Hoch fliegende Träume – so könnte das Leitmotiv für die kommende Saison beim Staatsballett Berlin lauten. Ab Oktober 2016 jedenfalls wird die kindliche Heldin im Berliner „Nussknacker“ einen Luftballon in der Hand halten: als Symbol für ihre freudvolle Erwartung. In Nacho Duatos Version des Weihnachtsmärchens, in Sankt Petersburg kreiert, tanzt das Mädchen, bevor es auf den Nussknacker-Prinzen kommt, ausgelassen mit dem Ballon als Lieblingsspielzeug. Ungeachtet der Tatsache, dass es zur Zarenzeit, in der der „Nussknacker“ spielt, noch keine solche Luftballons gab – das Requisit ist ein fantasievoller Anachronismus. Die Ensemble-Damen, die als verkörperte Schneeflocken im „Nussknacker“ einherwalzern, haben hingegen keine Eiskristallzepter und auch keine Zuckerwatte in den Händen. In schillernden Chintzröcken muten sie eher an wie hüpfende Plastikflocken! Jedenfalls ist Duatos „Nussknacker“ (Kostüme: Jerome Kaplan) deutlich modernisiert, zumal im Vergleich zur bisherigen Berliner Version des Stücks: Die ließ an Bolschoi-artiger Opulenz nichts zu wünschen übrig. Jetzt aber heißt es: Schlicht und modern – das ist die künftige Linie vom Staatsballett Berlin, das unter seinem Intendanten Nacho Duato immer weniger Klassik und immer mehr Zeitgenössisches tanzt. Moderner denn je sind auch die Arbeitsbedingungen: Der Haustarifvertrag mit ver.di für die Tänzerinnen und Tänzer ist seit dem 10. März von allen Seiten unterzeichnet – und sorgt für gute Stimmung im Ensemble.
„Wir haben fertig“, vermeldet denn auch Andreas Köhn, Landesfachbereichsleiter von ver.di für Kunst und Medien in Berlin-Brandenburg, mit einem gewissen Stolz im Unterton. Vor Köhn liegt das beste Stück, das die Künstlerabteilungen von ver.di derzeit zu bieten haben. Der Haustarifvertrag zwischen ver.di und dem Deutschen Bühnenverein regelt, dass auch die bei ver.di organisierten Tanzkünstler vom Staatsballett Berlin dieselben Rechte haben wie ihre – allerdings kaum vorhandenen – Kolleginnen und Kollegen, die in den zwei kleineren Gewerkschaften GDBA (Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger) und VdO (Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer) Mitglieder sind. Deren Haustarifvertrag entstand auf der Grundlage der ver.di-Forderungen und liegt seit Oktober 2015 vor – obwohl über 90 Prozent der Tänzer bei ver.di organisiert waren und sind.
Für ihr vertragliches Regelwerk streikten die Tänzerinnen und Tänzer vom Staatsballett Berlin, wie noch nie eine Balletttruppe zuvor für ihre Rechte gestreikt hatte.
Vor genau einem Jahr, am Karfreitag 2015, bestreikten die Künstler mit „Dornröschen“ erstmals eines ihrer ausverkauften Programme. Eine ganze Reihe von Streiks folgte.
„Es war hart für uns, die geliebten Vorstellungen ausfallen zu lassen“, so die Tänzer heute im Rückblick: „Aber letztlich haben wir gewonnen, und nur das zählt.“ Und eines stehe fest: „Kunst sollte zwar niemals Kampf sein. Aber wir wollen auch, dass unsere Rechte respektiert werden.“
Das ist nun endlich der Fall. Der Weg dorthin ähnelte allerdings eher einem gehumpelten Langsamen Walzer als einer rasanten, spritzig dargebotenen Polka. Denn Georg Vierthaler, Geschäftsführer vom Berliner Staatsballett – und zugleich als Generaldirektor der Stiftung Oper sein eigener Chef – wollte ver.di starrsinnig boykottieren.
Den Arbeitgebervereinen, in denen er nebenberuflich als Funktionär agiert, tat er damit einen Gefallen. Denn ver.di ist als Mammutgewerkschaft bei vielen Arbeitgebern unbeliebt: schon deshalb, weil die Großgewerkschaft für viele Arbeitnehmer in Deutschland viel ausrichten kann.
Die Ballerinen und Ballerini waren denn auch bereit, ihrerseits nur für ver.di weiter zu streiken – und das, obwohl Vierthaler ihnen schon seit Oktober die laut Haustarifvertrag erhöhten Gehälter bezahlte und sich auch sonst an das neue Vertragswerk hielt.
Die Fronten waren allerdings festgefahren: Vierthaler wollte ver.di als Tänzergewerkschaft nicht anerkennen. Der Herbst ging ins Land, der Winter kam. Nichts bewegte sich im Arbeitskampf.
Vierthaler beschäftigt sich indes nicht nur mit „seinem“ Staatsballett. Er sitzt im Beirat des Kommunalen Arbeitgeberverbands Berlins und hat den Landesvorsitz des Deutschen Bühnenvereins inne. Es ist zu fragen, ob sich die verschiedenen Interessen dieses Mannes nicht zwangsläufig in Konflikt miteinander befinden. Denn als Angestellter der Stiftung Oper in Berlin muss er das Interesse der von Land und Bund finanzierten Kultur vertreten. Es muss ihm um das Wohl der subventionierten Opernhäuser und des Staatsballetts gehen – und nicht um die knallharten marktwirtschaftlichen Kriterien, wie sie bei den Arbeitgeberverbänden dominieren.
Auch die Tatsache, dass er bei der Stiftung Oper in Berlin gleich zwei Ämter bekleidet, die gegeneinander Eigeninteressen bewahren müssten, ist nicht nachvollziehbar. Als Geschäftsführer vom Staatsballett Berlin muss Vierthaler in erster Linie das Staatsballett im Auge haben. Als sein eigener Chef, also als Generaldirektor der Opernstiftung, muss er hingegen ans Ganze denken. Das besteht außer aus dem Ballett auch noch aus drei nicht eben kleinen Opernhäusern.
Das Ballett hat somit, im Vergleich zu anderen Angestellten der Stiftung, eine nicht nur positiv zu sehende Extrastellung.
Der Willkür wird bei einer solchen Postenvermischungen nämlich systematisch Vorschub geleistet. Die Möglichkeit, sich beim Generaldirektor über den Geschäftsführenden Direktor vom Staatsballett zu beschweren, entfällt zum Beispiel – es sei denn, einer seiner Angestellten wolle sich allen Ernstes bei Vierthaler über Vierthaler beschweren.
Das Geflecht der Vierthaler’schen Machtstränge müsste hinterfragt und sorgsam entwirrt werden. Das ist die Lehre, die man aus diesem Arbeitskampf des Staatsballetts zu ziehen hat.
Denn ganz offensichtlich wurde bei der Konstruktion der Stiftung Oper in Berlin übersehen, dass hier Paragrafen gegen so widersinnige Ämterhäufung innerhalb und außerhalb der Stiftung fehlen. Die Stiftung existiert rechtlich seit 2004 – und wurde unter komplizierten finanzrechtlichen Bedingungen ins Leben gerufen. Vulgo: Sie entstand unter Zeitdruck, weil Berlin nach seinen Skandalen der Verschuldung total pleite war.
Da der Großteil des Geldes für die milliardenschwere Stiftung vom Bund kommt, könnten sich neben Monika Grütters, Kulturstaatsministerin, auch Bundestagsabgeordnete bei der Korrektur der Satzung engagieren.
Bevor ein solches Modell von Ämteranhäufung in Personalunionen Schule macht. Man sollte nicht vergessen: Es wäre nicht das erste Mal, dass Berlin mit einem Hype im Trend liegt. (Was übrigens auch für die ver.di-Haustarifsache gilt!)
Der Bund ist nun umso stärker gefragt, als die Berliner Politik bereits versagt hat. Die im Stiftungsrat der Opernstiftung sitzenden Politiker wie der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), aber auch der bereits als Abwickler verrufene Tim Renner (SPD), Berliner Staatssekretär für Kultur, machten bislang keine Anstalten, die Satzung der Opernstiftung kritisch zu sehen. Und während der Streikphase des Balletts bezeugten sie an diesen unbestritten wichtigen Vorgängen ein nachgerade abnormal großes Desinteresse.
Was den Konflikt dann doch noch löste bzw. Vierthaler in die Knie zwang?
Den Tänzerinnen und Tänzern vom Staatsballett Berlin half schließlich das geschriebene Wort – und zwar ihr eigenes – gegen die geballte Macht von Vierthalers Thron.
Ein zartes Briefchen, das zwischen freundlichen Zeilen eine erneute Streikandrohung verbarg, bahnte den Künstlern im Dezember 2015 den Weg.
„Sehr geehrter Herr Vierthaler, seit mehr als einem Jahr versuchen wir nun schon einen Tarifvertrag für uns Tänzerinnen und Tänzer beim Staatsballett Berlin zu erreichen“, so sachlich beginnt das Schreiben, das dann in barmenden Worten das Streikgeschehen rekapituliert.
„Wir sind enttäuscht, frustriert und verärgert“, so die Tänzer weiter, denn: „Wir wollen uns auf das Tanzen konzentrieren und uns nicht länger damit befassen müssen, warum uns der Tarifvertrag mit unserer Gewerkschaft verweigert wird.“
Schließlich wird der Ton drängender: „Wir wollen es noch einmal deutlich machen. Nehmen Sie uns bitte endlich ernst und schließen Sie mit ver.di einen Tarifvertrag ab, damit wir uns endlich wieder voll aufs Tanzen konzentrieren können.“ Soweit, so huldvoll. Die Zeitbombe des Briefes erfolgt dann erst im letzten Satz, in der scheinbar harmlosen Nennung eines Datums zur Fristsetzung: „Wir erwarten eine verbindliche Aussage… bis zum 25. Dezember 2015.“
Was so arglos klingt, ist im Kontext eine unverhohlene Streikandrohung, und zwar für die beiden angesetzten Vorstellungen vom beliebten „Nussknacker“ am 25.12.2016, dem Ersten Weihnachtstag. „Da reichte die Nennung des Datums, um das klar zu machen“, so Andreas Köhn von ver.di bei der späteren Ausdeutung des Schreibens.
Der Brief verfehlte seine Wirkung nicht, zumal nicht im Zusammenhang mit den Verhandlungen, die Frank Werneke, Stellvertretender Bundesvorsitzender von ver.di, von Berlin aus mit Rolf Bolwin, dem Geschäftsführenden Direktor vom Deutschen Bühnenverein mit Sitz in Köln, führte. Vierthaler erhielt sozusagen Druck von zwei Seiten – und gab nach.
Die hohe Bedeutung der Weihnachtsvorstellungen vom Staatsballett Berlin kann dabei gar nicht genug gewürdigt werden: Sie sind äußerst renommiert, sie gelten als zum Kerngeschäft des ganzen Opernbetriebs gehörend – und ein ersatzloser Ausfall hätte einen starken Imageverlust auch für die Opernstiftung als Ganzes zur Folge gehabt. Da fürchtete dann wohl sogar ein Georg Vierthaler um sein hohes Ansehen, vielleicht sogar um einen seiner gut dotierten Jobs.
Er antwortete den Tänzern denn auch nachgiebig. Und als der Deutsche Bühnenverein auf einer Tarifausschutzsitzung am 14. Januar über ver.di beriet, zeitigte die Sitzung den von ver.di und den Tänzern gewünschten Erfolg. Vierthaler forderte daraufhin den Deutschen Bühnenverein auf, mit ver.di den entsprechenden Vertrag abzuschließen – vor einem Jahr war so ein Vorgang noch undenkbar.
Dass ein diskreter Brief der Tänzerinnen und Tänzer an Vierthaler als Auslöser dahinter stand, wurde allerdings erst jetzt offenbar.
Geheimnisse, Briefe, Intrigen und Konfrontationen spielen übrigens auch in manchen Balletten eine Rolle. Das führt uns gedanklich zurück auf die Bühne.
So zum „Schwanensee“ von Patrice Bart, der weiterhin auch kommende Saison auf dem Spielplan bleibt: Hier wird der junge, in allen Dingen des Lebens unerfahrene Prinz Siegfried ein Opfer der fiesen Machenschaften eines Ministers, der sich am Hof der Prinzenmutter eingeschlichen hat.
Mehr ins Psychologische statt ins Politische spielt hingegen die sich stets regen Publikumserfolgs erfreuende, glamourös-böse Travestie-Fee Carabosse: in „Dornröschen“ von Nacho Duato, ebenfalls auch kommende Saison zu sehen. Iana Salenko ist hier in der Titelrolle immer wieder ein Erlebnis, und auch Polina Semionova als Gaststar riss die Berliner im lachsroséfarbenen Tutu schon zu Bravo-Orgien hin.
Briefe wiederum werden in John Crankos genialem Meisterstück „Onegin“ in dramatischen Schlüsselszenen geschrieben, übergeben, zerrissen, zurückgegeben – auch dieses Hauptwerk eines Ballett-Tycoons bleibt, neben Crankos tragisch endender Romanze „Romeo und Julia“, auf dem Berliner Masterplan.
Die Gastauftritte mit Ersten Solisten vom Stuttgarter Ballett, die schon eine kleine Tradition beim Berliner Staatsballett haben, dürften somit uneingeschränkt ebenfalls weitergehen. Genug Anlass für Fans, zwischen beiden Städten hin- und herzufahren und sich dem Genuss der jeweiligen Hausinszenierungen hinzugeben.
Neu hinzu kommen in Berlin allerdings Stücke von Benjamin Millepied, dem soeben zurückgetretenen Pariser Ballettboss, und von Jean-Christophe Maillot, dem Ballettdirektor aus Monaco, der einst Tänzer bei John Neumeier in Hamburg war. Sie werden die Berliner Ballerinen und Ballerini in moderner Hinsicht noch weit mehr herausfordern.
Beide Choreografen pflegen einen jeweils modernen, akrobatisch inspirierten Stil, der zusätzlich zu Nacho Duatos Formensprache von den Tänzern erst einmal erlernt werden muss. Sie werden es aber schon schaffen – in der jüngeren Vergangenheit lernten sie die flippige „Gaga“-Tanzsprache von Ohad Naharin zum Beispiel ebenso fleißig und erfolgreich zu beherrschen wie die geradlinig-strenge Körpersprache von Jiri Kylián.
Dennoch fällt auf, dass immer mehr zeitgenössische Choreografien in das Berliner Repertoire einströmen. Damit dürfte ein gewisser moderner Ästhetizismus die Linie vom Staatsballett Berlin künftig prägen, zumal auch die immer zahlreicher werdenden Choreografien von Nacho Duato, der 2017 auch kreieren wird, für eine betont modern anmutende Noblesse stehen.
Hofesh Shechter, ein israelischer Choreograf, der sich nach eigener Aussage einem „gesunden Zynismus“ verschrieben hat, wird außerdem ein weiteres zeitgenössisches Stück beim Staatsballett Berlin einbringen, das allerdings eher Außenseiter-Charakter haben wird: mit einer Prise Tanztheater versehen, wird es wohl am ehesten so etwas wie „Avantgarde“ werden. Ob eine klassisch trainierte Compagnie auf modernem Ästhetik-Kurs auch diesen Weg gehen muss, sei dahin gestellt – die Tänzerinnen und Tänzer, von Natur aus neugierig auf Herausforderungen, freuen sich vermutlich sehr auf dieses Experiment.
Das Ballett am Rhein unter Martin Schläpfer (dem ehemaligen Wunschkandidaten der Berliner SPD für Duatos Posten) wird zudem mit einem ebenfalls zeitgenössisch geprägten Gastspiel eine Pretiose aus Schläpfers Werk zeigen, und zwar die Brahms-Arbeit „7“ nach der Siebten Sinfonie des schwermütigen Romantikers. Der Vergleich von Tanzstücken von Duato und Schläpfer ist hier nur anzuraten, er dürfte interessant sein und keineswegs im Sinne eines Gewinners oder Verlierers ausgehen.
Mit der neu gegründeten Ballettschule am Staatsballett hat außerdem der Berliner Kindertanz eine neue Bastion, die allerdings nicht mit der Profiausbildung der Staatlichen Ballettschule Berlin zu verwechseln ist. Letztere wird weiterhin mit Gastauftritten im Schiller Theater ihr Publikum finden, während die „Coppélia“ der Neugründung vorerst mit der Urania als Aufführungsort Vorlieb nimmt (ab April 2016).
Die neoklassizistischen „Jewels“ von George Balanchine sowie weitere Werke des Ballettintendanten Duato runden den Spielplan ab: Von der Klassik über die klassische Moderne bis zum Zeitgenössischen reicht seine Palette, wobei sich der Fokus unübersehbar auf den Tanz von heute verschiebt. Was über die Qualität des zu Sehenden indes schlicht gar nichts aussagt.
„Giselle“, in der bekannten, wirklich sehr gelungenen Inszenierung von Patrice Bart, bleibt aber sicher für viele der renommierte Höhe-, Dreh- und Angelpunkt der Klassik im Berliner Spielplan. Zumindest aus Sicht der Romantiker bzw. der romantisch inspirierten Ballettfans ist dieses von Bart wunderbar stimmig in Szene gesetzte Stück mit seiner phänomenalen Sogwirkung einfach nicht zu toppen.
Die Interpretationen der Titelrolle durch Polina Semionova, Maria Eichwald und Iana Salenko, die alle bereits in Berlin zu sehen waren, sind absolute Weltklasse: Davon kann man nie genug bekommen, auch wenn eine ständige Qualitätskontrolle schon wegen der starken Leistungsanforderungen an das Ensemble sicherlich vonnöten sein wird.
Solchermaßen realisieren sich die Pläne von Nacho Duato und seiner Stellvertreterin Christiane Theobald: ohne große Überraschungen, aber in konsequenter Fortführung der begonnenen Umstrukturierung des Berliner Staatsballetts zu einer betont zeitgenössischen Compagnie.
Eines allerdings kann man nicht unter den Tisch fallen lassen. Was vielen Ballettfans in der Hauptstadt fehlt, ist der Glanz von Galas: Galas mit Stars und Highlights, Galas, an die man sich noch nach Jahrzehnten gern erinnern kann, weil sie Höhepunkte einer ganzen Saison oder sogar eines ganzen Jahrzehnts sein können.
Vladimir Malakhov, Duatos Vorgänger, bewies in den Jahren seines Berliner Wirkens ein großartiges Talent, sich und seine internationalen Kollegen mit collagehaft präsentierten Ausschnitten aus Balletten auf Galas ins richtige Licht zu setzen. Seine „Malakhov & Friends“-Galas blieben bis zuletzt für Berliner Verhältnisse unerreicht, was Stimmigkeit und Ausstrahlung der Veranstaltungen anging!
Hier könnte das neue Staatsballett Berlin vielleicht punkten, wenn es denn den Versuch unternehmen würde, den Begriff „Gala“ ins Moderne zu übersetzen. Schließlich kann man auch ohne „Schwarzen Schwan“ und ohne „Le Corsaire“ eine Glamour-Gala machen!
Nacho Duato schickt, obwohl er persönlich Galas nicht besonders mag, schließlich auch selbst seine Tänzer aus Berlin mit kurzen Stücken aus seinem choreografischen Werk zu Gala-Veranstaltungen in andere Theater.
So brillierte Alexander Abdukarimov als Partner in einem Duato-Pas de deux („Rassamblemant“) auf einer Gala in Kiel in Schleswig-Holstein. Für den aufstrebenden jungen Tänzer ein Heimspiel: Er war früher in Kiel, das an der Ostsee liegt, als Ensembletänzer engagiert. Die Gala-Vorstellung mit dem elegischen Duato-Tanz soll, so wurde mir versichert, denn auch höchst berührend gewesen sein.
Ob und wann das Staatsballett Berlin nun noch einmal streiken wird, kann hingegen niemand mit Sicherheit sagen. Denn nicht alle Forderungen der Tänzer wurden erfüllt. Erfahrene Gewerkschafter sagen in solchen Fällen: „Da geht noch was.“ Und eine Tänzerin vom Berliner Staatsballett sagte mir: „Ich glaube, dass wir immer um Gerechtigkeit kämpfen müssen. Falls nötig, auch wieder mit einem Streik.“
Gisela Sonnenburg
Texte zu weiteren Hintergründen sowie zu einzelnen Repertoire-Stücken vom Staatsballett Berlin hier im ballett-journal.de, unter „Staatsballett Berlin“