Nu isses raus Das Staatsballett Berlin wird weiter streiken – und sich zuvor in einer Diskussion mit der Berliner Rosa-Luxemburg-Stiftung erklären

Die Künstler vom Staatsballett Berlin streiken bald wieder.

Hier läuft eine „Dornröschen“-Probe beim Staatsballett Berlin, aber gestern fiel die Umsetzung des Probenplans im Ballettzentrum aus – wegen einem Warnstreik. Foto: Gisela Sonnenburg

Die Frage ist ganz ernst gemeint: „Warum streiken die denn eigentlich?“ So betitelt die Berliner Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) die öffentliche Gesprächsrunde in ihrem Kulturpolitischen Salon – am kommenden Montag in Berlin-Friedrichshain. Dabei wird man sicher viel über den Tänzeralltag sprechen müssen, aber auch über arbeitsrechtliche Belange von Künstlern. Es stellen sich den Fragen: Tänzerinnen und Tänzer vom Staatsballett Berlin (SBB) sowie vom ebenfalls gewerkschaftlich tätigen Ensemble des Friedrichstadtpalastes (des führenden Berliner Revue-Theaters). Auch mit an Bord des Diskussionsabends: Sabine Schöneburg von ver.di, Wolfgang Brauer von der Linken und Michaela Klingberg vom Kulturforum der RLS. Ich empfehle mal ganz diktatorisch: Hingehen!

Die Künstler vom Staatsballett Berlin streiken bald wieder.

Seit fast einem Jahr verlangen die Tänzerinnen und Tänzer vom SBB eine deutliche Verbesserung ihrer Situation… hier vor einer Bühnenprobe in der Deutschen Oper Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Der aktuelle Stand beim SBB ist übrigens folgender: Mit dem 11. September und dem 16. September versuchte der Geschäftsführer vom SBB, Georg Vierthaler, an zwei Terminen, dem zu fast hundert Prozent bei ver.di organisierten Ballettensemble einen Vertrag mit konkurrierenden, weniger mächtigen Gewerkschaften („Zwerggewerkschaften“) regelrecht aufzudrücken. Die Künstlerinnen und Künstler blieben aber hart und lehnten den Betrug ab – sie reagierten gestern, am 16. September, zudem mit einem erneuten Warnstreik.

Die Künstler vom Staatsballett Berlin streiken bald wieder.

Die Bühne – wie hier die der Deutschen Oper Berlin – bleibt leer, wenn der Streik das einzige legitime Mittel ist, um sein Recht durchzusetzen. Das ist nicht die Schuld der Streikenden, sondern derer, die den Streik provozieren! Foto: Gisela Sonnenburg

Was die Tänzerinnen und Tänzer wollen? Sie wollen nun endlich den schon längst von ver.di mit ihnen ausgearbeiteten Haustarif-Vertrag – und keinen anderen, schon gar nicht mit einer anderen Gewerkschaft als dem von ihnen gewählten Vertragspartner. Doch genau das wird ihnen von ihrem Geschäftsführer immer wieder abgesprochen – und da im Oktober die einjährigen Verträge der Tanzkünstler gekündigt werden können, haben seine Drangsalierungen durchaus die Anmutung von Nötigung.

Die Künstler vom Staatsballett Berlin streiken bald wieder.

Wenn die Scheinwerfer wegen dem Tänzerstreik ausgeschaltet bleiben, muss das Publikum Verständnis dafür haben. Das hat mit demokratischer Verantwortung des Einzelnen zu tun! Foto: Gisela Sonnenburg

Andreas Köhn, der zuständige ver.di-Fachbereichsleiter, sagt es so: „Die freiheitlich-demokratische Grundordnung scheint im Staatsballett Berlin nicht zu gelten.“ Nu isses raus! Köhn weiter: „Der Arbeitgeber darf nicht bestimmen, mit welcher Gewerkschaft seine Angestellten reden und mit wem sie Tarifverträge schließen sollen.“ Das betrifft unsere Gesellschaft im Kern – und somit alle, die sich für Ballett interessieren.
Gisela Sonnenburg

Diskussion über Ballett und Streik: Montag, 21. September, 18 Uhr, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 1. OG, Berlin-Friedrichshain

Es ist aber auch ganz wichtig, Vorstellungsbesuche beim SBB einzuplanen – und Verständnis zu haben, wenn die Tänzerinnen und Tänzer streiken. Die Homepage vom SBB gibt die Streiktermine bekannt, sobald sie feststehen – und schon gezahltes Ticketgeld wird unkompliziert erstattet.

www.staatsballett-berlin.de

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