Vor dem großen Gewitter Die Staatliche Ballettschule Berlin im Wartezustand vor dem großen Knall: Die Expertenkommission stellte ihren Zwischenbericht vor, die zuständige Senatorin Sandra Scheeres beantwortete Fragen, aber Online-Training gibt es immer noch nicht

Kommissionsvorsitzender Klaus Brunswicker und Schulsenatorin Sandra Scheeres bei der Pressekonferenz zum Zwischenbericht der Kommission am 4. Mai 2020 in Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Die gestrige Stimmung im Presseraum der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Berlin war gemischt. Zustimmung und kritische Fragen lösten einander ab – allerdings war es verwunderlich, wie wenig es um das eigentliche Sujet, nämlich um die Berufsausbildung von Tänzern und Artisten, ging. Zum Einen sind die Senatorin Sandra Scheeres (SPD) und die beiden von ihr ins Leben gerufenen Institutionen – eine Expertenkommission und eine  Clearingstelle – die sich der Aufklärung über die Missstände an der Staatlichen Ballettschule  Berlin und Schule für Artistik widmen, wärmstens zu bedanken. Sie haben sich an eine heikle Aufgabe gemacht, die ebenso notwendig wie mühselig ist, und sie geben dabei ihr Bestes. Tatsächlich funktioniert ihre Arbeit, zumindestim Hinblick auf das Kindeswohl, das sie sich als oberstes Credo auf die Fahnen schrieben. Die Kommission unter Klaus Brunswicker, bestehend aus sechs pädagogischen Fachleuten plus juristischem Beistand, überlässt zwar die Aufarbeitung der einzelnen Fälle der Clearingstelle, gibt aber dafür Handlungsleitfäden vor: Es wird demnach Veränderungen an der Schule geben sowie wohl mindestens zwei Disziplinarverfahren gegen einschlägig schuldhafte  Lehrkräfte. Es werden zudem neue Strukturen an der Schule eingeführt – am wichtigsten: ein Beschwerdemangement. So etwas fehlt an vielen deutschen Schulen, zumal an den staatlichen Ballettschulen, die außerhalb Berlins allerdings auch keine eigene allgemeinbildende Schule mit dabei haben.

Bei der großflächigen Kritik  und bei den Anregungen der über 40 Betroffenen, mit denen die Kommission persönlich oder via Videokonferenz sprach – darunter auch ausländische Schülerinnen und Schüler, aber auch etliche Lehrkräfte der Schule – ging es hauptsächlich um das massive Fehlverhalten von einzelnen Ballettpädagogen.

Dass nahezu alle ballettösen Lehrkräfte aus Ostdeutschland oder den ehemaligen Ostblockstaaten kommen, wurde bislang noch nicht moniert, offenbar nicht mal bemerkt, zeigt aber, dass die beiden ostdeutschen ehemaligen Leiter Ralf Stabel und Gregor Seyffert mehr Lobbyismus in eigener Sache und eine Art „Kumpelförderung“ betrieben, als den Maßstäben einer heutigen, internationalen Ausbildungsstätte Genüge zu tun. Woanders gibt es im Ballett ein Lehrerkollegium aus aller Welt, Ost und West mischen sich, was der Kunst nur gut tut – aber in Berlin soll es offenbar so aussehen, als wüchsen hier die begabtesten Ballettlehrer und die allerbesten Schülerinnen und Schüler quasi vor Ort auf den Bäumen.

Die Nischenkunst Ballett ist aber international, und das heißt, dass eine Vermischung gerade auch schon in den Schulen absolut erwünscht sein muss. Wer verhindern will, dass überwiegend Ausländer an dieser Schule arbeiten und lernen, sollte sich bei derAfD melden. Im Ballett ist man mit solchen lokalpatriotischen Vorsätzen grundweg falsch.

Ebenso wie Stabel und Seyffert mit ihrer Kungelei unter Ossis falsch lagen. Sie haben sich damit und vor allem auch mit ihrer rigorosen Unterdrückung von Kritik  innerhalb und außerhalb der Schule im Grunde selbst ihr berufliches Grab geschaufelt. Wobei man sagen muss, dass gerade Stabel sehr raffiniert darin war, nach außen hin ein aalglattes, nahezu perfektes Bild der Schule vorzutäuschen.

Skeptische Blicke: Klaus Brunswicker, ein kluger Kopf, aber leider ohne Ballettkenntnisse, berät Sandra Scheeres, Schulsenatorin in Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Doch hinter der Fassade ging es  – wie im Ballett-Journal auch schon dargelegt – dramatisch zu. Mobbing, Bodyshaming, Willkür, Demütigungen und Attacken sind glaubhaft und werden nun dank der aufklärenden Instanzen geahndet.

Die Fehltritte auch von allgemeinbildenden Lehrkräften, die offenbar zum schuleigenen System des Fertigmachens einzelner Schüler gehörten, sollten sich künftig ebenfalls nicht wiederholen, ebensowenig die rücksichtslose Ausnutzung gerade der begabteren Schüler nur für das Ansehen der Schule, etwa durch viel zu häufige Auftritte außerhalb derSchule.  Das 2017 gegründete Landesjugendballett, das im Gegensatz zu anderen deutschen Jugendballetten ein Kinder- und Jugendlichenballett ist und keines von Berufsanfängern, sollte also unbedingt stärkerer Kontrolle unterliegen als bisher. Damit nicht immer dieselben Kinder immer noch mehr Auftritte absolvieren.

Aber auch der Stil der Personal- und Menschenführung, die Verbreitung des viel zitierten „Klimas der Angst“, muss sich natürlich ändern.

Die aktenkundlich gewordenen Überlastungen und SchmähungenHerabsetzungen, Fehlernährungen, Falschbehandlungen und Gefährdungen der Schülerinnen und Schüler sollen künftig von vornherein ausgeschlossen oder zumindest gut zu melden und zu verfolgen sein. Dafür muss das Beschwerdemanagement greifbar werden.

Zudem soll ein Kinderschutzkonzept – wie es Sandra Scheeres nennt – kommen. Wobei nicht ganz klar ist, was Scheeres damit meint. Hoffentlich verbietet es der Schule nicht, sich die Talente auszusuchen!

Andreas Hillinger, Klaus Brunswicker und Sandra Scheeres beim Pressegespräch am 4. Mai 2020 in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie. Foto: Gisela Sonnenburg

Aber auch die Elternschaft soll endlich konstitutionell gestärkt und in ihrem Einfluss auf die Schule vorangebracht werden. Was mit den Berliner Eltern nach Corona auch persönlich  gehen wird; fraglich ist, ob auch im Ausland lebende Eltern künftig gut mit eingebunden werden können.

Klaus Brunswicker – der wirklich ein kluger Kopf ist – konnte indes nur staunen, wie wenig die Eltern in die Vorgänge an der „Staatlichen“ bislang eingebunden waren; allerdings staunte er auch über die Ahnungslosigkeit der meisten Ballettpädagogen, was ihre Rechte und Pflichten als Lehrer von heute in Deutschland angeht.

Dass man sich einmischen darf, wenn man Missstände feststellt, muss man der Ballettwelt wohl zwei Mal sagen.

Aber jetzt: Es soll ein Ernährungskonzept, passend für Leistungssportler, geben, und obwohl die bislang fehlenden Auftrittserlaubnisse für die Minderjährigen nicht als Extrapunkt von der Kommmission genannt sind, so wird wohl auch hier endlich Klarheit und ein Reglement geschaffen und eingehalten werden.

Soweit die guten Nachrichten.

Sie wollen die Staatliche Ballettschule erneuern, aber ihnen fehlen noch die ballettösen Fachkenntnisse: Klaus Brunswicker und Sandra Scheeres vor der Presse am 4. Mai 2020. Foto: Gisela Sonnenburg

Andererseits aber fehlen sowohl der sechsköpfigenKommission unter der Führung von Klaus Brunswicker als auch der Senatorin selbst definitiv genügend Fachkenntnisse bezüglich der beiden BerufsbilderBalletttänzer“ und „Artist“. Das wurde im Gespräch deutlich, das zeigt aber auch der vorgelegte Zwischenbericht, in dem es nicht ein einziges Mal um die Qualität und Methodik etwa des klassischen Ballettunterrichts geht, dafür aber darum, ihn in seiner Bedeutung für die Schule und für die Anwesenheit der Schüler dort zu schmälern.

Das ist nun schon ein Schlag ins Gesicht all jener, die noch hoffen, dass Berlin jemals wieder eine Ausbildungsstätte von Rang im Bereich des Balletts werden kann.

Es ist aber auch merkwürdig, dass der Senat sich nicht mal bei den anderen deutschen staatlichen Ballettschulen Rat holte, weder in Hamburg noch in Dresden noch in Stuttgart noch in München, geschweige denn im Ausland. Dabei herrscht zum Beispiel in den USA ein strikter Verhaltenskodex: Beleidigungen von Schülern durch Lehrer würden sofort heftige Klagverfahren nach sich ziehen.

In Berlin aber klagen gerade die suspendierten Ex-Leiter Ralf Stabel und Gregor Seyffert klammern sich arbeitsrechtlich an ihre Posten, ohne große Aussichten auf Erfolg, aber auch ohne erkennbare Zugeständnisse zu machen. Sie müssen blind und taub für die Belange der Kinder und Jugendlichen gewesen sein und intern alles ihrem Eigennutzsystem  von Günstlingswirtschaft und Kumpanei untergeordnet haben. Kritik wurde unterdrückt wie  einem totalitären Miniaturstaat.

Aber auch die Berliner Aufklärer sind nicht frei von Schwächen und Blindheiten.

Klaus Brunswicker (Kommissionsvorsitzender), Sandra Scheeres (Schulsenatorin) und Martin Klesmann (Pressesprecher des Senats für Bildung) im Gespräch. Foto: Gisela Sonnenburg

Allen Ernstes wird von BrunswickerKommission bemängelt, dass es an der „Staatlichen“ eine so genannte „Dominanz der Elitenausbildung gegenüber der Allgemeinbildung“ gebe.

Man ist geneigt zu lachen, denn bei einer Berufsausbildung zum Tänzer oder Artisten geht es ganz sicher nicht um eine irgendwie schön zu redende Elitenausbildung wie etwa im Sport, sofern ein Funke von Talentvorhanden ist, sondern es geht knallhart  um die staatliche Lizenz, international ein gut bezahltes Engagement  im Bereich der Hochkultur des Balletts  oder auch in einem Zirkus anzutreten. Ohne Dominanz dieser Aufgabe wird es keine Höchstleistungen geben.

Es ist ja auch seltsam, dass Psychologen und (ehemalige) Schulleiter, eine Kinderschutz-Referentin und ein ehemaliger Ministeriumsmitarbeiter aus Brandenburg mit an Bord der Kommission sind, aber kein einziger Experte aus der Ballett- oder auch Artistikwelt.

Hat das System? Ist das Absicht? Merkt Brunswicker nicht, dass ihm da schlicht und ergreifend die Kenntnisse und sogar das Grundverständnis fehlen? Glaubt er tatsächlich, man könne Ballettleute, Artisten und Sportler mal eben in einen Topf werfen? Hat er sich mal den Arbeitsmarkt für Tänzer und Artisten besehen? Wie viele Balletttruppen, wie viele Zirkusse gibt es denn?

Dann müsste er sich im übrigen auch nicht wundern, dass die Artistik an der Staatlichen viel kleiner gehalten ist als die Ballettwelt. Es gibt schlicht nur sehr wenige Arbeitsplätze.

Und auch im Ballett ist die Situation selbstverständlich nicht mit Massensportarten vergleichbar.

Was ist das aber für eine „Expertenkommission“, die für die Spezifika dieser Schule niemanden mit Fachkenntnissen parat hat?!

Das Landesjugendballett Berlin ist geboren

Elena Iseki und Victor Goncalvez Caxeita beim Landesjugendballett-Gründungsakt in der Staatlichen Ballettschule Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Um die Ausbildung zu Tänzern und Artisten soll es an dieser Schule aber immerhin noch gehen, auch künftig.

Was beim Pressegespräch nicht zur Sprache kam: Faktisch hat die Schule durch den rollenden Skandal bereits soweit ihr Renommé  verloren, dass viele Eltern ihre Kinder von sich aus von der Schule nahmen. Corona hin, Abschulung her – karriereförderlich ist ein Abschluss als Tänzer oder Artist aus Berlin in der Ballettwelt zurzeit vor allem mit dem Mitleidbonus.

Das fehlende Knowhow bei den Aufklärern führt allerdings zu vielen Missverständnissen, wie etwa zu dem, eine Ballettausbildungsstätte sei ohne Abstriche mit einer so genannten Eliteschule für Sport zu vergleichen.

Der Leiter einer solchen in der Kommission kann da sicherlich nicht helfen. Er – es ist Matthias Rösner von der Sportschule im Olympia-Park-Poelchau-Schule in Berlin– ist für die Förderung von Sport- und Fußballbegabten zuständig.

Ob er jemals einen Profi  hervorgebracht hat, ist unbekannt.  Von Ballett oder Artistik hat Rösner eher null Ahnung. Ebenso ergeht es Andreas Hillinger, der früher als Abteilungsleiter in einem Brandenburgischen Ministerium für Jugend und Sport zuständig war. Er leistet Brunswicker und Scheeres Beistand vor der Presse, kann aber außer der Bestätigung dessen, was schon bekannt ist, nichts Neues mitteilen.

All diese ehrenwerten Leute, die derzeit die SBB / SfA(wie die „Staatliche“ amtlich gekürzelt wird) erneuern wollen, haben beruflich noch nie ein Theater von innen oder einen Zirkus backstage gesehen – und nun meinen sie, eine Profiausbildungsstätte für diese Bereiche im Alleingang verbessern zu können. Da stimmt doch was nicht.

Man scheint denn auch zu glauben, Sport sei Eins zu Eins den Künstlerausbildungen zu vergleichen. Mehr noch: Was man dem Sport durchgehen lässt, wird im Ballett verächtlich gemacht.

Brunswicker und Scheeres stellen sich gemeinsam ganz naiv gegen die in der  Ballettausbildung international übliche starke Auslese, die in Berlin dazu führte , dass etwa 70 Prozent der Ballettschüler abgeschult wurden, die Schule also ohne Abschluss verlassen mussten, weil sie in den Fächern klassischer Tanz bzw. Artistik nicht gut genug waren.

Die Kinder und Jugendlichen waren aber genau deshalb auf dieser Schule, weil sie dort eine  Ausbildung für einen Ausnahmeberuf absolvieren wollen. Und nicht, weil sie Abitur machen wollten und zufällig in der Nähe wohnten.

Anfang und Ende der Berliner Aufklärer kulminieren in diesem einen Punkt:

Die grundsätzliche Bedeutung einer künstlerischen Berufsausbildung, die im Kindesalter beginnen muss, wurde weder von der Kommission noch von der Senatorin auch nur zur Kenntnis genommen.

Das Landesjugendballett Berlin probt

Elena Iseki und Victor Goncalvez Caixeta proben hier für den großen Pas de deux aus „Le Corsaire“ – in der Staatlichen Ballettschule Berlin. Aber so schön lernt man nicht tanzen, wenn man nebenbei Workshops mit Laien absolvieren muss. Foto: Gisela Sonnenburg

Brunswicker fordert allen Ernstes, dass Kinder auch dann, wenn sie offenbar nicht geeignet sind, Balletttänzer oder Artist zu werden, auf der Schule bleiben sollen, wenn sie nur in MatheDeutsch und Bio genügend gute Leistungen bringen.

Pardon, aber da freut sich die internationale Konkurrenz! Und um mal zum Sport zurückzukommen: Will man demnächst denn auch durchgefallene Jungsportler in die Trainingscamps für Olympia schicken?

Was heißt es denn heutzutage, Balletttänzer oder Berufsartist zu werden?

Ein Gespräch mit Katja Will würde da helfen, und ich empfehle sie der Kommission und dem Senat gern ausdrücklich als Beraterin mit Berlin-Erfahrung.

Will war jahrelang eine bei Schülern und Eltern gleichermaßen beliebte, anerkannte Ballettpädagogin an der „Staatlichen“, und sie hat die jetzt laufende Aufklärungscampagne maßgeblich mit ins Rollen gebracht.

Zunächst mal schlägt sie zwei Probejahre für die Kinder vor; bislang gibt es an der „Staatlichen“ nur ein Probejahr. Zwei Jahre Probezeit, meint Will, helfe den Kindern besser, ihre Talente besser zu zeigen und sich auf die Gegebenheiten der Schule einzustellen. Zudem wüssten sie dann, dass sie nach zwei Jahren eventuell gehen müssten – der Druck, den Brunswicker den Kindern nehmen möchte, wäre also zumindest im ersten Jahr deutlichen gemindert.

Trotzdem wird es unvermeidlich sein, dass viele Kinder und Jugendliche vorzeitig abgehen und Platz für Begabtere machen müssen. Das ist Fluch und Segen der Hochbegabtenförderung für einen Ausnahmeberuf. Alle glücklich zu machen, geht nicht.

Wobei es übrigens auch freiwillige Rückzieher gibt. Schließlich merken manche Kinder und Jugendliche, dass ihr Körper oder auch ihre Seele solchen extremen Belastungen, wie sie heute in diesem Beruf verlangt werden, auf Dauer nicht gut standhält.

Und manche bewerben sich sogar deshalb an anderen Schulen, weil diese entweder noch renommierter sind oder vom Profil her besser auf die individuelle Beschaffenheit eines Talents passen. Von all diesen Dingen sollten Pädagogen, die eine Ballettschule „renovieren“, Ahnung haben!

Katja Will, hier in ihrer Zeit als beliebte und anerkannte Lehrerin an der Staatlichen Ballettschule Berlin, brachte die Aufklärung mit ins Rollen. Foto: SBB

Oftmals ist es aber auch so, dass man es einem Kind ersparen möchte, sich jahrelang falsche Illusionen zu machen. Das ist die große Gefahr bei der übergroßen Milde, die Brunswicker und Scheeres walten lassen möchten: Junge Menschen, die definitiv nicht ins aktive Profiballett passen, sollten nicht auf Biegen und Brechen bei der Stange gehalten werden. Nur damit Frau Scheeres verkünden kann, jetzt sei die „Staatliche“ eine Schule vor allem für die Deutschen und die Berliner. Vielmehr sollte man auf jedes ausländische Kind, das man sich als Stipendiat leisten kann, besonders stolz sein. Sofern es genügend talentiert ist.

Was aber tun, in dieser Zwickmühle der Auserwählten?

Katja Will – die sich jahrelang den traurigen Kinderkummer an der Schule mitansehen musste, ohne eingreifen zu können – hat sich etwas überlegt und plädiert für eine „Kultur der Verabschiedung“.

Sie nennt das so, weil sie weiß, dass eine starke Auslese unvermeidbar ist: „Es kommt darum nicht darauf an, dass, sondern wie verabschiedet wird“, sagt Will. Das klingt einleuchtend.

Die Kinder und Jugendlichen müssten psychologisch begleitet werden, fordert Will, und es müsse ihnen klar gemacht werden, dass sie „keine schlechten Menschen“ seien, nur, weil sie durch eine Ballettprüfung durchgerasselt sind.

Dass man auch in anderen Berufen glücklich werden kann, müssen kleine Ballerinen und Ballerinos allerdings oft erst lernen. Schon die Vorstellung liegt ihnen fern – oft haben sie ihr ganzes Wesen auf die Ballettausbildung ausgerichtet.

Will weiß aber auch, dass sich manche Talente erst relativ spät entfalten. Aber sie sind die absoluten Ausnahmen, nicht die Regel.

Zudem brauche die Welt, so Will, nicht nur Starballerinen: „Wir müssen nicht nur Supertänzer ausbilden. An den kleineren Theatern gibt es auch Stellen für – ich nenne sie jetzt mal so – Gebrauchstänzer.“

Nur: Auch an den kleinen deutschen Theatern, denen mit „Gebrauchstänzern“, die auch Operneinlagen meistern und Workshops mit Laien veranstalten, tanzen nicht ohne Grund hauptsächlich Tänzerinnen und Tänzer mit ausländischen Namen.

Dazu weiter unten erklärende Ausführungen. Nicht erschrecken, es sind harte Worte!

Tatsächlich aber fragt BrunswickerKommission in ihrem Zwischenbericht unverhohlen, ob es denn notwendig sei, dass Berlin  statt der eingeschulten deutschen Kinder so viele ausländische Stipendiaten für den internationalen Markt ausbildet. Motto: Müssen Berliner Steuergelder fremdländisches Tänzerglück finanzieren?

Das ist nun erstens ausländerfeindlich und hat zweitens einen ziemlich unguten Geschmack von Patriotismus, der mit Kultur und kultureller Tradition nichts mehr zu tun hat.

Denn Künstlerausbildungen im Bereich Klassik sind logischerweise international besetzt, es handelt sich ja nicht um anzuwendende Elitenbildung für den Massensport, sondern um Berufsausbildungen einiger weniger Hochbegabter.

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Ob Brunswicker und Scheeres der Unterschied zwischen einer Opernhauskultur und einer kleinen Spaßbude auf einem Straßenfest so richtig klar ist?

Für die Spaßbude gibt es übrigens auch schon jede Menge Tänzerinnen und Tänzer, auch Artistinnen und Artisten, und sie brauchen eher noch nicht mal einen Abschluss einer angesehenen staatlichen Ballettschule, auch wenn sie ihn manchmal sogar haben. Oft aber haben sie andere Ausbildungswege hinter sich, die sie durchaus zum Ziel führten, nämlich zum Workshoppen mit Schulkindern, zum Auftanzen beim Maifest (nach Corona) und zum Herumalbern im Clownskostüm mit krebskranken Kindern. Das sind alles tolle, vor allem SPD-konforme Berufsbilder, die aber eben mit internationaler Hochkultur, also mit Ballett, oder auch mit echter Artistik nichts mehr zu tun haben.

Sie haben übrigens auch nichts mit visionären Neuerungen des Ballettgeschehens zu tun. Und auch nichts mit Traditionen, die etwa von Berlin ausgingen.

Wenn man Ideen von Gret Palucca und Isadora Duncan – die lange in Berlin lehrte – aufgreifen und auf heutige Art und Weise als mit Ballett vereinbar umsetzen will, so wäre nichts dagegen zu sagen. Dann müsste man aber weitere Fächer in den Kanon aufnehmen, etwa Literatur bis zur Dramaturgenreife, Musikgeschichte und Designkultur ebenso wie Regie und Choreografie. Auch Sprechtechnik und Schauspiel, Pantomime und Percussion können als Wahlpflichtfächer wirksam sein.

Man würde dann nicht nur Tänzer ausbilden, sondern auch auf angrenzende Berufe hinweisen, was im Fall einer Verabschiedung ohne Abschluss ebenfalls sinnvoll und wegbereitend sein könnte.

Wenn die „Staatliche“ aber künftig für solche Bedarfe ausbilden soll, wie sie ins massenkompatible Kulturbild nach dem Motto „Ringelpiez für alle“ passt, dann wird sie in der Tat keine ausländischen Schülerinnen und Schüler mehr benötigen. Talent darf dann ruhig Mangelware an der Schule sein. Aber eine Berufsausbildung „Ballett“ sollte sie dann nicht mehr anbieten dürfen.

Es ist allerdings kein Zufall, dass es keine rein deutschen Orchester und Balletttruppen gibt. Das wäre aber auch eine Katastrophe! Nur der AfD würde das gefallen. Das hat mit der Internationaliät der Kunst zu tun, aber auch mit dem nur begrenzt verfügbaren Talent in deutschen Landen.

Schon im 18. und 19. Jahrhundert wurde übrigens, obwohl die Reisewege damals ungleich beschwerlicher waren, in der Musik und im Ballett international gearbeitet.

„Die Bajadere“ von Vladimir Malakhov beim Staatsballett Berlin: noch mehr Liebesgefühle als sonst mit Bayaderen…

Auch beim Applaus noch bezaubernd: Die Damen vom Staatsballett Berlin, verstärkt von Studentinnen der Staatlichen Ballettschule Berlin, nach der „Bajadere“ am 23.6 .2015 in der Deutschen Oper Berlin. Die Uraufführung der „Bayadère“ wurde 1877  choreografisch von Marius Petipa gestaltet.  Foto: Gisela Sonnenburg

Marius Petipa, der von Sankt Petersburg aus das russisch-zaristische Ballett zu seiner stärksten Blüte führte, war ein Franzose, und wie ihn gab es damals viele „Gastarbeiter“ in Sachen klassischer Kultur. Fanny Elßler, die große sinnliche Ballerina der Romantik, stammte aus einem Vorort von Wien, und mit Antonietta Dell‘Era gab es sogar eine (wenn auch italienischstämmige) Berliner Ballettpersönlichkeit, die in Russland und in Europa reüssierte.

Beethoven, Bach, Händel – die Liste der bekannten reisenden Künstler ist lang, die der weniger bekannten ist noch länger. Wieso sollen Tänzerinnen und Tänzer da auf einmal nur aus Deutschland kommen? Auf Corona bezieht sich die Kommission im übrigen nicht.

Vielleicht muss man Einiges erstmal erklären.

Warum gibt es diese starke Auslese im Balletts? Richtet sie sich vor allem nach den technischen Möglichkeiten, die ein Tänzerkörper bieten soll? Was hat das noch mit Kunst zu tun?

In der Tat steigen die Ansprüche an die technischen Fähigkeiten und auch an die Belastbarkeit der Tänzer praktisch von Jahr zu Jahr. International.

Das kann man bedauern, aber um es zu ändern, bräuchte man vorher ein neues Ideal der Ballettkunst. Die Stücke, die heute weltweit getanzt und bewundert werden, erfordern sehr viel technisches Rüstzeug, und das lernt man nicht mit 16 Jahren mal eben in einem Workshop. Das erlernt man nur, wenn man von Kindesbeinen an einem Drill obliegt, der die gesamte Kraft des Organismus vereinnahmt.

Anastasia Gallon in einer musterhaften Arabeske – sie ist aktuell Studentin der Staatlichen Ballettschule Berlin und ein hervorragendes Beispiel für den hohen künstlerischen Standard im Ballett. Foto: privat

Wenn Klaus Brunswicker den Kindern und Teens den Druck nehmen will, von der Schule zu fliegen, nimmt er ihnen auch die Möglichkeit, jemals zur schillernden, faszinierenden Profiwelt des Balletts zu gehören, in der man sich auch ohne Sprache versteht und in der man weltweit dieselben magisch wirkenden Stücke aufführt. Seien sie 1841 oder 2019 uraufgeführt.

Der Arbeitsmarkt für Balletttänzerinnen und Balletttänzer ist fest umrissen. Er ist global, aber er ist dennoch klein, denn Ballett ist nun mal eine Nischenkunst. Mit König Fußball und dem Masseninteresse an ihm hat Ballett absolut nichts zu tun.

Wenn man junge Menschen auf diesem wirklich überschaubaren Arbeitsmarkt des Balletts in Lohn und Brot bringen will, dann sollte man ihnen die bestmöglichen Chancen dazu geben. Ohne eine starke Auslese– so schmerzlich sie für die Rausgeworfenen ist – wird das nicht gehen. Das ist überall so, wo es Ballett auf professioneller Basis gibt. Sogar dort, wo das Balletttalent sozusagen virulenter als Corona ist. Was in Deutschland leider noch nie der Fall war.

Spitzensportler werden aber auch nicht über Nacht zu Leistungsstars, by the way. Und für Tänzer ist der Weg in den Beruf doppelt hart. Sie müssen fit wie Sportler und doch ausdrucksstark wie Schauspieler sein.

La Bayadere von Alexei Ratmansky ist eine Pleite

Das Ensemble vom Staatsballett Berlin und Ballettstudentinnen der Staatlichen Ballettschule Berlin beim Applaus nach der Premiere von „La Bayadère“ 2018 von Alexei Ratmansky in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Foto vom Schlussapplaus: Gisela Sonnenburg

Talent ist da nur eine Eigenschaft, die sie mitbringen und entwickeln müssen. Härte  gegen sich selbst und absolute Robustheit in jeder Hinsicht kommen hinzu. Auch wenn es leicht aussieht, wenn die jungen Damen in ihren Tutus auf Zehenspitzen dahin schweben und die jungen Herren mal eben im Spagatsprung durch die Luft pflügen: Profi-Ballett ist nichts für Sensible, weder emotional noch körperlich. Und die Ansprüche steigen und steigen und steigen… übrigens auch die Ansprüche der Nachwuchstänzer an sich selbst. Sie sehen im Internet ja, was die Anderen können. Das wollen sie auch!

Ballettschülerinnen und Ballettschüler sind nicht dumm. Sie wissen, was sie wollen, und sie sind bereit, viel dafür zu tun – und auf Vieles dafür zu verzichten.

Den Stolz der Schüler auf ihre Einrichtung und ihr damit verbundenes Können hat auch Klaus Brunswicker bemerkt , und seinem Lächeln ist anzusehen, dass es ihn beeindruckt hat.

Auch von manchen Berliner Ballettpädagogen schwärmt er in den höchsten Tönen – die „Staatliche“ sei ganz und gar keine Ansammlung von „Finsterlingen“.

Mit dem Fortbestand der Schule ist von daher jedermann, jedefrau einverstanden. Die Frage ist nur, wie und mit welchem Ziel sie neu strukturiert und geleitet werden soll.

Wenn es kein Oberstufenzentrum mit Hüpfzulage werden soll, wird man um die Wahrheit nicht drumrum kommen:

Deutsche Ballettänzerinnen und -tänzer wird es wohl nie mehr in Hülle und Fülle nach internationalen Maßstäben geben.

Man fragt sich allerdings seit Jahrzehnten, warum das so ist, warum es außerhalb der DDR, die gezielt Talente suchte und förderte, so wenige gute deutsche Balletttänzerinnen und Balletttänzer gibt.

Zum Einen liegt das an den Genen. Da kann man nicht dran vorbeischauen. Schon mal eine Französin, Polin, Spanierin von hinten gehen gesehen? Dagegen dann eine typisch deutsch gebaute Frau: eckig und kantig und eher wie ein Seemann stampfend und schwankend als sanft mit den Hüften schwingend…

Auch bei den Männern sieht man die Unterschiede im Grad an Geschmeidigkeit schon bei den einfachen Leuten auf der Straße. Ukrainer, Russen, Kubaner– tänzeln sie nicht, wenn sie ihre Einkäufe erledigen? Dagegen ein Deutscher. Nun ja.

Natürlich gab und gibt es Ausnahmen, die die Regel bestätigen. In Berlin und Hamburg, in Dresden und Stuttgart gibt es auch Deutsche, die es dank ihrer guten Ausbildung und ihrer Eignung bis in die Company schafften. Aber sie sind eben die Ausnahmen und bilden keineswegs die Mehrheiten.

Das Talent für Ballett, das in den islamisch geprägten Kulturen in Deutschland verborgen liegt, wird wegen der Prüderie und Körperfeindlichkeit des Islam allerdings wohl leider nie erweckt. Hat sich je ein Politiker, eine Politikerin darum bemüht?

"Der Nussknacker" hebt die Stimmung!

Engel von ballettösen Gnaden! Kinder von der Staatlichen Ballettschule Berlin sind auch ganz jung schon sehr professionell – so zu sehen in „Der Nussknacker“ beim Staatsballett Berlin. Das ist mit ein bisschen Laientanz nicht zu vergleichen, was auch Kinder im Ballett schon fertig bringen. Foto vom Schlussapplaus: Gisela Sonnenburg

Und es gibt außer den Genen noch eine Hürde für Deutsche, Berufsballetttänzer zu werden:

Die diffusen Vorurteile und auch Bequemlichkeiten der Eltern von Kindern, die in dem gewissen Alter sind, in dem sie sich erstmals für Ballett interessieren!

Viele für Ballett Begabte oder sogar Hochbegabte finden hierzulande nicht den Weg dorthin, schon gar nicht zur Aufnahmeprüfung für eine Profi-Laufbahn. Traurig, aber wahr.

Das beginnt im Vorschulalter.

Meine Nachbarn zum Beispiel haben ein kleines Mädchen, das, wenn es ein Aua hat, nur bei „Schwanensee“-Musik wieder anfängt zu lächeln. Es möchte natürlich Ballettunterricht haben. Aber die Mutter verschiebt und verschiebt und verschiebt es, das Kind wenigstens mal probehalber in eine Ballettschule zu bringen. Ob sie das nach der Corona-Zwangspause endlich in Angriff nehmen wird? Ihr Kind ist sichtlich musikalisch und tänzerisch begabt, es trommelt ständig ziemlich gekonnt herum und bemüht sich andauernd zu singen. Hinter dieser Unruhe verbirgt sich vielleicht ein Kraftquell. Ohne Unterricht aber ist das Kind unterfordert, und es würde weniger herumgreinen, wenn es seine Energie in richtige Bahnen lenken könnte. Eine deutsche Mutter aber bemerkt das nicht. Eine deutsche Mutter glaubt, es sei wichtiger, dass das Kind gut zu essen hat und schönes Plastikspielzeug anhorten kann.

In anderen Ländern werden Kinder aufmerksam bespielt, und wenn sich eine Neigung, ein Talent, zeigt, wird dem spielerisch nachgegangen. Man scheut sich nicht, das Kind anderen zu zeigen und es begutachten zu lassen. Man ist erfreut, wenn fachkundige Lehrer das Kind unterrichten wollen. In Deutschland hingegen wird erstmal gerechnet und überlegt. Was kostet der Unterricht, das Equipment, wie hoch ist der Zeitaufwand auch für die Mutter, die das Kind hinbringen muss?

"Der Nussknacker" hebt die Stimmung!

Alexander Shpak und tolle Jungs von der Staatlichen Ballettschule Berlin nach dem „Nussknacker“ vom Staatsballett Berlin. Foto vom Schlussapplaus in der Deutschen Oper Berlin: Gisela Sonnenburg

Paradoxerweise sind gerade die Deutschen auf das perfide teure und unprofessionelle RAD-System (Royal Academy of Dance) aus England reingefallen. Sogar die Arbeitsämter bezahlen die mehr schlechten als rechten Pädagogenausbildungen im Namen der Queen, obwohl dieses System mit dem berühmtenRoyal Ballet in London nichts zu tun hat – und vielen Kindern den Weg ins Profiballett eher verbaut als ebnet.

Ein Kind in Deutschland hat es noch oft genug schwer, wenn es das Ballett liebt!

Und nicht auszudenken, wie diese Nachbarin reagieren würden, wenn das Kind ein Junge wäre! Oder wenn es gar Berufstänzerin werden möchte! Da sagen dann sowieso gefühlt 90 Prozent der deutschen Eltern: Das geht gar nicht als Berufswahl.

Die deutschen Argumente gegen das Ballett sind aber nicht rational. Die kurze Karriere als Tänzer ist heute kein Grund mehr, sie abzulehnen, denn Viele ergreifen in der Lebensmitte einen neuen Beruf. Nicht nur Tänzer. Auch das Gehalt ist heutzutage nicht immer so schlecht wie das in manch anderer Branche. Warum also wollen die Deutschen ihre Kinder so selten im Profi-Ballett sehen?

Im Ausland ist Ballett oft angesehen. Es wird als Weg des Erfolgs anerkannt, als ein Job mit gesellschaftlichem Renommee. Und: als Beruf mit Zukunft. Ehemalige Tänzer und auch ehemalige Ballettschüler haben bewiesen, dass sie leistungsstark und flexibel sind. Viele sind nur deshalb nicht für den Tänzerberuf geeignet, weil sie körperliche Schwachpunkte  haben, die in anderen Berufen nicht weiter stören. Personalabteilungen gucken darum  heutzutage gerne hin, wenn jemand getanzt hat, weltweit.

Krasina Pavlova verleiht der Clara im "nussknacker" eine geheimnisvolle Note.

Die Mädchen von der Staatlichen Ballettschule Berlin genießen ihren außerordentlich hübschen und gut geprobten Tanz! Hier sind sie beim Schlussapplaus in der Deutschen Oper Berlin am 26.11.15 zu sehen. Foto: Gisela Sonnenburg

Trotzdem: Viele talentierte deutsche Kinder finden nicht den Weg in die Profiausbildung. Hingegen drängen die oft auch noch gut vorgebildeten Talente aus dem Ausland überall hin, auch nach Deutschland.

Es ist logisch, dass da ein Wettbewerb stattfindet, der nicht zu Gunsten deutscher Mehrheiten im Ballett stattfindet. Für Deutschtümelei oder gar Berliner Lokalpatriotismus ist also hier kein Platz.

Frau Scheeres sollte sich dafür ein anderes Spielzeug suchen.

Oder man macht aus der Schule gleich eine Hochschule und übergibt sie an das Ressort Wissenschaft und Forschung. Weil es sich um Berufsausbildungen und nicht um Zusätze zur Allgemeinbildung handelt, wäre das vielleicht sowieso langfristig der bessere Weg.

Die Bezeichnung vom „Studieren“ passt jedenfalls zu der Ernsthaftigkeit, mit der Ballett und Artistik auch von Kindern in der Profiausbildung betrieben werden, sowieso besser als die Bezeichnung „Schüler“. Auch wenn es nicht um Leistungsdruck, sondern um Ausdruck in der Kunst geht. Man sollte höheren Orts mal darüber nachdenken.

Von Sandra Scheeres erwarte ich da wirklich kein Verständnis. Für sie zählt die Masse Berliner Schulkinder als Ganzes.

Tatsächlich aber müssen sogar jene Schülerinnen und Schüler, die eine Schule wie die „Staatliche“ vorzeitig verlassen müssen, psychisch besonders stark sein. Denn:

Wo es eine Auslese gibt, gibt es Verlierer. Auch das ist logisch. Es sind Kinder und Jugendliche, die vor den internationalen Anforderungen kapitulieren müssen. Aus körperlichen Gründen oder aus emotionalen Gründen.

"Der Nussknacker" hebt die Stimmung!

Engelchen beim Applaus! So zu sehen mit der Staatlichen Ballettschule Berlin nach dem „Nussknacker“ beim Staatsballett Berlin. Aber nur wenige schaffen die Profiausbildung bis zum Abschluss. Das ist normal und kein Grund, sich zu schämen! Foto vom Schlussapplaus: Gisela Sonnenburg

Katja Will hat ganz Recht: Warum gibt es keine Regelungen, das menschlich und sozialverträglich zu gestalten?

Diese Frage muss übrigens an alle deutschen Ballettprofischulen gehen.

Denn überall werden – vor allem für die letzten Ausbildungsjahre – Kinder von den Schulen verwiesen, damit Andere ihren Platz einnehmen.

Das geschieht normalerweise am Ende eines Schuljahres und ist für nicht wenige Kinder und Jugendliche ein Schock, ein Trauma. Man lässt sie aus ihrer Sicht einfach fallen, sagt ihnen vielleicht noch nicht mal den wahren Grund. Die Welt des Balletts ist nicht immer nur fair.

An vielen Profi-Ballettschulen ist es so: Für jedes tolle neue Kind, das an die Schule kommt, muss ein anderes gehen, das weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätte. Denn die Plätze sind begrenzt. Aber würde man sich nur auf die deutschen Kinder verlassen, hätte man hierzulande bald keine Absolventen mehr, die international Chancen auf Arbeit hätten.

Will man das?

Einen goldenen Mittelweg zu finden, wird ohne ballettfachmännisches neues Konzept für die Schule nur schwer machbar sein. Mehr Unterricht auch in theoretischen Fächern sollte nicht von der vielseitigen praktischen Ausbildung ablenken. Mehr Rundumbildung wäre aber vor allem dann sinnvoll, wenn sie mit dem beruflichen Alltag im Kulturleben zu tun hat.

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Die Bombe wird spätestens dann platzen, wenn Sandra Scheeres die neue Leitung der Schule bekannt gibt. Die Stelle von Ralf Stabel– zu seiner Zeit war es noch eine Professur – wurde längst ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist ist offiziel beendet.

Wenn Scheeres – wie in ihrer Auswahl bei den Kommissionsmitgliedern und den aktuellen kommissarischen Leitern der „Staatlichen“ (zwei OSZ-Leiternohne pädagogische Balletterfahrung) – eine oder einen ballettpädagogisch Ahnungslose(n) auf den Posten hievt, ist das Ende der „Staatlichen“ als bedeutende Ausbildungsstätte zu erwarten.

Kommt dann ein verkapptes OSZ Ballett? Also ein Oberstufenzentrum, das viel Schule, viel Kontrolle, viel Mitsprache und auch ein bisschen Ballett anbietet?

Das wäre schade, und das könnte ein Gewitter des Protestes auslösen, von dem die Schulpolitik heute lieber nicht träumen möchte.

Allerdings ist es mit der Solidarität im Ballett angesichts der steten Konkurrenz auch so eine Sache. Hat man von Hilfsangeboten aus Hamburg, Dresden, Stuttgart, München für die sitzen gelassenen Berliner Schülerinnen und Schüler gehört?

Könnte sich vielleicht eine ausländische Schule als Helfershelfer andienen?

Auch im Ausland findet ein harter Wettbewerb statt. Rigoros. Kinder von Hochbegabten, also von Tänzern, werden oft bevorzugt. Kinder von außen haben es dagegen oft besonders schwer. Manche schaffen es. Viele fallen durch den Rost und müssen gehen. Wer es schafft, bleibt oft trotzdem häufig sein Leben lang Ensembletänzer. Aber auch das kann erfüllend und beglückend sein.

Es muss also nicht immer der Superstar sein, der die Schule mit Auszeichnung verlässt. Die Karriere hat ganz eigene Spielregeln, in denen zudem das Glück und auch der Geschmack anderer Leute – etwa der Choreografen und Ballettdirektoren – eine entscheidende Rolle spielen.

Kunst ist kein Verwaltungsdienstweg!

Krasina Pavlova verleiht der Clara im "nussknacker" eine geheimnisvolle Note.

Sie parodieren die Gesellschaft, auch die Ständeordnung, indem sie das Renaissance-Personal der Theaterwelt kunterbunt zeigen: Studentinnen und Studenten der Staatlichen Ballettschule Berlin sind im „Nussknacker“ durchaus wichtig. Foto vom Schlussapplaus: Gisela Sonnenburg

Allerdings: Dass Kinder mitten im Schuljahr des Weges verwiesen werden, ist eine Berliner Unart, die man schleunigst abstellen sollte.

Kein Kind kann in Würde ein neues Leben an einer neuen Schule anfangen, wenn es als vermeintliche Niete mitten im Schuljahr einfach auftaucht.

Und: Es reicht, wenn die Ängste, gehen zu müssen, einmal im Jahr hochkochen. Damit dürfte auch Klaus Brunswicker einverstanden sein.

Und wenn es nach Katja Will geht, ist das zu Beginn der Ausbildung sogar erst nach zwei Jahren der Fall.

Ja, es ist schlimm, dass es eine Auslese geben muss, aber es wäre noch schlimmer, wenn man nicht genügend geeignete junge Menschen in einen extrem kraftzehrenden und auch gefahrenvollen Hochleistungsberuf drängt.

Eine Kultur der Verabschiedung, die die Würde der Kinder wahrt und ihnen neue Perspektiven aufzeigt, ist also an allen Ballettschulen fällig, nicht nur in Deutschland, sondern international. Berlin könnte hier Neuland betreten und Fakten schaffen.

Es sei denn, man stellt das ganze Leistungssystem der gesamten Berufswelt in Frage und wirft praktisch niemanden mehr von der Schule, nur, weil er nicht gut genug tanzt. Dann muss man sich vorwerfen lassen, Menschen für einen Markt auszubilden, der nicht existiert.

Wenn man hier den Tanz in seiner maßgeblichen Bedeutung herunterschrauben will, kann man gleich ein OSZ (Oberstufenzentrum) Ballett und Artistik aus der „Staatlichen“ machen. Da kann es dann schön bunt und lustig zugehen. Aber man wird kaum Balletttänzer mit Berufsaussichten heranbilden.

Oder erfindet Deutschland das Ballett gerade neu? Haben wir da was verpasst? Ist Berlin gar nicht die gescheiterte Ballettschule, das gescheiterte Staatsballett ohne Führung, ist Berlin etwa die Brutstätte eines ganz neuartigen, tollen Designs für Ballett?

Sandra Scheeres scheint gar die Vorstellung zu haben, man könne Kinder und Jugendliche zu wettbewerbsfähigen Profi-Tänzern machen, wenn man sie im Rahmen ihrer Ausbildung regelmäßig mit Laienkindern  tanzen lässt, nach Art von Workshops mit Aufführungen, die sich dann wohl auch noch als „Begabtenförderung“ finanzieren lassen. Das ist ihre neue alte Vorstellung vom Landesjugendballett. Kaum zu fassen.

Hallo, bitte aufwachen! Die Wahrheit ist: Man kann als Kind nicht beides haben, Spaß mit Gleichaltrigen und eine Berufsausbildung zum Profi-Tänzer oder Artist. Da muss man sich entscheiden. Traurig, aber wahr: eine Berufsausbildung im Kindesalter verlangt dem Kind alles ab, da bleibt nicht viel für Freunde oder Auftritte mit Laien außerhalb. Übrigens wollen die meisten Ballettschüler es auch nicht anders. Sie sind von Ehrgeiz beseelt, nicht von Langeweile.

Will man das ändern, braucht man ein neues Ziel. Den Weg einfach abzukürzen oder zu verlangsamen, ändert gar nichts.

"Erste Schritte" sind beim Hamburg Ballett immer ein Knüller.

Es tanzt: Die Ballettschule des Hamburg Ballett – John Neumeier. Bunt und mirakulös: „Eine Reise durch die Jahreszeiten“ von John Neumeier, ein Kinder- und Jugendballett von 1988, mit Musik von Alexander Glazunov. Foto: Kiran West

Wenn man begabte Laien in eine Profi-Schule bringen will, kann man übrigens nach Hamburg schauen, um ein Vorbild zu finden. Bei John Neumeier können Jungen und Mädchen regulär Abitur mit Ballett als Prüfungsfach machen. Aber sie werden damit nicht zu Profi-Tänzern ausgebildet. Nicht im mindesten. Sie besuchen andere Klassen, und sie besuchen außerdem eine allgemeinbildende Schule, die ihr Tanzen als Fach anerkennt. Das ist alles. Aber sie haben keine Chance, etwa im Hamburg Ballett als Tänzer anzufangen. Denn sie besuchen nicht die beiden Theaterklassen, die morgens mit Ballett beginnen und abends mit Ballett enden.

So etwas wie das Tanzabitur kann sich Berlin natürlich auch leisten. Aber man sollte das nicht verwechseln mit der Hauptaufgabe der Schule: Das ist die Berufsausbildung zum Tänzer.

Derzeit sieht es damit allerdings ziemlich mau aus an der „Staatlichen“.

Einerseits ist die Stimmung dank des Skandals und der Ungewissheit, was in Zukunft aus der Schule wird und wer sie nach welchen Maximen leiten wird, eher gedrückt.

Dann steht fest, dass außer den Absolventen, die noch in diesem Jahr ihren Abschluss machen wollen, in naher Zukunft kein tänzerischer oder artistischer Unterricht mehr in der Schule stattfinden wird.

Antje Seike, die auf der Homepage der Schule noch als kommissarische Leiterin rangiert, was sie schon längst nicht mehr ist, hat diesbezüglich kürzlich einen Rundbrief an die Eltern geschickt.

Darin barmt sie um Verständnis: Sie habe alles getan, um den Kindern Trainings „vor Ort“, also in der Schule zu ermöglichen, unter Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen im Zeichen von Corona. Umsonst. Es kam keine Genehmigung.

Nur die Abschlussklassen erhalten ihr Training, um ihre Prüfungen ablegen zu können.

Andere Schulen weltweit halten ihre Zöglinge selbstverständlich mit Zoom und täglichem Online-Unterricht daheim auf Trab halten. Sie können auf mühsame, aber immerhin mögliche Art und Weise sogar Korrekturen erteilen, was für Ballettschüler extrem wichtig ist.

Katja Will: „Das Körpergefühl muss stimmen, und wenn man nicht oder nicht richtig trainiert, geht das verloren.“

Doch die Ballettpädagogen der „Staatlichen“ halten noch nicht mal Kontakt zu ihren Zöglingen. Seike kann nicht erklären, warum. Von überbordendem Engagment kann man da jedenfalls nicht sprechen. Eher von einer Art Angstlähmung.

Seike verspricht aber, dass man sich um Möglichkeiten des Trainings mit „anderen Medien“ bemühe. Gemeint ist die Anordnung eines Schülers mit einem Lehrer und einem Pianisten in einem Ballettsaal, um für eine Klasse das Training vorzumachen. Damit hätte dann immerhin ein Schüler auch mal wieder fast normalen Unterricht, und die anderen könnten davon profitieren.

Dafür hofft Seike auf eine Genehmigung.

Das wäre ein Berliner Extraweg. Woanders arbeitet man  via Internet mit dem Programm Zoom, weil das auch live Feedback vom Lehrer bei den Schülern daheim erlaubt.

Doch anscheinend hat man in Berlin Angst vor Spionen oder auch vor Denunziation, wenn sich Fremde in das Zoom-Programm einhacken oder Videomaterial aufgenommen und abgespeichert wird.

Bühnentanz-Abteilungsleiter Marek Rozycki, der womöglich sowieso ein Verfahren gegen sich selbst erwartet, will wohl nicht noch zusätzlich Beweismaterial abliefern.

Noch einmal Anastasia Gallon, die ihre Fotos nicht im Auftrag der Staatlichen Ballettschule Berlin anfertigen ließ. Dass sie erst 15 Jahre alt ist, sieht man ihrem edelmütigen Tanz nicht an. Foto: privat

Aber die StaatlicheBallettschule Berlin hat nicht nur einen allgemeinbildenden Auftrag. Sie hat auch den Auftrag der Berufsausbildung. Und dieser wird derzeit jäh vernachlässigt.

Auf sich allein gestellt, haben manche Schülerinnen und Schüler das Pech, ohne Anleitung fehlerhaft zu trainieren. Dann schleichen sich Fehler ein, die später nur schwer zu beheben sind. So etwas kann die Karriere kosten.

Andere haben das Glück, Eltern und eine Familie zu haben, die sie unterstützen. Sie erhalten Möglichkeiten zu trainieren: Vielleicht gibt es ein leer geräumtes Zimmer in der Wohnung oder im Haus, vielleicht gibt es auch das Geld, Online-Unterricht bei einer Privatschule zu kaufen.

Es ist unfair, dass die Corona-Krise viele Berliner Tanzstudenten – vor allem die älteren, bei denen es eng wird, wenn sie in den kommenden Jahren noch in den Beruf wollen – doppelt trifft.

Sie können nichts dafür, dass ihre frühere Schulleitung versagt hat und die beiden aktuellen kommissarischen Leiter (beide ohne eine Ahnung von Ballett) sich nicht um die Fitness der Schüler kümmmern.

Diese fleißigen Kinder und Jugendlichen können auch nichts dafür, dass der Senat sich unfähig fühlt, ihnen adäquaten Online-Unterricht zukommen zu lassen.

Sandra Scheeres klammert sich an die Forderung nach einem Kinderschutzkonzept.

Aber in Sachen Berufsausbildung für Tänzer hat sie auch eine Verpflichtung – und derzeit versagt.

Dabei wäre es mal an der Zeit, ein wenig weiterzudenken als bis zum nächsten Elterntag.

Wäre es nicht zum Beispiel wünschenswert, wenn die „Staatliche“ in Zukunft weitere, dem Tänzer benachbarte  Berufsbilder zur Ausbildung anbieten würde?

Und sollte man den für Ballett relevanten Unterricht nicht endlich zweisprachig – deutsch und englisch – abhalten? In den meisten Compagnien wird englisch während der Arbeit gesprochen. Auch in Deutschland.

Es fehlen in Deutschland außerdem zum Beispiel Studiengänge für Ballettchoreografen. Und für Ballettdramaturgen. Und für professionelle Ballettpädagogen.

Hier könnte Berlin vorpreschen.

Zünftig: Jungs und Mädchen der Ballettschule des Hamburg Ballett in den „Beethoven Dances“: „Erste Schritte“ zeigt traditionell auch solche Anklänge an Folklore. Foto: Kiran West

Spätestens dann könnte man endlich auch wieder die Fächer Folklore und Klavierspielen einführen, die seit langem weltweit zur Ballettänzerausbildung gehören. Dass es an der „Staatlichen“ in den letzten Jahren keinen regulären Folkloreunterricht mehr gab, grenzt in den Augen mancher Fachleute an ein zusätzliches Vergehen.

In den Augen von Klaus Brunswicker ist das wohl egal. Er ist froh, wenn kein Kind misshandelt wird. Aber wenn man die spezifischen Bedürfnisse von Kindern bedenkt, die Balletttänzer werden wollen, sind verschiedene Folkloretänze unabdingbar, um die Wurzeln des Balletts zu begreifen. Russisch, Flamenco, Czardás, Holländisch, Mazurka, Polka

Wenn man die Zöglinge des Waganowa-Instituts in Sankt Petersburg – das ist eine der renommiertesten Ballettschulen der Welt – beim Folklore-Unterricht sieht, geht einem das Herz auf. Man fragt sich, wieso Ralf Stabel lauter Osteuropäer einstellte, wenn sie nicht mal Folklore unterrichten konnten?

Aber um sich mit solchen Dingen zu befassen, sind weder die Kommission noch der Senat reif genug für die Kunst. Ihnen geht es nicht um die Qualität der Ausbildung, sondern – ganz engmaschig geknüpft – nur um das so genannte Kindeswohl.

Das allein wird aber nicht reichen, um die Schule sinnvoll zu erneuern!

Während die „Staatliche“ oder vielmehr das, was von ihr übrig ist, auf die Vorgabe einer neuen Richtung wartet, wartet Klaus Brunswicker auf Termine mit den Anwälten von Ralf Stabel und Gregor Seyffert, den beiden suspendierten Leitern der Schule. Denn die Anwälte wollen dabei sein, wenn ihre Mandanten das schon seit längerem bestehende Gesprächsangebot Brunswickers wahrnehmen.

Da aber frühestens ab dem 11. Mai 2020 mit einer Entscheidung im Verfahren Stabel zu rechnen ist, werden die Anwälte wohl noch einige Zeit brauchen, um einem Termin mit Brunswicker zuzustimmen. Schließlich sind Anwälte auf die Beweislage bedacht – und darauf, sie ihrer Strategie notfalls auch durch Schweigen anzupassen.

Objektiv gesehen, haben sie keine großen Chancen, für ihre Mandanten so etwas wie eine Rehabilitation herauszuholen. Dazu sind die Anwürfe zu gewichtig und die Anzahl der Personen, die sie tätigt, ist zu hoch.

Dutzende von „sehr intensiven“ Gesprächen führte dieKommission, mit mehr als 40 Betroffenen. Da kam eine Menge belastendes Material zusammen.

Was aber einen Tänzer zum Tänzer macht und einen Artisten zum Artisten, scheinen die Berliner Aufklärer noch nicht verstanden zu haben.
Gisela Sonnenburg

www.ballettschule-berlin.de

www.hamburgballett.de

 

 

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