Der stärkste Wille Iana Salenko und Marian Walter beim „Künstlergespräch“ in der Staatlichen Ballettschule Berlin

Iana Salenko und Marian Walter in der Staatlichen Ballettschule Berlin

Das Glück, beieinander zu sein: Iana Salenko und Marian Walter mit Nachwuchs mittig, Gregor Seyffert (hinter Salenko) und Ralf Stabel (rechts neben Walter) und Schüler und Studenten der Staatlichen Ballettschule Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Schon zum vierten Mal bot die Staatliche Ballettschule Berlin ihrer Schüler- und Studentenschaft die Möglichkeit, illustre Persönlichkeiten aus der Welt des Balletts sozusagen zum Anfassen nah im Gespräch zu erleben. Nach Ivan Liska von der Heinz-Bosl-Stiftung in München, nach Xin Peng Wang, den Ballettdirektor vom Dortmund Ballett und nach Silvana Schröder, studierter Choreografin aus Berlin, punkteten nun Primaballerina Iana Salenko und ihr Gatte Marian Walter, Kammertänzer und als Hausmann in Elternzeit – vom Staatsballett Berlin – mit ihrer herzlichen, unprätentiösen Art. Walter-Salenko sind ein modernes Paar, das so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen ist und herzerfrischend unkonventionell seinen Weg geht. Dafür schon mal: Chapeau!

Im Theater der Schule stellten nun die Führungskräfte der Staatlichen Ballettschule  Gregor Seyffert und Ralf Stabel im Bühnenlicht die Fragen an die prominenten Gäste, die mit ihrem jüngsten Sohn, Baby  William, sowie mit jeder Menge guter Laune erschienen waren.

Es ist einem so viel beschäftigten, heiß begehrten Paar unbedingt hoch anzurechnen, dass es sich die Zeit nimmt, sich dem ballettösen Nachwuchs persönlich vorzustellen.

Ich erlaube mir hier, auch mit Ergänzungen aus meiner persönlichen Kenntnis der beiden Superstars über das Künstlergespräch zu berichten.

Iana Salenko und Marian Walter in der Staatlichen Ballettschule Berlin

Ein Backstage-Foto: Iana Salenko im Kostüm für „Theme and Variations“ von George Balanchine beim Staatsballett Berlin. Quelle: Facebook

Iana Salenko, weltweit unumstritten gefeiert und in ihrer Art einzigartig als hochtalentierte Tänzerin, stammt aus Kiew in der Ukraine. In Donezk, wo sie ausgebildet wurde, hatte sie  bereits mit 16 Jahren ihren ersten Profi-Vertrag, obwohl sie erst mit 12 Jahren mit der Ballettausbildung begann. Rasch überholte sie die anderen dennoch und gewann zahlreiche Wettbewerbe.

„Wettbewerbe gibt es heutzutage wie Sand am Meer“, sagt Gregor Seyffert, vormals Künstlerischer Leiter der Ballettschule, mittlerweile Chef vom Berliner Landesjugendballett.

Für Iana Salenko waren der Diaghilev-Preis beim Serge-Lifar-Wettbewerb in Kiew, ein Preis beim damals sehr renommierten Internationalen Ballettwettbewerb in Varna und diverse weitere Preise etwa in Finnland und Japan durchaus wichtig, um auf sich aufmerksam zu machen und Kontakte zu knüpfen.

Hier tanzen Dinu Tamazlacaru und Iana Salenko vom Staatsballett Berlin die „Rubies“ in „Jewels“  von George Balanchine. Hui! Foto: Carlos Quezada

Das gilt nicht nur beruflich. Bei einem Wettbewerb in Wien 2004 lernte sie ihren jetzigen Ehemann Marian Walter kennen. Beide machten damals den ersten Platz – und es funkte zwischen den jungen Leuten. Aber Salenko war damals bereits Erste Solistin in Kiew. Und zudem in festen Händen… Ein erstes privates Treffen in Wien wurde dadurch verhindert, dass Marian im Fahrstuhl stecken blieb. Die Telefonnummer in Kiew, die er dann von ihr bekam, war zuerst die falsche, und als er sich endlich von der Wettbewerbsleitung (der er vermutlich etwas seltsam vorkam) die richtige geholt hatte, musste er sich von Salenkos Ex-Freund telefonisch beschimpfen lassen.

Aber die Liebe ist eine starke Kraft, das wissen wir ja auch aus dem Universum der Ballettlibretti.

Und so klappte es mit einem Wiedersehen – und darüberhinaus setzte Marian Walter durch, dass sein damaliger Berliner Ballettboss Vladimir Malakhov der jungen Dame aus der Ukraine ein Engagement beim Staatsballett Berlin anbot, obwohl sie mit deutlich weniger Körpergröße als 1,60 m seinen Gardemaßanforderungen nicht genügte. Malakhov machte eine Ausnahme!

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Bei der Gelegenheit ein offenes Wort: Es ist eine Idiotie und sogar ein Betrug am Publikum, dass Tanztalente in Schulen wie in Compagnien immer stärker nach Körperbau und Körpergröße statt nach Talent und Können ausgesucht werden.

Man muss sich nicht wundern, wenn dann immer öfter Verletzungen auftreten und letztlich Ballettkrüppel entstehen, weil man nicht nach innerer und äußerer Beschaffenheit, sondern nach angeblicher Belastbarkeit und nach einem sehr fragwürdigen Schönheitsideal entscheidet, wer Tänzer wird und wer nicht. Solche Vorgaben taugen vielleicht für Versuchskaninchen, aber ganz sicher nicht für Künstler.

Niemand, der Iana Salenko je tanzen sah, kann ernsthaft daran zweifeln, dass dieses Mädchen dafür geschaffen ist, das Ballett nachgerade zu verkörpern.

So etwas hat mit Körpergröße und grundlegender Figurbeschaffenheit nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Es ist auch nicht herabsetzend, eine große Künstlerin wie sie als „Mädchen“ zu bezeichnen, denn im Tanz geht es um Jugendlichkeit und Frische. Und beides besitzt Salenko im Übermaß, zusätzlich zu ihrem  geschmeidigen, balancesicheren, hoch ästhetischen und vor allem ausdrucksstarken Bewegungsfluss.

Sie ist das beste Beispiel dafür, dass man mit rein äußerlichen Kriterien und der so oft zitierten „Belastbarkeit“ als Hauptmerkmal das eigentlich Wichtige nicht erfassen kann.

Da fragt man sich schon, warum die empirischen Erkenntnisse – La Salenko tanzen zu sehen! – nicht in die Maßstäbe der internationalen Schulen und Profi-Truppen eingebracht werden.

Vor allem aber ist hier auch von Interesse, wie man eine so sehr gute Ballerina wird.

Iana Salenko und Marian Walter in der Staatlichen Ballettschule Berlin

Marian Walter mit Mikrofon: Ein Kammertänzer erklärt sich vor den Kindern und Jugendlichen der Staatlichen Ballettschule Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Und, bezogen auf Marian Walter, fragt sich aus pädagogischer Perspektive, wie man es schafft, als einer der wenigen Ballerinos vom Senat den Titel „Berliner Kammertänzer“ verliehen zu bekommen.

Salenko, deren Bescheidenheit echt und nachgerade berüchtigt ist, sagt ganz einfach: „Wir hatten auch Glück!“

Es ehrt sie, dass ausgerechnet sie nicht einer Verherrlichung des Erfolgs zuarbeitet. Vielmehr geht es ihr um die Realität des Ergebnisses, und dass zusätzlich zu Talent, Ausbildung, Fleiß (und nochmals Fleiß) auch ein besonders starker Wille Bedingung zu einer großen Karriere ist, versteht sich fast von selbst.

Salenko: „Man muss jeden Tag besser werden wollen!“ Und trotzdem gehört eben auch die Gunst des Schicksals mit in die Waagschale.

Aber, wie Iana Salenko auf Nachfrage aus dem Publikum sagt, da ist noch eine Besonderheit: „Man muss etwas Eigenes entwickeln, etwas, das die eigene Persönlichkeit zeigt.“

Schließlich geht es in diesem Sinne darum, immer wieder hart zu arbeiten, um ein möglichst hohes Niveau auch immer wieder zu erreichen.

Doch was während der Ausbildungszeit noch berechenbar erscheint, erweist sich später im Beruf als das, was als „Glück“ unter die nicht spekulierbaren Faktoren fällt.

Schönes Training - beautiful class

Marian Walter beim Training mit dem  Staatsballett Berlin. Bravo! Foto: Gisela Sonnenburg

Marian erzählt, wie es war, als er – ein aus Thüringen stammender Absolvent der Staatlichen Ballettschule Berlin – als Profi begann: „Zuerst hat man Mühe, besetzt zu werden, also überhaupt auf die Bühne zu kommen!“

Damit rechnete eigentlich niemand der Zuhörenden. Schließlich ist man doch dann Tänzer?!

Ja, aber garantierte tolle Auftritte hat man damit als Anfänger noch lange nicht. Man muss einen Weg finden, positiv aufzufallen und sich in das einzupassen, was verlangt wird.

Und auch hier gilt das sonst so oft verschwiegene Quäntchen Glück…

Wie bezaubernd Walter-Salenko bereits vor über zehn Jahren tanzten, zeigt alsdann ein Video mit einem Grand Pas de deux im Stil von Auguste Bournonville, dessen kleine und großen Sprünge sowie dessen neckisch inszeniertes Flirtspiel das Meistertänzer-Pärchen mit sauberer Technik und umwerfendem Charme ausübt.

Ein weiteres Video zeigt, dass auch zeitgenössisches Ballett schön und ausdrucksstark zugleich sein kann: „Not any more“ von Raimondo Rebeck (der ebenfalls ein Starballerino und ebenfalls Absolvent der Staatlichen Ballettschule Berlin war, und zwar als Student des legendären Martin Puttke) lässt ein Pärchen das Auf und Ab in der Liebe wie im Zeitraffer geschmeidig tänzerisch darstellen.

Die zu sehende Videoaufnahme von einer Gala mit rotem Licht statt mit goldgelbem und mit anderen Kostümen als bei den früheren Aufführungen verleiht dem Stück eine neue Note: dynamischer und weniger fragil und melancholisch, dafür peppiger. In jedem Fall aber entscheidend: die Erotik, die für jeden Bühnendarsteller eine wichtige Tugend ist.

Das Publikum von Walter-Salenko kann sich da nun nicht über einen Mangel beschweren.

"Jewels" von George Balanchine - immer wieder gut

Noch einmal George Balanchine: Iana Salenko und Marian Walter mit dem Staatsballett Berlin beim Schlussapplaus nach „Diamonds“ aus den „Jewels“: fabelhaft! Foto: Gisela Sonnenburg

Marian betont allerdings, dass ihm während der Ausbildung die Aufführungspraxis und auch genügend Unterricht im Partnern gefehlt hätten: „Da kam Vieles bei mir erst später, im Beruf“, sagt er.

Auf so ein Stichwort hat Olaf Höfer nur gewartet. Der Lehrer an der „Staatlichen“ hat auch Marian Walter ausgebildet, und für ihn steht fest, dass sich in Bezug auf diese Aspekte Einiges geändert hat. Vor allem durch das Landesjugendballett haben die heutigen Schüler und Studenten sehr viele Möglichkeiten zu Auftritten, und auch die Kooperation mit dem Staatsballett Berlin ist eng.

Ob er eigentlich damals bemerkte, dass er einen künftigen Kammertänzer unterrichtete?

„Ich war damals noch ein ganz junger Lehrer, aber unter den vierzehn Jungs, die ich regelmäßig unterrichtete, fiel er schon auf“, sagt Höfer. Für ein Gastseminar im Rahmen eines Austauschs waren sie in den USA, in Salt Lake City, und dort durfte Marian beim Training ein Fonduevorführen: eine Übung, bei der sich das Standbein langsam beugt und streckt, während das Spielbein ebenfalls langsam gebeugt und gestreckt wird, wobei die gestreckte Fußspitze in der Mitte der Bewegung den Knöchel des Standbeines berührt.

Ach, und das war wohl so ein bildschönes, poetisches, „perfektes“ Fondue, dass man noch heute davon schwärmen muss!

Man möchte es sofort sehen…

Marian Walter wird Kammertänzer

Marian Walter, hier als Solor im Spagatsprung in „La Bayadère“ beim Staatsballett Berlin. Foto: Yan Revazov

„Auf der Bühne Spaß zu haben“ sei aber, so Marian Walter, auch eine Sache, die man nicht unterschätzen dürfe. Denn die Zuschauer merken sofort, wenn da was fehlt. Und Walter musste erst lernen, wie er sich diesen Spaß von der eigenen etwaigen Nervosität nicht nehmen lässt.

Schließlich ist es eine enorme Verantwortung, zugleich aber auch ein großes Vergnügen, eine tragende Partie in einem Ballett zu tanzen und durchzuhalten – mit hundertprozentiger Hingabe.

Dabei habe man, so Iana Salenko, in modernen Stücken mehr Freiheit im Sinne von Gestaltungsraum.

Das Staatsballett Berlin allerdings ist heutzutage aufgeteilt in solche Tänzer für klassische Ballette und solche für zeitgenössische. „Für die Entwicklung als Künstler ist das nicht so schön“, stellt Gregor Seyffert fest, der zu seiner aktiven Tänzerzeit viele verschiedene Stile tanzen durfte. Aber auch Marian Walter und Iana Salenko erinnern sich an ähnliche Zeiten: unter dem früheren Berliner Ballettintendanten Nacho Duato und auch unter Vladimir Malakhov, mit dem das Staatsballett Berlin als solches gegründet wurde, tanzten sie sowohl in modernen als auch in klassischen Stücken.

Bereits damals war ein Stück im Repertoire vom Staatsballett Berlin, das zu den Lieblingsstücken der meisten Ballettmenschen gehört, ob Tänzer oder Zuschauer: „Onegin“ von John Cranko. Zu schade, dass Reid Anderson und Dieter Gräfe (erbrechtlich für Crankos Stücke zuständig) die Lizenzen für „Onegin“ und auch für „Romeo und Julia“ vom Staatsballett Berlin abzogen, ein Streit mit der jetzigen Ballettintendanz führte dazu.

Marian Walter tanzte im letzten Jahr die Titelpartie Onegin mit großartig differenziertem Spiel, und sowohl er als auch Iana Salenko (die damals mit dem zweiten Sohn schwanger war) genossen es zutiefst, sich mit Crankos Meisterwerk intensiv praktisch auseinanderzusetzen.

Ein Probenvideo dokumentiert das.

"Schwanensee" geht auch ohne viel Bühnenbild

Sie sind hier  – wie auch das Publikum – noch ganz ergriffen: Iana Salenko, Marian Walter und das Staatsballett Berlin nach „Schwanensee“ in der Deutschen Oper Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Ich darf hier anmerken, dass die beiden es unbedingt verdient hätten, John Neumeiers „Die Kameliendame“ zu tanzen, zumal sich Iana Salenko (Jahrgang 1983) langsam dem genau richtigen Alter für die Titelrolle nähert. Aber die beiden als das kapriziöseste Luxuspaar auf der Bühne zu sehen, wird wohl vorerst Wunschdenken vieler Fans bleiben, aufgrund der Lizenzausgabe.

Für Marian hat sich das Rollenprofil ja durchaus geändert: War er früher ein typischer Lenski (im „Onegin“), also lyrisch und vom Gemüt her sozusagen hellblond, fühlt er sich heute mit stärker schillernden Figuren auf der Bühne am wohlsten. „Was man ohnehin selbst ist, ist ja fast langweilig zu tanzen, während das Andere eine stärkere Herausforderung ist.“

Und: Als Jungspund tanzte er durchaus die Variationen (also die Soli) in den Grands Pas de deux sehr gerne, während er mittlerweile gerade das Miteinander des Paartanzes genießt.

Die mentalen Vorbereitungen auf große Rollen seien vielfältig und könnten auch schon mal zwei Wochen vorher beginnen. Und trotzdem gibt es auch das: Marian Walter befand sich an einem freien Tag nach fünf Saunagängen nicht eben in typischer Arbeitsstimmung, als sein Handy klingelte: Er musste sofort los und für den verletzten Kollegen Mikhail Kaniskin einspringen, um mit Polina Semionova Dornröschen“ zu tanzen. Wow!

Romeo und Julia tanzen überall.

Marian Walter als John Crankos Romeo beim Staatsballett Berlin, mit seiner Gattin Iana Salenko. Foto: Bettina Stöß

Eine lustige Petitesse sei auch noch erwähnt: Kammertänzer Marian Walter joggt heute freiwillig, obwohl das „Ums-Haus-Joggen“ bei seinem Lehrer Höfer als Strafmaßnahme aufgegeben wird, die den „Musterschüler“ Marian seinerzeit allerdings nie betraf.

Seine zarte „Mustergattin“ Iana Salenko, die im übrigen die Videos aussuchte und auch sonst gern das Ruder in der Hand hat, ist zudem außer in Berlin auch in London beim Royal Ballet Principal. Wie das kam? Kevin O’Hare, Direktor vom Royal Ballet, sah sie auf einer Gala und war hin und weg. Und sein Startänzer Carlos Acosta wollte Iana als Partnerin für den „Don Quixote“, den sie wiederum in unzähligen gefeierten Galas mit Dinu Tamazlacaru vom Staatsballett Berlin getanzt hat.

Über zehn verschiedene Stücke hat sie seither schon in London getanzt, darunter Glanzstücke von Frederick Ashton und Kenneth MacMillan.

Ein Unterschied der beiden Compagnien sei im übrigen, dass man in Berlin ab 13 Uhr frei habe, wenn man am Abend Vorstellung habe, während in London unverdrossen bis 17 Uhr geprobt werde.

Was gesünder ist, muss hier wohl nicht erörtert werden.

Wichtig aber sei, auch von anderen zu lernen. Ich kann bestätigen: Es zeichnet Iana Salenko wirklich aus, dass sie nicht zickig und gereizt oder gar unsicher reagiert, wenn eine andere Ballerina auch herausragend schön tanzt, sondern dass sie es als freudigen Ansporn nimmt, als Inspiration und Motivation. Diese kollegiale Haltung dürfte ihr auch in London die Türen mit geöffnet haben.

Schließlich werden dort ansonsten Tänzer, die von der Royal Ballet School kommen, bevorzugt. Und: „Es herrscht ein enormer Ehrgeiz unter ihnen“, so Iana.

Iana Salenko und Marian Walter in der Staatlichen Ballettschule Berlin

Gregor Seyffert, Iana Salenko, Marian Walter und Ralf Stabel beim „Künstlergespräch“ in der Staatlichen Ballettschule Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Der Leistungsdruck führt nun wiederum eher öfter als seltener zu Verletzungen. Marian aber möchte festhalten, dass man, wenn man eine solche Krisenzeit überwunden hat, umso gestärkter in das Training zurückkehrt. Wenn man die Gelegenheit, sich mit sich selbst zu beschäftigen, genutzt hat. Dann gilt: „Jedes Zurückkommen macht einen stärker.“

Salenko möchte derweil trotz ihres jungen Aussehens ganz ehrlich noch etwas zum Prozess des Alterns sagen: „Je älter man ist, desto länger dauert das Aufwärmen vor einer Vorstellung“, sagt sie. Man müsse den eigenen Körper ernst nehmen.

Die Erfahrung, die man mit sich selbst hat, und die Effizienz, die man dadurch zu entwickeln vermag, seien aber auch unschätzbare Vorteile, ergänzt ihr Gatte Walter.

Am besten sei es, wenn man bei einer Interpretation dem eigenen Gefühl trauen kann und darf – und nicht von einem Choreografen oder Ballettmeister in etwas hineingepresst wird, das im Vergleich zum eigenen Können an Ausdruck zurückbleibt.

Marians Botschaft an den Nachwuchs darum: „Nicht vergessen, dass das Ballett eine Kunst ist und kein Sport!“

Gefühle zu zeigen und nicht nur vorzutäuschen – all das muss indes geübt und immer wieder erneuert werden.

Natürlich hilft eine gute Technik, sich auf den Ausdruck zu konzentrieren.

Iana Salenko und Marian Walter in der Staatlichen Ballettschule Berlin

Und noch ein Lächeln zum Abschied: Salenko, Walter, Seyffert, Stabel und die Staatliche Ballettschule Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Iana Salenko meint dazu, dass ihr die „russische Härte“ ihrer Ausbildung geholfen habe. Auch wenn ihre Lehrerin unterdrückerisch agiert und ihr immer wieder angedroht habe, aus ihr werde nie eine Tänzerin – Iana verstand instinktiv, dass man sie damit anspornen und ihren innersten Willen wecken wollte und sie keinesfalls von der Schule drängen.

Dass der starke Wille im Ballett entscheidend ist, wird damit einmal mehr betont.

Ob die beiden Stars schon Pläne haben für die Zeit nach dem aktiven Bühnentanz? – Ja, La Salenko nickt, aber sie möchte darüber noch nicht sprechen, verständlicherweise.

Letztlich sind Schicksale individuell verschieden, und in der Ballettwelt gilt, was sonst auch der Fall ist: Manche trifft es vorzüglich, andere haben mit Ungerechtigkeiten zu kämpfen.

Aber wenn man ein Selfie und ein Autogramm von so liebenswerten Stars wie Salenko und Walter hat und ihnen zudem noch einige Fragen stellen durfte – wie die hier versammelten Kinder und Jugendlichen – ist man immerhin mit einer wertvollen Erinnerung gerüstet.
Gisela Sonnenburg

 www.ballettschule-berlin.de

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