Es gibt manchmal ein wenig Gerechtigkeit Der Gruppentänzer Marc Jubete vom Hamburg Ballett soll den Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis erhalten, der zum 50. Mal verliehen wird

Der Spanier Marc Jubete erhält einen Preis.

Marc Jubete, hier auf seinem offiziellen aktuellen Pressefoto vom Hamburg Ballett, kann sich hoffentlich freuen: Mit 26 Jahren soll der Gruppentänzer, der sich in diversen Soli bereits profilierte, einen für sein Leben und seine Karriere bedeutsamen Förderpreis erhalten.

Nach einer aktuellen Nachricht des spanischen Online-Portals reusdigital.cut erhält der in Reus, Spanien, gebürtige Gruppentänzer Marc Jubete vom Hamburg Ballett den diesjährigen Förderpreis der Opernstiftung Hamburg, also den Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis 2016. Herzlichen Glückwunsch! Felicitación! Jubete tanzt seit 2011 im Hamburg Ballett und fiel spätestens 2013 mit seiner suggestiv-modernen Körperkunst auf, als er im langen Hosenrock und mit freiem Oberkörper einen der elegisch-eleganten „Drei Weisen“ in John Neumeiers Ballett „Weihnachtsoratorium I – VI“ kreierte.

Auch von anderen Tänzern übernommene Soli, so in „Messias“ und in „Hamlet“ (beide von Neumeier), weiß Jubete gekonnt neu zu interpretieren.

Er, der am ersten Weihnachtstag 1989 geboren wurde, steht für eine sportiv-männliche Kraft, die sich geschmeidig und dynamisch auf der Bühne äußert. Ein romantischer Lyriker ist er mitnichten, dafür ein passionierter Menschendarsteller mit einem sehr trendigen, zeitgenössischen Touch.

In John Neumeiers Stücken „Tatjana“ (2014) und „Duse“ (2015) zeigt Marc Jubete, was er in diesem Sinne kann – seit er seine Partien darin für die Uraufführungen kreiert hat, und zwar die Rollen des Zaretsky („Tatjana“) und von Das Publikum („Duse“).

Bei den Nachwuchschoreografen in der bald auch wieder anstehenden Reihe „Junge Choreografen“ in Hamburg erwies sich Marc Jubete zudem bereits des öfteren als heiß begehrter Mitspieler.

Sein Teamgeist und sein Esprit machen ihn eben auch bei den Kolleginnen und Kollegen beliebt!

Und auch er selbst hat schon tänzerisch geschöpft: Drei Stücke choreografierte er bereits für Neumeiers Bundesjugendballett sowie eines für die schon erwähnten „Jungen Choreografen“.

Der Spanier Marc Jubete erhält einen Preis.

Ein Blick ins Jahrbuch 2015 vom Hamburg Ballett fällt auf ein Foto von Holger Badekow, das Marc Jubete zeigt: ein leidenschaftlicher, der Moderne zugewandter Tänzer mit eigenen Qualitäten von Brillanz. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Der Oberdörffer-Preis ist übrigens nach dem ersten Geschäftsführer der Opernstiftung Hamburg benannt. Dieser soll sich nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau der Oper sehr verdient gemacht haben. Was er im Dritten Reich gemacht hat, war indes bei einer Kurzrecherche nicht herauszufinden – eine offizielle Vita von Oberdörffer steht wohl noch aus.

Jedenfalls wird der Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis trotz seines sperrigen Namens nunmehr zum 50. Mal verliehen; er geht jeweils an junge Sängerinnen und Sänger sowie an Balletttänzerinnen und Balletttänzer der Hamburgischen Staatsoper.

Vergangene Preisträger aus dem Bereich des Balletts sind etwa 2008 die heutige Erste Solistin Anna Laudere und 2012 der heutige Fotograf des Hamburg Balletts, Kiran West. Es sind also die Lieblinge der Chefs, denen die Stiftung derzeit jeweils 8 000 steuerfreie Euro Preisgeld zukommen lässt.

So gibt es immer mal wieder ein Stückchen Gerechtigkeit im aufreibenden Betrieb der Kunstwelt des Balletts: Ob und wann und wie weit Jubete befördert werden wird, ist derzeit ja noch nicht sicher zu sagen, aber den Preis nebst Preisgeld hätte er dann schon mal.

Derzeit befindet sich das Hamburg Ballett allerdings noch auf einem Gastspiel in Japan. Bei der Rückkehr wird hoffentlich richtig gefeiert – zumal dann auch der Termin der Preisverleihung, der meistens im März oder April liegt, bekannt gegeben werden sollte. Dafür hatte die Pressestelle von John Neumeier bislang wohl noch keine Zeit.

Der Spanier Marc Jubete erhält einen Preis.

So sieht das übrigens katalanische Portal mit der noch jungfräulichen Preismitteilung aus. Es kommt aus Jubetes Heimatstadt, dem spanischen Reus. Faksimile: Gisela Sonnenburg

Für Marc Jubete ist zu hoffen, dass er weitgehend verletzungsfrei mit tollen Rollen und spannenden Aufgaben bedacht wird – und sich so entwickeln darf, wie es sein Temperament und sein Naturell als Künstler verlangen.

Seinem Publikum wiederum wünscht man viele ergreifende, bewegende, bezaubernde Vorstellungen mit ihm – und wie man im Flamenco sagen würde: Ole!
Gisela Sonnenburg

P.S. Und Marc Jubete erhielt am 15. April 2016 den Preis! Herzlichen Glückwunsch! 

www.hamburgballett.de

 

 

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