Den Tanz zu den Menschen bringen Das Bundesjugendballett (BJB) tanzt in Theatern und Gefängnissen, macht Workshops mit Benachteiligten – und glänzt in Geheimtipp-Shows wie in der Sole-Therme in Otterndorf

Tanz auf dem Reichstagsgebäude

Antifa-Tanz auf dem Dach des Reichstagsgebäudes in Berlin: Der damalige BJB-Tänzer Maurus Gauthier tanzt heute in Stuttgart, bei Gauthier Dance. Foto: Gisela Sonnenburg

Was geht denn hier ab?! Es ist kaum zu fassen: Die ohnehin nicht gerade große Bühne des Hamburger Ernst-Deutsch-Theaters ist fast zur Hälfte mit freundlich dreinschauenden Orchestermusikern belegt. Dennoch tanzen neben der Musikergruppe vier Paare voll Lust und Freiheitsgefühl, rasant, mit extremer Geschwindigkeit. Sie wirbeln einander durch die Luft, sie kullern übern Boden, sie schmeißen die Beine in die Höhe. Und: Sie verleihen der kleinen Fläche, die sie zur Verfügung haben, die Aura einer großen Opernbühne. Man ist versucht zu sagen: Sowas schafft nur das Bundesjugendballett!

BJB goes Reichstag - mit Antifa

„Requiem“ arbeitet das Dritte Reich auf. Es entstand 2011: als BJB-Kollektivchoreografie, anlässlich einer Gedenkveranstaltung zum 9. November 1938, der so genannten „Reichspogromnacht“. Aber auch im Sommer auf dem Reichstagsdach wirkte es ergreifend. Foto: Gisela Sonnenburg

Dabei gibt es weltweit viele talentierte und gut ausgebildete Tänzerinnen und Tänzer, international herrscht sogar – wie mittlerweile auf den meisten Berufsmärkten nicht nur der Kultur – ein Überangebot. Insofern haben die acht Nachwuchstalente zwischen 18 und 23 Jahren vom BJB (Kürzel fürs Bundesjugendballett) richtig Glück gehabt, weil sie nicht arbeitslos sind oder in einer Compagnie tanzen müssen, in der sie nicht wirklich arbeiten wollen. Die BJB-Mitglieder, die aus dem weltweit verfügbaren Angebot an Jungtänzern ausgesucht werden, dürfen sich als was Besonderes fühlen: Angegliedert ans Hamburg Ballett von John Neumeier, tourt das BJB stetig durch die gesamte Republik, mitunter auch ins Ausland. Die frisch von den Schulen gekommenen Jungstars nähern sich nicht nur ihrem Ziel, als Profi-Tänzer Karriere zu machen, sondern sie haben auch Gelegenheiten, beruflich Dinge zu tun, die für andere Balletttänzer nahezu undenkbar sind.

BJB dances all over

Tanz nicht auf dem Vulkan, aber auf dem Dach des Reichstagsgebäudes: Das Bundesjugendballett beim „Tag der offenen Tür“ am 9.9.2012 in Berlin. Foto: Gisela Sonnenburg

Die halbjährlichen Premieren im Ernst-Deutsch-Theater – unter dem laufenden Titel „Im Aufschwung“ – sind da nur eine von vielen Optionen. So tanzte das BJB auch schon auf dem Dach des Reichstagsgebäudes in Berlin, während eines „Tags der offenen Tür“. Bei sengender Sommerhitze schmolzen mit Blick auf den Tiergarten nicht nur die Make-up-Massen der angereisten feinen Damen der Gesellschaft, auch die Herzen des Publikums ließen sich von dem kollektiv erstellten BJB-Stück „Requiem“ rühren. Immerhin geht es darin um die Aufarbeitung des deutschen Faschismus: Das Stück entstand 2011 anlässlich einer Gedenk-Veranstaltung.

Noch schräger nimmt es sich aus, wenn das BJB seinem Prinzip, auch an ausgesprochen kulturfremden Orten zu tanzen, nachkommt und etwa in Gefängnissen ein Auftrittsprogramm mit Inhaftieren erarbeitet. Knast – nein, danke? Von wegen! Während kulturwillige „Knackis“ in der schwäbischen JVA Rottenburg Rapsongs schrieben und komponierten, um sich kreativ zu betätigen, übte das Bundesjugendballett eine Ballettshow an der Barre, der Übungsstange, ein. Das Aufeinandertreffen im Zeichen der Tanzkunst war für beide Seiten wie ein Abenteuer auf einem anderen Planeten. Über die gemeinsamen Erfahrungen von Proben und Auftritten im Gefängnis gibt es denn auch einen Doku-Film (zu bestellen beim Bundesjugendballett). Der zeigt allerdings nur Abgefilmtes statt tief zu gründeln.

Besonders brisant muten aber auch BJB-Arbeiten in Krankenhäusern an. Nicht nur die Gruppen der im Charity-Geschäft mittlerweile ohnehin unverzichtbaren herz- oder krebskranken Kinder wurden schon mit Tanz beglückt. Die angehenden Ballerinos und Ballerinas ließen sich auch in einer Psychiatrischen Klinik am Bodensee beim klassischen Training von den Patienten beobachten, um diese zu inspirieren. Anfang November dieses Jahres hielt das BJB auch einen Workshop mit einer Sportgruppe bei Mönchengladbach ab: Deren Mitglieder waren teils körperlich, teils geistig behindert. „Harmonie“ sei das Tanzen, befand ein junger Teilnehmer, den die BJBler „Julian“ nannten, und der sich trotz seines Handycaps  außerordentlich begabt bewegte: „Harmonie!“ Kevin Haigen, künstlerisch-pädagogischer Leiter des BJB, fühlte sich von seinem ungewöhnlichen Schüler vollauf verstanden: „Genau darum geht es in meiner Arbeit.“

TANZ ALS GEHEIMTIPP

Ein richtiger Geheimtipp sind außerdem die jährlichen November-Auftritte des Bundesjugendballetts im niedersächsischen Otterndorf: In der dortigen Sole-Therme wird das Schwimmbecken leer gepumpt und auf dem Beckengrund eine kleine Bühne eingebaut. Auch das Publikum, auf Stühlen sitzend, muss ins Schwimmbecken hinab steigen, um der Kunst zu frönen. Dafür lockt ein wirklich seltener ästhetischer Genuss, denn die gekachelten Wände im Bad und auch das Wissen um ihre eigentliche Bestimmung verfremden den gesamten Theaterkontext. „Das ist das Höchste, was es für ein Schwimmbad gibt“, schwärmte der Kulturpolitiker Hans-Volker Feldmann als Mitglied des Kulturausschusses im Landkreis Cuxhaven 2012 bei der Bad-Betanzung des BJBs.

Die Stücke, die das Bundesjugendballett zeigt, sind von unterschiedlicher Herkunft. Zu Beginn des Projekts im Jahr 2011 galt noch die Devise, vieles selbst zu „stricken“, also kontinuierlich vor allem eigene Choreografien, auch im Kollektiv erstellt, zu tanzen. Aber auch Nachwuchs-Choreografen von außerhalb sollen sich ausprobieren dürfen – ohne drastische Qualitätskontrolle. Die jüngsten Uraufführungen, beim November-„Aufschwung“ im Ernst-Deutsch-Theater, stammten denn auch von dem BJB-Tänzer Pascal Schmidt sowie von Natalia Horecna, einer bereits an so vielen Theatern erfahrenen Tanzmacherin, dass sie der Kinderschuh-Kategorie „Nachwuchs-Choreografie“ schon entwuchs.

EINE ERWACHSENE NACHWUCHS-CHOREOGRAFIN

Krieg und Mutterliebe bei Natalia Horecna und dem BJB

Das neue Stück von Natalia Horecna, das sie fürs BJB schöpfte, bietet spektakuläre Bildwelten. Es geht um die Traumata von Kriegsopfern, um eine vom Krieg demolierte Mutter-Sohn-Beziehung. Foto: Silvano Ballone

Horecna, 1976 in Bratislava geboren, hatte den ganzen zweiten Teil des Abends für sich. Und sie hätte aus ihrem Thema locker einen Abendfüller machen können: „The Swirl of Snow remains“ (frei übersetzt: „Die Erinnerung des Schneetreibens“) behandelt jüngere Kriegserinnerungen, beleuchtet mit spektakulären Bildern aus Schneeflockenfall und Engelsarabesken das Mutter-Sohn-Verhältnis von zwei Traumatisierten. Die BJB-Tänzer genießen solche Aufführungen umso mehr, als sie ihrem erhofften künftigen Berufsalltag ziemlich nahe kommen. Vor allem Yehor Hordiyenko als Sohn konnte sich hier frei tanzen und in zahlreichen großen Sprüngen zeigen, dass jene Power in ihm steckt, die man braucht, um mal ein gefragter Erster Solist zu werden. Das Stück von Horecna ist für solche Bravour-Stücke absolut geeignet: Es vereint in sich eine radikale Modernität, ist aber auch der Ästhetik der Romantik verpflichtet – eine brisante und theatergerechte Mischung.

A Swirl of Snow

So romantisch und brachial modern zugleich kann zeitgenössisches, junges Ballett sein! Das BJB mit „A Swirl of Snow remains“ von Natalia Horecna. Das superbe gelungene Foto stammt von Silvano Ballone

KONZEPTUELLES TANZTHEATER

Aber auch Pascal Schmidt beglückte mit seiner Kreation „MSG“. Zusammen mit der Musikerin Aike Errenst hat er etwas entwickelt, das man „konzeptuelles Tanztheater“ nennen könnte. Zwei Paare agieren hier tänzerischen Beziehungsclinch aus, zentral befindet sich als Requisite ein rechteckiger Tisch. An dem klüngeln und kungeln, streiten und versöhnen sich die Teilnehmer. Es wird auf und mit dem Tisch getanzt, und als er endlich umgeworfen auf der Seite liegt, ist er auch weiterhin ein Objekt der zarten körperlichen Bespielung. Das hat Witz und Geist, ist originell und hat trotzdem eine realistisch-psychologische Note.

Manche knäuelige Hebung, mancher Drive erinnern an Arbeiten der damals jungen Sasha Waltz, wobei die Bereitschaft, Inhalt für Effekte einzutauschen, hier bei Schmidt deutlich weniger stark ausgeprägt war. Die Szenen waren indes schlüssig konzeptioniert, mit Sprechpassagen durchsetzt und stringent auf das Thema der zeitgenössischen Vereinzelung konzentriert. Nun kann man nach so einem furiosen Erstling noch nicht viel über den jungen Gesamtkünstler Schmidt sagen. Aber was zu sehen war, war ein absoluter Knüller – und ein Versprechen auf mehr davon.

"In the Blue Garden" von Neumeier

Die Macht der weißen Rose: Yohan Stegli und Jemina Bowring vom Bundesjugendballett in „In the Blue Garden“ von John Neumeier. Foto: studio visuell heidelberg

Highlights beim BJB sind zudem Stücke von John Neumeier und Kevin Haigen. Haigen ist Spezialist für Kinder- und Jugendballette, er schuf schon die zartesten tänzerischen Gebilde für junge und jüngste tanzende Menschen. John Neumeier stellt regelmäßig bekannte Arbeiten für erwachsene Tänzer – wahre Leckerbissen der Ballettgeschichte – zur Verfügung, die dann fürs BJB und seine ungewöhnliche Aufgabenstellung bearbeitet werden. So das poetische „In the Blue Garden“ zu Musik von Maurice Ravel, das beim BJB zugleich ein Stück für einen Alterstänzer wurde: Yohan Stegli, BJB-Ballettmeister, tanzte die Hauptrolle. Es geht im Stück um die magische Macht einer weißen Rose, und Stegli als eine Art Prospero verwaltet die Energieflüsse auf einer einsamen Insel. Dort strandete das skurrile, Shakespeare-reife Personal: ein schönes Mädchen, eine elegante Witwe, ein durchgeknallter Soldat…

Aus dem Hamburg Ballett, in dem der Franzose Yohan Stegli Solist war, schied er aus, um als Ballettmeister des BJB neue Erfahrungen zu machen. Tanzen ist für den Mittdreißiger aber immer noch der Traum seines Lebens. Manchmal schlüpft er dafür in die Rolle eines ungewöhnlich eleganten Bühnenarbeiters. So im „Aufschwung VI“: Mit schicker langer Schürze steht Stegli in den Umbaupausen auf der Bühne, anmutend wie der desertierte Kellner eines piekfeinen Restaurants.

BJB-Ballettmeister tanzen auch

Der Ballettmeister auf der Bühne: Yohan Stegli in „In the Blue Garden“ von John Neumeier. Foto: studio visuell heidelberg

Dann trägt Stegli mit nobler Miene und einem Maximum an Würde die Notenständer der Musiker und die Requisiten der Tanztruppe hin und her. Man muss bei seinem Anblick daran denken, dass er, so kostümiert, ein toller Diener Jean sein könnte, etwa wie in Birgit Cullbergs modernem Klassikerballett „Fräulein Julie“ nach dem Strindberg-Stück. Vielleicht choreografiert ja mal jemand eine entsprechende Rolle für ihn. Oder das BJB leistet sich die Cullberg-Lizenz – was aber vermutlich nicht wirklich ins Konzept und auch nicht ins Budget des BJB passen würde. Denn vor allem sind hier neue, junge Arbeiten gefragt.

Mitunter aber kreiert John Neumeier höchstselbst speziell für seine ungewöhnliche Nachwuchstruppe, die er übrigens schon gern vor etwa 20 Jahren ins Leben gerufen hätte. Es fehlte nur immer an Geld und Ressourcen. Neumeiers erstes Haydn-Stück, also zu Musik von Joseph Haydn, entstand fürs BJB: „Alleluja“ nach der 30. Sinfonie des Barock-Komponisten. Vier Paare in hellblauen Kostümen träumen da von einem paradiesischen Gemeinschaftsleben. Das Stück hat die Wirkung eines Geniestreichs: Es wirkt locker-verspielt und dennoch außerordentlich tiefsinnig.

Neumeier und sein BJB: Träumen mit Haydn

John Neumeier choreografierte sein erstes Stück zu Musik von Joseph Haydn fürs Bundesjugendballett: „Alleluja“ – ein paradiesischer Traum vom Leben in Gemeinschaft. Hier bei einem Auftritt in der Hamburgischen Staatsoper. Foto: Holger Badekow

Eine andere Neumeier-Kreation für seine Youngsters ist die sich bei jeder Einstudierung weiter entwickelnde, in sich immer geschlossener werdende Arbeit zu Beethovens Streichquartett in B-Dur op. 130. Neumeier dazu: „Meine Choreografie befindet sich mitten im Entstehungsprozess. Sie wird sich weiter verändern. Genau wie auch diese Compagnie, für die sie geschaffen wurde: das Bundesjugendballett.“ Das Stück zeigt die Geschichte eines jungen Mannes, der sich in Paar- und Dreiecksbeziehungen ausprobiert, zugleich aber auch Anschluss an eine Gruppe sucht.

Neumeier-Kenner fühlen sich bei der Choreografie an die weltberühmte „Vierte Sinfonie von Gustav Mahler“, die Neumeier 1977 in London kreierte, erinnert. Hier wie da wird ein junger Mensch erwachsen, testet das Leben in einer mal freundlich, mal abweisend gesonnenen Gesellschaft. Im Beethoven-Stück ist vor allem der ringkampfähnliche Pas de deux des Helden mit einem zweiten jungen Mann – dem ihm befreundeten Rivalen in der Gunst der Geliebten – gen Ende des Balletts prägnant: eine eigenwillig-akrobatische, dennoch intim-inniglich wirkende ballettöse Delikatesse.

Soeben premierte, bei dem erwähnten „Aufschwung“-Abend im Ernst-Deutsch-Theater, das 2012 uraufgeführte Beethoven-Stück in seiner jüngsten Version: so geschmeidig wie noch nie, dargeboten von der nach ersten Anlaufschwierigkeiten jetzt hervorragend trainierten zweiten Generation des BJB. Vom Niveau her gab es keinen Unterschied mehr zur Hauptcompagnie zu verzeichnen. Im Gegenteil: Das Beethoven-Stück, das noch immer einen dauerhaften Titel sucht, kam so hochkarätig rüber, dass man sich heimlich wunderte, wieso Neumeier es nicht schon längst ins Repertoire seiner rund 60 Haupttänzer überführte.

Die BJB-Tänzer verbleiben indes jeweils nur ein bis zwei Jahre beim Bundesjugendballett-Projekt, dann gehen sie entweder in ein Engagement zu einer „großen“ Compagnie, versuchen als Choreograf oder Freiberufler zu überleben oder wechseln, wie der aus gesundheitlichen Gründen zum Physiotherapeuten umschulende Daan van der Akker, sogar den Beruf. Die Härte des Marktes, aber auch das Glück der guten Referenz bleiben ihnen allen dabei nicht fern. Und sogar der „Unglückspilz“ Daan bereut nicht einen einzigen Tag, den er bei dem Projekt verbrachte. Die BJB-Vorstellungen, bei denen er tanzte, haben sein Selbstverständnis für immer geprägt.

ZWEI JAHRE LEHRZEIT

Die 2 Jahre Mitgliedschaft sind sozusagen Tradition bei kleinen ballettösen Nachwuchsensembles. Aber sonst hat das BJB mit den klassischen „Second compagnies“, den Jugend-Truppen, wie es sie zuerst in Russland gab, dann auch in den USA und Europa, fast nichts gemeinsam. Denn eigentlich gelten diese Ensembles als Lückenfüller, die Jungtänzer springen traditionellerweise für erkrankte oder nicht vorhandene Tänzer einer Hauptcompagnie ein. Sich aufs eigene Profil zu konzentrieren, ist für eine Juniortruppe im Ballett ganz neu – und neu ist auch das ständige bundesweite und auch internationale Tingeln. Provinzmetropolen wie Heidelberg und Fürth stehen da ebenso auf dem Programm wie Berlin und Peking. Rund 100 Auftritte plus diverse Workshops absolvieren die jungen Leute pro Jahr – ein Pensum, mit dem sich auch avancierte Tänzer völlig ausgelastet fühlen würden. Lukas Onken, der Technische Leiter, hat denn auch mit der Auftrittskoordination und der Organisation der vielen Reisen nicht wenig zu tun.

BJB-Auftritte in Hamburg haben dennoch einen ganz speziellen Geschmack. Denn sie sind, was Wunder: Heimspiele. Hier mischt sich das hanseatische Publikum aus Alt und Jung, aus eingefleischten Neumeier-Fans und ballettmäßigen Neuzuschauern. Mehrfach im Jahr gibt sich zum Beispiel eine jugendlich bestimmte Szene im Hamburger In-Club „Uebel & Gefährlich“ ein Stelldichein: wenn das Bundesjugendballett dort improvisiert oder ein anderes Experiment praktiziert. Auszüge aus den „normalen“ Programmpunkten wirken dort, im Club-Umfeld, surreal modern oder auch wie ein anachronistischer Nostalgie-Rückblick. Je nachdem – und besonders beliebt sind die „Impros“ zu jazziger Live-Musik.

Das BJB und ein Sponsor

John Neumeier (sitzend), hinter ihm Kevin Haigen, rechts außen Yohan Stegli – und in der Mitte Dirk Rüter vom Sponsor „Harlequin Floors“: Das Bundesjugendballett hat auch private Geldgeber. Foto: Silvano Ballone

Der ganze BJB-Spaß ist natürlich nicht ganz billig zu haben. 2,8 Millionen Euro spendierte der Bund für die ersten vier Jahre; 2,8 Millionen Euro werden es für die kommenden vier Jahre sein. Das Land Hamburg gab in der Vergangenheit noch großzügig was dazu, so wird es wohl auch künftig sein. Zudem zeigen sich diverse Sponsoren nicht ganz geizig. Mit Lob und Preisen überhäuft zu werden, ist für Neumeier-Tänzer zwar nichts Neues. Aber für solche ganz jungen Tänzer ist es eine Novität, mit derart viel Aufmerksamkeit und Offerten bedacht zu werden. Ihre Arbeitseinstellung entspricht dennoch ganz bescheiden dem, was Kevin Haigen mal für das niedersächsische „heimat live“-TV so formulierte: „Der Punkt ist nicht, wie schön oder wie perfekt die Bühne ist. Der Punkt ist, wie nahe wir an das Publikum kommen.“ Denn Eines, so Haigen, sei klar: „Wir bringen den Tanz zu den Menschen!“
Gisela Sonnenburg

„Im Aufschwung VI“ noch am 20. und 21.11. im Ernst-Deutsch-Theater, Hamburg

26., 27., 28.11.: Auftritte in der Sole-Therme in Otterndorf

Am 12. Februar 2015 tanzt das Bundesjugendballett „Hopes and Fears“, ein Medley aus seinem Repertoire in einer kirchlichen Einrichtung in Hamburg, näheres siehe auf der BJB-Homepage:

www.bundesjugendballett.de

UND BITTE SEHEN SIE HIERHIN: www.ballett-journal.de/impresssum/  

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