Der Lohn der Gerechten „Lohengrin“ mit Klaus Florian Vogt, Kent Nagano und einem fantastischen Chor an der Hamburgischen Staatsoper

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Beglückend: Klaus Florian Vogt nach „Lohengrin“ in der Hamburgischen Staatsoper beim Schlussapplaus zwischen Tanja Ariane Baumgartner (Ortrud, links) und Simone Schneider (rechts) als Elsa. Applausfoto vom 26.12.2019: Gisela Sonnenburg

Wenn er singt, steht die Zeit still, um ihm zu lauschen. Der Raum erbebt, alles Leben neigt sich der Poesie dieser Stimme zu. Es ist sozusagen der absolute menschliche Klang: Klaus Florian Vogt, Tenor von Welt und gelegentlich auch Bariton, vereint so viele erhebende und doch leidenschaftliche Nuancen in seinem Gesang, dass selbst Menschen, die der Oper vielleicht nicht so viel abringen können, zu ihm kommen. Aber vor allem auch für die Kenner der Klassik und  für die Liebhaber der modernen E-Musik ist er – zumal seit seinen internationalen Siegeszügen als „Lohengrin“ (etwa 2011 an der Met) und auch als Paul in „Die tote Stadt“ (2015 in Hamburg) – eine Erbauung per se! Peter Schreier (den man gerade betrauert) mit seinen einmaligen Höhen ist tot, Luciano Pavarotti mit seinen unvergesslichen Tiefen ist tot, aber es lebe Klaus Florian Vogt – mit seinem alterslosen, sowohl Männlichkeit als auch Kindhaftigkeit suggerierenden Timbre! Endlich gibt es wieder einen ernstzunehmenden grandiosen Tenor, der viel mehr ist als eine rasch hochgejubelte und dann geschickt vermarktete Eintagsfliege. Vogts Ehrung am 22. Dezember 2019 zum Kammersänger durch den Hamburger Senat kam zudem zum richtigen Zeitpunkt, er ist auf der Höhe seines Könnens; die Gerechten ehren auch sich selbst damit. Punktgenau begeistert Vogt denn auch mit seiner Paraderolle als „Lohengrin“ in der Regie von Peter Konwitschny in der Hamburgischen Staatsoper, in der er einst als Hornist seine musikalische Karriere begann. Musikerchef Kent Nagano dirigiert dazu die Glanzoper von Richard Wagner mit feinfühlig-präziser Hand, während der männliche Teil des Chores der Staatsoper Hamburg unter Eberhard Friedrich so vorzüglich und einheitlich singt, als gelte es, Natur und Kultur auf einen Nenner zu bringen. Und wer genau hinhört, entdeckt, wie nah beieinander Tragik und Schönheit des Lebens liegen…

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Die Inszenierung von Peter Konwitschny verlegt „Lohengrin“ von Richard Wagner in ein Klassenzimmer. Hier eine andere Besetzung in der Hamburgischen Staatsoper, fotografiert als Szenenfoto von Arno Declair.

Die legendäre Inszenierung von Konwitschny, die 1998 premierte, siedelt die Geschichte um die falsch verdächtigte Elsa von Brabant, der ein magischer Ritter zu Hilfe eilt, in einem nach Zeiten der Prügelstrafe riechenden Klassenzimmer an.

Konsequenterweise wird dieser Raum zunächst kaum verlassen, nur umgebaut – und am Ende geht es nur ein paar Meter weiter raus, auf den Schulhof, wo sich die Blagen mit ihren Holzschwertern gegenseitig zu verkloppen suchen.

Die Erwachsenen hier sind bösartige Kinder, zotig und verdorben, und nur unter fast hysterischen Heilsversprechen benehmen sie sich artig.

Der König trägt eine Krone, von der man nicht weiß, ob sie ein Spielzeug ist oder bare Münze. Aber fest steht:

Friedlich ist dieses Deutschland nicht, in das Wagner uns mit Konwitschnys Hilfe führt.

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Glück auch beim Applaus nach dem zweiten Akt in der Hamburgischen Staatsoper: Vorn „Lohengrin“ Florian Klaus Vogt mit Simone Schneider (Elsa) und Christof Fischesser (König Heinrich) mit dem Ensemble. Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Auch König Heinrich (unerschütterlich souverän im Duktus: Christof Fischesser) kommt nicht zufällig nach Brabant, dessen Herzog verstorben und dessen Erbfolger spurlos verschwunden ist.

Er will Soldaten rekrutieren, um in den Krieg gegen Ungarn zu ziehen. Dabei wirkt er so harmlos, dieser König, der weder mit militärischen Ehren noch mit auffallender Entourage aufwartet.

Fast demokratisch mutet er an… doch das täuscht wohl in dieser Welt, über deren Bezug zur Realität es keinen Zweifel geben darf.

Die Wanduhr im Klassenzimmer zeigt darum die Echtzeit an – jene Zeit, wie sie jeder Besucher an der Armbanduhr und am Handy überprüfen kann, jene Zeit, die auch draußen immer gleich schnell davon läuft.

Es sei denn, ein großer Künstler durchbricht den Bann und hilft dem mentalen Verständnis von Kultur, jedwede Schranke gefühlt zu überwinden.

Im „Lohengrin“ gibt es zahlreiche solche Momente.

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Erhaben und ergreifend: Jubel nach dem zweiten Akt von „Lohengrin“ mit Klaus Florian Vogt und Simone Schneider in der Hamburgischen Staatsoper. Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Vor allem, der Titelheld seine Kraft der ihm kaum bekannten Elsa andient, er sich für das Gute verdingt, konsequent das Böse besiegt und mit himmlischem Ton schließlich auch in tiefer Bitternis offenbart, wer er eigentlich ist.

Die Unterstützung vom Philharmonischen Staatsorchester Hamburg – dessen Bläser hier besonders gelobt werden dürfen – gehört dabei ganz den Stimmen auf der Bühne. Bis zum bittersüßen Ende.

Bis dahin aber muss ein schier verwirrender Handlungsstrang bewältigt werden.

Denn Elsa, die Tochter des Herzogs von Brabant, wird von ihren Landsleuten verdächtigt, sie habe den jüngeren Bruder Gottfried aus Machtlüsternheit heraus beseitigt.

Konwitschny sieht das so: Aus dem Klassenschrank reckt die unschuldig dreinschauende, eingeschüchterte Elsa ihren Kopf – war sie’s oder nicht?

Simone Schneider von der Staatsoper Stuttgart (wo sie ebenfalls als Elsa auftritt) singt die tragende weibliche Partie mit kräftiger Stimme, ohne Eintrübung oder heulendem Vibrato. Aber sie spielt die in Verruf geratene Elsa nur naiv, als blondes Dummchen; die innere Stärke, auch die sinnliche Leidenschaft dieser Figur nimmt man ihr nur schwerlich ab.

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Verdienter Segen beim Applaus nach „Lohengrin“ in der Hamburgischen Staatsoper: Wolfgang Koch (Telramund) und Tanja Ariane Baumgartner (Ortrud) mit dem hervorragenden Chor der Staatsoper Hamburg. Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Ihre Gegenspielerin Ortrud hat da in der Besetzung mit Tanja Ariane Baumgartner viel mehr zu bieten: Sie ist stimmlich eine Domina wie aus dem Bilderbuch, faszinierend und dämonisch schillernd, während sie körperlich mit rankem, schlanken Leib fast tänzerisch zu agieren weiß.

Als sie am Ende um ihren bösen Gatten trauert, selbst in den dunklen Mächten gefangen, gelingt es ihr, der Figur echte Größe zu verleihen, was für eine durch und durch heuchlerische und hinterlistige Ortrud wirklich eine Leistung ist.

Tanja Ariane Baumgartner empfiehlt sich damit für weitere große Partien; man ist neugierig, was sie noch alles so scheinbar leichthin und sicher doch schwer mit Arbeit erkämpft zu zeigen vermag.

Wolfgang Koch als Telramund, ihr fieser Gatte, gibt jedenfalls alles. Angst und Kleinheit, Brutalität und Bosheit verbindet er mit starkem Ehrgefühl und skrupellosem Ehrgeiz.

„Mein Ehr‘ ist hin!“ – Dieser gesungene Ausruf bringt das Rollenprofil auf den Punkt, als Telramund entlarvt wird, und weil er dennoch nicht aufgibt und Lohengrin in dessen Hochzeitsnacht zu meucheln versucht, empfinden alle die tödliche Notwehr des Helden, der Telramund mit einem Hieb erledigt, als gerechtfertigt.

Aber andere Dinge sind komplizierter. Das Volk etwa.

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Der Chor der Staatsoper Hamburg leistet hier auch allerhand: im „Lohengrin“ von Richard Wagner in der Regie von Peter Konwitschny. Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Das Volk, das sind hier die jungen Kerle aus dem Chor. Mit Kappen auf dem Kopf, die denen von Burschenschaftlern ähnlich sind, und in kurzen Schuluniformhosen wie zu Zeiten der Bel Époque pöbeln sie so fest herum, wie man mit Wagners kultivierten Chorgesängen überhaupt nur pöbeln kann.

Und dabei singen diese Männer so frenetisch und doch exakt, dass sie sogar spontan Szenenapplaus erhalten!

Es geht der Regie derweil hier um die demonstrativ gezeigte Bereitschaft einer Menschenmenge, sich aufhetzen zu lassen – das unterschwellige Brodeln der Stimmung entlädt sich daher mitunter auch in blitzartigen aggressiven Handlungen. Angefangen vom Werfen mit Papierknüllchen bis zur Klassenkeile.

Doch dann taucht er auf, der Ritter, der wie ein Außerirdischer und doch zugleich wie der einzige normale Mensch hier wirkt:

Großer Jubel beim Schlussapplaus für „Lohengrin“ Klaus Florian Vogt, Stardirigent Kent Nagano und das ganze Ensemble in der Hamburgischen Staatsoper am 26.12.2019. Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Klaus Florian Vogt zeigt die Bühnenpräsenz und die stimmliche Kapazität eines Weltstars, der genau weiß, welche Wirkung er zu erzeugen hat – und er verfehlt diese mit keiner Geste, keiner Sekunde.

Eine Aura aus Arglosigkeit scheint ihn zu umgeben und doch ist er wachsam und konzentriert, in fast meditativer Sicherheit wandelnd.

Er bietet sich an, für Elsa zu streiten, weil die Meute und der König einen Kampf verlangen. Gottesurteil nennen sie das – faktisch soll die Faust regieren.

Telramund ist bestimmt kein schlechter Schwertführer, aber Lohengrin kann mit höheren Weihen aufwarten – und gewinnt, beflügelt von überirdischen Kräften, das Duell.

Er schenkt, was ein verhängnisvoller Fehler ist, dem besiegten Bösewicht das Leben.

Als dieser dann allein mit Gattin Ortrud im Klassenzimmer finstere Pläne schmiedet, wird bald klar: Diese zwei Satanskinder werden nie Ruhe geben.

Erst am Ende enthüllt Ortrud in einer weltbewegenden Arie, die quasi der Ehrlichkeit des Bösen Rechnung trägt, dass sie den kleinen Gottfried verschwinden ließ und in einen Schwan verwandelte.

In eben jenen Schwan, mit dem Lohengrin übers Wasser nach Brabant kam.

Selig nach der Aufführung von „Lohengrin“ am 26.12.2019 in der Hamburgischen Staatsoper: Simone Schneider (Elsa), Klaus Florian Vogt (Lohengrin), Kent Nagano (Maestro) und Christof Fischesser (König Heinrich). Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Konwitschny spart sich allerdings das Vogeltier. Er zeigt gleich den Jungen, das Kind Gottfried (tapfer: Esben Kukla), der gemeinsam mit Lohengrin aus einem Lichtschacht mitten auf der Bühne heraufgefahren wird.

Keine See, keine Landschaft. Nicht mal Sternenhimmel.

Aber so viel „teutsche“ Atmosphäre im Klassenzimmer, dass man ins Nachdenken kommt, ob dieser Lohengrin nicht doch ein Unglücksrabe ist, weil er zwar mit Elsa eine schöne Frau bekommt, dafür aber unter regelrechten Barbaren im Kindergewand leben muss.

Er hatte wohl gehofft, sie zu zähmen, zu erziehen…

Und tatsächlich benehmen sich die garstigen Jungs und Mädchen deutlich besser, als die Magie der feinen Art, die von Lohengrin ausgeht, sie erfasst.

So bereiten sie dem Paar Elsa und Lohengrin das Brautbett – aus Turnmatten und einfachem Bettzeug – und als die Stehlampe im solchermaßen improvisierten Schlafzimmer leuchtet, geht ein staunendes Raunen durch die Meute. Wurde diese doch zuvor kurzerhand anhand von biologischen Aktzeichnungen sexuell aufgeklärt.

Heute fände das wohl mittels einer App am Handy statt – aber der Effekt wäre derselbe.

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Heldenhaft: Klaus Florian Vogt als „Lohengrin“ mit Simone Schneider als Elsa beim Applaus nach dem zweiten Akt in der Hamburgischen Staatsoper am 26.12.2019. Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Herzergreifend dann das Paar. Singenderweise entkleidet Lohengrin seine Elsa bis auf den Unterrock, sie wiederum, als Antwort auf seine Forderung, ihn nie nach seiner Identität zu fragen, knüpft die Bluse wieder zu.

Einen Gatten mit womöglich dunklem Geheimnis will sie nicht…

Er zieht sie aber dennoch im singenden Palaver wieder aus, und fast könnte das Ganze noch eine charmante gegenseitige Verführung werden – aber da bricht es aus ihr heraus, sie kann es nicht akzeptieren, dass er bedingungslos geliebt werden will, ohne Wenn und Aber, ohne Kritik, ohne Wissen, ohne Zweifel. Ohne irgendeine Hinterfragung.

Schluss. Das ist das Ende der Beziehung. Radikal wie die Schulkinder mit ihrem Hass ist auch Lohengrin mit seinem Gebot des Schweigens. Man könnte glauben, er hüte ein verbrecherisches Geheimnis.

Aber will er es so? Oder muss er so handeln? Die Spielregeln sind nicht von ihm gemacht.

Da poltert auch noch Telramund mit einigen Verschwörern durchs Fenster in den Klassenraum, und wäre Lohengrin nicht geistesgegenwärtig genug, um sofort zu kämpfen, das Stück wäre schon hier zu Ende.

Doch was ist das für ein vorläufiges Resultat: Ein Toter (Telramund) liegt im Ehebett, und die Braut wird nicht entjungfert, sondern verlassen, denn mit ihrer Frage, wer ihr Mann sei und woher er kam, verbaute sie sich ihre und auch seine Zukunft.

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Erst im Schrank, dann zwar verehelicht, aber dennoch ohne Gatten: Elsa hat es nicht leicht im „Lohengrin“, auch nicht in der Inszenierung von Peter Konwitschny an der Hamburgischen Staatsoper. Foto: Arno Declair

Was ist das für ein widriges, verzwicktes Spiel, dieses Dasein zwischen Weltenmacht und Zauberkunst?!

Wie gesagt: Lohengrin hat die Spielregeln nicht gemacht.

Und so absurd und märchenhaft die Handlung auch anmutet, so tief empfindet man mit den Bühnenfiguren.

Es sind eben doch fast alltägliche Vorgänge, die Wagner in seinem 1850 in Weimar uraufgeführten Gesamtkunstwerk symbolisch hochtrabend verpackte.

Aber ungewollte Trennungen erleiden viele Paare, und dass der Tod dazu kommt und als Menetekel alles tragisch einzufärben versteht, gibt es auch in ganz banalen, realen Familiengeschichten.

Lohengrin will jetzt nicht nur der geliebten Gattin, sondern der ganzen Welt in Brabant erklären, wer er ist, woher er kam, warum er wieder gehen muss.

Sein Vater Parzival – der Gralshüter und Ritterkönig – schickte ihn, um das Schlimmste an Ungerechtigkeit im irdischen Brabant zu vermeiden und ein paar Dinge zu regeln.

"Lohengrin" mit Klaus Peter Vogt in der Hamburgischen Staatsoper

Klaus Florian Vogt beim Schlussapplaus nach „Lohengrin“ am 26.12.2019 in der Hamburgischen Staatsoper. Applausfoto: Gisela Sonnenburg

Klaus Florian Vogt singt davon so hehr und doch so fasslich, dass es einen kaum noch verwundert, wenn hier von zauberhaften Sphären und unendlich hellen Horizonten Ahnung aufkommt.

Er kann so zart, so fein, so filigran singen und dann wieder so stark und scharf und mächtig, dass alle Vorbilder, die man noch im Ohr hat (bis hin zu René Kollo) dagegen verblassen.

Als er kniet, um ganz weich „Mein lieber Schwan“ zu singen – denn der Schwan wird ihm von Parzival geschickt, um ihn aus dem Sündenpfuhl der Menschheit und auch aus den Armen der nicht genügend vertrauenden Elsa zurückzuholen – hält er anmutig die Balance, er hält sich aufrecht wie von einem Bildhauer erschaffen und wirkt zugleich entrückt und doch ganz präsent.

Nur ein Jahr, so heißt es im Text, hätte Elsa die stumme Ehe mit ihm aushalten müssen, dann hätte er ihren Bruder befreit.

Damit wäre die Last ihres Lebens von ihr gefallen, denn natürlich hegt sie heimlich neben Trauer auch Schuldgefühle wegen des verschwundenen jungen Bruders.

Und nun? Nun ist Elsa verheiratet und doch dazu verdammt, allein zu sein.

Ihr Gatte verschwindet vor aller Augen im Lichtschacht…

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Doch es gibt einen Trost: Er schickt Gottfried, das Kind, als Thronerben Brabants, befreit zwar, aber einer rettungslos aggressiven Welt anheim gestellt.

Und so kommt Gottfried nicht etwa mit Kinderlachen auf uns zu, sondern – den Rücken zu uns gekehrt – mit Soldatenhelm auf dem Kopf und einem Maschinengewehr in den Armen.

Es ist ein Schock und doch ein Rätsel. Ist das die gerechte Strafe für eine Gesellschaft, die sich in ihrem wahllosen Hass nicht beruhigen lassen will?

Oder ist ein kindlicher Soldatenführer noch das kleinere Übel?

Wie ernst ist dieser Militärzwerg zu nehmen?

Wie tödlich sind Kinder, die mit Waffen spielen? Und wenn es echte Waffen sind und das Kind erwachsen wird?

Neben der Liebe, die er erweckt, wirft dieser „Lohengrin“ viele Fragen über Krieg und Frieden auf – und es gibt keinen Grund, sie nicht zu diskutieren.
Gisela Sonnenburg

www.hamburgische-staatsoper.de

 

 

 

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