Mit den Insignien der Magie Berlin im Glanz: Nadja Saidakova und Jason Reilly tanzten „Onegin“, wie John Cranko es gewollt hätte – zum Bühnenabschied der bedeutendsten Primaballerina vom Staatsballett Berlin

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja Saidakova: eine große Künstlerin, geliebt und verehrt vom Berliner Publikum. Hier nach „Onegin“ im Applaus-Orkan. Foto aus dem Schiller Theater in Berlin: Gisela Sonnenburg

Standing Ovations. Applaus, Schreie, Johlen, Rufe. Immer wieder. Das Schiller Theater in Berlin – ein einziger Bravo-Orkan! Eine halbe Stunde lang hatten die Techniker nach der „Onegin“-Vorstellung am Freitag damit zu tun, den Vorhang für den Schlussapplaus zu öffnen und zu schließen. Er galt: Nadja Saidakova. Dieser einzigartigen und einzigen Primaballerina nach Eva Evdokimova und Steffi Scherzer, die Berlin zur Weltballettmetropole machen konnte, ohne sich an den Kommerz zu verraten. „Sich treu bleiben – und dabei glücklich sein!“ Das verriet Saidakova beim anschließenden Empfang als ihr Künstler- und Lebensmotto. Zuvor hatte sie mit dem superben, wirklich alles gebenden Jason Reilly (als Gaststar aus Stuttgart) und einem ebenfalls tadellos und auf höchstem Niveau tanzenden Staatsballett Berlin (SBB) eine Vorstellung abgeliefert, von der man noch in Jahrzehnten sprechen wird. Legendär.

John Cranko hat mein volles Mitleid, weil er diese Aufführung nicht erleben konnte. Der 1973 viel zu früh verstorbene Choreograf schuf mit „Onegin“ sein absolutes Meisterwerk – und wenn eine Ballerina dafür geschaffen wurde, um die weibliche Hauptrolle der Tatjana zu tanzen, dann Nadja Saidakova.

Man wünscht sich sogar – so tief hat Nadja den Geist der Puschkin’schen Figur verinnerlicht und so stark atmet sie den Esprit neoklassisch-modernen Balletts – dass sie und Jason Reilly auch beim Hamburg Ballett in John Neumeiers Stück „Tatjana“ in den Hauptrollen gastieren könnten – zu spät, denn Saidakova hat hiermit ihren Bühnenabschied genommen, um einer Zukunft als Ballettmeisterin in Berlin entgegen zu sehen.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Jason Reilly und Nadja Saidakova beim schier endlosen Schlussapplaus nach „Onegin“ mit dem Staatsballett Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Im Grunde genommen ist sie ja schon Ballettmeisterin, sie arbeitet bereits als solche beim SBB, und sie beherrscht diese spezielle Kunst der Weitergabe und der Inspiration, des Dirigats und der Hervorbringung höchster Qualität, als sei sie auch dafür ganz naturgemäß erschaffen.

Vielleicht lag es sogar daran, dass ihr Bühnenpartner Jason Reilly – der schon so oft in seinem ausgefüllten Tänzerleben ein hervorragender Onegin war – sich an diesem Abend nochmals gesteigert hatte.

Und zwar ohne anders als äußerst authentisch, ja nachgerade diskret zu brillieren – mit einer Wahrhaftigkeit und einer Motivation, die ganz von innen kamen.

Und: Mit einer Männlichkeit, die man zu schmecken glaubte, wenn er sich in seinen Soli als weltsüchtiger Lebemann namens Eugen Onegin offenbarte, aber auch, wenn er in den Pas de deux höchst lustvoll all jene geschmeidigen Liebhabergesten spendete, die Frauen so gerne haben.

Kokett war dieser Onegin dennoch nicht. Jason Reilly ließ keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Rolle – und daran, dass auch dieser Hasardeur, wie alle echten Helden, im Grunde aus einer Art innerer Notwehr handelte.

Ja, möglicherweise hat Nadja Saidakova auch hier segensreich gewirkt.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja Saidakova trennt sich symbolisch von den Schuhen, die für eine Ballerina alles sind… nach der Vorstellung von „Onegin“ auf der Bühne vom Schiller Theater in Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Und dann war da noch dieser rituelle Moment des Abschiednehmens.

Als Nadja, mitten im Meeresrauschen des Applauses, auf der Bühne ein Stück weit nach vorne kam, niederkniete, an ihren Schuhen nestelte, um diese, die Bande lösend, einen nach dem anderen auszuziehen. Es gab wohl niemandem im ganzen Theater, der da nicht eine Gänsehaut verspürte.

Da stand sie, die magischen Insignien einer Ballerina in den Händen – um diese mit so viel Freude und so viel Schmerz behafteten Abzeichen ihrer hart errungenen künstlerischen Siege für immer niederzulegen.

Die symbolische Kraft dieses Akts hatte eine immense Wirkung, machte einem die ganze Tragweite der Entscheidung eines Menschen, Tänzer zu werden, deutlich. Denn mit dieser Entscheidung wissen die jungen Leute schon, dass es eines Tages einen Bühnenabschied geben wird.

Die wenigsten können diesen dann so glamourös genießen wie Nadja Saidakova und ihr Publikum in Berlin – umso ehrenvoller war es, dass Nadja ihren ganzen Berufsstand huldigte, als sie, die Spitzenschuhe weit vor sich, barfuß den weiteren Applaus mit vielen Verneigungen und Gesten empfing.

Die ganze Anmut, die sie schon während der Aufführung in sich vereinte und mit der sie wie schwebend wirkte, ist ihr auch jetzt noch zu eigen wie eine Aura oder ein unsichtbares Polster, das leichter als Luft ist und sie trägt.

Es ist für mich unmöglich, jetzt bei der Erinnerung daran nicht wieder zu weinen; gut nur, dass ich mich nicht, wie Tatjana in der zweiten Szene des ersten Akts, über ein mit Tinte zu beschreibendes Blatt beugen muss. Die Schrift würde von den Tränen zum Zerfließen gebracht.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Sie lächelt wieder: Nadja Saidakova verabschiedet sich in ein Leben als Ballettmeisterin beim Staatsballett Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Das kommt davon, wenn man die erste Szene des ersten Akts übergehen will! Sowas geht natürlich nicht, erst recht nicht, wenn sie so fantastisch und detailreich stimmig getanzt und gespielt wird wie in dieser Aufführung.

Was war das für ein Abend!

Als der Gaze-Vorhang zu Beginn hoch geht, sieht man links junge Mädchen im Takt nähen, während die junge Tatjana rechts bäuchlings lesend auf dem Boden liegt. Man spürt den lauen Sommernachmittag, den diese Gesellschaft im Garten verbringt.

Nadja Saidakova ist hier so jung wie ein Backfisch, sie strahlt das Naive aus, ohne es künstlich aufzusetzen. Sie IST ein junges, unerfahrenes, etwas naseweises Ding hier. Ganz unaufgeregt wirkt ihre Tatjana, sie erwartet ja auch nichts an diesem Tag, außer einen spannenden Fortgang des Romans, den sie gerade liest.

Ihre Schwester Olga – Ksenia Ovsyanick tanzt sie ganz zauberhaft und zeigt damit zudem bereits ein Arbeitsergebnis von Saidakova als Ballettmeisterin – versucht hingegen, Tatjana einzubeziehen in die Vorfreude auf Besuch, denn Olgas Verlobter Lenski (wie immer hierin vereinnahmend, so charmant, wehmütig und lyrisch: Dinu Tamazlacaru) wird kommen.

Und Ovsyanick als Olga und Tamazlacaru als Lenski tanzen dann auch so beflissen-sanft miteinander, so fröhlich-erhaben und so voller Lebensfreude, dass man sich fast in einer Operette wähnt.

Aber der Titelheld, ach! Onegin! Er ist eine Erscheinung, als er auftritt!

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Jason Reilly beim Schlussapplaus nach der fantastischen „Onegin“-Vorstellung vom 19.5.2017 beim Staatsballett Berlin. Wir danken auch ihm! Foto: Gisela Sonnenburg

Jason Reilly bringt wirklich alles mit, was diese schwierige Partie benötigt. Er ist souverän von Grund auf – und der Hochmut des Onegin gelingt ihm als glaubhafter Ausdruck von Weltschmerz und eben nicht als oberflächliche Arroganz.

Welche Süße und welche Bitternis verheißt solch ein Mann!

Nadja Saidakovas Tatjana spürt sofort die ambivalenten Energien, die von diesem Onegin ausgehen – kaum, dass sie ihn zufällig im Spiegelbild erblickt. Da ist es aber schon zu spät, er steuert auf sie zu, und sein Blick, der ihr aus dem kleinen Frisierspiegel entgegen schlug, hat sie bereits hypnotisiert. Sie erschrickt. Oh, und sie hat Grund dazu…

Ihre Mutter Madame Larina – mit fürsorglicher Anmut von Barbara Schroeder getanzt (auch sie im Hauptberuf Ballettmeisterin) – muss das arme Kind beruhigen.

Aber Onegin folgt seiner Beute, bietet Tatjana den Arm an – ach, er tut ganz arglos, als er sie von der Bühne führt.

Als lebenserfahrener Macho muss er ihr nun ein Stück von sich zeigen.

Sein Solo entblößt seinen Weltverdruss, seine innere Sehnsucht nach einer anderen Erfüllung. Jason Reilly tanzt exquisit. Da ist keine Verzögerung, keine Langatmigkeit, aber auch keine Hektik in diesem virtuosen kleinen Stück voller Ausdruckskraft.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Ein Winken ins Publikum: Nadja Saidakova und KollegInnen beim Schlussapplaus nach „Onegin“ im Schiller Theater. Foto: Gisela Sonnenburg

Reilly tanzt es geradeaus, hingegeben, aber nicht unkontrolliert. Und wenn er die rechte Hand wehmütig an die Stirn führt – das ist die typische Onegin-Geste – dann ist es so, als würde er sich bei sich selbst darüber beklagen, dass er sein Leben nicht sinnvoller zu führen vermag.

Reilly hat dabei eine vorbildliche Haltung, seine Tours en l’air sind ohnehin exzellent, seine Arabesken elegant und gerade.

Nadja als Tatjana sieht ihm mit großen Augen zu. Welch Mannsbild. So Einer kam ihr noch nicht unter. Sie betrachtet ihn wie einen exotischen Vogel. Fast hat sie noch immer Angst vor ihm.

Aber Onegin kann auch ganz anders sein als nur hochmütig. Er kann lieb sein, so wie jetzt. Wie er sich ihr annähert, wie er sie hebt, wie er ihr zeigt, was eine Frau fühlen kann, wenn ein Mann sie berührt – das hat den Schmelz und die Beharrlichkeit des raffinierten Verführers.

Oh, und er trifft bei Tatjana voll ins Schwarze. Was man kaum für möglich hielt – nämlich dass dieser unreife Bücherwurm sich vollends verknallt – geschieht hier wie mikroskopisch vergrößert vor unseren Augen.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja Saidakova und Ensemble beim Schlussapplaus nach ihrem Bühnenabschied. Foto: Gisela Sonnenburg

Welch Glück in Nadjas Gesicht und Körper erstrahlt, als er sie hebt und über sich stellt, aus ihr für Sekunden eine wahre Dame machend! Und welche Sinnlichkeit sich in ihren zarten Gliedern ausbreitet… die Beine werden auf einmal ganz agil, ganz geschmeidig, und die Arme verwandeln sich scheins zu im Wind wehenden Zweigen…

Er weckt ihre Natur. Onegin weckt die Lust in Tatjana – und noch nie habe ich das bei einer Aufführung so schön und so genau erkennen können wie hier.

Dabei hatten die beiden – Reilly und Saidakova – insgesamt nur knapp eine Woche Zeit, um das ganze Stück zusammen zu proben. Sie hatten vorher noch nie gemeinsam getanzt.

Aber sie sind beide mit sich wie mit anderen wie mit „Onegin“ sehr erfahrene Künstler, und bei einer solchen Konstellation ist es wohl möglich, dass in wenigen Stunden das entsteht, was sonst in wochenlanger Feinarbeit austariert und justiert werden muss.

Na gut, ich gebe zu: Es ist mir ein Rätsel, wie die beiden es so schnell schafften, ein solches Bühnenpaar zu werden!

Sollte da nicht doch Magie im Spiel sein?

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja, die Magische: La Saidakova beim Ade von ihrem Berliner Publikum. Foto: Gisela Sonnenburg

Ach, Saidakova, die Magische, sie würde wohl milde lächeln, wenn ich ihr damit käme. Sie hat diese Kraft, mit ihrem Tanz zu zaubern, natürlich. Aber sie hat auch die große Willenskraft und Disziplin, total hart zu arbeiten.

Nacho Duato, Berlins Ballettintendant, wird es später beim Empfang zu Nadjas Ehren erzählen: Wie er sie morgens, noch vor dem täglichen Tänzertraining, bereits beim Konditionstraining sah, seilhüpfenderweise und beinhart gegen sich selbst.

Anders wäre es nicht möglich gewesen, dass sie ihre eigene Prophezeiung erfüllte: „Während es für die Darstellung der Olga gut ist, jung und jünger zu sein, ist es für die Darstellung der Tatjana besser, älter und noch älter zu sein!“

45 Jahre ist sie, im besten Frauenalter – aber für eine Ballerina ist es fast unmöglich, mit Mitte 40 eine in „jugendlicher“ wie in technischer Hinsicht so schwierige Rolle wie die der Tatjana in Crankos „Onegin“ zu tanzen.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nach „Onegin“, als der Applaus auf sie nieder prasselte: Nadja Saidakova und Jason Reilly. Foto: Gisela Sonnenburg

Als er das Stück in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts kreierte, mit Marcia Haydée als Tatjana, war diese noch keine 30. Viel zu jung für die Rolle, denkt man, wenn man jetzt Saidakova sieht. Aber dabei vergisst man Eines: Auch Saidakova fiel nicht als Tatjana vom Himmel.

Seit 2003, seit fast fünfzehn Jahren hat sie die Rolle getanzt. Ihre Lebensrolle. Die Tatjana ist eine Frauenfigur in einem Stück, mit dessen literarischer Vorlage Nadja in Russland – eigentlich in der Sowjetunion – aufwuchs (www.ballett-journal.de/staatsballett-berlin-nadja-saidakova/ ).

Immer wollte sie sie tanzen. Schon, als sie nur die Oper „Eugen Onegin“ von Peter I. Tschaikowsky kannte. Und als Nadja erfuhr, dass es dieses Ballett von Cranko gibt, da wollte sie erst recht Tatjana darstellen.

Tief in ihrem Herzen war sie Tatjana schon…

Als diese am Abend des ersten verliebten Tages im Bett liegt und nicht schlafen kann, sich noch bei der Amme (köstlich putzig sich bekümmernd: Charlotte Butler) erleichtert, schließlich noch mal aufsteht, um an Onegin einen Liebesbrief zu schreiben – da ist es, als sei diese Tatjana ewig jung und verliebt, hingerissen von diesem Gefühl des Überschwangs und der Euphorie: der emotionale Ausnahmezustand als permanente Revolution der Seele.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja Saidakova nahm mit „Onegin“ am 19.5.2017 ihren Bühnenabschied. Foto vom Schlussapplaus aus dem Schiller Theater in Berlin: Gisela Sonnenburg

Aus dem Spiegel – dieses Mal ist es kein kleiner Tischspiegel, sondern ein wandhoher Standspiegel – tritt denn auch, wer sonst, der Geliebte: als Chimäre, als Geist, als Traumbild.

Jason Reilly macht das mit der gleichen Frische und Zuwendung, wie er sich zuvor auf dem Spaziergang Tatjana gegenüber öffnete. Ein bestrickender Mann, dieser Onegin, fürwahr… erst recht im Jungmädchentraum!

Der Pas de deux, den Saidakova und Reilly jetzt tanzen, strotzt denn auch nur so vor Energie und Erregung, vor Harmonie und Herz. Vor Hoffnung, vor Glück.

Kein Zweifel: Es ist das, wofür es sich lohnt zu leben, es ist dieses Gefühl der Liebe, das uns antreibt und aufrecht hält, und ob es uns direkt zum Traualtar oder doch nur wieder in die heimische einsame Kemenate führt, ist erstmal total egal.

Die Hebungen, Balancen und Pirouetten absolvieren Reilly und Saidakova übrigens so makellos schön, dass man gezwungen ist, davon fortan zu träumen.

Kerzengerade steht sie über ihm am höchsten Punkt ihres Traums, als er sie auf seiner hochstreckten Hand sitzen lässt. Und sie ist so frei dabei und glücklich und verliebt – nein, es ist nicht schade, dass es nur ein Traum ist. Es ist gut, dass es überhaupt ist!

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Die Primaballerina noch einmal beim Schlussapplaus: Nadja Saidakova im Schiller Theater in Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Als Tatjana aufwacht, am Boden liegend, ist sie verwirrt. Sie erkennt sich selbst nicht wieder, sie läuft zum Spiegel – aber da ist nur ihr (von einer anderen Tänzerin getanztes) Spiegelbild.

Alles fällt ihr wieder so ein, wie es war. In ihrer unzensierten Fantasie. Und nachdem sie den Brief unterzeichnete und ihn der Amme mitgab, nimmt sie die entzückende Pose der verliebten Träumerin ein, mit einem Tendu rückwärts verknüpft, den rechten Arm traumverloren in die Höhe reckend… das Köpfchen wie ein Kätzchen haltend, wie mit der Luft schmusend.

Ach!

Und dabei war noch so vieles im ersten Akt, das zu erwähnen ist. Wie die fantastischen, russisch-folkloristischen Sprünge der Jungs – danke, Boys! In meinen Gedanken springt ihr noch immer, hey!

Und dann gab es wieder diese hervorragenden Spagatsprünge der Damen an den Händen ihrer Herrn zu sehen. Wowowowow.

Es ist schier unfasslich, wie das Staatsballett Berlin jedes Mal aus dieser ohnehin schon tollen Nummer in „Onegin“ so viel zu machen vermag. Ja, man springt sie auch in Stuttgart und am Bolschoi in Moskau recht schön. Aber in Berlin schafft es das Ensemble, dass die Damen hier absolut synchron, in sehr gleichmäßigem Abstand und dennoch so autonom wie Solistinnen die seriellen Grands jetés absolvieren.

Das ist eine Visitenkarte eine Compagnie, wie man sie weltweit so nur einmal findet!

Ich gestehe, dass ich jedes Mal, wenn ich in Berlin den „Onegin“ sehe, denke, dass die TänzerInnen es dieses Mal vielleicht nicht so schön schaffen. Und wie froh bin ich, dass diese Erwartung enttäuscht wird!

Ein extragroßes Dankeschön darum ans Ensemble vom Staatsballett Berlin dafür – und auch an sein ganzes Ballettmeisterteam, ohne welches diese Leistungen und dieses Vergnügen gar nicht denkbar wären!

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Viele Bravos für die Künstler! Schlussapplaus mit Dirigent Wolfgang Heinz (mittig) im Schiller Theater nach „Onegin“. Foto: Gisela Sonnenburg

Und auch die Staatskapelle Berlin unter Wolfgang Heinz gehört gelobt, denn die Musik von Tschaikowsky, kongenial bearbeitet von Kurt-Heinz Stolze, konnte den Genuss nur nochmals erhöhen.

Aber wir müssen nun in den zweiten Akt, in jenen, in dem das tragische Geschehen seinen Anfang nimmt.

Dabei sollte doch alles so fröhlich sein! Tatjanas Geburtstag wird nämlich gefeiert, und sie brennt darauf, den Mann aus ihren Träumen wiederzusehen.

Aber ach, ihr Liebesbrief ging ja sowas von nach hinten ab…

Während die anderen glücklich im Walzertakt schunkeln – und da darf auch die Seniorengeneration nicht fehlen – und während andere Paare sich finden oder wiederfinden, begegnet Onegin Tatjana mit ungehaltener Wut.

Als sie unter sich sind, gibt er ihr den Brief nicht nur zurück, sondern zerreißt ihn in ihre Hände hinein – eine demütigende Geste, ungeduldig und aggressiv.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Mit Tränen der Rührung… aber auch mit ihrem berühmten Lächeln: Nadja Saidakova beim Bühnenabschied im Berliner Schiller Theater. Foto: Gisela Sonnenburg

Warum? Weil der wilde Hund Onegin sich nicht von einem kleinen Mädchen an die Leine legen lassen will. Er hatte ihr seine Weltsicht ja in seinem Solo erklärt. Seine Lebenssucht. Auch seinen Lebensüberdruss. Sein unbürgerliches Lebensgefühl.

Für eine Ehe ist darin nun wirklich kein Platz. Für romantische Schwärmerei ebenfalls nicht. Hatte sie das nicht verstanden?

Es kränkt ihn, dass sie ihn so missverstand und einen Verehrer aus ihm machen will. So nicht, liebe kleine Tatjana, so nicht!

Aber sein Vorgehen ist herzlos.

Doch noch gibt die verliebte Maid nicht auf. Als die anderen tanzen und sich vergnügen, sitzt Onegin gelangweilt am Tisch und legt eine Patience. Tatjana rückt an. Nimmt all ihren Mut zusammen und tanzt ein Solo voll von femininer Ehrerbietung.

Sie tanzt es nur für ihn. Es ist so schwer, das zu tun, als Ballerina – denn Tatjana springt hier über ihren Schatten, vergisst noch einmal, was für ein Scheusal dieser Mann doch schon war. Ihr Gefühl für ihn ist so stark, sie begehrt ihn so sehr – doch da springt er wütend auf, Jason Reilly muss das gar nicht ganz tun, nur halb erhebt er sich ruckartig, mit der Hand flach auf den Tisch hauend. Was für eine Belästigung ist es für ihn, dieses verliebte dumme junge Ding!

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Tränen gehören dazu: Nadja Saidakova beim letzten Applaus nach „Onegin“ im Berliner Schiller Theater. Foto: Gisela Sonnenburg

Tatjana erschickt. Welche Frustration! Und das an ihrem Geburtstag…

Und damit nicht genug. Um ihr zu zeigen, was er kann, um Tatjana weiterhin zu erniedrigen, flirtet Onegin jetzt rückhaltlos mit Olga. Ach, was für ein Walzergefühl hat er doch…

In Lenski schwillt die Eifersucht. War Onegin bisher sein Freund – man weiß nicht so genau, in wievielen Hinsichten – so wird er jetzt sein Rivale.

Und Olga, die unerfahrene, lebenslustige Olga, sie hat keine Ahnung, was für Fantasien ihr unbedarfter lockerer Tanz mit Onegin in Lenski auslöst.

Der sieht sie schon fremd gehen. Und dreht durch. Er ohrfeigt Onegin und fordert ihn zum Duell. Da, der Handschuh, hingeworfen vor die Füße des Dandys – Onegin hebt ihn auf. Der junge Poet Lenski will es nicht anders.

Bei Mondschein nimmt er Abschied vom Leben. Dinu Tamazlacaru tanzt dieses Solo weniger todessüchtig als vielmehr wehmütig. Sein Lenski ist keiner, der sich überschätzt. Sondern einer, der ohne gesellschaftliche Ehre nicht leben kann.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Formvollendet: Nadja Saidakova und Jason Reilly beim Schlussapplaus nach „Onegin“ im Berliner Schiller Theater. Foto: Gisela Sonnenburg

Onegin erscheint. Jason Reilly ist unglaublich. Er füllt diesen Onegin mit all den Gefühlen, die sich in diesem jetzt mischen. Noch einmal hofft er, dass sein ehemaliger Freund Lenski auf das Duell verzichtet. Aber er will offenbar sterben. Dann ist er selbst schuld.

Onegin schlägt sich wütend auf die Schenkel. Seine Pirouetten bezeugen seine Tatkraft. Los geht’s. Auf Leben und Tod.

Lenski fällt. Die Frauen jammern. Olga und Tatjana fühlen sich ihrer Zukunft beraubt. Onegin kommt zu ihnen – noch einmal sehen er und Tatjana sich an. Onegin bricht zusammen.

Der dritte Akt beginnt zehn Jahre danach. Fürst Gremin, ganz hervorragend dargestellt von Alexej Orlenco, hat sich dieses interessante Mädchen Tatjana als Frau geholt. Orlenco hatte schon im ersten Akt etwas getan, was nicht jedem Gremin vergönnt ist: Er hat Eindruck gemacht. Er stand nämlich schon damals da wie ein ganzer Kerl, stattlich, sehr stattlich.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja Saidakova und Jason Reilly beim Schlussapplaus nach ihrem absoluten „Wow-Onegin“ im Berliner Schiller Theater. Foto: Gisela Sonnenburg

Jetzt kommt er mit seinem alten Freund Onegin herein. Lange haben sie sich nicht gesehen. Dass Gremin zwischendurch Hochzeit feierte, ging an Onegin irgendwie vorbei. Er versucht, diese bürgerlichen Fesseln ohnehin zu ignorieren, wenn er nur kann.

Wie sie Seite an Seite eintreten, ist bereits ein Augenschmaus. Der flirrende, egozentrische Onegin – und der selbstsichere, souveräne Gremin.

Dann tanzt Onegin noch einmal in Gedanken mit den Frauen seines Lebens. In seiner Erinnerung verschmilzt sein ganzes Dasein zu einer einzigen Ballszene, in der er der einzige Mann unter vielen schönen Damen ist. Der Hahn im Korb sein.. Kein ganz untypischer Männertagtraum…

Die Realität erwischt Onegin dann ganz kalt. Denn da ist sie – Tatjana! Aber wie! Aus dem kleinen, unbedarften Mädchen wurde eine selbstsichere, schöne Lady.

Und wie sie jetzt tanzt! Als Partnerin von Gremin ist sie das Highlight einer jeden festlichen Gesellschaft.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja Saidakova – eine magische Frau mit magischen Händen. Ade, Nadja – und bis bald! Foto vom Schlussapplaus aus dem Schiller Theater: Gisela Sonnenburg

Harmonisch und liebevoll wenden sich Gremin und Tatjana einander zu, in jeder Hebung, jeder Drehung aufs Neue. Wie vertraut und doch respektvoll sie miteinander umgehen!

Ihr „Roter Pas de deux“ – benannt nach dem roten Kleid Tatjanas, das in der Berliner Version dank der Kostümentwürfe von Elisabeth Dalton dunkelrot ist – becirct vollends.

Und Onegin?

Onegin umschleicht das Paar wie ein hungriger Wolf. Was ist das, was er da sieht? Ist das Liebe? Ist dieses einstige Mädel in den Jahren ihrer Ehe eine sexuell derartig attraktive Person geworden? Er traut seinen Augen kaum, er kann aber nicht widerstehen.

Er will sie sehen, sprechen, sie verführen. Er schreibt ihr einen Brief, kündigt seinen Besuch bei ihr an. Sie bittet den Ehemann, dabei zu sein. Doch der geht, hat Geschäfte vor. Weiß er, dass der Frieden seiner Ehe in Gefahr ist? Er war doch damals, im zweiten Akt, an Tatjanas Geburtstag mit dabei und walzerte mit Tatjana, während Onegin fatalerweise mit Olga flirtete.

Aber irgendwie lernen die Männer ja nie aus solchen Dingen.

Vielleicht will Gremin aber auch, dass Tatjana sich allein und selbständig für ihn entscheidet. Wenn sie diesen Windhund Onegin wirklich haben will – dann hat er sich eben in ihr geirrt. So, wie Gremin sie kennt, bleibt sie aber bei ihm, komme, was wolle. Sie kommen ja wirklich sehr gut miteinander aus.

Er hat sich nicht in ihr getäuscht. Aber es wird knapp werden, ganz knapp… mit Jason Reilly als Onegin allemal.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Auch Vladimir Malakhov kam mit Blumen auf die Bühne zu ihr: Nadja Saidakova beim Bühnenabschied im Schiller Theater. Foto: Gisela Sonnenburg

Die Spannung steigt. Nadja Saidakova hält Onegins Brief in den Händen. Ach, er bereitet ihr Kummer und Zwiespalt.

Aber ihrem Mann hat sie den Brief nicht gezeigt. Er ahnt wohl wirklich nichts von ihren Nöten.

Onegin kommt. Sie hat ihn gespürt, wie er Anlauf nahm. Diese Verbindung zwischen ihnen – sie ist so stark!

Die Musik kündigt ihn an… da ist er.

Und er senkt den Kopf. Rennt dann zu ihr. Umfängt sie mit den Armen, ohne sie zu berühren.

Er sinkt nieder, bleibt zu ihren Füßen. Aber seine Hand sucht und findet die ihrige. Er hält sie fest. Sie will fort. Er folgt ihr.

Flugs steht er neben ihr. Hand in Hand stehen sie da, er sieht beschämt zur Seite. Führt sie dennoch. Wie leicht sie sich in seinen Rhythmus einschmiegt!

Sie geht. Er umfängt sie. Küsst sie auf den Hals, auf die Schultern. Er hält sie fest. Sie geht. Er umfängt sie. Immer wieder.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja Saidakova, Ballettintendant Nacho Duato und seine Stellvertreterin Christiane Theobald auf dem Empfang zu Nadjas Ehren nach ihrem letzten „Onegin“ im Schiller Theater in Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Dann setzt er sich vor ihr auf den Boden, reicht ihr die Hand.

Oh, und was sind Saidakova und Reilly jetzt für ein bildschönes Paar!

Welche Wogen durchfluten sie! Sie beugen sich, ihre Körper verlangen einander.

Die nächste Hebung ist mit Drehungen versehen. Sie sind auf dem Weg in ein Paradies aus Erotik…

Saidakova tanzt all das wie ein Reh, so flink, so geschmeidig, so scheu, wenn es angebracht ist. Aber auch so leidenschaftlich, wie eine große Liebende es nur vermag.

Reilly drängt, aber er ist auch ein Getriebener. Dieser Onegin und diese Tatjana: Sie sind beide kaum noch Herr ihrer Sinne.

Aber das Tänzerpaar, das weiß, was es tut! Nichts geht daneben, nichts wackelt. Zwei Weltkoryphäen des Balletts sind ganz bei sich und in den Rollen. Ein Augenschmaus!

Sogar den „Hexensprung“, den fliegenden vertikalen Spagat Tatjanas, vollführen die beiden ohne Problem. Ah!

Die Choreografie ist ja so verzwickt, so diffizil. Aber Nadja und Jason lassen keinen Zweifel daran, dass sie sie erstens beherrschen und sie ihnen zweitens unbändigen Spaß macht.

Und fast, ja, beinahe kriegt Onegin Tatjana rum. Sie ist ja doch wie Wachs in seinen Händen…

Aber da. Sie besinnt sich. Da hat er schon nicht mehr mit gerechnet. Sie erwischt ihn eiskalt. Nein, sagt ihr Körper auf einmal, Schluss jetzt. Du bist es nicht wert. Du musst gehen.

Er kann es kaum fassen. Sie schickt ihn weg? Sie, die ihm mal so bodenlos hinterher gerannt ist? Sie, die er eben noch fest in den Händen hielt und heben und drehen konnte, wie es ihm beliebte?

Die Gala des Étoiles 2017 lockt nach Luxemburg

Die Gala des Étoiles lockt nach Luxemburg: am 20. und 21. Mai 2017 findet hier das Spitzentreffen vieler verschiedener Ballettsuperstars statt. Zu den Tickets geht es hier: www.luxembourg-ticket.lu/fr/8/eid,10227/gala-des-%C9toiles-2017.html Nicht verpassen! Foto: Press Photo

Ja, sie weist ihm den Weg zur Tür. Dort ist der Ausgang. Sofort!

Und sie erspart ihm nicht mal das Zerbröseln seines Briefes. Damit er weiß, wie das ist. Wenn das eigene Herzblut in Fetzen zerrissen wird.

Er muss fliehen, und er rennt hinaus, zu den sturmverkündenden Klängen des Orchesters. Jetzt ist die Welt sein Unglück, jetzt ist sein Herz gebrochen, Onegin wird nie mehr Onegin sein…

Aber sie ist auch noch nicht durch mit der Sache. Sie kämpft mit sich. Soll sie ihm nicht doch noch rasch folgen? Noch könnte sie ihn einholen. Tatjana rennt hin und her wie ein Tier im Käfig.

Sie würde Gremin so tief verletzen. Ihn desavouieren.

Und Onegin? Was hätte er ihr zu bieten? Außer Sex? Würde die Liebe halten?

Sie wären ein gesellschaftlich geächtetes Paar. Und wäre er treu?

www.luxembourg-ticket.lu/fr/8/eid,10227/gala-des-%C9toiles-2017.html

Lachen, Weinen, Lachen, Weinen… so ein Bühnenabschied ist für alle ergreifend. Nadja Saidakova im Schiller Theater nach „Onegin“. Foto: Gisela Sonnenburg

Aber ach, es ist Onegin. Es ist Liebe. Ihre erste große Liebe. Wahrscheinlich ihre einzige Liebe, wenn Liebe das ist, was einem schier den Körper zerreißt vor Begehren.

Sie kämpft mit sich. Nadja Saidakova als Tatjana ist wie ein Sperrfeuer. Es brennt und lodert, es knistert und zischt – aber sie will sich selbst besiegen.

Ein Weinkrampf schüttelt sie, sie hält die Hände vors Gesicht. Dann führt sie die Hände langsam nach vorn.

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Sie ballt die Fäuste.

Langsam senkt sie die Unterarme. Die Fäuste bleiben geballt.

Ihre Vernunft siegt über den Unterleib. Sie bleibt Tatjana. Sie verlässt nicht ihr Universum. Sie bleibt bei Gremin. Bei sich. In ihrer Welt. Es ist zum Heulen schön und traurig gleichermaßen.

Was diese Tatjana so verzaubern lässt, ist Saidakovas großartiges Spiel. Nein. Ihr großartiges Sein.

Dabei ist sie privat ganz anders. Sie liebt ihren langjährigen Freund, den Berliner Ballerino Vladislav Marinov, von Herzen, und sie hat keine emotionale Leiche im Keller.

Auch Jason Reilly, der dank der wunderbaren Anna Osadcenko in Stuttgart gerade Vater wurde (herzlichen Glückwunsch!), ist kein Onegin, wenn er ihn nicht gerade tanzt.

Aber wenn diese großen Künstler – und das macht ihre Kunst aus – in ihren Rollen sind, dann leben sie diese, dann denken, fühlen, handeln sie wie ihre Figuren.

Die Sprache, in der sie das tun, ist das Ballett – eine ganzheitliche Körpersprache, die Darsteller und ihr Publikum zu verbinden weiß wie keine andere Kunstart.

Der Schlussapplaus nach dieser aufwühlenden, ergreifenden Vorstellung am Freitag, dem 19. Mai 2017, zeigte das einmal mehr.

Und dann die Blumen! Blumen über Blumen.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Freude auf dem Empfang nach der Vorstellung: Nadja Saidakova, auch hier mit Blumen im Arm… Foto: Gisela Sonnenburg

Nacho Duato gratulierte ihr auf der Bühne ebenso wie sein Intendanzvorgänger Vladimir Malakhov, der Nadja seit langem kennt und der sie in Berlin zur großartigen Allround-Primaballerina entwickelte. Ein feiner Zug, dass er gekommen war!

Auch auf der anschließenden Feier kamen Freunde und Weggefährten von Saidakova zusammen, darunter Patrice Bart.

Dessen „Schwanensee“- und „Giselle“-Inszenierungen befinden sich im Repertoire des Berliner Staatsballetts. Bart, früher Assistent von Rudolf Nurejew, prägte in Nadja das Französische der Ballettkunst. Ihre russisch-klassische Herkunft erhielt damit, wenn man so will, das Tüpfelchen auf dem „i“.

Es wurden Reden gehalten und Sekt schnabuliert. Gespräche und Umarmungen besiegelten, was alle dachten: Dass man gemeinsam einer der bedeutendsten Ballettaufführungen, die Berlin je gesehen hat, beiwohnen durfte.

Dank an alle, die diese ermöglichten!

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Eine Künstlerin, die sich selbst treu ist: Nadja Saidakova beim Ade vom Publikum in Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Dank vor allem an Nadja Saidakova, die Berlin damit das größte Geschenk machte!

Ein Souvenir aus dieser Abschiedswelt wird Nadja nun mitnehmen dürfen, eine hübsche Idee der Direktion vom Staatsballett:

Sie erhielt das elegante weinrote Kleid, das sie beim „Roten Pas de deux“ trug, als Gabe und Glücksbringer für ihr neues Leben.

Nadja Saidakova nahm mit "Onegin" ihren Bühnenabschied

Nadja Saidakova – ein letztes Winken… bevor der Vorhang im Schiller Theater sich schließt. Vor ihr die Spitzenschuhe, die Insignien der Magie einer Ballerina. Foto: Gisela Sonnenburg

Für das Staatsballett Berlin ist sie hingegen selbst ein wandelnder Talisman, ein lebender Beweis für dessen Potenz und Möglichkeiten. Insofern darf man sich auf die Zukunft freuen.
Gisela Sonnenburg

Mehr über „Onegin“ hier: www.ballett-journal.de/ein-traumpaar-und-doch-ein-anti-paar/

www.staatsballett-berlin.de

 

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