Hello, Johannes Öhman! Die neue Berliner Primaballerina Yolanda Correa und der Gast-Ballettmeister Yannick Boquin gratulieren dem neuen SBB-Chef Johannes Öhman zum Geburtstag und zum Neustart

 

Johannes Öhman hat Geburtstag

In Berlin musste er sich bisher eher rechtfertigen, als dass er Lob einheimsen konnte, für seine neue Aufgabe wird er viel Energie benötigen: Johannes Öhman, bald Chef vom Staatsballett Berlin, auf einer Pressekonferenz. Foto: Gisela Sonnenburg

Als er noch ein aktiver Ballerino war, galt er als äußerst attraktiv: irgendwie skandinavisch und außerdem von burschenhafter Schönheit. Johannes Öhman, der kommende Intendant vom Staatsballett Berlin (SBB), wird heute 51 Jahre alt, während das SBB demnächst in sein 15. Jahr geht. Ob Öhman das hohe Niveau der Truppe wird halten können, steht in den Sternen – aber ab dem 6. August 2018 trainiert das Staatsballett Berlin unter seiner Flagge. Auf den spanischen Südländer Nacho Duato an der Spitze der Berliner Ballettkünstler folgt somit ein nordisches Temperament. Vorbereitet wird zunächst vor allem die kommende zweiteilige zeitgenössische Premiere „Celis/Eyal“, mit der am 7. September die Ballettsaison losgeht. Ein paar Tage zuvor, am 1. September, macht das „Eröffnungsfest“ darauf so richtig neugierig. Zwei Künstler, die den Weg von Johannes Öhman bisher schon mehrfach kreuzten, und die sich jetzt auf ein Wiedersehen freuen, gratulieren ihm mit dem Ballett-Journal heute zum Geburtstag – und wünschen Öhman auch zum Amtsantritt in Berlin nicht nur alles Gute, sondern auch viel Kraft. Gemeint sind Yolanda Correa, die aus Kuba stammende und jetzt aus Oslo zum Staatsballett Berlin stoßende, weltweit gerühmte Primaballerina, und der in Paris ausgebildete Yannick Boquin, der einst Erster Solist an der Deutschen Oper Berlin war und der als international begehrter Gast-Ballettmeister regelmäßig auch mit dem SBB arbeitet.

Zunächst aber ein paar Worte zum Geburtstagskind:

Johannes Öhman wurde am 22. Juli 1967 in Stockholm geboren, wo er derzeit auch noch Ballettchef des Royal Swedish Ballet ist.

Seine Mutter war als Fernsehproduzentin tätig, sein Vater als Professor für Linguistik.

Öhman besuchte, nachdem er als Teenager fasziniert ein Stück von Jiří Kylián gesehen hatte, die Royal Swedish Ballet School und nahm zusätzlich hochkarätigen Privatunterricht in Paris. Die Exzellenz und Raffinesse des Pariser Stils, wie Yannick Boquin sie in hervorragendem Maße vertritt, ist Öhman also gut vertraut.

Johannes Öhman hat Geburtstag

Yolanda Correa, berühmt für ein abwechslungsreiches, aber stets stilistisch glasklares Temperament,  tanzt hier in „Sweet Dreams“ von Jiri Kylián beim Norwegischen Nationalballett. Foto: Erik Berg

1987 trat Johannes Öhman in das Royal Swedish Ballet (RSB) ein, avancierte dort 1991 zum Solisten. Beim Basler Ballett tanzte er schon zuvor Solo-Partien.

Die Nähe in Stockholm zu den damals noch weltbewegenden Cullberg Balletten von Birgit Cullberg, der Mutter von Choreograf Mats Ek, übte derweil starken Einfluss auf Öhman aus.

Dennoch beherrschte er als Ballerino auch und gerade das klassische Repertoire; er tanzte den dynamischen Basil in Rudolf Nurejews überragendem „Don Quixote“, einen grotesk-tragischen Mercutio in „Romeo und Julia“ sowie den verliebten Colas in Frederick Ashtons furioser Version von „La Fille mal gardée“.

Aber auch in modernen Rollen wie als quirliger Puck und als lyrischer Lysander in John Neumeiers „Ein Sommernachtstraum“ reüssierte er. Des weiteren unter anderem in Stücken von Maurice Bejart, Twyla Tharp, Jiří Kylián und George Balanchine. Öhman hat also das 19. und das 20. Jahrhundert unter der Haut, künstlerisch im Körper, sozusagen.

Und er bewies früh Führungskraft: Von 2002 bis 2007 war er bereits Künstlerischer Leiter einer Aufsehen erregenden modernen Tanztruppe („Stockholm 59 ° North“) und ließ dort Solisten vom RSB mit auftreten. Das Crossover verschiedener Tanzarten ist, wenn man so will, sein ureigenes Spezialgebiet.

Von 2007 bis 2011 wirkte er dann als Ballettdirektor in Göteborg.

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Seit 2011 hatte er, was der bisherige Höhepunkt seiner Karriere war, die Leitung vom RSB inne, das mit fast 70 Tänzern die größte und bekannteste Balletttruppe Schwedens ist. Öhmans Spielplan dort sah drei Bereiche vor: Klassik, modernisierte Klassik und zeitgenössische Kreationen. Provozierende Neuinterpretationen wie etwa „Raymonda“ durch den Choreografen Pontus Lidberg oder auch Effekte wie dekoratives Stoh im ganzen Opernhaus bei „Schwanensee“ wurden so etwas wie Öhmans PR-trächtige Markenzeichen.

Öhman beauftragte schon Mats Ek, Jiří Kylián, Stijn Celis, Johan Inger und Sasha Waltz – mit der er ab 2019/20 die Berliner Intendanz teilen wird – mit Uraufführungen.

Sein Rezept – Klassik für die Klassik-Fans und abgedrehte zeitgenössische Performances für die Avantgarde-Klientel – wird er in seiner ersten Berliner Saison erstmals als Ballettchef außerhalb von Schweden ausprobieren. Kontakte und Knowhow, Begeisterung und einen kühlen Kopf zum heißen Herzen bringt er mit.

Das bestätigt auch Yolanda Correa, eine der herausragenden internationalen Stil-Ikonen des aktuellen Balletts, die den Reigen der fest angestellten Primaballerinen beim Staatsballett Berlin auf Öhmans ausdrücklichen Wunsch hin ab August bereichern wird.

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Yolanda Correa und Yoel Carreño – beide stammen aus Kuba – tanzen hier mit klassischem Impetus den „Schwanensee“ beim Norwegischen Nationalballett. Foto: Erik Berg

Yolanda Correa steht für saubere sechsfache Pirouetten auf Zehenspitzen sowie für einen klaren, dennoch durchaus modern interpretierenden klassischen Ballettstil. Und: für einen exquisiten dramatischen Ausdruck in Rollen wie Odette/Odile in „Schwanensee“, Tatjana in „Onegin“ (wofür sie für den Benois de la Danse nominiert war), als Kitri in „Don Quixote“ und als Manon in „Manon Lescaut“.

Sie hat mit Choreografen wie Liam Scarlett gearbeitet, der 2013 seinen „Feuervogel“ für sie kreierte. Sie kennt aber auch aus Eigenerfahrung die Stile von William Forsythe, Jiří Kylián, George Balanchine, Nacho Duato und Glen Tetley. Und sogar von Yuri Grigorovich, dem langjährigen Bolschoi-Chef, der im westlichen Europa immer noch viel zu selten zu sehen ist.

Natürlich hat Yolanda aber auch viel von Marius Petipa getanzt – unter anderem die abendfüllende Partie der kindlichen Clara im „Nussknacker“. Als liebliches „Dornröschen“ brilliert sie aber auch, ebenso wie als disziplinierte Schönheit mal in Weiß, mal in Schwarz im „Schwanensee“.

Und sie kommt als Nikija wie auch als Gamzatti für die im November 2018 in Berlin angesagte nostalgische Neurekonstruktion von „La Bayadère“ von Alexei Ratmansky in Frage: So breit ist die Palette ihres Könnens, so weit reicht ihre Meisterschaft bis in kleinste Details der Rollengestaltung.

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„In the middle somewhat elevated“: Yolanda Correa hat auch Choreografie von William Forsythe in ihrem schönen Leib. Foto vom Norwegischen Nationalballett: Erik Berg

Der Profilierung mittels einer kühlen Eleganz setzt die Kubanerin selbst äußerste Passion im Vortrag mancher Rollen entgegen: Yolanda Correa ist beides, eine mondän-vornehme Lady ebenso wie eine stürmisch verliebte Prinzessin.

Johannes Öhman traf sie, weil er sie als königlich-schwedischer Ballettchef für die Partie der Kitri in Rudolf Nurejews anspruchsvollem „Don Quixote“ verpflichtete. An die Probenarbeit mit Öhman erinnert sie sich gern:

Für freiberufliche journalistische Projekte wie das Ballett-Journal, das Sie gerade lesen, gibt es keinerlei staatliche Förderung in Deutschland – und dennoch machen sie sehr viel Arbeit. Wenn Sie das Ballett-Journal gut finden, bitte ich Sie hiermit um einen freiwilligen Bonus. Damit es weiter gehen kann! Im Impressum erfahren Sie mehr über dieses transparente Projekt, das fast 500 Beiträge für Sie bereit hält. Danke.

„Er ist fordernd, aber zugleich sehr enthusiastisch. Er strahlt eine große Energie und Begeisterung für die Arbeit aus. Und er kennt sich in Nurejews Stil sehr gut aus, er wusste damals genau, welcher Art sein ‚Don Quixote’ sein sollte.“

Von daher freut Yolanda sich auf Berlin und erwartet eine konzentrierte, positive Arbeitsstimmung in den Sälen des Berliner Ballettzentrums in der Deutschen Oper.

Sie verließ Kuba erst vor neun Jahren. Warum eigentlich? Das Wetter und die Lebensart, die Mentalität und die Musikalität auf Kuba ergeben ja an sich keinen Grund zu gehen. Aber: „Ich wollte meine Karriere voranbringen“, sagt Yolanda ehrlich und fügt an: „Ich wollte mehr lernen, verschiedene Stile tanzen, mit verschiedenen Choreografen arbeiten.“

Johannes Öhman hat Geburtstag

The „Same Difference“ – immer dasselbe? Von wegen: In der zeitgenössischen Choreo von Sol Léon und Paul Lightfoot zeigt Yolanda Correa sich so expressiv wie modern – und erschütternd. Foto: Erik Berg

Norwegen bot ihr mit Oslo und dem dortigen Norwegischen Nationalballett eine sehr gute solche Gelegenheit. Als Primaballerina wurde Yolanda Correa von dort aus weltbekannt, tanzte von Tetley bis Balanchine vieles von dem, was sie sich erträumt hatte.

Eine Fortsetzung und Erweiterung ihres Repertoires in diesem Sinn erhofft sie sich nun auch von Berlin, sogar von Sasha Waltz.

Wir können Yolanda zwar nicht versprechen, dass sich all ihre Wünsche erfüllen. Aber wir können dem Publikum mit Bestimmheit zusagen, dass mit Yolanda Correa eine tänzerische Kraft von großer Hoheit wie auch von starker stilistischer Verwandlungskraft nach Berlin kommt. Man darf sich also sehr auf sie freuen!

Damit sie und alle anderen vom Staatsballett Berlin trainingsmäßig intakt bleiben und sich zudem noch mit auf den Punkt gebrachtem klassischen Training fortbilden, arbeitet ab September der Franzose Yannick Boquin als Gast-Ballettmeister mit ihnen.

Johannes Öhman hat Geburtstag

Er erteilt den Ballettprofis seit sechzehn Jahren hochkarätigen Unterricht, konsequent mit seinem herausragenden französisch-klassischen Stil: Yannick Boquin, der hier im Bild ein sauberes Retiré und eine raffiniert-harmonische Haltung demonstriert. Foto: Costin Radu

Er kennt Johannes Öhman schon sehr lange, über ein Vierteljahrhundert lang, und zwar aus den Zeiten der internationalen Wettbewerbe in den 80er Jahren, als beide noch Tänzer waren.

„Es war in Paris, es gab dort einen Wettbewerb, bei dem wir beide eine Woche lang tanzten und trainierten.“ Öhman reüssierte damals als Franz aus „Coppélia“ und als Colas aus „La Fille mal gardée“. Und er gewann glatt den Prix Rayonnement.

Ist es nicht erstaunlich, dass Yannick Boquin noch alles so genau weiß? Er war vom jungen Öhman eben schwer beeindruckt. Und auch Yannick selbst war erfolgreich beim Concours in Paris, er gewann damals eine Goldmedaille als Seniorteilnehmer.

Vor einigen Jahren gab es ein Wiedersehen von Boquin und Öhman, und zwar beim Royal Swedish Ballet, wo Yannick als Gast-Trainer arbeitete.

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„Happy birthday, Johannes Öhman!“ Yolanda Correa und Yannick Boquin bei einem Workshop im Juli 2018: gute Arbeit verbindet! Foto: anonym von Facebook / Faksimile: Gisela Sonnenburg

Abends tranken sie einen Drink zusammen und palaverten mit Respekt füreinander über die aktuellen künstlerischen Entwicklungen im Ballett.

Auf der Probe hatte Boquin nämlich beobachtet, dass Öhman aufmerksam und anspornend mit Tänzern umgeht. Der erfahrene Coach, der seit sechzehn Jahren unterrichtet, hat für den kommenden Berliner Ballettchef auch persönlich gemeinte lobende Worte übrig: „Er ist eine offene Person mit einem toleranten Geist.“

Johannes Öhman hat Geburtstag

Johannes Öhman mit starker Hand: bald an der Spitze vom Staatsballett Berlin. Pressekonferenz-Foto: Gisela Sonnenburg

In diesem Sinne: Hallo und herzlichen Glückwunsch, Johannes Öhman!
Gisela Sonnenburg

www.staatsballett-berlin.de

 

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