ergänzend auch nachlesen – und erfährt etwa Rudolfs zweiten Vornamen. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Als gelte es, Beispiele für genetische Veranlagungen zu bestimmten Berufen in die Welt zu setzen. Wenn man also Kunst statt Technik verlangt, sollte man bei der Talenteförderung beginnen und diese unabhängig von der Meinung der Eltern über Ballett machen. Kein leichtes Unterfangen, aber eines, das sich für die Gesellschaft lohnen würde.

So weit geht Witkiewicz in seinen Ausführungen nicht. Aber er liefert dafür die Argumente. Und er füllt damit manche Wissenslücken im deutschsprachigen Bereich, denn etliche in den USA und England in den letzten Jahren und Jahrzehnten erschienene Bücher sind wirklich wichtig, wurden aber nie ins Deutsche übersetzt.

Der Grund liegt darin, dass das hiesige Publikum zu einer Harmoniesucht erzogen wurde, die mit der lyrischen Kraft des Balletts nichts mehr zu tun hat, die aber gern von den Verkäufern der Marke „Ballett“ schier endlos produziert und hoch gehalten wird.

Dass Magersucht und eine latente Gewalt die heutige professionelle Ballettarbeit prägen, dass es seit dem 19. Jahrhundert eine ungebrochene Tradition in der Tanzkunst gibt, Menschen wie ein Stück Fleisch zu behandeln, und dass die öffentlich zur Schau getragene überbordende Freundlichkeit der Ballettszene nur dazu dient, die heimlich in ihr regierenden Gemeinheiten zu ertragen und zu überdecken, war auch in einer vor einigen Jahren erschienenen Biografie über den Choreografen Jerome Robbins zu lesen, die den deutschsprachigen Leser indes nie erreichte.

Offenheit über Nurejew tut gut

Googelt man Nurejews Namen und wählt die Bilder-Anzeige, erhält man eine Vielzahl von Portraits von ihm. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Witkiewicz scheint sie zu kennen und skizziert Robbins in wenigen, klug zusammen fassenden Sätzen als groben und rücksichtslosen Menschenschinder. So verlangte er von Nurejew, wie von allen seinen Protagonisten, sämtliche männliche Partien in „Dances at a Gathering“ zu erlernen, um erst kurz vor der Premiere die Besetzung festzulegen.

Ob man sich so nicht vielmehr als Machtmogul pampert, als wirklich die besten Besetzungen herauszufinden?

Quantitatives statt qualitativ orientiertes Arbeiten – das ist ein Anzeichen von Größenwahn, und den gibt es bei Chefs in vielen Branchen, nicht nur im Ballett. Dort aber doch gerade!

So titulierte Nurejew seine ihm anvertrauten Tänzer in Paris gern mit Schimpfnamen, man könnte auch sagen: Er beleidigte sie ohne Umschweife, um sie sich gefügig zu machen und zu immer höheren Leistungen zu motivieren.

Tänzer werden nun mal intern auch danach beurteilt, wie robust und dickhäutig sie sind. Sensibelchen, die bei jeder Ungerechtigkeit zu weinen anfangen, werden eher aussortiert, als dass man sich normal oder menschlich zu ihnen verhält. Auch hierüber gibt es Bücher.

Witkiewicz, und das muss man ihm wirklich zu Gute halten, schweigt nicht von den Tabus, und, das muss man dazu sagen, seine Liebe und sein Verständnis für Ballett sind auch stark genug, um solche berechtigte Kritik am System auszuhalten.

So viel Wahrheitsliebe tut denn auch schlichtweg gut!

Tatsächlich weiß man doch, warum das Ballett so sehr anstrengend ist, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Es gibt nun mal einen Preis zu zahlen für das hohe Niveau von Schönheit und Leistung, auf dem sich das Profi-Ballett von jeher bewegte.

Im übrigen muss man insgeheim auch immer wieder an die moderne Tanzpionierin Isadora Duncan denken, der das Ballett genau aus diesen Gründen so unsympathisch war. Nur: Als Isadora in Russland Anna Pawlowa die „Giselle“ tanzen sah, war sie ebenso bezaubert wie der Rest des Publikums. Allerdings war sie erleichtert, selbst nicht so diszipliniert und fokussiert leben zu müssen wie die Pawlowa, die früh am Morgen nach der Vorstellung bereits wieder im Ballettsaal stand und ihre für unsere heutigen Augen schief und krumm geratenden Ronds de jambe en l’air trainierte.

Bei Nurejew kam aber noch Einiges andere hinzu, das ihn als Künstlerpersönlichkeit auszeichnete.

Da war sein Hunger auf Leben, auf Sex, auf schnelle Befriedigung, die ihm nicht nur zur Ehre gereichten, die ihn aber sozusagen am Laufen hielten. Daran zerbrach denn auch seine Beziehung zu Erik Bruhn, was von dessen Neigung zum Alkoholmissbrauch ergänzt wurde.

Sexsucht, Drogensucht – das sind auch heute keine unbekannten Größen im Profiballett, auch wenn die Bereitschaft der Betroffenen, darüber zu sprechen, zumeist denkbar gering ist. Dass man mit Süchten auch umgehen lernen kann, scheint vielen im Ballett schier unfasslich – zu sehr frisst der Alltag alle Kräfte, und wenn Menschen sich mit aller Macht selbst für ihren Beruf aufreiben, dann wohl im Profiballett.

Rudolf Nurejew lebte dieses Modell vor, ohne Abstriche für seine Gesundheit zu machen.

Offenheit über Nurejew tut gut

Der Autor selbst erscheint auf der letzten Seite… Faksimile: Gisela Sonnenburg

Aber er hatte eben auch diesen unbestechlich guten Geschmack. Er hatte Sinn für das nicht-kitschige Pompöse, für das Edelgemachte, für Design jenseits der Massenfabrikation.

Dass er darüber hinaus starrsinnig und selbstsüchtig war, kaum Mitleid kannte und schon gar nicht Altruismus – das sind die Kehrseiten eines Aufsteigers, der es aber immerhin geschafft hatte, sich aus einer absolut niederschmetternden Sphäre der Armut und Unterdrückung, in die er geboren worden war, zu befreien.

Aber schaffte er es auch, das Gefängnis seiner Kindheit in seinem Innern zu überwinden?

Das ist die große Frage, der vielleicht mal ein weiteres Buch oder eine weitere Doku nachgehen wird. Witkiewicz könnte dafür den Grundstein gelegt haben.
Gisela Sonnenburg

Jan Stanislaw Witkiewicz: „Rudolf Nurejew. Die Biographie“, Theater der Zeit, Berlin, 2016, Originalausgabe von 2014 auf polnisch in Warschau erschienen. 151 Seiten, zum niedrigen Neupreis von nur 16 Euro ein definitives Geschenk!

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